Anti-Kriegs-Kundgebungen in vielen europäischen Städten

In Hunderten europäischer Städte kam es am ersten Samstag nach Kriegsbeginn erneut zu Massenprotesten, die ein sofortiges Ende des brutalen Kriegs der amerikanischen- und britischen Regierung im Irak forderten.

In Deutschland richteten sie sich außerdem gegen die heuchlerische Haltung der Rot-Grünen Bundesregierung, die der USA nach wie vor passive Unterstützung gewährt. In Hamburg riefen die Demonstrierenden: "Während Bagdad brennt, fliegt Georgie Boy ins Wochenend’" oder "Wir wollen euren Krieg nicht, Schröder, mach den Luftraum dicht!"

Auch vor dem US-Fliegerhorst Spangdahlem in der Eifel nahmen mehrere Tausend Menschen an einer Sitzblockade teil, die jedoch nach einer Stunde von der Polizei geräumt wurde.

In Brüssel begann der Demonstrationszug von rund 25.000 Teilnehmern zunächst ähnlich bunt und friedlich wie in den vorangegangenen Wochen. Er führte an der US-Botschaft vorbei, wo es am Vorabend bereits zu Protesten und dem Einsatz von Polizei-Wasserwerfern gekommen war. Hier blieb ein Teil der Demonstration stehen und forderte in Sprechchören: "Schließt diese Botschaft der Terroristen!", worauf die Polizei erneut Festnahmen durchführte.

Schüler und Studenten hatten sich am Vortag, dem Freitag, 21. März, einer Demonstration des Europäischen Gewerkschaftsbunds angeschlossen. Die Demonstration verurteilte die Privatisierungspolitik der EU und richtete sich an die Staatschefs der 15 Mitgliedsländer, die sich zum EU-Frühjahrsgipfel in Brüssel eingefunden hatten. Etwa 25.000 Gewerkschafter, überwiegend aus Belgien, aber auch aus Frankreich, Deutschland und Österreich, nahmen an diesem Protest teil.

In Frankreich beteiligten sich an diesem Samstag rund 150.000 Menschen an Kundgebungen in über dreißig Städten, darunter Paris - wo 80.000 auf die Straße gingen - sowie Marseille, Straßburg und andern Städten.

In Italien reagierten Hunderttausende Arbeiter und Jugendliche auf den Kriegsbeginn mit spontanen Streiks und Schulboykott. Universitäten wurden besetzt, Züge angehalten, Geschäfte geschlossen, Fahnen auf Halbmast gesetzt und Regenbogenfahnen in die Fenster gehängt. Die drei großen Gewerkschaften - CGIL, CISL und UIL - sahen sich gezwungen, am Freitag zu einem zweistündigen Streik aufzurufen.

Große Demonstrationen gab es in Mailand, wo 100.000 demonstrierten, sowie Bologna, Florenz und Venedig. In Rom fanden zwei Aktionen statt, eine Demonstration der Kriegsgegner gemeinsam mit den Cobas-Basisgewerkschaften und parallel dazu eine Kundgebung des Olivenbaums. Am Denkmal des unbekannten Soldaten prangte mehrere Stunden lang ein Bild Silvio Berlusconis mit Kriegshelm. In Neapel beteiligten sich Tausende Jugendliche an einem Marsch durch die Innenstadt, der bis zu einem Nato-Stützpunkt in Bagnoli bei Mailand führte.

Am Sonntag, 23. März, nahmen auf Sizilien rund 20.000 Demonstrierende an einer Blockade des Nato-Stützpunktes Sigonella bei Catania teil. "Guerra alla guerra dei padroni" - "Krieg dem Krieg der Kapitalisten" - stand auf einem großen Transparent. Die Teilnehmer forderten eine Rückführung dieser Hochburg der US-Air Force in einen zivilen Flughafen.

In Spanien protestierten über eine Million gegen die Kriegspolitik der Aznar-Regierung. Rund 700.000 strömten in Barcelona und eine Viertelmillion in Madrid auf die Straße. In Madrid kam es im Anschluss an die Demonstration zu Jugendunruhen, die von der Polizei mit Knüppel und Gummigeschossen beantwortet wurden; mehrere Personen wurden verletzt.

In der Schweiz fanden Antikriegsaktionen in Aarau, Basel, Bern, Burgdorf, Langenthal, Lausanne, Luzern, Zug und Zürich statt. 20.000 Menschen strömten am Samstag vor das Bundeshaus in Bern, nachdem in den ersten Kriegstagen bereits die Schüler in vielen Städten protestiert hatten.

Eine WSWS -Leserin schrieb uns am Freitagabend aus der Schweiz: "Es ist einfach schrecklich, was jetzt gerade in Irak abgeht! Bagdad wird pausenlos bombardiert ! Gestern waren überall in der Schweiz Jugenddemos. Allein in Bern gingen mehr als 12.000 Schüler auf die Strasse, viele sogar gegen den Willen ihrer Lehrer. Morgen gibt’s wieder Demos im ganzen Land, so auch in Bern. Werde natürlich wieder hingehen!"

Siehe auch:
Für eine internationale Arbeiterbewegung gegen den imperialistischen Krieg
(22. März 2003)
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