Protestbriefe gegen LTTE-Drohungen und Übergriffe

Am 9. und 10. März veröffentlichte die World Socialist Web Site den Appell "Protestiert gegen die Drohungen und Gewalt der LTTE gegen SEP-Anhänger in Europa". Als Resonanz darauf hat die WSWS zahlreiche Protestbriefe erhalten, von denen wir hier einige Beispiele veröffentlichen.

Die 'Befreiungstiger von Tamil Eelam’ (LTTE) versuchen, mit Drohungen und Übergriffen Anhänger des Internationalen Komitees und seiner Sektionen einzuschüchtern und eine politische Diskussion unter Tamilen in Europa zu unterbinden. Wir fordern unsere Leser auf, weiterhin Briefe an die LTTE zu schreiben und von ihr zu verlangen, dass sie solche Angriffe unverzüglich einstellt.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bin praktizierender Anwalt in Colombo, Sri Lanka. Ich bin tamilischer Abstammung. Meine Muttersprache ist tamilisch. Mein ganzes Erwachsenenleben habe ich unter den Bedingungen von Bürgerkrieg und dem immer stärkeren Druck der Staatsgewalt verbracht, die für tamilisch sprechende Menschen besonders unterdrückerisch war. Wie alle anderen Tamilen in diesem Land haben ich sowohl persönlich wie kollektiv die alltägliche Ungerechtigkeit und Diskriminierung erfahren, die sich während des Kriegs ständig verstärkt hat.

Gerade deswegen bekümmert es mich sehr zu hören, dass LTTE-Anhänger Mitglieder der Socialist Equality Party (SEP) bedroht und physisch unter Druck gesetzt haben, um sie daran zu hindern, das Programm und die Perspektiven der SEP gegen Krieg und Unterdrückung unter Tamilen und anderen arbeitenden Menschen in Frankreich, Deutschland und Großbritannien bekannt zu machen.

Ich weiß, dass die SEP die demokratischen Rechte der Tamilen in Sri Lanka verteidigt und schon seit langem den Rückzug aller Besetzungstruppen aus dem Norden und Osten der Insel fordert. In den mehr als 25 Jahren ihres politischen Kampfs wurde die SEP Opfer von Angriffen der Staatsmacht, von extremistischen singhalesischen Gruppen und von paramilitärischen Organisationen, die vom Staat gedeckt sind, aber auch von Angriffen der LTTE. Selbst heute tritt die SEP noch für diese Forderungen ein.

In der jüngsten Wahlkampagne für den Provinzrat der Westprovinz erklärte diese Partei den srilankischen Arbeitern und armen Bauern, dass sie nur gegen die Zerstörung ihrer demokratischen Rechte oder ihres Lebensstandards kämpfen können, wenn sie für den Rückzug der Regierungstruppen aus dem Norden und Osten kämpfen.

Die Behauptung der LTTE, die einzige Vertreterin der Interessen der Tamilen in Sri Lanka zu sein, ist falsch. Bestenfalls ist sie eine Strömung, und zwar eine, die viel Leid, aber wenig Fortschritt für die tamilische Bevölkerung gebracht hat. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die LTTE-Perspektive, mit der Unterstützung der imperialistischen Mächte ihre eigne, separate Enklave zu schaffen, für die arbeitende Bevölkerung eine Falle ist. Die Großmächte sind nur an ihren eigenen Interessen interessiert. Wenn man sich an sie hängt, dann wird man ihre Geisel.

Die Leute, die am meisten unter der Unterdrückung durch die singhalesischen Extremisten leiden, haben das Recht, zu diskutieren, wie der Feind besiegt werden kann. Die unterdrückte Bevölkerung muss frei diskutieren können, wenn sie den richtigen Weg finden will, um die nationale Unterdrückung abzuschütteln.

Ich respektiere die Anschauung der SEP, dass Freiheit und Gleichheit nur durch den Sozialismus gewonnen werden können, und dass nur der Sozialismus eine Garantie für wirkliche Brüderlichkeit ist. Das ist die Partei, die über Jahrzehnte ohne zu schwanken für ihre Prinzipien gekämpft hat. Die SEP steht für einen langen Kampf. Aber das ist der einzig mögliche Weg. Vieles von dem, was sie sagen, verdient Aufmerksamkeit. Niemand, am allerwenigsten die LTTE, hat das Recht, die Menschen daran zu hindern, die Perspektiven ihres eigenen Kampfs zu diskutieren.

Ich verurteile die Angriffe der LTTE auf die SEP-Mitglieder in Europa und fordere euch ernsthaft auf, die Behinderung der SEP und einer ernsthaften Diskussion politischer Probleme zu stoppen.

G. Senathirajah, Anwalt
Colombo
Sri Lanka

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Folgende Resolution der International Students for Social Equality (ISSE) am Royal Melbourne Institute of Technology University (Australien) wurde am 11. März auf einer ISSE- Versammlung einstimmig verabschiedet:

Wir verurteilen entschieden die jüngsten gewalttätigen Angriffe und die Einschüchterung durch die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) und ihre Anhänger in Europa gegen Mitglieder und Sympathisanten des Internationalen Komitees der Vierten Internationale.

Auf Demonstrationen im Februar in Berlin, London, Paris und Stuttgart gegen die brutale militärische Offensive in Sri Lankas wurden SEP-Anhänger aufgefordert, das Verteilen von Flugblättern einzustellen. Sie wurden von Ordnern verschiedener LTTE-naher Organisationen mit Gewalt bedroht und mit anti-singhalesischen rassistischen Ausdrücken beschimpft. In Paris rissen Vertreter einer LTTE Gruppe , dem Comité de coordination tamoul en France (CCT), den SEP-Anhängern Flugblätter aus der Hand und zerstörten sie. Die Flugblätter waren Einladungen für eine öffentliche Versammlung am 15. März, auf der eine sozialistische Lösung für den 25-jährigen Bürgerkrieg und die Unterdrückung der Tamilen in Sri Lanka diskutiert werden wird.

Diese Taten stellen eine grobe Verletzung demokratischer Rechte dar. Sie erinnern an die Jahrzehnte lange gewalttätige Bilanz der LTTE, die bis hin zu Mord und Entführung gegen ihre politischen Gegner in Sri Lanka reicht.

Die Socialist Equality Party, die srilankische Sektion des IKVI, hat eine fleckenlose Bilanz vorzuweisen: Sie hat die demokratischen und sozialen Rechte der unterdrückten tamilischen Massen immer verteidigt. Die SEP fordert den sofortigen, bedingungslosen Rückzug aller srilankischen Truppen aus dem Norden und Osten als ersten wichtigen Schritt zur Vereinigung der singhalesischen, tamilischen und moslemischen Arbeiter und Bauern, zum Sturz des kapitalistischen Staats, der von der reaktionären singhalesischen Elite dominiert wird. Weiter kämpft sie für die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Sri Lanka und Tamil Eelam, die die demokratischen und sozialen Rechte aller Volksgruppen sichern werden. Die LTTE-Politik von Einschüchterung und Gewalt ist Ausdruck des Bankrotts ihrer bürgerlich nationalistischen Perspektive, die darin besteht, einen kapitalistischen tamilischen Ministaat von Gnaden eines oder mehrerer imperialistischer Großmächte durchzusetzen.

Wir fordern die LTTE und ihre Hilfstruppen in Europa auf, ihre Versuche, die politische Diskussion in der tamilischen Exilgemeinde zu unterdrücken, sofort zu stoppen und die Bedrohung und Einschüchterung von SEP-Mitgliedern einzustellen.

RMIT ISSE

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An das British Tamils Forum, die Tamil Confederation-Germany und das Comité de coordination tamoul en France:

Ich protestiere gegen das Vorgehen und die Drohungen von LTTE-Anhängern gegen Mitglieder und Anhänger der Socialist Equality Party.

Diese primitive und demoralisierte Politik ist Ausdruck des historischen Bankrotts der nationalistischen Perspektive der LTTE.

Die SEP kämpft gegen den Krieg der srilankischen Regierung gegen die Tamilen. Alle, die wirklich um das Schicksal der unterdrückten tamilischen Massen In Sri Lanka und Eelam besorgt sind, werden in der SEP die Führung einer Partei finden, die seit Jahrzehnten ruhelos gegen singhalesischen Chauvinismus gekämpft hat und dabei Freiheit, Leben und körperliche Unversehrtheit riskiert hat.

Auf der anderen Seite stehen jene, die bloß eine Form der Unterdrückung der tamilischen Massen durch eine andere - ausgeübt von der tamilischen Elite - ersetzen wollen. Sie stehen sicher in Opposition zum Programm der SEP.

Das ist die Perspektive der LTTE. Sie ist ein ebenso erbitterter Gegner der sozialistischen Vereinigung von Sri Lanka, Eelam und Südasiens wie die singhalesische Bourgeoisie.

Die feigen Anstrengungen der LTTE, den Sozialismus von den im europäischen Exil lebenden Südasiaten durch Drohungen und mit Gewalt fernzuhalten, werden nichts nützen. Wir Leser der World Socialist Web Site und Mitglieder der SEP werden die LTTE konsequent vor der südasiatischen und internationalen Arbeiterklasse entlarven. Verzweifelte und gewaltsame Aktionen werden die LTTE in den Augen der Arbeiter nur weiter diskreditieren.

Hochachtungsvoll,

Thomas Mackaman
Department of History
University of Illinois, Urbana-Champaign

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Als Präsident der Gewerkschaft der Beschäftigten der Zentralbank (CBEU) gebe ich, M.G. Kiribanda, meine große Sorge über die Drohungen und Angriffe von LTTE-Anhängern auf Mitglieder und Sympathisanten der Socialist Equality Party zu Protokoll und fordere von der LTTE, ihre Mitglieder in Europa anzuweisen, solche Drohungen und gewalttätige Angriffe zu unterlassen.

Uns sind mehrere Zwischenfälle bekannt geworden - bei Demonstrationen in Berlin, London und Paris am 4. Februar und am 7. Februar in Stuttgart -, wo SEP-Mitglieder angewiesen wurden, das Verteilen von Flugblättern einzustellen und zu verschwinden. Die LTTE-Ordner schubsten die SEP-Mitglieder und Anhänger herum, bedrohten sie mit Gewalt und beschimpften sie mit anti-singhalesischen rassistischen Ausdrücken, als sie Flugblätter verteilten.

Am 6. Februar wurden SEP-Mtgliedern von LTTE-Leuten Flugblätter entrissen und zerstört, als sie in Paris im Stadtteil La Chapelle für eine öffentliche Veranstaltung warben.

Diese Flugblätter, die wir gesehen haben, kritisierten die LTTE, weil sie kein Programm und keine Perspektive haben, um den 25-jährigen Bürgerkrieg und die Unterdrückung der Tamilen in Sri Lanka zu beenden und die demokratischen Rechte des tamilischen Volkes in Sri Lanka zu erkämpfen. Sie wiesen darauf hin, dass das nur mit einer sozialistischen Lösung möglich ist.

Am vergangenen Samstag versuchte eine Gruppe von ca. 75 LTTE-Anhängern eine Demonstration von tamilischen und linken französischen Gruppen gegen die Unterdrückung der Tamilen durch den srilankischen Staat zu verhindern.

Der antidemokratische Charakter der LTTE erwies sich an der Äußerung eines ihrer Vertreter, dass niemand ohne ihre Erlaubnis mit Tamilen in La Chapelle sprechen dürfe.

Diese Einschüchterungskampagne der LTTE-Statthalter in Europa ist ein dreister Angriff auf demokratische Rechte und muss entschieden zurückgewiesen werden.

Das Vorgehen der LTTE gegen die SEP ist besonders empörend, weil sich die SEP bekanntermaßen immer für die demokratischen Rechte des tamilischen Volkes eingesetzt hat.

Im Angesicht staatlicher Angriffe und chauvinistischer Gewalt seitens singhalesischer Extremisten hat die SEP konsequent den sofortigen bedingungslosen Rückzug aller srilankischen Truppen aus dem Norden und Osten der Insel gefordert. Dies wäre ein erster Schritt zur Vereinigung der singhalesischen, tamilischen und muslimischen Arbeiter und Bauern. Das Ziel der SEP ist, den von der reaktionären singhalesischen Elite dominierten kapitalistischen Staat zu stürzen und die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Sri Lanka und Tamil Eelam zu schaffen, die die demokratischen Rechte und sozialen Bedürfnisse aller Einwohner Sri Lankas sicherstellen.

Die Politik und die Gewalt der LTTE richten sich völlig gegen die Interessen der tamilischen Massen, die vom kapitalistischen Staat in Sri Lanka unterdrückt werden. Nur durch eine umfassende demokratische Diskussion können die Massen den Weg erarbeiten, wie sie ihre Rechte gegen die herrschende Klasse verteidigen können.

Wir fordern von der LTTE, die Angriffe auf die Socialist Equality Party und andere politische Organisationen einzustellen, die die demokratischen Rechte des tamilischen Volkes und der Arbeiterklasse verteidigen. Diese Angriffe belegen die Unvereinbarkeit der LTTE mit den wirklich demokratischen und egalitären Bestrebungen des tamilischen Volkes.

M.G. Kiribanda
President
Central Bank Employees Union

Siehe auch:
Protestiert gegen die Drohungen und Gewalt der LTTE gegen SEP-Anhänger in Europa
(10. März 2009)
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