LTTE-Kommuniqué droht mit Hinrichtung tamilischer Sozialisten

Das Internationale Komitee der Vierten Internationale und das World Socialist Web Site fordern alle Verteidiger demokratischer Grundrechte dringend auf, von den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) zu verlangen, daß sie drei Mitglieder der Socialist Equality Party von Sri Lanka sofort freilassen. Die LTTE hat die drei Sozialisten in Kilinochchi, einer von der LTTE kontrollierten Region im Norden der Insel, festgenommen.

Offiziell hat die LTTE bisher nichts über den Aufenthaltsort und das Befinden von Thirugnana Sambandan, Kasinathan Naguleshwaran und Rajendran Sudarshan verlauten lassen, obwohl seit ihrer Verhaftung schon fast ein Monat vergangen ist. Auch hat die LTTE bisher keinerlei Beschuldigungen gegen die Mitglieder der SEP erhoben.

Eine Erklärung unter dem Titel "wsws gefährdet das Leben von drei Tamilen", die in Leserforen im Internet verbreitet wird, trägt allerdings alle Merkmale eines Kommuniqués der LTTE. In der anonymen Erklärung, die den Anschein erweckt, mit den Ansichten der LTTE-Führung vertraut zu sein, wird die Verhaftung der SEP-Mitglieder verteidigt und der Versuch einer Gegenkampagne unternommen, mit der das Internationale Komitee (IKVI) und das wsws dazu gebracht werden sollen, ihre Verteidigungskampagne für die tamilischen Sozialisten unter Arbeiterorganisationen, Menschenrechtsgruppen und tamilischen Organisationen fallenzulassen.

Die Botschaft des Kommuniqués ist eindeutig: Sollten das IKVI und das wsws nicht von ihrer internationalen Verteidigungskampagne lassen, dann werden harte Maßnahmen gegen die drei SEP-Mitglieder ergriffen, dann werden sie wahrscheinlich ermordet.

Wenn das IKVI und das wsws weiterhin die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Verhaftungen in Kilinochchi lenken und die Verhafteten SEP-Mitglieder nicht der Gnade der LTTE überlassen sollte, so das Kommuniqué, dann seien sie verantwortlich, wenn die LTTE sie mißhandeln, foltern oder töten sollte. "Das wsws und die Sozialistische Partei", heißt es im Kommuniqué, "haben durch das weltweite Publizieren dieser Frage sicherlich die gewünschte Aufmerksamkeit erreicht. Aber wer ist schuld, wenn das Leben der drei Mitglieder durch ihre Propagandaaktion in Gefahr gerät?"

Das ist ein perverses Argument, das die Realität auf den Kopf stellt und die Opfer der Unterdrückung für die Maßnahmen ihrer Verfolger verantwortlich macht. Die internationale öffentliche Meinung zu mobilisieren, um Druck auf die LTTE auszuüben, entspricht der selbstverständlichen Verantwortung der SEP und des IKVI für ihre Mitglieder.

Die LTTE selbst protestiert gegen die Unterdrückungsmaßnahmen der sri-lankischen Regierung, fordert öffentlich Unterstützung durch internationale Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und erhält sie auch. Würde die sri-lankische Regierung die Ermordung verhafteter tamilischer Kämpfer mit den Bemühungen der LTTE rechtfertigen, öffentlichen Widerstand gegen die Ünterdrückung durch den singhalesischen Staat zu mobilisieren, wie würde die LTTE-Führung auf solch ein absurdes und empörendes Argument reagieren?

Es gibt in der Tat eine auffällige Parallele zwischen dem Versuch der LTTE, mögliche Übergriffe gegen die drei SEP-Mitglieder mit der öffentlichen Verteidigungskampagne für sie zu rechtfertigen, und den Argumenten der sri-lankischen Regierung gegen die Tamilen. Auch die heutige Volksallianz-Regierung rechtfertigt - wie ihre Vorgängerin von der UNP - die systematische Verletzung demokratischer Grundrechte der tamilischen Bevölkerung und den Krieg gegen die LTTE damit, daß die Tamilen ihren Status in Sri Lanka als Bürger zweiter Klasse nicht klaglos akzeptierten.

Wenn die LTTE-Führung um ihr internationales Ansehen besorgt ist, dann hätte sie die tamilischen Sozialisten nicht verhaften sollen, deren einziges "Verbrechen" darin besteht, für ein sozialistisches und internationalistisches Programm zu kämpfen. Wenn die LTTE die Situation klären will, dann gibt es dafür eine einfache Lösung - die bedingungslose Freilassung der SEP-Mitglieder.

Das Kommuniqué der LTTE bestätigt die zwei wichtigsten Punkte, die das IKVI und wsws erhoben haben, sobald sie von der Verhaftung der SEP-Mitglieder erfuhren: daß diese sich in größter Gefahr befinden, und daß der einzige Grund für ihre Verhaftung darin besteht, daß sie politische Gegner der LTTE sind.

In sieben kurzen Absätzen nimmt das Kommuniqué sechsmal Bezug darauf, daß das Leben der drei SEP-Mitglieder "auf dem Spiel stehe", "gefährdet" oder "in großer Gefahr" sei.

In Bezug auf die Verhaftung von Naguleshwaran und Sudarshan wird von einem "Verdacht" gesprochen, sie hätten sich "an illegalen Aktivitäten beteiligt", wobei jedoch nicht näher erläutert wird, worin diese illegalen Aktivitäten bestanden haben. Sonst hätte man nämlich unweigerlich die Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelenkt, daß die LTTE in den Regionen, die sie kontrolliert, jede politische Betätigung, die sie nicht ausdrücklich autorisiert hat, rücksichtslos unterdrückt - seien es Versammlungen, Demonstrationen oder sogar die Verbreitung politischer Literatur.

Weil sie keine plausible Erklärung für die Verhaftung der SEP-Mitglieder hat, nimmt die LTTE zu Unterstellungen und Verleumdungen Zuflucht. Das Kommuniqué beginnt mit einem angeblichen Bericht über die Umstände der Verhaftungen und findet seinen Höhepunkt in giftigen Verleumdungen. Man müsse die SEP "so behandeln, wie es ihrem wahren Wesen entspricht - dem einer Neonazi-Partei oder eines Unterdrückerregimes".

Das Kommuniqué beschuldigt die SEP, sie "weigere sich, gegen die terroristische Taktik der sri-lankischen Regierung vorzugehen", stattdessen "arbeite sie mit Agenten der sri-lankischen Regierung zusammen". (Diese Beschuldigungen wurden seither durch LTTE-Anhänger wiederholt: Ein anderer Bericht im Internet trägt den Titel: "Ausländische Spionageagenten in Tamil Eelam festgenommen", und darin wird behauptet, Sambandan und Naguleshwaran "arbeiteten für ein ausländisches Land" und seien "von ausländischen Agenten bezahlt, um Informationen über die LTTE zu sammeln".)

Dies sind schmähliche und gemeine Verleumdungen. Die SEP von Sri Lanka ist, wie die LTTE sehr wohl weiß, eine unversöhnliche Gegnerin der sri-lankischen Bourgeoisie, und sie hat den 15-jährigen Krieg des sri-lankischen Staats gegen die Tamilen im Norden und Osten immer energisch bekämpft. Die SEP und ihre Vorgängerin, die Revolutionary Communist League, blicken auf eine stolze und ausführlich dokumentierte Geschichte der Verteidigung der demokratischen Rechte aller Tamilen in Sri Lanka zurück - sie haben sowohl die Tamilen in Colombo und den Teeplantagen verteidigt, als auch diejenigen, die in den mehrheitlich tamilischen Gebieten im Norden und Osten des Landes leben. Als die LTTE gegründet wurde, kämpfte die SEP-RCL schon seit zehn Jahren gegen die nationale Unterdrückung der Tamilen.

Trotz tiefer und unüberbrückbarer Differenzen mit der Politik der LTTE und ihrer Perspektive, im Norden und Osten der Insel einen kapitalistischen Ministaat zu gründen, hat die SEP die LTTE gegen die Unterdrückung seitens der sri-lankischen wie der indischen Regierung verteidigt und wird das auch weiterhin tun. Als der Führer der LTTE, Prabakaran, von der indischen Regierung eingesperrt worden war, forderte die RCL seine Freilassung und wandte sich im Gegensatz zur LTTE-Führung von Anfang an gegen das indo-sri-lankische Abkommen von 1987. Sie warnte, dieses Abkommen würde den sri-lankischen Staat gegen die tamilischen Massen stärken.

Noch abwegiger sind die Behauptungen, die verhafteten SEP-Mitglieder arbeiteten als Agenten einer fremden Macht. Die zentrale Aussage des Programms der SEP lautet, daß die Befreiung der Arbeiterklasse und der unterdrückten Massen den Bruch der Arbeiterklasse mit allen Parteien und Institutionen der Bourgeoisie voraussetzt.

Durch keinerlei Verleumdung und noch viel weniger durch Gewalt wird die LTTE sich der wachsenden internationalen Opposition gegen ihre Unterdrückung der SEP entziehen können. Sie muß die drei SEP-Mitglieder frei lassen.

Wir fordern die Leser der wsws dringend auf, ihre Anstrengungen zur Freilassung der drei SEP-Mitglieder zu verdoppeln. Die LTTE hat inzwischen eingestanden, daß deren Leben in großer Gefahr ist, und nach ihrer eigenen Darstellung sind die Gründe dafür ausschließlich politischer Natur: Die LTTE fühlt sich bedroht, weil das IKVI und das wsws den unterdrückerischen Charakter ihres Regimes offenlegen.

Bürgerrechts- und Arbeiterorganisationen, Tamilenvereine und alle, denen demokratische Grundrechte etwas bedeuten, sind aufgefordert, die Verteidigungskampagne zu unterstützen. Besonders appellieren wir an alle diejenigen, denen der Kampf der tamilischen Massen gegen den sri-lankischen Staat am Herzen liegt. Die Unterdrückung der SEP durch die LTTE führt unvermeidlich zu einer Stärkung der Volksallianzregierung und der Armee. Schon in den letzten Wochen hat der Druck des sri-lankischen Staates auf die Mitglieder und Sympathisanten der SEP im Süden zugenommen.

Protestbriefe mit der Forderung nach der bedingungslosen Freilassung der SEP-Mitglieder sollten so bald wie möglich an die LTTE-Führung gefaxt werden. Richten Sie diese Briefe bitte an folgende Adresse:

LTTE
c/o Eelam House
202 Long Lane
London SE1 4QB
Großbritannien

Telephon: 0044-171-403-4554
Fax: 0044-171-403-1653

Schicken Sie bitte Kopien aller Briefe an die

Partei für Soziale Gleichheit
Postfach 100 105
45001 Essen

Tel.: 0201 / 870 130
Fax: 0201 / 870 13 33

e-mail: info@gleichheit

Siehe auch:
LTTE verhaftet drei tamilische Sozialisten in Sri Lanka

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