Mehr als zehntausend Menschen demonstrieren in Hannover gegen den Krieg

In Hannover haben am Donnerstagvormittag, dem Tag nach der ersten Kriegsnacht, mehr als zehntausend Schüler gegen die US-Militäraktionen gegen Irak demonstriert. Um 11.00 Uhr hatten sie ihre Schulen verlassen und sind in vier Sternmärschen zum Opernplatz in die Innenstadt gekommen. Auf der Kundgebung dort forderten vor allem Schülervertreter ein sofortiges Ende des Krieges und eine konsequente Antikriegspolitik der Bundesregierung. Amerikanische Militärbasen müssten gesperrt, Überflugrechte verweigert werden.

In ihren Sprechchören gingen die Schüler noch weiter. "Wir vertrauen keiner Regierung!", "Hoch die internationale Solidarität!" oder "Auf zum Widerstand - Gegen Krieg in jedem Land!" wurde immer wieder in allen Teilen der Demo angestimmt. "Die Stimmung hatte schon etwas von einer neuen Jugendbewegung, aber teilweise fehlte da die Richtung.", erklärte ein Schüler einer Hannoveranischen Gesamtschule.

Diese Mischung führte wohl auch dazu, dass am Ende der Kundgebung mehrere hundert Schüler zum nunmehr von CDU und FDP dominierten Landtag zogen und dort durch eine Sitzblockade den Eingang versperrten. Die Polizei löste diese Blockade auf. Andere Jugendliche haben versucht eine McDonalds Fiale in der Innenstadt zu besetzen, wurden daran von der Polizei aber frühzeitig gehindert.

Um 17.00 Uhr fand eine weitere Kundgebung statt, zu der das Friedensbündnis Hannover aufgerufen hatte. Zu den mehreren tausend Teilnehmern sprachen neben Vertretern der Kirchen, Gewerkschaften und Attack, auch der langjährige Oberbürgermeister von Hannover Herbert Schmalstieg (SPD). Die Anwesenden entgegneten ihm teilweise mit Applaus, zu großen Teilen auch mit Buhrufen und pfiffen. Alle Redner appellierten mehr oder weniger wortradikal an die rot/grüne Regierung, den Antikriegskurs fortzusetzen oder konsequenter zu verfolgen.

Jan-Christoph, ein 22jähriger Geographiestudent aus Hannover sagte gegenüber der WSWS: "Ich bin hier, weil ich gegen jeden Krieg protestieren will. Hinter dem Friedenskurs der Bundesregierung stehen auch nur ökonomische Interessen. Ich würde mir weit mehr Konsequenz wünschen." "Man darf nicht davon ausgehen, dass Schröder und Fischer aus Pazifismus heraus gegen den Krieg auftreten. Es geht hier sicherlich um wirtschaftliche Interessen, z.B. Handelsinteressen mit dem Irak. [...] Ich glaube, dass für die Zukunft die Chance besteht, dass eine neue globale Bewegung entsteht, die solche Kriege verhindern kann." gab André, ein Zivildienstleistender aus Hannover an.

Nach der Kundgebung setzten sich mehr als tausend vor allem jüngere Teilnehmer zu einer spontanen Demonstration durch das Stadtzentrum in Bewegung. Auch hier hörte man verschiedene Parolen, die immer wieder auftauchten. "Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt" oder "USA bricht Völkerrecht".

Die Polizei provozierte die friedlichen Demonstranten immer wieder durch Blockaden der Route. Willkürlich griffen sie mitunter minderjährige Demonstranten heraus. Ein Vertreter des StadtschülerInnenrats wurde von der Polizei angegriffen, weil er Beamte beleidigt hätte. Ein anderer Demonstrant wurde in Gewahrsam genommen, nachdem eine leere Bierdose in die Demo geflogen ist. Beteiligte erklärten, man habe gar nicht feststellen können, woher die Dose gekommen sei. "Die Polizei war wirklich äußerst aggressiv", erklärte uns eine junge Demonstrantin.

Siehe auch:
Die Bush-Regierung verstößt gegen das Völkerrecht
(19. März 2003)
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