Opel-AG weitet ihre Angriffe auf die Belegschaft aus

Der deutsche Automobilhersteller Opel, Tochterunternehmen des weltgrößten Autoherstellers General Motors, plant Stellenstreichungen und Lohnkürzungen über den bereits beschlossenen Rahmen des Sanierungsprogramms "Olympia" hinaus. Dieser Sanierungsplan, der bereits die Streichung von 2.500 Arbeitsplätzen allein in Deutschland umfasst, war vom Betriebsrat abgesegnet und im Herbst 2001 beschlossen worden. Der Einigung zwischen Betriebsrat und Unternehmen war ein Manöver vorausgegangen, bei dem das Unternehmen mit Werksschließung gedroht hatte, um es dem Betriebsrat zu ermöglichen, den "Olympia"-Plan als Erfolg verkaufen zu können.

Doch nur wenige Monate nach diesem "Erfolg" ist der "Olympia"-Plan Makulatur. Angesichts düsterer Prognosen für die Automobilbranche im Jahr 2002 und des mit 674 Millionen Euro größten Verlusts in der Unternehmensgeschichte folgt ein weiterer Angriff auf die Belegschaft, um das Unternehmen auf Kosten der Arbeiter in die Profitzone zu bringen. Nach den Planungen des Vorstands soll der Abbau der 2.500 Arbeitsplätze nun statt Ende 2003 bereits Ende diesen Jahres abgeschlossen werden. Die Stillegung der Astra-Schicht in den Werken Antwerpen und Bochum, die für August diesen Jahres geplant war, soll bereits im Mai vollzogen werden. Zusätzlich sollen in Bochum in der Fertigung weitere 500 und in der Motoren- und Getriebefertigung 100 Arbeitsplätze vernichtet werden.

Insgesamt will der Vorstand des Unternehmens unter dem Vorsitz Carl-Peter Forsters in diesem Jahr in der Produktion 350 Millionen Euro einsparen. Um dies zu erreichen, sollen den Belegschaften über den "Olympia"-Plan hinausgehende Lohneinbußen aufgebürdet werden. Das 13. Monatsgehalt soll auf den tariflich geregelten Satz von 45 Prozent gesenkt und die Arbeitszeit auf 30 Stunden ohne Lohnausgleich reduziert werden. Die Löhne weder in diesem noch im kommenden Jahr steigen. Diese Einsparungen bei der Entlohnung und die Streichung weiterer Arbeitsplätze sollen die Produktionskosten pro Auto um 500 Euro senken und europaweit die Produktionskapazitäten der General Motors-Töchter um 700.000 Stück im Jahr senken.

Für die Betriebsräte kommt diese Entwicklung nicht überraschend. Sie sind über die neuerliche Streichliste des Unternehmens sehr viel weniger überrascht, als sie in der Öffentlichkeit vorgeben. Laut einer Studie des World Market Research Centre vom Dezember 2001 soll die Nachfrage nach Autos in Westeuropa in diesem Jahr um 8,8 Prozent sinken. Zusätzlich führt die Euro-Einführung und die damit verbundene Harmonisierung der Preise zu einem nochmals erhöhten Konkurrenzdruck unter den Autobauern.

Dem Programm der Betriebsrats- und Gewerkschaftsbürokratie entsprechend kann die Reaktion auf die Verschlechterung der Absatzprognosen nur weitere Kostenreduzierung und weiterer Arbeitsplatzabbau sein. Der Ansicht des Vorstands, dass das Unternehmen Überkapazitäten abbauen und Kosten reduzieren müsse, um profitabel zu arbeiten, stimmen sie voll und ganz zu. Sie sehen ihre Aufgabe in der Standortsicherung ihrer jeweiligen Werke auf Kosten anderer Werke des Konzerns und machen sich als selbsternannte "Co-Manager" an die Umsetzung der Streichlisten.

Bereits im Dezember ließ der Betriebsratsvorsitzende des Opel-Werks in Bochum, Peter Jaszczyk, nach Besprechungen mit dem Vorstandsvorsitzenden laut heute-online verlautbaren: "Nach meiner realistischen Einschätzung werden wir die Schicht bereits im kommenden Mai streichen müssen." Bei diesen Gesprächen habe er auch bereits von den Vorstellungen des Opel-Chefs erfahren, zusätzlich weitere Hunderte Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Dies sei aber nicht mit ihm verhandelt worden, daher handle es sich lediglich um eine "Wunschliste" des Vorstandschefs.

Die Reaktionen des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Franz ("Das werden wir auf keinen Fall akzeptieren"), oder des Bochumer Betriebsratsvorsitzenden ("Wunschdenken des Werksleiters und nicht beschlossen") stellt den Auftakt für ein weiteres fadenscheiniges Manöver dar. An dessen Ende wird der Betriebsrat ein Programm vorlegen, dass dem Vorstand in "zähen Verhandlungen abgerungen" wurde.

Doch was das World Socialist Web Site bereits im September vergangenen Jahres in Bezug auf das "Olympiaprogramm" schrieb, hat auch auf die anstehenden Verhandlungen zwischen Unternehmen und Betriebsrat volle Gültigkeit: "Ganz gleich, welches Konzept am Ende von den Betriebsrats- und Gewerkschaftsbürokraten mit der Konzernleitung ausgemauschelt wird: dass die Belegschaft auch in Bochum mit neuen Zugeständnissen in Sachen Flexibilität, Intensität und Entlohnung zur Kasse gebeten werden wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche."

Siehe auch:
Opel-Arbeiter vor massivem Stellenabbau und Lohnsenkungen in ganz Europa - Teil 1: IG Metall und Betriebsräte stimmen dem Restrukturierungsplan "Olympia" zu
(11. September 2001)
Teil 2: Die Rolle des Bochumer Betriebsrats und seines Vorsitzenden Peter Jaszczyk
( 12. September 2001)
General Motors wird kurzfristig Tausende Arbeitsplätze vernichten
( 24. Oktober 2001)
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