Die politische Bedeutung des Aktionskomitees auf der Balmoral Teeplantage

Die Teeplantagenarbeitern der Balmoral Plantage in Sri Lanka, haben in einem mutigen Schritt ein eigenes, von den Gewerkschaften unabhängiges, Aktionskomitee aufgebaut. Dieser Schritt besitzt für Arbeiter auf dem ganzen Inselstaat und weltweit weitreichende politische Bedeutung.

Ihre Entscheidung war das Ergebnis tiefer Verärgerung über die zuletzt vom Ceylonesischen Arbeiterkongress (Ceylon Workers Congress,CWC) in Zusammenarbeit mit der Regierung und den Arbeitgebern ausgehandelten Hungerlöhne. Dieser Tarifabschluss war nur die Krönung von Jahrzehnten währenden bitteren Erfahrungen mit den Gewerkschaften. In einem Aufruf an alle Arbeiter erklärte das Aktionskomitee der Balmoral Plantagen, dass es kein Vertrauen mehr in die Gewerkschaften setze, auch nicht in diejenigen, die sich gegen den Lohnabschluss ausgesprochen haben. Sie riefen deren Rolle bei der Unterdrückung von Arbeitskämpfen während der Lohnverhandlung von 2006 in Erinnerung.

Mit der politischen Unterstützung der Socialist Equality Party führen die Arbeiter der Balmoral Plantage eine Kampagne auf anderen Plantagen, um ihre Kollegen dort zum Aufbau eigener Aktionskomitees und zur Wahl von Delegierten für einen Kongress zu ermutigen, wo Forderungen aufgestellt und ein Aktionsplan zu ihrer Durchsetzung ausgearbeitet werden soll. Das Aktionskomitee ist sich bewusst, dass es einen politischen Kampf nicht nur gegen Arbeitgeber und Regierung zu führen hat, sondern vor allem gegen die Gewerkschaften, die nichts unversucht lassen werden, jeden unabhängigen Kampf der Arbeiterklasse zu sabotieren.

Die Aufgaben die sich vor den Plantagenarbeitern in Sri Lanka erheben, betreffen die Arbeiter weltweit. Inmitten der größten Krise des kapitalistischen Systems seit den 1930er Jahren bestehen Regierungen und Arbeitgeber darauf, dass die arbeitende Bevölkerung mit Gehaltseinbußen, verkürzten Arbeitszeiten, verschlechterten Arbeitsbedingungen und dem Abbau von Arbeitsplätzen dafür gerade steht. Das Argument der Plantagenkonzerne, sie könnten ihren Teepflückern und Arbeitern nicht mehr als 405 Rupien (3,50 US$) am Tag bezahlen, bringen auch alle anderen Unternehmen vor, angefangen bei den Automobilherstellern der USA, Europas und Japans, bis zu den Ausbeuterbetrieben in China und Asien.

Aber das Aktionskomitee der Balmoral Plantage erklärt in seinem Aufruf: "Wir sind nicht verantwortlich für den wirtschaftlichen Zusammenbruch und wir sind deswegen nicht bereit, für die Krise zu bezahlen, die dem anarchischen Profitsystem entsprungen ist. Wir müssen uns mit anderen Arbeitern überall auf der Welt zusammenschließen, um für die Umgestaltung der Welt auf sozialistischer Grundlage zu kämpfen, einer Welt, die unsere Bedürfnisse erfüllt und nicht die einer reichen Minderheit. Es sind immer noch die Arbeiter die die wahren Produzenten allen Reichtums der Gesellschaft sind."

Weltweit machen Arbeiter die gleichen Erfahrungen mit ihrer Gewerkschaft. wie die Plantagenarbeiter. Organisationen, die in der Vergangenheit von den Arbeitern aufgebaut wurden, um ihre grundlegenden Rechte zu verteidigen, stellen sich nun offen an die Seite von Arbeitgebern und Regierungen, um Löhne zu senken, jeden Kampf um Arbeitsplätze zu ersticken und die Profite der Unternehmen zu steigern. Die Gewerkschaften sind zunehmend in den Staatsapparat und die Unternehmensstrukturen integriert. In Sri Lanka agieren die Plantagengewerkschaften zudem als politische Parteien und ihre Führer sitzen im Kabinett von Präsident Mahinda Rajapakse. In den USA sind die Autogewerkschaften, die die Umstrukturierung von General Motors und Chrysler durchboxten, bedeutende Anteilseigner.

Die Verwandlung der Gewerkschaften in Agenten der herrschenden Klasse innerhalb der Arbeiterschaft ist das Ergebnis einer fundamentalen Veränderung der wirtschaftlichen Basis der Gesellschaft während der letzten drei Jahrzehnte. Arbeiter konnten in der Vergangenheit mit den Gewerkschaften Arbeitgebern und Regierungen Konzessionen abringen, weil die Produktion im Nationalstaat verwurzelt war. Die globale Integration von Produktionsprozessen seit den späten 1970er Jahren hat sämtliche Parteien, Organisationen und Programme ausgehöhlt, die auf dem Boden nationaler Regulierung standen. Weit davon entfernt das Los der Arbeiter zu verbessern, arbeiten die Gewerkschaften nun auf Geheiß der Wirtschaft daran, den Arbeitern endlose Zugeständnisse abzupressen.

Der Klageruf der Plantagenunternehmen, dass die Arbeiter Sri Lankas nicht "wettbewerbsfähig" mit Teepflückern in Kenia oder Indien seien, ist den Arbeitern auf der ganzen Welt nur allzu bekannt. Es mag absurd erscheinen, dass Unternehmen sich über ein tägliches Gehalt ihrer veramten Arbeiter von 3,50 Dollar aufregen, doch steckt dahinter eine unbarmherzige ökonomische Logik. Um "international wettbewerbsfähig" zu bleiben, müssen ständig Kosten gesenkt und die Arbeitsproduktivität erhöht werden. Das ist der Grund, warum das letzte Lohnabkommen auf den Plantagen in Sri Lanka an Produktion, Preise und Profite gekoppelt ist.

Die Situation, mit der die weltweite Arbeiterklasse heute konfrontiert ist, ist das Ergebnis von Jahrzehnten des Verrats der Gewerkschaften. Nachdem sie die revolutionären Erhebungen der späten 1960er und der frühen 1970er Jahre eingedämmt und erstickt hatten, gingen die Kapitalisten in die Offensive. 1981 zerschlug die Reagan-Regierung die PATCO Fluglotsen Gewerkschaft. In Sri Lanka strich Präsident J.R. Jayawardene 100.000 Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor, als Arbeiter sich Plänen entgegenstellten, die Insel in ein Billiglohnland zu verwandeln. Wie der AFL-CIO in den Vereinigten Staaten, so machten sich die Gewerkschaften auf Sri Lanka zum willigen Instrument, jede Opposition ins Leere laufen zu lassen und es Jayawardene zu ermöglichen, seine pro-kapitalistische Politik durchzusetzen.

Wie in den USA, so hatte auch der Verrat auf Sri Lanka weitreichende Konsequenzen. Jayawardene trieb seine Offensive gegen die Arbeiterklasse mit der Privatisierung öffentlicher Dienste und Unternehmen, darunter auch der Plantagen, voran. Mit dem Ärger und Widerstand der Bevölkerung konfrontiert, griff Jayawardene auf das altbewährte Mittel srilankischer Politik zurück um die Arbeiterklasse zu spalten, den Rassismus, der in den anti-tamilischen Pogromen von 1983 gipfelte und einen 25-jährigen Bürgerkrieg auslöste. Auf den Plantagen führte die Abscheu vor dem CWC zu einer Reihe von Kleingewerkschaften, die eine größere Militanz für sich in Anspruch nahmen. Doch weil sie mit demselben Programm und derselben Perspektive wie der CWC arbeiteten, spielten sie im Ausverkauf der Arbeiter nur eine umso schändlichere Rolle.

Diese Prozesse sind weltweite Phänomene. Von nationalen Besonderheiten abgesehen, können Arbeiter eines jeden Landes ähnliche Geschichten über den Verrat ihrer Gewerkschaften und Parteien erzählen, die so viel an Verwirrung und Demoralisierung gesät haben. Die Bedeutung der Initiative der Balmoral Plantagenarbeiter liegt darin, dass sie angefangen haben, einen Weg vorwärts zu zeigen. Sie haben erkannt das ihre grundlegendsten Bedürfnisse - die Möglichkeit sich und ihre Familien zu ernähren - nicht nur eine Rebellion gegen Arbeitgeber und Regierung verlangt, sondern auch gegen alle Gewerkschaften, und dass ihr Kampf auf einem politischen Programm basieren muss, das die Gesellschaft auf sozialistischen Grundlagen reorganisiert.

Am Wichtigsten ist, dass der Aufruf des Aktionskomitees der Balmoral Plantage auf einer klaren internationalen Perspektive beruht. Mit Internationalismus meinen wir nicht leere Phrasen über internationale Solidarität, sondern das fundierte Verständnis, dass nationale Spaltungen überwunden werden und die Kämpfe der Arbeiterklasse mehr und mehr weltweit gegen den gemeinsamen Feind, die internationalen Konzerne, organisiert und geführt werden müssen. Er bedeutet auch einen rücksichtslosen politischen Kampf gegen alle Formen des Nationalismus, Protektionismus und Rassismus, welche die Arbeiter gegeneinander aufhetzen.

In Sri Lanka haben die Regierungen seit mehr als 25 Jahren einen anti-tamilischen Krieg geführt, der nun ein furchtbares Erbe an Misstrauen und Vorurteilen hinterlassen hat. Weit davon entfernt, dem Krieg und der rassistischen Propaganda der Regierung entgegenzutreten, haben die Gewerkschaften ausnahmslos alle Proteste und Streiks abgebrochen, wann immer sie der Unterhöhlung der Kriegsanstrengungen beschuldigt wurden. Unter diesen Bedingungen ist es höchst bedeutsam, dass das Aktionskomitee der Balmoral Plantage erklärt: "Wir richten einen gezielten Aufruf an unsere singhalesischen Klassenbrüder und -schwestern. Zu lange schon haben die Regierung und die etablierten Parteien mit ihrer rassistischen Politik einen Keil zwischen uns getrieben."

Die Arbeiter der Balmoral Plantage sind sich der Gefahren und Hindernisse auf ihrem Weg vollauf bewusst. Sri Lanka hat eine lange Geschichte der Einschüchterung und Erpressung von Arbeitern, Polizeiprovokation und Repression, sowie dem Einsatz von Gewerkschaftsschlägern gegen rebellische Arbeiter. Sie sagen, "Wir können nicht alleine kämpfen". Die Socialist Equality Party in Sri Lanka ruft Arbeiter auf der gesamten Insel und weltweit dazu auf, diese Arbeiter zu unterstützen, ihrem Beispiel zu folgen, die notwendigen politischen Schlussfolgerungen zu ziehen und den Kampf für ein internationales, sozialistisches Programm aufzunehmen.

Siehe auch:
SEP kandidiert bei den Wahlen zu den Provinzräten im Süden Sri Lankas
(25. September 2009)
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