Rhein-Ruhr-Region: Demonstrationen gehen weiter

Am zweiten und dritten Tag nach dem Angriff auf den Irak gehen in der Region Rhein-Ruhr die Demonstrationen unvermindert weiter. Während am Freitag vorwiegend Schülerinnen und Schüler zu Tausenden in fast allen Städten des Ruhrgebietes die Schulen verließen und auf die Straße gingen, kamen am Samstag auch ganze Familien und Menschen aller Altersgruppen und sozialer Schichten.

In Herne waren am Freitag über 4000 Jungen und Mädchen aus Hauptschulen und Gymnasien mit Transparenten auf die Straße gegangen. Allein im Bochumer Stadtteil Wattenscheid waren es 3000, die sich versammelt hatten, um sich an einem Sternmarsch in die Bochumer Innenstadt zu beteiligen. Auch auf Schulhöfen, in Aulen und Klassenräumen fanden Aktionen und Diskussionen über den Krieg statt. Auch Kindergärten und Grundschulen beteiligten sich an dem Protest. Lehrkräfte und Erzieherinnen erklärten, es sei wichtig, dass die Kinder ihre Ängste und ihre Empörung darüber, dass unschuldige Menschen, Männer, Frauen und Kinder im Krieg sterben müssen, artikulieren dürfen.

In vielen Schulen hatten die Schulleiter zwar verboten, dass die Schüler dem Unterricht fernbleiben, aber die Schüler und Schülerinnen setzten sich darüber hinweg. Nordrhein-westfälische Bezirksregierungen drohten mit Bußgeldern von 173 €, wenn Kinder unentschuldigt dem Unterricht fernblieben oder auf Demonstrationen gesehen würden, obwohl sie krank gemeldet seien.

Die Medien berichten, am Samstag hätten sich in Nordrhein-Westfalen ungefähr 25.000 Menschen an den Kundgebungen, Mahnwachen und Demonstrationen beteiligt.

In Köln versammelten sich etwa 4.000 Demonstranten, darunter zahlreiche Künstler und Prominente. Auch in Bochum, Wuppertal, Hagen, Münster, Castrop-Rauxel und anderen Orten protestierten wieder Tausende gegen den Krieg.

Düsseldorf

Vor dem Düsseldorfer Rathaus versammelten sich am Samstag um die Mittagszeit 5000 bis 6000 Menschen. Zu dem "Friedenstag" hatte ein breites Bündnis von etwa 60 kirchlichen und politischen Organisationen aufgerufen. Die einzige Rede auf der Kundgebung hielt ein Vertreter der evangelischen Kirche, die höflich, aber ohne Begeisterung aufgenommen wurde. Etwas mehr Beifall erhielt der Kabarettist Volker Pispers, der die offensichtlichen Lügen der US-Regierung aufs Korn nahm und die Bundesregierung für ihre Haltung lobte. Ein Grußwort der Landesregierung sprach der Arbeits- und Wirtschaftsminister Harald Schartau.

Viele Jugendliche äußerten sich etwas enttäuscht über den Charakter der Kundgebung und prangerten die mehr oder weniger indirekte Unterstützung der Bundesregierung für den Krieg an, indem sie den USA die volle Nutzung ihrer Militärbasen und die Überflugrechte garantiert, weitere deutsche Soldaten in Kuwait stationiert und als Besatzung in den AWACS-Flugzeugen mitfliegen lässt, die an der türkisch-irakischen Grenze patrouillieren. Außerdem entlaste sie die US-Armee durch die Verstärkung ihrer Truppen in Afghanistan.

Nach der Kundgebung formierte sich ein Demonstrationszug, dem sich noch zahlreiche Menschen zusätzlich anschlossen. Er führte durch die Düsseldorfer Altstadt auf die Rheinwiesen. Dort wurde aus bis zu 10.000 Menschen der Schriftzug "PEACE" geformt. Das Bild, das aus der Luft fotografiert wurde, soll in die gesamte Welt gesendet werden.

Siehe auch:
Für eine internationale Arbeiterbewegung gegen den imperialistischen Krieg
(22. März 2003)
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