Die NSSP der "Friedensprozess" und die Wahlen in Sri Lanka

Die Nava Sama Samaja Party (NSSP) spielt hinsichtlich der bevorstehenden Wahlen in Sri Lanka eine üble Rolle. Sie und ihre "linken" Anhängsel unterstützen Premierminister Ranil Wickremesinghe und dessen rechtsgerichtete United National Front (UNF) als angeblich "kleineres Übel" gegenüber dem Lager von Präsidentin Chandrika Kumaratunga.

Dabei nutzt die NSSP die Angst vor einem Rückfall in den Bürgerkrieg aus, die in der Bevölkerung weit verbreitet ist, nachdem die Präsidentin am 7. Februar die UNF-Regierung abgesetzt und sich mit der singhalesisch-chauvinistischen Janatha Vimukthi Peramuna (JVP) verbündet hat.

Nach diesem offenen Verstoß gegen parlamentarische Normen droht die Gefahr, dass Kumaratunga die Macht in ihren Händen konzentriert. In dieser Situation stützt die NSSP das morsche Gebäude der offiziellen Politik und versucht zu verhindern, dass sich Arbeiter einer revolutionären sozialistischen Alternative zuwenden. Breite Schichten von Arbeitern, Jugendlichen und Intellektuellen waren in jüngster Zeit immer stärker von beiden großen Parteien abgerückt.

Nur vier Tage, nachdem Kumaratunga die UNF-Regierung entlassen hatte, gab die NSSP auf einer Pressekonferenz in Colombo die Gründung einer neuen Allianz bekannt - der Neuen Linken Front (NLF). Hauptsprecher war NSSP-Führer Dr. Wickramabahu Karunaratna. Anwesend waren außerdem der Führer der Demokratischen Linken Front (DLF), Vavudeva Nanayakkara, der 1994 aus der NSSP ausgetreten war, sowie Chandra Kumarage von der Lanka Sama Samaja Party (Alternativgruppe), die sich vor kurzem von der LSSP abgespalten hat. Alle drei Parteien bezeichnen sich zu Unrecht als sozialistisch.

Die aus nur vier Absätzen bestehende Presseerklärung der NLF übte formal Kritik an den großen Parteien: Kumaratunga sei dem Druck "rassistischer, religiöser Sektierer und militärischer Kräfte" erlegen. Wickremesinghe habe seinerseits "diesen verblendeten Schritt nicht verhindert", er "verbeugt sich weiterhin vor dem globalen Kapitalismus". Die Menschen seien gefangen zwischen "einem gefährlich rassistisch/kapitalistischen Lager" und "einem weiteren kapitalistischen Lager, das nach der Pfeife des globalen Kapitals tanzt".

Die NLF verpflichte sich, so die Erklärung weiter, "eine Kraft aufzubauen, die die Massen aus ihrem Elend errettet". Diese "Kraft" besteht jedoch nicht aus den Massen selbst. Karunaratna wies jede unabhängige Rolle der Arbeiterklasse ausdrücklich zurück und erklärte auf der Pressekonferenz, dass der Zweck der NLF ausschließlich darin bestehe, "die kommende Regierung unter Druck zu setzen, um Frieden und Demokratie zu verteidigen". Der DLF-Führer Vavudeva Nanayakkara erklärte, es sei das Ziel der Front, "den Friedensprozess voranzubringen".

In Wirklichkeit arrangieren sich NSSP und DLF im Namen der Verteidigung des "Friedensprozesses" immer offener mit Wickremesinghe und stellen die UNF als bessere Alternative zur Allianz von JVP und Kumaratungas Sri Lanka Freedom Party (SLFP) dar. Damit ordnen sie die Interessen der Arbeiterklasse direkt denen der herrschenden Klasse und des globalen Kapitals unter.

Dies zeigt sich nirgends klarer als in den Fällen, in denen NSSP und DLF die Regierung dabei unterstützen, eine wachsende Welle von Streiks und Protesten gegen ihr wirtschaftliches Umstrukturierungsprogramm zu ersticken. NSSP- und DLF-Führer sind schon mehrmals privat mit führenden Ministern der Regierung zusammengetroffen, am 5. Januar sogar mit Wickremesinghe selbst, um ihre Unterstützung im Konflikt mit Kumaratunga anzubieten und ihm Ratschläge zu erteilen, wie am besten mit der Streikbewegung umzugehen sei.

Als Ende Januar ein Streik von 17.000 Eisenbahnarbeitern gegen die Privatisierung der Bahn ausbrach, schloss sich die kleine, NSSP-geführte Technikergewerkschaft mit anderen, die UNF unterstützenden Gewerkschaften zusammen, unterschrieb einen Vertrag mit der Regierung über die Verschiebung ihrer Pläne und würgte sämtliche Streikaktionen ab. NSSP-Führer Karunaratne verteidigte die Entscheidung und erklärte auf einer Pressekonferenz, es sei die "Pflicht" seiner Partei, den Streik zu stoppen, um der Regierung die Fortsetzung des "Friedensprozesses" zu ermöglichen.

Auf einer NLF-Versammlung vom 2. März rechtfertigte Karunaratna seine Unterstützung für Wickremesinghe mit den Worten: "Um Frieden zu schaffen, müssen wir uns sogar mit Mahsona [dem Leibhaftigen] zusammenschließen". Wenn keine linke Regierung möglich sei, erklärte er der Zuhörerschaft, dann müsse das Volk eine Regierung schaffen, die für den Frieden arbeite. "Wir fordern von Ranil [Wickremesinghe], all jene zusammenzubringen, die Frieden wollen, und vorwärts zu gehen, um Frieden zu schaffen."

Der "Friedensprozess"

Seit fast zwei Jahrzehnten haben alle Regierungen von den Arbeitern verlangt, für den Krieg Opfer zu bringen. Und jetzt sagt die NLF den Arbeitern, dass sie keine andere Wahl hätten, als Wickremesinghe - "den Leibhaftigen" - und dessen UNF zu unterstützen und ihren Lebensstandard für den "Frieden" zu opfern.

Die NLF setzt Frieden mit dem "Friedensprozess" der UNF gleich. Mit diesem zynischen Trick unterstellt sie, dass die UNF die einzige Alternative zur gefährlichen Allianz von Kumaratungas SLFP mit der JVP sei. In Wirklichkeit war Wickremesinghes Partei, die United National Party (UNP), für den Ausbruch des Bürgerkriegs verantwortlich und hat unzählige Angriffe auf den Lebensstandard und die demokratischen Rechte der Bevölkerung unternommen. Doch für die NLF gibt es keine Alternative zu den Plänen der Großmächte und der Wirtschaft. Ihrer Meinung nach darf die Arbeiterklasse keinen eigenen Weg gehen, um den Krieg zu beenden.

Wie sieht der "Friedensprozess" aus, den die NLF so enthusiastisch unterstützt?

Jahrelang ignorierten die Hintermänner der Regierung im Ausland - die USA, Japan und die europäischen Mächte - entweder den Bürgerkrieg in Sri Lanka, oder sie unterstützten den rassistischen Krieg aktiv. Ihr jetziges Interesse an "Frieden" hat nichts mit humanitärer Sorge um das srilankische Volk zu tun, sondern mit der wachsenden wirtschaftlichen und strategischen Bedeutung des indischen Subkontinents. In den neunziger Jahren strömten Investoren wegen der billigen und gut ausgebildeten Arbeitskräfte nach Indien, um diese für zahlreiche Büro-, Computer- und technische Dienstleistungen zu nutzen. Sie verwandelten das Land in das "Büro der Welt", wie es manchmal genannt wird.

Nach Bushs Amtsantritt, und besonders nach den Terroranschlägen vom 11. September, mischten sich die USA stärker in Sri Lanka ein. Unter dem Banner des "Kriegs gegen den Terrorismus" überfielen sie Afghanistan und versuchten in Zusammenarbeit mit der Hindu-Regierung in Neu Delhi, ihren Kurs auch in jener Region durchzusetzen, die strategisch an die rohstoffreichen Regionen des Mittleren Ostens und Zentralasiens grenzt.

Ebenso wie die Unruhen in Kaschmir und Nepal betrachten die USA den Bürgerkrieg in Sri Lanka als ihren Ambitionen in der Region abträglich. Die Bush-Regierung unterstützt den "Friedensprozess", damit der Konflikt diese ohnehin instabile Region nicht noch weiter destabilisiert. Vor allem das benachbarte Indien, in dem ein großer Teil der globalen Investitionen in die Computertechnologie konzentriert ist, soll gesichert werden. Das Weiße Haus unterstützt die Friedensverhandlungen nur, insoweit sie den Interessen der USA dienen. Indem die USA die LTTE immer noch als "Terrororganisation" einstufen, will sich Washington offensichtlich eine Hintertür offen halten. Es kann eine Wiederaufnahme des Kriegs durch das srilankische Militär unterstützen, falls die LTTE sich widerspenstig zeigen sollte.

In Colombo wird der "Friedensprozess" von Konzern- und Bankchefs unterstützt, die mit wachsender Frustration zusehen mussten, wie der Krieg die Insel von den Investitionsmöglichkeiten abschnitt, die sich in Indien auftaten. Auf ihr Betreiben hat Wickremesinghe auf die Friedensgespräche gedrängt und gleichzeitig ein umfassendes Programm wirtschaftlicher Reformen vorangetrieben, das das Land in eine regionale Basis für das globale Kapital - das Singapur Südasiens - verwandeln sollte. Der Verhandlungsführer der LTTE, Anton Balasingham, zeigte sich begeistert. Sri Lanka müsse zu einem "Tigerstaat" werden, erklärte er anlässlich der ersten Gesprächsrunde 2002.

So war der "Friedensprozess" von Anfang an gegen die Bedürfnisse und Hoffnungen der Bevölkerungsmehrheit gerichtet. Hinter verschlossenen Türen fanden Verhandlungen zwischen den rivalisierenden Schichten der singhalesischen, tamilischen und muslimischen herrschenden Eliten statt, um einen Vertrag über die Teilung der Macht zu erreichen. Die Gesprächsstruktur ist Ausdruck des Kommunalismus, der jeden Aspekt der offiziellen Politik Sri Lankas durchdringt.

Ein abschließender Vertrag wurde bisher nicht vorgelegt, geschweige denn beschlossen. Aber die diversen Pläne für eine Interimsregierung im Norden und Osten weisen die gleichen antidemokratischen Züge wie die Gespräche selbst auf. Sowohl die LTTE als auch die Regierung schlagen die Schaffung eines Gremiums aus singhalesischen, tamilischen und muslimischen Abgeordneten vor, die nach einer der Größe jeder Volksgruppe entsprechenden Formel gewählt werden sollen. Auf dieser Grundlage würde eine Regierung eingesetzt werden, die nicht von der Bevölkerung gewählt wurde. Ein solches Verfahren würde ethnische und religiöse Spaltungen verewigen und zu weiteren Konflikten führen. Frieden würde damit nicht geschaffen.

Die "zivile Kraft" der NLF

Bei der Pressekonferenz vergangenen Monat rief die NLF "alle linken, progressiven Parteien und Führer" dazu auf, eine "zivile Kraft" aufzubauen, um "den Friedensprozess zu retten und vorwärts zu bringen". Die zivile Kraft werde auch benötigt, "um Volksdemokratie und Freiheit zu verteidigen" und "die Lebensbedingungen der Bevölkerung vor den eisernen Stiefeln ausländischer Mächte zu schützen".

An wen appelliert die NLF und was ist diese "zivile Kraft"? In der NLF-Presseerklärung heißt es: "Wir erwarten von der Lanka Sama Samaja Party (LSSP) und der Sri Lanka Communist Party (KP), dieser Front beizutreten." Aber diese alten "Arbeiter"-Parteien hatten sich innerhalb weniger Tage der JVP-SLFP angeschlossen - das heißt, sie waren offen dem beigetreten, was die NLF das "gefährliche rassistisch/kapitalistische Lager" nennt.

Früher konnten die NSSP und DLF zuweilen ihre eigenen Gewerkschaftsapparate nutzen, um Unterstützung für ihre Kampagnen zu mobilisieren. Aber wie in anderen Ländern auch, haben die Gewerkschaften in Sri Lanka die Regierung bei der Umsetzung ihrer Politik wirtschaftlicher Umstrukturierung und Privatisierung unterstützt. Ihr jahrzehntelanger Verrat hat dazu geführt, dass die Arbeiter ihnen nur noch mit Abscheu begegnen. Die elende Bilanz von NSSP und DLF hat erreicht, dass ihre frühere starke Basis in der Gewerkschaft so gut wie zusammengebrochen ist.

Der Ruf der NLF nach einer "zivilen Kraft" zielt in eine andere Richtung: Sie richtet sich an die Vielzahl von NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen), die in den letzten Jahrzehnten in Sri Lanka wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Diese NGOs sind Teil eines ausgedehnten internationalen Netzes, das sich über die gesamte so genannte Dritte Welt erstreckt, nachdem die alten politischen Sicherheitsventile - die Gewerkschaften, bürgerlich-nationalistischen und reformistischen Parteien - sich erschöpft haben. Die NGOs geben sich überhaupt nicht den Anschein von Arbeiterverbänden, sondern sind Organisationen, die direkt oder indirekt von Teilen der lokalen Bourgeoisie und der großen imperialistischen Zentren unterhalten und finanziert werden. Während die NGOs sich einer breiten Palette von Themen widmen, besteht ihre hauptsächliche Funktion darin, zu verhindern, dass die explosiven Klassengegensätze in Ländern wie Sri Lanka in eine offen revolutionäre Richtung gehen.

NSSP und DLF haben Verbindung zu einer ganzen Anzahl von NGOs in Sri Lanka, besonders zu denen, deren Zweck es ist, den "Friedensprozess" zu verkaufen. Dazu gehören der Nationale Friedensrat von Sri Lanka und das Zentrum für Politikalternativen, die beide enge Beziehungen zu zahlreichen lokalen und ausländischen Institutionen, wie z. B. lokalen Wirtschaftsgruppen, unterhalten. Der Nationale Friedensrat erhält Gelder von staatlichen Entwicklungshilfeinstitutionen in den USA, Japan, Norwegen und weiteren EU-Staaten. Andere NGOs, wie Saravodaya, die sich ursprünglich auf Agrarfragen konzentrierten, haben ihr eigenes Friedensprogramm gestartet. Saravodaya bezieht Gelder von Quellen aus 35 Ländern, darunter den USA und Europa.

Eine wichtige Rolle spielen NSSP und DLF in der vor kurzem gegründeten Nationalen Bewegung für Frieden und Demokratie (NMPD)- einer Schirmorganisation, die aus rund 400 großen und kleinen srilankischen NGOs besteht. NSSP-Führer Karunaratna und das DLF-Mitglied Nimalka Fernando gehören ihrem Organisationssekretariat an. Ein Hauptzweck besteht darin, allen Gruppen, die den "Friedensprozess" unterstützen, eine gemeinsame Plattform zu schaffen, sogar der rechten UNF. Auf einer öffentlichen NMPD-Versammlung Ende Februar traten Karunaratna und DLF-Führer Nanayakkara öffentlich Seite an Seite mit Premierminister Wickremesinghe auf, wodurch sie einmal mehr versuchten, mit ihrem "linken" Image dessen Auftritt als Mann des Friedens Glaubwürdigkeit zu verschaffen.

Eine Geschichte voller Katastrophen

Die NSSP weist eine lange Bilanz opportunistischer Manöver auf - die alle für die Arbeiterklasse katastrophale Folgen hatten. Ihre prinzipienlose Politik kann bis auf ihre Ursprünge in der LSSP zurückverfolgt werden, die 1964 ihre trotzkistischen Grundlagen offen verleugnete und in die bürgerliche Regierung von Kumaratungas Mutter, Sirimavo Bandaranaike, eintrat.

Die Gründer der NSSP, zu denen auch Karunaratna und Nanayakkara gehören, blieben noch weitere zehn Jahre in der LSSP. Sie waren auch noch in der LSSP, als diese 1970 in die zweite Bandaranaike-Regierung eintrat, die 1971 einen Aufstand von singhalesischen Bauernjugendlichen brutal niederschlug und 1972 eine neue rassistische Verfassung erließ, die das Singhalesische zur Staatssprache und den Buddhismus zur Staatsreligion erklärte. Erst 1976 spalteten sie von der LSSP, nachdem Bandaranaike diese aus der Regierungskoalition hinausgeworfen hatte.

Der Bruch der NSSP mit der LSSP hatte keinerlei prinzipielle Grundlagen. Seit ihrer Gründung wurde die NSSP im Wesentlichen von der gleichen politischen Orientierung angeleitet, die zum Verrat der LSSP geführt hatte. Die NSSP akzeptierte den Rahmen der offiziellen, dem Kommunalismus (der Spaltung der Volksgruppen) verhafteten Politik in Sri Lanka und beschränkte sich darauf, jeweils eine der beiden großen bürgerlichen Parteien unter Druck zu setzen - entweder die SLFP oder die UNP.

1986 stand der Präsident der UNP-Regierung, J. R.Jayewardene, der für die Entfesselung des Bürgerkriegs 1983 verantwortlich war, wachsenden Klassenkämpfen gegenüber, während Indien ihn unter Druck setzte, den Krieg zu beenden. Jayewardene appellierte an die sogenannten Arbeiterparteien - die LSSP, die KP und die NSSP - und bat sie um Unterstützung bei den Bemühungen um ein Ende der Kämpfe und der Unterdrückung der Streiks und Proteste. Im Juni 1986 beteiligten sich alle drei an einem Runden Tisch und nahmen an den monatelangen Diskussionen teil, die zur Unterzeichnung des indo-srilankischen Paktes im Juli 1987 führten. Damals pries der NSSP-Führer Karunaratna den Vertrag als "progressiven Schritt" und "einen Schlag gegen die Westmächte".

Unter dem Vertrag wurden indische Soldaten als "Friedenstruppen" in den Norden und Osten des Landes entsandt, wo sie die Entwaffnung der LTTE und eine abgespeckte Form von Selbstbestimmung in Form eines neuen Provinzrates überwachen sollten. Im Norden geriet die LTTE, die dem Vertrag zugestimmt hatte, schnell in Konflikt mit den indischen Soldaten, was zu langen und blutigen Kämpfen führte. Im Süden provozierte der Pakt scharfe Differenzen mit dem politischen Establishment und löste eine erbitterte chauvinistische Kampagne der JVP aus, die sich über den "indischen Imperialismus" beklagte und die Regierung des Verrats bezichtigte.

Angesichts wachsender Opposition in ihren eigenen Reihen war die UNP zum Einlenken gezwungen. Unter dem Präsidenten Ranasinghe Premadasa bildete die Regierung eine stillschweigende Allianz mit der JVP, die sich vor allem gegen die Arbeiterklasse richtete, während sie gleichzeitig der LTTE versteckte Unterstützung zukommen ließ und Bedingungen schuf, unter denen die indische Armee zum Rückzug gezwungen wurde. Im Süden arbeitete das Militär Hand in Hand mit der JVP und errichtete ein Terrorregime gegen jedermann, der ihre "patriotische" Kampagne nicht unterstützte. In den späten achtziger Jahren ermordeten bewaffnete JVP-Banden kaltblütig Hunderte von Arbeitern, Gewerkschaftern und politische Führer, um die Arbeiterklasse in Furcht und Schrecken zu versetzen.

Nachdem Premadasa die JVP benutzt hatte, um Arbeiter anzugreifen, wandte er sich brutal gegen seine früheren Verbündeten und ließ JVP-Führer wie -Mitglieder umbringen. Darauf diente ihm die JVP als Vorwand, um einen grausamen Feldzug gegen die gesamte Landbevölkerung im Süden zu entfesseln, in deren Verlauf 60.000 Jugendliche entweder direkt vom Militär oder von Todesschwadronen abgeschlachtet wurden. Man sollte nicht vergessen, dass der heutige Premierminister Wickremesinghe zur damaligen Zeit ein maßgeblicher UNP-Führer im Parlament und Industrieminister war. Er wurde damals weithin beschuldigt, Premadasas Völkermord aktiv unterstützt zu haben.

In den frühen neunziger Jahren, als der Widerstand gegen die Wiederaufnahme des Kriegs und die UNP-Regierung stärker wurde, unterstützte die NSSP bei den Wahlen von 1994 gemeinsam mit LSSP und KP Kumaratunga und deren SLFP. Sie schürten die Illusion, man könne Kumaratungas Versprechen von Frieden, Demokratie und einem besseren Lebensstandard trauen. Damals kam es in der NSSP über kleinliche taktische Differenzen zu einer Spaltung: Eine Fraktion, geführt von Nanayakkara, schloss sich Kumaratungas Volksallianz (PA) an und gründete nach ihrem Parteiausschluss die DLF. Die rivalisierende NSSP-Gruppe unter Karunaratna zog es vor, Distanz zu wahren.

Kumaratunga hielt nicht ein einziges Versprechen. Als die Gespräche mit den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) zusammenbrachen, entschied sie sich für eine Strategie von "Frieden durch Krieg"; d. h. sie intensivierte die Kämpfe, um entweder die LTTE zu zerstören oder sie zu zwingen, sich zu ihren Bedingungen an den Verhandlungstisch zu setzen. In der Zeit von 1994 bis 2001, als die PA an der Macht war, starben mehr Menschen im Krieg, als im vorherigen Jahrzehnt unter der UNP-Regierung. Kumaratunga weitete nicht nur den Krieg aus, sondern erfüllte auch die Forderungen des IWF nach wirtschaftlichen Strukturänderungen und trat grundlegende demokratische Rechte mit Füßen.

Als die Feindschaft gegen die Regierung wuchs, schloss Karunaratnas NSSP eine weitere Allianz - diesmal mit der JVP, das heißt, mit der gleichen Partei, die in den späten achtziger Jahren NSSP-Mitglieder umgebracht hatte. Karunaratna selbst wäre damals beinahe einem JVP-Bombenanschlag zum Opfer gefallen. Trotzdem erklärte die NSSP nun, die JVP habe sich grundlegend gewandelt. Sie stellte die JVP - die sie heute als Teil der "rassistischen, religiösen Sektierer und militärischen Kräfte" bezeichnet - als "sozialistisch" hin und half ihr dabei, unter den Arbeitern von Colombo einen Gewerkschaftsflügel aufzubauen.

Im Jahr 2000 brach das Bündnis zwischen NSSP und JVP schnell wieder auseinander, nachdem die LTTE der srilankischen Armee eine Reihe verheerender militärischer Niederlagen beigebracht hatte. Als ihre Militärstrategie in Trümmern lag, unternahm Kumaratunga einen neuen Versuch, die Friedensgespräche wiederaufzunehmen, und schlug als Grundlage für Gespräche mit der LTTE Verfassungsänderungen vor, die im Norden und Osten eine Art Selbstbestimmung schaffen sollten. Die JVP schloss sich dem singhalesisch-chauvinistischen Lager an und verlangte, dass der Krieg gegen die LTTE bis zum Ende geführt werden müsse. Die NSSP drängte die herrschenden Parteien, wieder Friedensgespräche aufzunehmen.

Kumaratungas Pläne scheiterten aus dem gleichen Grund wie der heutige "Friedensprozess". Während Wickremesinghe und die UNP den Verfassungsänderungen der PA zu Anfang Unterstützung versprochen hatten, gerieten sie unter den Druck der JVP und anderer singhalesischer Extremisten, die die Vorschläge als Verrat an der singhalesischen Nation bezeichneten. Im Parlament schloss sich die UNP den JVP-Demagogen an und bekämpfte lauthals die vorgesehene stärkere regionale Unabhängigkeit der Nordostprovinz. Weil ihr die nötige Zweidrittelmehrheit fehlte, zog Kumaratunga das Paket zurück.

Die Versuche der NSSP, die Arbeiterklasse den großen Parteien unterzuordnen, nehmen heute besonders groteske Formen an, weil die wirtschaftlichen Grundlagen für ihr national-reformistisches Programm weggebrochen sind. Alle bürgerlichen Parteien, denen sich die NSSP anzuschließen versucht, widmen sich heute einer Politik, die den Interessen der Massen diametral entgegensteht. Der gesamte Rahmen bürgerlicher Politik in Sri Lanka, der auf dem Parlament und den zwei großen Parteien basiert, ist im Zusammenbruch begriffen.

Es gibt eine Arbeitsteilung unter den opportunistischen "Arbeiter"-Parteien, die jede auf ihre Weise daran arbeiten, das politische Establishment zu stützen. Die Neue Linke Front der NSSP ermutigt Arbeiter und andere, Wickremesinghe als das "kleinere Übel" zu unterstützten - selbst dann noch, wenn seine UNF die gesellschaftliche Stellung der Arbeiterklasse massiv angreift. Gleichzeitig haben sich die LSSP und die KP der offen chauvinistischen Kampagne angeschlossen, die von Kumaratunga und der JVP-SLFP-Allianz geführt wird und droht, das Land zurück in den Krieg zu stoßen.

Die Arbeiterklasse muss aus den opportunistischen Manövern der NSSP die notwendigen Lehren ziehen. Sie braucht eine unabhängige Partei und ein sozialistisches Programm, damit sie ihre eigenen Klasseninteressen gegen alle Fraktionen der herrschenden Klasse und deren Anhänger verteidigen kann. Die einzige Partei in Sri Lanka, die für eine solche sozialistische Alternative kämpft, ist die Socialist Equality Party. Ihre Vorgängerin, die Revolutionary Communist League, wurde 1968 als srilankische Sektion des IKVI gegründet und ist aus dem theoretischen und politischen Kampf gegen den Verrat der LSSP hervorgegangen. Die RCL/SEP bekämpfte den rassistischen Bürgerkrieg von Anfang an, wie auch alle Formen von Rassismus und Chauvinismus. Sie verteidigt konsequent die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse und tritt dafür ein, die Macht zu erobern und die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Sri Lanka und Eelam zu errichten, die Bestandteil der sozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft auf dem ganzen indischen Subkontinent und weltweit sein werden.

Siehe auch:
Die Socialist Equality Party beteiligt sich an den Wahlen in Sri Lanka
(27. Februar 2004)
Staatsstreich in Sri Lanka: Präsidentin entlässt Regierung
( 10. Februar 2004)
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