Kooperation von Opel und Peugeot/Citroen

Die General Motors-Tochter Opel und der PSA-Konzern (Peugeot/Citroen) haben in der ersten Oktoberwoche angekündigt, nun auch in der Auto-Produktion kooperieren zu wollen. Die beiden europäischen Autobauer läuten damit eine neue Runde von Angriffen auf die Belegschaft ein.

Beide Marken verzeichnen seit Jahren hohe Verluste auf dem europäischen Automarkt. Nachdem sie bereits Teile der Bereiche Einkauf, Logistik und Entwicklung zusammengelegt haben, wollen sie jetzt auch Teile ihrer Produktion zusammenführen. GM hatte bereits im Frühjahr 2012 sieben Prozent der Anteile von PSA gekauft und ist damit einer der Hauptaktionäre.

Die gemeinsame Erklärung enthält noch keine Einzelheiten über die gemeinsame Produktion. Mehrere Medien haben aber über genauere Pläne berichtet. Danach plant Opel, in seinem spanischen Werk in Saragossa das Citroen-Modell C3 Picasso gemeinsam mit dem geplanten Folgemodell des Opels Meriva zu fertigen. Im Gegenzug will das Unternehmen das Nachfolgemodell des aktuellen Zafira ab 2016 im Peugeot-Stammwerk Sochaux vom Band laufen lassen.

Ein Bericht der Automobilwoche zitiert einen PSA-Sprecher mit den Worten: „Die Entscheidung ist im Prinzip gefallen. Wir diskutieren aber noch über wichtige Details wie Volumina und die genauen Kostenstrukturen.“

Der Verweis auf „Kostenstrukturen“ bedeutet im Klartext, dass sich die Arbeiter im PSA-Werk in Sochaux im konzerninternen Wettbewerb noch mit weiteren Lohnkürzungen und einer Steigerung der Arbeitshetze durchsetzen müssen. Auch die Ankündigung, dass C3 Picasso und Meriva auf der gleichen Plattform gebaut werden sollen, was letztlich nur eine Steigerung der Effizienz zu Lasten der Arbeitsplätze bedeuten kann, deutet in diese Richtung.

So sind auch die Äußerungen von Jürgen Pieper, Branchenexperte beim Bankhaus Metzler, zu verstehen, der sich steigende Renditen von der Zusammenarbeit verspricht: „Wenn Opel eine Aktie wäre, wäre sie interessant.“

Ein Opel-Sprecher sagte zur Verlagerung des Zafira, es sei noch keine Entscheidung darüber gefällt worden, wo die nächste Generation von Band laufen wird. Damit wird der Druck auf die Rüsselsheimer Belegschaft nochmals erhöht.

Derzeit wird der Zafira noch im Bochumer Opel-Werk gebaut, das im nächsten Jahr geschlossen wird. Anschließend, 2015, wird das Modell wohl noch ein Jahr lang im Opel-Stammwerk Rüsselsheim montiert, das Nachfolgemodell dann in Frankreich.

Konzernspitze, Betriebsräte und Gewerkschaftsfunktionäre haben gerade das Modell Zafira immer wieder benutzt, um die verschiedenen Standorte mit leeren Versprechungen gegeneinander auszuspielen und die Opel-Belegschaft in Bochum von Arbeitskampfmaßnahmen abzuhalten.

Am 7. April, also eine gute Woche bevor der Opel-Aufsichtsrat endgültig die Schließung des Bochumer Werks für Ende 2014 beschloss, beteuerte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel in einer „Klarstellung“, dass der Zafira nach derzeitiger Planung bis mindestens 2016, eventuell sogar länger in Bochum gebaut werde.

Inzwischen ist das Bochumer Getriebewerk bereits stillgelegt. Am Montag letzter Woche ist das letzte Getriebe vom Band gelaufen. Die 285 Beschäftigten werden zunächst zwangsweise in die Produktion versetzt. Dann sollen sie durch Abfindungen und den Wechsel in eine Transfergesellschaft oder an einen anderen Standort aus dem Werk ausscheiden.

Der Rüsselsheimer Betriebsratsvorsitzende Dr. Wolfgang Schäfer-Klug, der auch den Gesamtbetriebsrat leitet, hatte die Zusage, den Zafira in Rüsselsheim zu bauen, als Sicherheit für die Arbeitsplätze der rund 3.200 dort in der Produktion Beschäftigten verkauft.

Nun wird immer deutlicher, dass die Schließung des Bochumer Werks nur der Auftakt zu einer umfassenden Umstrukturierung der europäischen Standorte nach amerikanischem Vorbild ist. Die gegenwärtigen Produktionskosten sollen massiv reduziert werden. Durch das gegenseitige Ausspielen der europäischen Standorte sollen die Löhne dauerhaft gesenkt, die Sozialleistungen reduziert und zahllose Arbeitsplätze abgebaut werden. Die Belegschaften von Opel und von PSA müssen sich auf erneute Werksschließungen und Kürzungsrunden einstellen.

Frank Schwope, Branchenanalyst der NordLB, meint dazu: „Ich glaube schon, dass Opel und PSA den Plan haben, bei dauerhaft roten Zahlen noch ein Werk zu schließen.“ Es ist gut möglich, dass es der Produktionsstandort Rüsselsheim sein wird.

Betriebsratschef Schäfer-Klug hüllt sich dort derweil in Schweigen. Währenddessen befürchten die Beschäftigten zu Recht, dass in Rüsselsheim massive Einschnitte und letztlich die Schließung des Werks drohen. Während der gesamten letzten Woche drang nichts über den geplanten Abzug des Modells, das vor wenigen Wochen noch als Standortgarantie verkauft wurde, aus den Büros des Betriebsrats nach außen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Funktionäre dort bereits fieberhaft an Plänen arbeiten, wie man der Belegschaft Herr werden kann.

Die Autoarbeiter bei PSA haben ganz ähnliche Erfahrungen gemacht wie ihre deutschen Kollegen bei Opel. Am 29. April genehmigte der Gesamtbetriebsrat von PSA Peugeot-Citroën einen Entlassungsplan, der den Abbau von 11.200 Stellen und die Schließung mehrerer Werke vorsieht, unter anderem des Werks in Aulnay bei Paris bis 2014.

Der konzerninterne Wettbewerb um den Bau neuer Modelle dient als Mechanismus, um eine Kürzungsrunde nach der anderen zu organisieren. Der so genannte „Mastertarifvertrag“, der unter dem Druck von Gesamtbetriebsrat und IG Metall an allen Standorten mit Ausnahme Bochums akzeptiert wurde, beinhaltet Lohnkürzungen von 4,3 Prozent. In Saragossa wurden die Arbeiter vom Opel-Management erst im April zum erneuten Verzicht auf Lohnerhöhungen für mehrere Jahre gedrängt. Inzwischen sind dort die Kosten rund 30 Prozent niedriger als in Frankreich und Deutschland.

Nun ist die nächste Runde eingeläutet. Mit jedem neuen Modell dreht sich die Spirale weiter abwärts. Die von Opel angekündigte „Produktoffensive“ sieht vor, in den nächsten Jahren 23 neue Modelle zu entwickeln.

Diese „Offensive“ richtet sich vor allem gegen die Opel-Arbeiter. Gesamtbetriebsrat und Gewerkschaften werden im Zusammenspiel mit den lokalen Betriebsräten bei jedem neuen Modell den internen Wettbewerb weiter befeuern und versuchen, die Belegschaften gegeneinander auszuspielen, um Arbeitsplätze abzubauen und Löhne zu senken.

In ihrem Wortschatz, der sich aus „Wettbewerbsfähigkeit“, „Überkapazitäten“ und „Standortvorteile“ zusammensetzt, unterscheiden sie sich durch nichts mehr von Aktionären und Vorständen. Als Co-Manager haben sie ihren festen Platz an der Seite der Geschäftsleitung und werden für ihre Arbeit fürstlich bezahlt.

Um die Abwärtsspirale zu stoppen und die Arbeitsplätze zu verteidigen, müssen sich die Arbeiter unabhängig von Gewerkschaften und Betriebsräten organisieren. Sie müssen den Kampf für ein internationales, sozialistisches Programm aufnehmen und das Internationale Komitee der Vierten Internationale als neue revolutionäre Arbeiterpartei aufbauen.

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