Der Forbes -Report: Im letzten Jahr haben Milliardäre ihr Vermögen um 36 Prozent gesteigert

Während mindestens eine Milliarde Menschen täglich mit einem Dollar oder weniger auskommen müssen, hat sich der Reichtum mehr als je zuvor in den Händen einer dünnen Oberschicht konzentriert. Das Forbes -Magazin nennt in seiner neuen Ausgabe die Rekordzahl von 587 Individuen oder Familien, die eine Milliarde Dollar oder mehr besitzen, gegenüber 476 Milliardären im Jahr 2003. Die Summe aller Privatvermögen der diesjährigen Milliardäre erreicht ebenfalls Rekordhöhen - nämlich atemberaubende 1,9 Billionen Dollar (1,54 Billionen Euro). Diese Zunahme um 500 Milliarden Dollar in nur einem Jahr ist auf das erneute Ansteigen der Aktienkurse in den letzten zwölf Monaten zurückzuführen. Der Reichtum dieser wenigen Hundert Menschen übersteigt das gesamte Bruttosozialprodukt der 170 ärmsten Länder der Welt und beträgt fast vier Prozent des Gegenwerts der globalen Jahresproduktion.

Ganz oben auf der Liste steht - wie jedes Mal in den letzten zehn Jahren -Bill Gates, der Mitbegründer von Microsoft, mit 46,6 Milliarden Dollar. Sein Vermögen hat sich im letzten Jahr um 14,5 Prozent erhöht, aber seinen Spitzenwert von 90 Milliarden Dollar im Jahr 1999, kurz vor dem Platzen der Börsenblase am Computermarkt, hat er bei weitem nicht wieder erreicht. Außer seinen Anteilen an Microsoft besitzt Gates beträchtliche Anteile an den Kabelfirmen Comcast und Cox, der kanadischen staatlichen Eisenbahn und dem Müllentsorgungskonzern Republic Services.

Nummer zwei auf der Liste ist der Investor Warren Buffett, dessen Nettovermögen auf 42,9 Milliarden geschätzt wird und damit in nur einem Jahr um kolossale 12,4 Milliarden gestiegen ist. Durch seine Investment-Firma Berkshire Hathaway, deren Börsenwert im letzten Jahr um fünfzig Prozent gestiegen ist, besitzt Buffett die Versicherungskonzerne Geico und General Re, wie auch ein jeweils starkes Standbein bei Coca-Cola, American Express, Gillette und Wells Fargo, um nur einige zu nennen.

An dritter Stelle folgt mit einem gewissen Abstand der deutsche Supermarktmagnat Karl Albrecht mit 23 Milliarden Dollar (18,6 Milliarden Euro), gefolgt vom saudi-arabischen Kronprinzen Alwaleed Bin Talal Alsaud, der 21,5 Milliarden besitzt (darunter einen Anteil von über zehn Milliarden an der Citigroup). Als fünfter erscheint der zweite Gründer von Microsoft, Paul Allen, mit 21 Milliarden Dollar. Außer diesen fünf besteht die Gruppe der reichsten Zehn noch aus der Witwe und den vier Kindern des Wal-Mart-Gründers Sam Walton, von denen jede/r ungefähr zwanzig Milliarden Dollar besitzt. Dieses Vermögen stammt aus ihren gemeinsamen 38 Prozent Anteilen an diesem Discounter, der gemessen am Umsatz zum größten Konzern der ganzen Welt aufgestiegen ist.

Nicht überraschend rühmt sich New York als die Stadt mit den meisten Mega-Reichen, denn 31 Milliardäre residieren in der Stadt, und weitere neun in ihrer Umgebung. Die zweitgrößte Konzentration findet man jetzt in Moskau, wo acht neue Mitglieder in diesem Jahr dem Club der Elite beitreten konnten, und wo jetzt im Ganzen 23 Milliardäre wohnen. Darauf folgt Hongkong mit 16 und San Francisco mit elf Milliardären. Paris, Los Angeles und Tokio haben jeweils zehn, gefolgt von London mit neun Milliardären.

Fast jeder zweite Milliardär der Welt lebt in den Vereinigten Staaten. Diese 275 Personen verfügen gemeinsam über einen Nettowert von 909 Milliarden Dollar. An zweiter Stelle steht Deutschland mit 42 Milliardären, die auf 158 Milliarden Dollar (127,8 Milliarden Euro) geschätzt werden.

Neu in der Liste ist J. K. Rowling, die Autorin der fünf Harry-Potter-Bände, die 250 Millionen Mal verkauft wurden und zwei erfolgreiche Filme hervorgebracht haben. Ihr Aufstieg von der Sozialhilfeempfängerin zur Milliardärin hat das Interesse zahlreicher Medien auf sich gezogen.

Er ist jedoch alles andere als ein Beweis dafür, dass jedermann aufsteigen kann, vorausgesetzt er verfügt über die richtige Mischung aus Talent, Glück und harter Arbeit. Rowlings Erfolgsstory stellt die Ausnahme von der Regel dar. Einer oder zwei weitere auf der Liste, die auf der Grundlage ihres Talents ein Megavermögen aufbauen konnten, wie Oprah Winfrey und der Gründer des Cirque du Soleil, Guy Laliberté, sind dadurch reich geworden, dass sie riesige Unternehmen kontrollieren, die sie um ihre Rolle in der Unterhaltungsbranche herum aufbauen konnten.

Wenn die meisten Milliardäre auf der Liste nicht als Erben, sondern als Selfmademen figurieren, ist dies nur ein Hinweis auf die Rücksichtslosigkeit, mit der sie ihre Arbeiter ausbeuten und die Konkurrenz ausschalten. Dafür ist beispielsweise Wal-Mart-Gründer Sam Walton bekannt. Im Fall der neuen russischen Kapitalisten bezeugt es ihre Neigung, sowohl ihre Rivalen als auch politische Gegner einfach umbringen zu lassen.

Oft stehen die gleichen Namen jahrein, jahraus auf der Liste, was deutlich zeigt, welche Monopolstellung diejenigen genießen, die zu großem Wohlstand kommen. Einige dieser Personen verdienen besondere Erwähnung.

Einer der reichsten Bürger von New York ist der Bürgermeister Michael Bloomberg, mit 4,9 Milliarden netto auf Rang 85 der Welt. Ein weiterer, politisch interessanter Name lautet Thomas Frist junior und Familie, der mit 1,7 Milliarden Dollar bewertet wird. 1968 gründete Frist die Hospital Corporation of America, aus der er die größte profitorientierte Krankenhauskette Amerikas machte. Sein Sohn William ist der Führer der republikanischen Mehrheit im US-Senat. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Verabschiedung des neuen Gesetzes zur medizinischen Versorgung Bedürftiger, Medicare, das die Taschen seiner Familie auf Kosten der Steuerzahler noch weiter füllen wird.

Außer dem bereits erwähnten saudischen Kronprinzen tauchen noch drei weitere Ölscheichs im oberen Bereich der Liste auf: Der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate mit zwanzig Milliarden Dollar, der Sultan von Brunei mit 14,3 Milliarden Dollar und der Kronprinz von Dubai mit zehn Milliarden Dollar. Ein weiterer königlicher Milliardär ist Hans Adam II, der Prinz von Lichtenstein, mit 2,2 Milliarden Dollar (1,78 Milliarden Euro).

Silvio Berlusconi, der Ministerpräsident von Italien, besitzt zehn Milliarden und erscheint an 30. Stelle auf der Liste. Thaksin Shinawatra, der Premierminister von Thailand, und seine Familie werden mit 1,4 Milliarden Dollar aufgeführt.

Während die Reichen immer größere Vermögen scheffeln, kämpfen Millionen von Menschen auf der ganzen Welt unter Bedingungen unsäglicher Erniedrigung ums Überleben. Der Betrag, mit dem der gesamte Weltbedarf an Nahrungsmitteln und Medikamenten gedeckt werden könnte, wird auf etwa dreizehn Milliarden Dollar geschätzt -weniger als ein Prozent des Privatvermögens der Milliardäre dieser Welt.

Siehe auch:
Welthungerbericht: 842 Millionen hungern mitten im Überfluss
(30. Dezember 2003)
Neue Studie der OECD: Die Kluft zwischen Arm und Reich hat von 1975 bis 1995 stark zugenommen
( 6. September 2002)