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Socialist Equality Party (Sri Lanka)
Die historischen und internationalen Grundlagen der Socialist Equality Party (Sri Lanka)

Die Spaltung mit der WRP 1985-86

23.1. Der zehnte Kongress des IKVI im Januar 1985 war von zwei miteinander verbundenen Phänomenen dominiert: Innerhalb der WRP tobte eine verheerende politische Krise, und fundamentale politische Differenzen, welche die amerikanische Workers League in den vorangegangenen drei Jahren aufgebracht hatte, wurden unterdrückt. Nichts davon wurde diskutiert. Während die WRP ihren früheren prinzipiellen Kampf gegen den Pablismus aufgab, entwickelte sich die Workers League in die entgegengesetzte Richtung. Nachdem der nationale Sekretär der Workers League, Tim Wohlforth, im Jahr 1974 die Partei verlassen hatte, orientierte sie sich bewusst auf die Arbeiterklasse und erklärte den Kampf gegen pablistischen Opportunismus zum Zentrum der Parteiarbeit. Die Workers League spielte die Hauptrolle bei der Untersuchung „Sicherheit und die Vierte Internationale“, gegen die sich alle pablistischen Gruppen erbittert wehrten. Bei dieser Untersuchung wurde das Netzwerk stalinistischer Agenten innerhalb der trotzkistischen Bewegung, die für Trotzkis Ermordung verantwortlich waren, entlarvt. Sie lieferte schlüssige Beweise dafür, dass SWP-Chef Joseph Hansen ein Stalinist, später auch ein FBI-Agent war.

23.2. 1982 präsentierte David North, der nationale Sekretär der Workers League, eine detaillierte Kritik an Gerry Healys „Studien in dialektischem Materialismus“. Er zeigte darin, dass es sich um eine Zurückweisung des dialektischen und historischen Materialismus von Marx handelte. North wies darauf hin, dass Healy „im Namen des Kampfes für den dialektischen Materialismus und gegen Propagandismus“ immer stärker vom Kampf für den Trotzkismus, vor allem für die Theorie der Permanenten Revolution, abgekommen war. Die WRP drohte daraufhin, ihre Beziehungen zur Workers League abzubrechen, wenn North seine Kritik nicht zurückziehe. In einem Brief an WRP-Generalsekretär Mike Banda vom Januar 1984 analysierte North die Positionen der WRP weiter, vor allem in den Beziehungen zum Nahen Osten. Er erklärte, die Workers League sei „äußerst besorgt über wachsende Anzeichen eines politischen Abdrigtens auf Positionen sind, die – sowohl in ihren Schlussfolgerungen wie in ihrer Methode – sehr denen ähneln, die wir historisch dem Pablismus zugeschrieben haben“. Im Februar 1984 schrieb North einen politischen Bericht ans IKVI, in dem er untersuchte, welche Bedeutung die klare Entscheidung der amerikanischen SWP vom Dezember 1982 hatte, sich von der Theorie der Permanenten Revolution zu distanzieren. Er wies auf die Anpassung der WRP nicht nur an die bürgerlichen Regimes im Nahen Osten, sondern auch an die Labour-Linke und die britische Gewerkschaftsbürokratie hin. Die WRP drohte erneut, mit der Workers League zu brechen, und blockierte alle Diskussionsversuche. Die RCL war bei dem Treffen nicht anwesend und wurde über die Diskussion nicht informiert.

23.3. Nach der Niederlage des langen Bergarbeiterstreiks 1985 brach in der WRP eine Krise aus, die schnell zu ihrem Bruch mit dem IKVI und ihrer politischen Desintegration führte. Keerthi Balasuriya fuhr nach Großbritannien, wo er im Oktober 1985 zum ersten Mal von David Norths Kritik hörte. Zusammen mit Vertretern der australischen SLL und dem deutschen BSA unterstützte er Norths Analyse. Am 25. Oktober 1985 veröffentlichte das IKVI zwei Stellungnahmen: Eine über den Ausschluss von Gerry Healy und eine über die Krise der britischen Sektion. Letztere nannte als Quelle der politischen Krise die „Tatsache, dass die WRP-Führung sich über längere Zeit hinweg von der strategischen Aufgabe, die Weltpartei der sozialistischen Revolution aufzubauen, ab und einer zunehmend nationalistischen Perspektive und Praxis zugewandt“ habe. Das IKVI kam zu dem Schluss, dass die WRP ihre Mitglieder dazu verpflichten solle, ausdrücklich die politische Autorität des IKVI anzuerkennen, und dass die britische Sektion sich seinen Entscheidungen unterordnen müsse.

23.4. Am 16. Dezember 1985 bekam das IKVI den Bericht seiner Kontrollkommission über die Finanzaffären der WRP. Als Reaktion auf die Ergebnisse veröffentlichte es eine Resolution, in der es erklärte, dass die WRP einen historischen Verrat am IKVI und an der internationalen Arbeiterklasse begangen habe. Dieser Verrat bestehe „in einer vollständigen Preisgabe der Theorie der Permanenten Revolution, was zu prinzipienlosen Beziehungen mit Teilen der kolonialen Bourgeoisie mit dem Ziel, Geld zu erhalten, geführt“ habe. Das IKVI beschloss, die WRP als britische Sektion bis zu einem Notkongress des IKVI nach dem 8. WRP-Kongress zu suspendieren. Am gleichen Tag wurde eine weitere Resolution angenommen, in der die grundlegenden programmatischen Grundlagen des IKVI und die historische Korrektheit des Kampfes gegen den Pablismus bekräftigt wurden. Die Suspension der WRP war ein wichtiger Schritt, die politische Autorität des IKVI und die zentrale Bedeutung der programmatischen Prinzipien der trotzkistischen Bewegung wieder herzustellen. Die Entscheidung machte klar, dass es in solchen grundlegenden Fragen keine Kompromisse gibt, und sie bildete eine prinzipienfeste Basis für die Lösung der Krise innerhalb der WRP. Von den WRP-Delegierten stimmte nur David Hyland für die Resolution. Er führte eine Minderheitsfraktion in der WRP an, aus der sich später die britische Sektion des IKVI bilden sollte.

23.5. In einem Brief an David North lehnte Slaughter die Unterordnung unter das IKVI ab und erklärte, Internationalismus bestehe darin, „Klassenlinien festzulegen und sie durchzukämpfen“. Das politische Komitee der Workers League antwortete darauf: „Aber wie werden diese Klassenlinien bestimmt? Erfordert dieser Vorgang die Existenz der Vierten Internationale? (...) Das Internationale Komitee der Vierten Internationale ist die historische Verkörperung der ‚ganzen programmatischen Grundlage des Trotzkismus und des Marxismus von Marx und Lenin‘. Die Unterordnung der nationalen Sektionen unter das IK ist der organisierte Ausdruck davon, dass sie mit diesem Programm übereinstimmen und es verteidigen.Diejenigen Parteien, die den Trotzkismus als aktuelle Entwicklung marxistischer Prinzipien und Programms ansehen, sind in der Vierten Internationale organisiert und akzeptieren die Autorität des Internationalen Komitees. Wenn jemand bei seiner Definition des Internationalismus das Programm von seinem organisatorischen Ausdruck trennt, nimmt er den Standpunkt all der revisionistischen und zentristischen Feinde des Trotzkismus ein, die die Kontinuität des Marxismus, wie er im Internationalen Komitee verkörpert ist, leugnen, um sich innerhalb ihrer nationalen Arena freie Hand zu schaffen.“ [54]

23.6. Die WRP trat auf ihrem Rumpfkongress am 8. Februar 1986 aus dem IKVI aus und rechtfertigte dies mit Bandas Dokument „27 Gründe, das Internationale Komitee zu begraben und die Vierte Internationale aufzubauen“, in dem Banda den ganzen Kampf des IKVI gegen den Pablismus verwarf. Alle Unterstützer des IKVI wurden von dem Kongress ausgeschlossen. Innerhalb von ein paar Monaten hatte Banda dem Trotzkismus abgeschworen. Er erklärte, eine Wiederherstellung des Kapitalismus in der Sowjetunion sei unmöglich, und feierte Stalin als den notwendigen bonapartistischen Führer, der die Errungenschaften der Oktoberrevolution verteidigt habe. Das IKVI kam ein Jahr später nach einer ausführlichen Studie aller Tendenzen, die 1985-86 mit dem IK gebrochen hatten, zum Schluss: „Die Hauptorientierung aller gegen das IK gerichteter Tendenzen geht in Richtung einer vollständigen Kapitulation vor dem Stalinismus und der Sozialdemokratie, der Zurückweisung der politischen Unabhängigkeit der Arbeiterklasse, und einer immer ausgesprocheneren Orientierung zur Teilnahme an Volksfrontbündnissen mit Teilen der Bourgeoisie.“ [55]

23.7. Die Spaltung im Internationalen Komitee war Ausdruck tiefer Veränderungen in der wirtschaftlichen Grundlage und des politischen Überbaus des Weltkapitalismus. Die globale Integration des Produktionsprozesses und die Ausbeutung von Billiglohnländern in Asien, die Ende der 1970er Jahre begonnen hatte, hatte die Programme nationaler wirtschaftlicher Regulierung untergraben, auf die sich sozialdemokratische, stalinistische und bürgerlich nationalistische Führungen in der Nachkriegszeit verlassen hatten. Die pablistischen Tendenzen, die innerhalb der Vierten Internationale auftauchten, stellten eine opportunistische Anpassung an die Dominanz dieser bürokratischen Apparate über die Arbeiterklasse dar. Die britische SLL hatte zwar das Programm des Trotzkismus verteidigt, sah sich aber zunehmend isoliert, vor allem nachdem sich die SWP 1963 wieder mit den Pablisten vereinigt hatte, und nach der Spaltung mit der OCI von 1971. Die immer nationalistischere Orientierung der SLL wich in wachsendem Maß von jener der neuen IK-Sektionen ab, die in den 1960ern und frühen 1970ern gegründet worden waren und die sich auf die Lehren aus den Spaltungen von 1953 und 1961-63 gründeten. Mit der Gründung der WRP beschleunigte sich dieser Prozess. Als die WRP den Kampf gegen den Pablismus, der ihre politische Autorität im IK begründet hatte, aufgab, verhinderte sie politische Diskussionen innerhalb der internationalen Bewegung und reagierte auf Kritik mit organisatorischen Drohungen und politischen Provokationen. Der Sieg der Trotzkisten im IKVI und die Wiederherstellung des Trotzkismus als Mittelpunkt der gesamten Arbeit war Ausdruck der Tatsache, dass sich die Klassenbeziehungen veränderten. Dies wurde mit dem Niedergang der alten bürokratischen Organisationen der Arbeiterklasse und der schnellen Rechtswende aller pablistischen Gruppen noch deutlicher.


[54]

Vierte Internationale, Jg. 13, Nr. 2, S. 75.

[55]

Vierte Internationale, Jg. 14, Nr. 1, S. 15.