Eine tödliche Abmachung: Chicago Teachers Union stimmt Präsenzunterricht zu

Die Chicagoer Schulbehörde (CPS), die demokratische Bürgermeisterin von Chicago, Lori Lightfoot, und die Führung der Chicago Teachers Union (CTU) haben sich am Sonntag inmitten der Pandemie auf einen tödlichen Plan zur Wiederöffnung der Schulen im drittgrößten Schulbezirk der USA geeinigt.

Nachdem Lightfoot und die Vorsitzende der CPS, Janice Jackson, die vorläufige Vereinbarung angekündigt hatten, veranstaltete die CTU eine Vollversammlung, bei der nur die obersten Bürokraten sprechen durften, um die rebellischen Lehrkräfte einzuschüchtern und den Ausverkauf durchzusetzen. Für den gestrigen Montag hatte die Gewerkschaft ein Treffen ihrer Delegierten geplant, danach soll die vorläufige Vereinbarung den Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt werden.

Unter den Lehrkräften herrscht erheblicher Widerstand gegen diese tödliche Abmachung, mit der die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts für Zehntausende von Schülern und Lehrern zwischen dem 11. Februar und dem 8. März geplant ist.

Das Chicago Educators Rank-and-File Safety Committee steht an der Spitze des Kampfs zur Organisierung dieses Widerstands, um den Ausverkauf zu verhindern und die Lehrkräfte auf die Vereinigung mit den Arbeitern in allen Industriezweigen zu lenken und zur Vorbereitung eines landesweiten Generalstreiks. Letzten Donnerstag warnte es in einer Erklärung, die CTU werde einen faulen Kompromiss unterzeichnen, und betonte: „Es gibt nichts zu verhandeln. Die Wiederöffnung der Schulen während der Pandemie ist nicht verhandelbar! Leben und Gesundheit sind nicht verhandelbar!“

Diese Ereignisse sind die jüngste und vernichtendste Entlarvung der Gewerkschaften und ihrer pseudolinken Unterstützer. Die derzeitige Führung der CTU ging aus dem Caucus of Rank-and-File Educators (CORE) hervor und hat die Gewerkschaft während der letzten zehn Jahre kontrolliert. Sie basierte auf einem Programm „sozialer Gerechtigkeit“, in dessen Mittelpunkt die Propagierung von Identitätspolitik und die Unterordnung der Lehrkräfte unter die Demokratische Partei stand. In den Jahren 2012 und 2019 hat sie mächtige Lehrerstreiks verraten, die Schließung von Schulen, Massenentlassungen und die Ausweitung von privaten Charter-Schulen akzeptiert. Heute ist sie das zentrale Element der mörderischen Kampagne der Biden-Regierung, bis Ende März die Mehrheit aller Schulen in den USA bis zur achten Klasse wieder zu öffnen.

Das British Medical Journal veröffentlichte am 4. Februar einen Leitartikel, in dem es die Reaktionen der Politiker auf die Corona-Pandemie weltweit als „sozialen Mord“ bezeichnete. Die Gewerkschaften haben weltweit mit Politikern aller Couleur zusammengearbeitet, um die mörderischen Forderungen der herrschenden Eliten umzusetzen.

Wenn die angeblich radikalen Führer der CTU die Öffnung der Schulen durchsetzen, werden sie genauso mitschuldig an der Politik des „sozialen Mords“ sein wie alle anderen Gewerkschaftsbürokraten, darunter die Präsidentin der American Federation of Teachers (AFT), Randi Weingarten, die Präsidentin der National Education Association, Becky Pringle, und die Leiter ihrer bundesstaatlichen und kommunalen Niederlassungen, die überall die Öffnung der Schulen begünstigt haben.

Bei der Mitgliederversammlung der CTU brachte die Führung einen Strom von Ausflüchten und Lügen vor, um die Mitglieder einzuschüchtern und zu zwingen, den Deal zu akzeptieren. Beispielhaft für den undemokratischen Charakter der CTU war, dass die Chat-Funktion während der Versammlung deaktiviert war und dass keines der mehr als 10.000 anwesenden Mitglieder sprechen durfte. Obwohl mehr als 1.400 Fragen eingereicht wurden, beantwortete die CTU nur etwa 250. Der Versuch der CTU-Führer, das Abkommen durchzupeitschen, beruht auf drei zentralen Lügen.

Lüge Nr. 1: Der Wiederöffnungsplan der CTU ist sicher und wissenschaftlich begründet.

Während des letzten Monats hat die CTU während ihrer geheimen Verhandlungen mit der CPS, bei denen keine einfachen Mitglieder anwesend waren, ständig behauptet, sie setze sich für eine „sichere Wiederöffnung“ der Schulen auf „wissenschaftlicher“ Grundlage ein.

CTU-Vizepräsidentin Stacy Davis Gates erklärte am Sonntag in einem aufschlussreichen Kommentar: „Wissen Sie, als wir am Verhandlungstisch saßen, wussten wir, dass wir erstens nicht über Leben und Tod verhandeln sollten. Wie genau macht man das überhaupt? Und als wir dann erklärt haben, dass wir nicht in der Lage sind, über Leben und Tod zu verhandeln, stimmten wir zu, über Sicherheit und Richtlinien zu verhandeln, weil genau das jetzt notwendig sein wird. Und dann haben wir gekämpft. Sie haben uns bei jedem Schritt bekämpft.“

Mit diesen Äußerungen gibt Gates mehr zu, als sie wollte. Tatsächlich hat niemand der CTU das Mandat dafür erteilt, das Leben von Lehrern und ihren Gemeinden als Verhandlungsbasis zu benutzen. Die Lehrkräfte, mit der Unterstützung der Mehrheit der Eltern, wollten von Anfang an den Distanzunterricht fortsetzen. Mit den unklaren „Richtlinien“ hat sich die CTU über das Mandat der Lehrer hinweggesetzt und Lightfoots Forderungen umgesetzt.

Worauf laufen diese „Richtlinien“ hinaus, die nach all ihren angeblichen „Kämpfen“ ausgehandelt wurden?

Gemäß dem Abkommen werden Vor-Kindergarten- und Förderschullehrer und ihre Schüler bereits am 11. Februar wieder in ihre Klassenzimmer zurückkehren. Darauf sollen am 22. Februar Kindergartenerzieher und die Lehrer bis zur fünften Klasse folgen, die Schüler am 1. März. Zuletzt werden die Lehrkräfte der sechsten bis achten Klasse am 1. März zurückkehren, ihre Schüler am 8. März.

Die Prognose von Wissenschaftlern, dass die erstmals in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 in den USA bis März der dominante Virenstamm werden könnte, verdeutlicht die völlige Verantwortungslosigkeit dieses Zeitplans. Die CTU hat zugestimmt, überall in der Stadt mehr als 70.000 Schüler in überfüllte Klassenzimmer zu treiben.

Die CTU hat ihre ursprüngliche Forderung fallen gelassen, der Schulbezirk solle den Präsenzunterricht aussetzen, wenn die Zahl der positiven Tests stadtweit auf über drei Prozent steigt. Stattdessen akzeptiert sie jetzt eine komplexe Gesundheitsmetrik, bei welcher der Bezirk nur eine „Pause des Präsenzunterrichts für 14 Tage“ vorsieht, wenn die stadtweite Positivrate sieben Tage in Folge steigt und jeder Tageswert mindestens 15 Prozent höher liegt als in der Vorwoche und der siebte Tag zehn Prozent oder höher. Alle Schulen sollen nach 14 Tagen wieder öffnen oder dann, wenn diese Kriterien nicht mehr erreicht werden. Nach diesem absurden und verbrecherischen System könnte die Rate der positiven Tests 100 Prozent erreichen, aber solange die Zahlen langsam genug steigen, würden die Schulen geöffnet bleiben!

Was die Impfungen angeht, so hat sich die CTU dem Druck der Mainstream-Medien und des politischen Establishments gebeugt. Diese stützten sich auf die politisch motivierte Erklärung der CDC-Direktorin Dr. Rochelle Walensky vom letzten Mittwoch, dass die „Impfung von Lehrern keine unverzichtbare Vorbedingung für die sichere Öffnung der Schulen ist“. Das vorläufige Abkommen sieht vor, dass wöchentlich 1.500 Lehrkräfte bzw. sechs Prozent der etwa 25.000 Mitglieder der CTU geimpft werden sollen. Danach sollen die meisten Lehrer wieder in die Klassenzimmer zurückkehren, bevor sie die notwendige zweite Dosis des Impfstoffs erhalten.

Alle anderen Aspekte des Deals, darunter Unterbringung, Tests und Lüftung, sind ebenso unwissenschaftlich. Die ganze Prämisse, eine sichere Öffnung der Schulen sei in einer außer Kontrolle geratenen Pandemie möglich, ist von Grund auf falsch. Sollte dieser Plan umgesetzt werden, könnte sich das Virus unter Schülern, Lehrern, Eltern und der ganzen Gemeinschaft ausbreiten und zu einer neuen Welle von Infektionen und Toten beitragen.

Lüge Nr. 2: Die Chicagoer Lehrkräfte sind isoliert, ein Streik würde zu nichts führen.

Bei der Versammlung am Sonntag gab CTU-Präsident Jesse Sharkey den Ton für diese vollständige Kapitulation vor: „Wenn wir [den Deal] ablehnen, schauen wir auf den anderen Weg. Wir würden dann ausgesperrt werden und in den Streik treten. ... Uns sollte bewusst sein, dass dieser Weg Risiken birgt. Es herrscht eine Pandemie. Es ist kalt. Das wäre kein leichter Streik. Es wäre ein Streik, in dem die Führung die Leute zum Distanzarbeiten auffordert. Deshalb wüssten wir nicht, ob Streikbrecher heimgehen und sich an ihrem Computer einloggen.“

Um die Lehrer einzuschüchtern und zur Kapitulation zu zwingen, warnte Sharkey: „Uns könnten wahrscheinlich juristische Folgen drohen. Falls der Streik für rechtswidrig erklärt würde, könnten die Beschäftigten nicht bezahlt werden; in diesem Fall würde die Verwaltung Geldstrafen gegen einzelne Lehrer und die Gewerkschaft verhängen.“

Sharkey und der Rest der CTU-Führung sagten nichts über die zunehmenden Kämpfe von Lehrkräften in den USA und der Welt – in mehr als einem Dutzend Ländern ist es zu Lehrerstreiks gekommen. Ereignisse außerhalb von Chicago wurden nur thematisiert, als sie während der Veranstaltung mehrfach den Super Bowl erwähnten, um die Veranstaltung früher als geplant zu beenden.

In Wirklichkeit haben die Lehrkräfte in Chicago durch ihren Kampf gegen Schulöffnungen eine enorme politische Krise für die herrschenden Eliten in der Stadt und den USA geschaffen. Sie haben weltweit Millionen Menschen inspiriert, die ebenfalls Menschenleben statt Profite schützen und der mörderischen Politik, die in den USA 475.000 und weltweit 2,3 Millionen Todesopfer gefordert hat, ein Ende setzen wollen.

Die CTU-Führung versucht, diesen Kampf genau zu dem Zeitpunkt zu beenden, an dem sich überall der Widerstand formiert. In Philadelphia weigern sich die Lehrer, in ihre Klassen zurückzukehren, folgen stattdessen dem Vorbild der Chicagoer Lehrer und veranstalteten am Montag einen eintägigen Streik. Überall wächst der Widerstand gegen die rücksichtslose Wiederöffnung der Schulen, u.a. in San Francisco, Los Angeles, Washington D.C., Boston und allen anderen Schulbezirken, an denen in den kommenden Wochen der Unterricht wieder aufgenommen werden soll.

Sollte Lightfoot versuchen, Lehrer mit massiven Geldstrafen und Entlassungen zu bestrafen, weil sie um ihr Leben und das ihrer Schüler kämpfen, würde das in der ganzen Arbeiterklasse massive Wut auslösen. Dadurch würden schnell die Bedingungen für einen Generalstreik zur Verteidigung der bedrängten Lehrkräfte entstehen. Das ist jedoch das Letzte, was die CTU und ihre Muttergewerkschaft, die AFT, wollen. Beide sind mit der Biden-Regierung verbündet.

Lüge Nr. 3: Die CTU hat hart für diesen Deal gekämpft, deswegen sollten die Mitglieder ihn akzeptieren.

Die CTU inszeniert sich als „radikale“ Gewerkschaft, die mit allen Mitteln für ihre Mitglieder kämpft. Doch im letzten Monat hat sich ihr wirtschaftsfreundlicher und Demokraten-naher Charakter offen gezeigt. Sie hat sich in jedem Stadium des Kampfs den Öffnungsplänen der Stadt gebeugt und bereits am 4. Januar ohne Arbeitskampf die Rückkehr von Vorkindergarten-Erziehern und Cluster-Lehrern in den Unterricht erlaubt. Stattdessen haben sie die Lehrer ermutigt, individuell zu agieren, weswegen mehr als 100 von ihnen ausgesperrt wurden, was die Gewerkschaft akzeptiert hat.

In Wirklichkeit agiert die CTU als Werkzeug von Lightfoot und der Biden-Regierung, um einen Präzedenzfall für die Eröffnung von Schulbezirken im ganzen Land zu schaffen. Der einzige Grund, warum die Gewerkschaftsbürokraten den Drohungen und Einschüchterungsversuchen dieser Demokraten nachgeben, ist ihre grundsätzliche Zustimmung zu der Forderung nach einer Öffnung der Schulen. Auf diese Weise sollen die Eltern dazu gezwungen werden, an unsicheren Arbeitsplätzen Profite für die Konzerne zu erwirtschaften.

Die Fragestunde nach der Versammlung am Sonntag machte deutlich, wie sehr die Gewerkschaftsführung ihre Mitglieder in Wirklichkeit verachtet. Auf die Frage „Inwieweit hilft das unseren Vorkindergarten-Erziehern und Cluster-Lehrern?“, d.h. den ausgesperrten Lehrkräften, antwortete der CTU-Moderator gleichgültig: „Nichts zu tun, würde ihnen ihre Arbeitsplätze zurückbringen. Wenn wir mehr wollen, müssen wir mehr tun.“

Die Lehrer in Chicago müssen den Ausverkauf zurückweisen, den CTU und Lightfoot ihnen im Auftrag Bidens aufzwingen wollen! Sie müssen sich darauf vorbereiten, diesen Kampf auf alle Teile der Arbeiterklasse in Chicago und den USA auszuweiten!

Die massive Propagandakampagne der letzten Wochen wird in den nächsten 48 Stunden einen Höhepunkt erreichen. Die Mainstream-Medien werden die Schulöffnungen in Chicago als vollendete Tatsache darstellen und benutzen, um überall anders den Widerstand niederzuschlagen.

Im Verlauf dieses Kampfes hat nur die World Socialist Web Site den wirklichen Stimmungen der Lehrer und der Arbeiter überall Ausdruck verliehen. Die überwiegende Mehrheit dieser Arbeiter unterstützt die Lehrkräfte in Chicago und will sich im Kampf mit ihnen vereinen. Diese Arbeit werden wir vertiefen und dafür kämpfen, die Lehrer in Chicago mit ihren Klassenbrüdern und -schwestern im Rest der Welt zu verbinden. Zu diesem Zweck muss ein Netzwerk von Sicherheitskomitees unter Lehrkräften, Autoarbeitern, in der Logistik und dem Transportwesen und allen anderen Branchen im Rest der Welt errichtet werden. Die entscheidende Aufgabe ist es, das Chicago Educators Rank-and-File Safety Committee als Stimme der Opposition aufzubauen, die der CTU-Bürokratie keine Rechenschaft schuldet, und unmissverständlich gegen die Wiederöffnung der Schulen kämpft.

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