Fragen an die Partei für Soziale Gleichheit

Warum orientiert sich die PSG an der Arbeiterklasse?

Auf der Wahlwebsite der Partei für Soziale Gleichheit zur Bundestagswahl 2005 sind zahlreiche Fragen eingetroffen, die wir in den kommenden Tagen in loser Folge veröffentlichen und beantworten werden.

Frage 1: Gibt es heute noch eine Arbeiterklasse?

Frage 2:Sie erwähnen den dringend nötigen Aufbau einer "Arbeiterpartei". Aber Sie wissen doch sicher, dass die meisten Menschen gar keine Arbeiter sind, oder? Aus meiner Sicht sind "die Arbeiter" selbst ein treibendes Element des Imperialismus (als Produzenten, als Mitglieder von Rechtsparteien und als Soldaten) und nicht dessen Opfer. Was halten Sie von Adornos These, die wenn ich ihn richtig verstanden habe, auf folgendes hinausläuft: Arbeiter können keiner fortschrittliche Theorie folgen, geschweige denn selbst zu alternativen Vorstellungen finden, weil sie durch ihren Alltag an Gehorsam gewöhnt sind. Adorno meint dagegen, dass nur kreativ tätige Menschen, also vor allem Künstler in der Lage sind, eine andere soziale Wirklichkeit zu wollen und zu schaffen.

* * *

Antwort: Arbeiter sind all jene Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen und von Lohn oder Gehalt abhängig sind. Diese Definition umfasst die überwältigende Mehrheit der Erwachsenen in fortgeschrittenen Industriegesellschaften wie Deutschland. Wer also sein Einkommen nicht durch eigenen Kapitalbesitz oder Besitz an Sacheigentum bezieht, ist - ob er sich dessen bewusst ist oder nicht - Teil der Arbeiterklasse.

Die Arbeiterklasse ist eine internationale Klasse. Sie produziert den gesellschaftlichen Reichtum in einem Prozess, in dem Millionen Individuen arbeitsteilig zusammenwirken. Aber dieser gesellschaftliche Reichtum wird von einer kleinen Minderheit, den Kapitalbesitzern, privat angeeignet. Dieser Anachronismus - der Gegensatz zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung - tritt heute in Form einer allgegenwärtigen Kluft zwischen Arm und Reich, einer immer brutaleren Ausbeutung, von Massenarbeitslosigkeit und Sozialabbau wieder deutlich in Erscheinung. Der Klassenkampf verschärft sich.

Ziel unserer internationalen Partei ist es, der Arbeiterklasse diesen Gegensatz bewusst zu machen, sie politisch zu organisieren und Arbeiterregierungen zu errichten, die den Gegensatz zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung überwinden, indem sie die Produktionsmittel in gesellschaftliches Eigentum überführen und unter demokratische Kontrolle stellen. Auf dieser Grundlage wird es möglich sein, den Produktionsprozess entsprechend den gesellschaftlichen Bedürfnissen, und nicht nach den Profitinteressen der Kapitalisten zu organisieren.

Die so genannte Frankfurter Schule lehnt dieses marxistische Verständnis des Klassenkampfs ab. Theodor Adorno und Max Horkheimer folgerten aus dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland, dass die Arbeiterklasse keine revolutionäre Kraft sei. In ihrer in den vierziger Jahren entstandenen Arbeit Dialektik der Aufklärung vertreten sie die Auffassung, der Kapitalismus sei in der Lage, seine Krisen zu überwinden und die Arbeiter durch Konsum und Kontrolle über die Medien friedlich zu halten.

Sie lagen damit nicht nur theoretisch falsch, sondern waren auch in höchstem Grade unehrlich. Sie ignorierten einfach die Tatsache, dass die Arbeiterklasse die Nazis vor Hitlers Machergreifung nahezu geschlossen abgelehnt hatte. Noch bei den letzten halbwegs demokratischen Wahlen im November 1932 erhielten die beiden großen Arbeiterparteien, SPD und KPD, weit mehr Stimmen als die Nationalsozialisten. Wenn sich Hitler schließlich durchsetzen konnte, so lag dies nicht an der mangelnden Kampfbereitschaft der Arbeiter, sondern am kläglichen Versagen ihrer Führer.

Horkheimer und Adorno setzten einige Hoffnung in eine fortschrittliche Rolle von Intellektuellen - aber selbst dies nur für eine sehr entfernte Zukunft. Gegen Ende seines Lebens wandte sich Max Horkheimer zunehmend der Religion zu und tröstete sich mit dem Pessimismus des deutschen Philosophen Schopenhauer. Adorno drückte seine Bestürzung und Missbilligung gegenüber den politischen Erhebungen der 1960er Jahre aus und hoffte auf ein wenig konkretes Utopia - ebenfalls in der fernen Zukunft.

Nicht zufällig hatten die reaktionären Konzeptionen der Frankfurter Schule großen Einfluss auf heutige Stützen der kapitalistischen Ordnung, wie den Grünen Außenminister Joschka Fischer.

Siehe auch:
Wahlwebsite der PSG
Loading