Truppen raus aus dem Norden und Osten Sri Lankas!

Die World Socialist Web Site ruft Arbeiter und Jugendliche auf, den kriminellen Angriff der srilankischen Armee auf mehr als eine Viertel Million tamilischer Männer, Frauen und Kinder zu verurteilen, die in der Provinz Mullaithivu im Norden des Landes eingeschlossen sind.

Nach 25 Jahren blutigen Krieges gegen die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) eroberte die srilankische Armee am Sonntag Mullaithivu und drängt weiter gegen die Überreste der separatistischen Bewegung vor, wobei sie ihre militärische Überlegenheit wahllos zur Terrorisierung der Zivilbevölkerung nutzt.

Die srilankische Armee hat auch so genannte "sichere Zonen", provisorische Krankenhäuser und Ambulanzen beschossen und bombardiert und dabei Hunderte Zivilisten getötet und verwundet. Die humanitäre Katastrophe entfaltet sich im Verborgenen, hinter dem Schleier militärischer Zensur. Journalisten ist es verboten, sich im Frontbereich aufzuhalten.

Das Internationale Komitee der Roten Kreuzes (IKRK) erklärte gestern, es seien schon Hunderte getötet worden. Wie es berichtet, sitzen mehr als 250.000 Tamilen in der Kriegszone ohne ausreichend Nahrung und medizinische Versorgung fest. Die srilankische Armee hat das IKRK in den letzten Tagen daran gehindert, 200 Schwerverletzte zu bergen, und verhindert die Lieferung lebenswichtiger Hilfsgüter in die Gegend.

Die militärische Offensive im Norden Sri Lankas weist deutliche Parallelen zu der unbarmherzigen, 22-tägigen Offensive Israels gegen Gaza auf. Selbst die Lügen und die Propaganda der Regierungen ähneln sich. Auch der srilankische Präsident Mahinda Rajapakse behauptet, die Armee führe einen "Krieg gegen den Terror", während es sich in Wahrheit um einen grausamen Bürgerkrieg gegen die unterdrückte tamilische Minderheit auf der Insel handelt.

Militärsprecher lügen frech, wenn sie behaupten, es würden keine Kriegsverbrechen begangen. Wenn selbst das nicht mehr zieht, dann beschuldigen sie die LTTE, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu benutzen. Die Armee habe "keine andere Wahl", als die kleine, dicht bewohnte Gegend zu bombardieren. Die Regierung behauptet, die LTTE halte die Zivilbevölkerung gegen ihren Willen fest, aber gleichzeitig werden all jene, die in von der Regierung gehaltenes Gebiet fliehen, in Konzentrationslager-ähnlichen Einrichtungen festgehalten. Ausreichend Nahrung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs werden ihnen vorenthalten. In Wahrheit betrachten Regierung und Militär die gesamte tamilische Bevölkerung als ihren Feind.

Nach dem blutigen Massaker in Gaza müssen auch die neuen Gräueltaten in Sri Lanka der internationalen Arbeiterklasse als Warnung dienen. Die Großmächte unter Führung der USA, die die israelische Regierung stützen, stehen auch hinter der Regierung Rajapakse. Denn trotz der heuchlerischen Sorge um das Los der Zivilbevölkerung hat Washington Rajapakses Aufkündigung des Waffenstillstands von 2002 und die Wiederaufnahme offensiver Operationen im Juli 2006 unterstützt. Die US-Regierung lässt die srilankische Armee in Aufstandsbekämpfungstechnik unterrichten und stellt ihr nachrichtendienstliche Erkenntnisse und Ausrüstung zur Verfügung.

Auch die indische Regierung, die sich angeblich um die "Sicherheit" der Tamilen sorgt, billigt die militärischen Angriffe und steckt mit Rajapakse unter einer Decke. Bei einem Besuch in Sri Lanka am Dienstag erklärte der indische Außenminister Pranab Mukherjee zynisch, die militärischen Siege würden dem mehrheitlich tamilisch bewohnten Norden "Frieden bringen". Was Rajapakse mit dem Norden wirklich vor hat, ist schon in den "befreiten" östlichen Landesteilen zu besichtigen: Ein militärisches Besatzungsregime unter Führung des Chefs einer berüchtigten paramilitärischen Bande.

Die Bezeichnung der LTTE als Terrorgruppe soll die wirklichen Wurzeln des 25-jährigen Bürgerkriegs verschleiern, die in der systematischen Diskriminierung der tamilischen Minderheit seit der Unabhängigkeit von 1948 liegen. Weil die Politiker in Colombo organisch unfähig waren, die wirtschaftliche Rückständigkeit und Armut des Landes auf progressive Weise zu lösen, bedienten sie sich der Methoden der vormaligen britischen Kolonialherren: sie schürten antitamilischen Chauvinismus, um die Arbeiterklasse und die unterdrückten Massen zu spalten und zu beherrschen.

Rajapakse behauptet, er bringe der Insel "Demokratie", dabei zeichnet sich wirkliche Demokratie doch durch Gewährung grundlegender Rechte für alle aus. Tamilen werden in allen Aspekten des Lebens diskriminiert: bei Arbeitsplätzen, Bildung und dem Zugang zum Staatsdienst und zu Dienstleistungen. Der Rassismus hat seinen Eingang in die srilankische Verfassung gefunden, die den Buddhismus zur Staatsreligion erklärt. Das Ziel des Kriegs gegen die LTTE ist die Sicherung der Vorherrschaft der singhalesischen Elite auf der Insel.

Die LTTE konnte jedoch dem tamilischen Volk keine gangbare Perspektive bieten. Ihr militärischer Zusammenbruch im vergangenen Jahr ist Ausdruck ihrer bankrotten Perspektive, die sich auf einen eigenen kapitalistischen, tamilischen Ministaat im Norden und Osten Sri Lankas konzentriert, wofür sie den Schutz der einen oder anderen Großmacht anstrebt. Selbst als die "internationale Gemeinschaft" den kriminellen Krieg der srilankischen Regierung unterstützte, ließ die LTTE nicht davon ab, nutzlose Appelle an eben diese imperialistischen Mächte zu richten.

Die kommunalistische Perspektive der LTTE macht es ihr unmöglich, sich an die singhalesische Arbeiterklasse und Bauernschaft zu wenden. Diese macht sie im Gegenteil für Unterdrückung und Krieg verantwortlich. Ihre gewaltsamen Angriffe auf singhalesische Zivilisten spielen dabei nur den singhalesischen Extremisten und Militaristen in die Hände.

Vor allem zeigt die Auflösung der LTTE und ihre Unfähigkeit, dem tamilischen Volk einen Weg vorwärts zu weisen, dass die tamilischen Arbeiter und Bauern eine neue Strategie brauchen. Der wirkliche Verbündete des tamilischen Volkes ist die internationale Arbeiterklasse. Sie ist die einzige Kraft, die der blutigen Katastrophe in Sri Lanka ein Ende setzen und einen wirklichen Kampf gegen den Kapitalismus führen kann, der die Quelle von Rassismus und Krieg ist.

Nur die Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale und der Socialist Equality Party (SEP) in Sri Lanka kämpfen für ein solches Programm. Die SEP nimmt am 14. Februar an den Provinzwahlen in Nuwara Eliya und Puttalam teil. Die Kandidaten der SEP erklären den Arbeitern, Jugendlichen und Studenten den Klassencharakter des Kriegs, und sie verlangen den sofortigen, bedingungslosen Rückzug der srilankischen Truppen aus dem Norden und Osten des Landes und sofortige Hilfe für die tamilischen Massen.

25 Jahre Krieg gegen die tamilische Bevölkerung haben der arbeitenden Bevölkerung nur Elend gebracht - und zwar Tamilen, Singhalesen und Moslems gleichermaßen. 70.000 Menschenleben wurden ausgelöscht, und Hunderttausende wurden zu Flüchtlingen. Der Preis war die Vernichtung von Tausenden von Arbeitsplätzen, von hart erkämpften Lebensbedingungen, sowie Angriffe auf Grundrechte der arbeitenden Bevölkerung und der Bauern.

Von der Arbeiterklasse wird verlangt, sie solle ihren Lebensstandard opfern. Wer sich gegen das Diktat der Regierung wehrt, wird als LTTE- und Terror-Sympathisant verleumdet. Hunderte Menschen "verschwanden" oder wurden von den Todesschwadronen getötet, die mit dem Militär zusammen arbeiten. Solche Taten werden mit einem militärischen Sieg über die LTTE nicht aufhören, sondern nehmen mit der Verschärfung der Weltwirtschaftskrise und ihrer Auswirkungen auf Sri Lanka noch zu.

Entgegen dem Triumphgeheul der srilankischen Regierung und ihrem kriminellen Krieg betont die SEP, dass die einzige Lösung ein sozialistisches Programm und die Bildung einer Arbeiter- und Bauernregierung ist. Diese muss die arbeitende Bevölkerung in ganz Sri Lanka und auf dem ganzen indischen Subkontinent zusammenschließen, gegen alle Formen ethnischer Spaltung kämpfen und die Gesellschaft auf der Grundlage der menschlichen Bedürfnisse, nicht der Profitinteressen der herrschenden Elite, neu organisieren.

Siehe auch:
Der Fall von Kilinochchi - ein Wendepunkt im Bürgerkrieg
(16. Januar 2009)
Die Weltbank zählt Sri Lanka zu den "in besonders hohem Maße gefährdeten" Ländern
( 7. November 2008)
Sri Lankas Unabhängigkeit: 60 Jahre ethnische Ungleichheit# sozialer Verfall und Krieg
( 13. Februar 2008)
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