Die Zukunft der Kunst in einer Zeit der Krise

Teil 2

Dies ist der zweite Teil der redigierten Fassung eines Vortrags, den David Walsh, Kulturredakteur der WSWS, vor kurzem an der Universität von Michigan in Ann Arbor und an der Virginia Commonwealth University in Richmond gehalten hat. Bereits im Februar sprach Walsh an der San Diego State University und in Santa Monica, Kalifornien. Der zweite Teil erschien gestern.

Die antikommunistische Hexenjagd

Die antikommunistischen Säuberungsaktionen in der Arbeiterbewegung, der Filmindustrie und vielen anderen relevanten Bereichen in den späten 1940er und den frühen 1950er Jahren hatten gravierende Auswirkungen auf das kulturelle Leben Amerikas.

Der Antikommunismus zielte darauf ab, die führenden Köpfe der Arbeiterbewegung in den USA aus dem Verkehr zu ziehen, damit den beherrschenden Einfluss der rechten Arbeiterbürokratie zu festigen und die Arbeiterklasse der Demokratischen Partei und bürgerlicher Politik unterzuordnen. Das verschaffte der herrschenden Elite Amerikas freie Hand für ihre Politik der "Eindämmung" (der Sowjetunion) im Kalten Krieg und für ihre konterrevolutionären Machenschaften in aller Welt.

In den 1930er Jahren, zur Zeit der Volksfrontpolitik, hatte sich ein nennenswerter Teil der liberalen Intelligenz mit den Stalinisten verbündet. Da sie über keine revolutionäre Perspektive verfügte, lehnte sich diese liberale Schicht an die Kommunistische Partei und den Stalinismus an und trat für ein schwammiges Programm sozialer Reformen in den USA ein. Die Zeitschrift Nation war in den späten 1930er Jahren ein wichtiges Sprachrohr liberaler, prostalinistischer Propaganda. Sie rechtfertigte sogar die Schauprozesse in Moskau, in denen die meisten aus der alten Garde der bolschewistischen Führer liquidiert wurden.

Die Kommunistische Partei unterstütze Roosevelt, später auch den Kriegseintritt der USA, und prostituierte sich vor den angeblich liberal gesinnten Teilen der herrschenden Elite. Ihre Mitglieder und Sympathisanten schwiegen die Verbrechen Stalins in der Sowjetunion, Spanien und anderen Ländern tot und verleumdeten die Trotzkisten und alle, die diese Verbrechen entlarvten.

Die Bedürfnisse des amerikanischen Imperialismus in den Nachkriegsjahren, als das zeitweilige Bündnis mit der Sowjetunion zerbrach, führten zu einer scharfen Veränderung in der politischen Situation. Mitglieder und Anhänger der Kommunistischen Partei galten jetzt als "ausländische Agenten" und "subversive Elemente", die die "amerikanische Demokratie" im Interesse des Kreml untergraben wollten. Ab 1947 setzten Regierung, FBI, Kongress und Medien eine gigantische Maschinerie in Bewegung, um linksgerichtete Personen aus wichtigen Positionen in Regierung, Filmindustrie, Medien, Universitäten und anderen Bereichen zu verdrängen.

Viele der früheren Verbündeten (und Feinde) der Kommunistischen Partei unter den Liberalen beteiligten sich an dieser Jagd, wollten alte Rechnungen begleichen und selbst auf Kosten der Stalinisten in lukrative Positionen gelangen. Mit ihrer opportunistischen Politik und ihrer Verteidigung Stalins half die Kommunistische Partei mit, ihr eigenes Grab zu schaufeln.

Die Anhörungen des Komitees für unamerikanische Aktivitäten von 1947 bis 1953, die Bespitzelung und Schikanen durch das FBI, die Einführung des Treueeids für viele Regierungsangestellte, die Verabschiedung von Gesetzen gegen subversive Aktivitäten, die Inhaftierung der Hollywood Ten und die strafrechtliche Verfolgung von Führern der Kommunistischen Partei, der Prozess gegen die Rosenbergs und ihre anschließende Hinrichtung - all das diente der Einschüchterung und Verängstigung der Bevölkerung. Und es richtete großen Schaden an in einer Situation, in der der amerikanische Kapitalismus nach den gesellschaftlichen Wirren der 1930er Jahre und der Streikwelle nach dem Zweiten Weltkrieg gezwungen werden konnte, nennenswerte Zugeständnisse an die Arbeiterklasse zu machen.

Die regelrechte Kriminalisierung sozialistischer Ideen ließ das künstlerische und kulturelle Leben verarmen und an Niveau verlieren und erzeugte bei Künstlern und Intellektuellen eine Selbstzensur. Zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten des amerikanischen Kinos, Chaplin und Welles, wurden praktisch aus Hollywood vertrieben. Ferner wurden andere talentierte jüngere Leute in der Filmindustrie wie Polonsky, Losey, Endfield und andere auf die schwarze Liste gesetzt oder mussten das Land verlassen. Das gleiche Schicksal traf auch zahlreiche andere Künstler. Man denke an Dashiell Hammett, den "Erfinder" des realistischen Kriminalromans (Rote Ernte, Der Malteser Falke), der sechs Monate lang inhaftiert wurde und Berufsverbot erhielt. Viele andere "bereuten", wurden gefügig gemacht und als Künstler wesentlich weniger interessant.

Wie sah der Verlust in der Filmindustrie aus? Die Bezeichnung "gesellschaftlich bewusster Künstler" ist oft missbraucht worden, doch sinnvoll benutzt, bezeichnet er einen Menschen, der eine gewisse Kenntnis des menschlichen Verhaltens und Lebens besitzt und beide als historisch bedingt und veränderbar betrachtet. Eine gewisse Flexibilität und sogar "Leichthändigkeit" auf allen Gebieten würde dadurch gefördert: bei geschichtlichen Stoffen, in der "Screwball-Comedy" und im Kriminalroman. Die Menschen sind nicht zu dem vorherbestimmt, was sie in der Gegenwart sind. Alle Möglichkeiten stehen ihnen offen. Eine optimistische, von der Neugierde des Forscherblicks bestimmte Sicht der Dinge sollte gegeben sein. Die Menschheit als aufregendes Projekt in seiner Entwicklung, und der Künstler - der an diesem Prozess teilnimmt - "berichtet" über das Leben, wie es ist. Diese Gedanken- und Gefühlswelt wurde weitgehend aus den Filmen verbannt.

Vieles war danach erlaubt, nur nicht, die Grundlage der Gesellschaft selbst in Frage zu stellen. Linke Ideen übten natürlich auch noch im Amerika der 1950er und 1960er Jahre Einfluss aus, ohne sie wäre die Bürgerrechtsbewegung nicht vorstellbar gewesen. In Grenzen galt dies auch in der Literatur und im Film. Weltweit behielten sozialistische Ideen im Bewusstsein unzähliger Menschen großen Einfluss.

Die späten 1960er und frühen 1970er Jahre waren Jahre gewaltiger gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. In vielen Ländern war die Revolution eine realistische Möglichkeit, der Kapitalismus seinem Sturz niemals so nahe. In Frankreich fand der wohl größte Streik der Neuzeit statt. Auch in Italien gab es Massenkämpfe, die zu einem Umsturz hätten führen können.. Argentinien erlebte soziale Erschütterungen. In Portugal strömten die Massen auf die Straßen, um den Sturz der Diktatur zu bejubeln. Das Franco-Regime in Spanien stürzte, ebenso das "Regime der Obristen" in Griechenland. Im Chile Allendes erlitten die Massen eine bittere Niederlage. Eine gewaltige und militante Streikwelle rollte über die USA hinweg, und in den Städten gab es Aufstände.

Das tragische Element bei der Radikalisierung in den 1960ern und 1970ern war die beherrschende Rolle, die die Arbeiterbürokratien und der Stalinismus im Verbund mit dem Maoismus, Zentrismus und dem bürgerlichem Nationalismus immer noch spielten. Diese Kräfte spielten eine zerstörerische, konterrevolutionäre Rolle. Es war also nicht nur die Offensive der herrschenden Klassen, die in die heutige intellektuelle Sackgasse führte, sondern auch die verderbliche Rolle, die diese "linken" Kräfte spielten.

Insbesondere nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 war es nicht möglich, eine Perspektive zu entwickeln, ohne die historischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts zu überprüfen. Unsere Partei ist damit seit 1992 beschäftigt. So vieles hatte sich ereignet, wahrhaft bedeutsame Ereignisse, die einer Erklärung bedurften - das Verschwinden ganzer Länder von der Landkarte, Bürgerkriege in anderen Ländern, die globale Integration der Wirtschaft, die Auflösung oder der Zerfall von Parteien und Organisationen. Der Bevölkerung wurde ungeniert erklärt, dass die "Geschichte" an ihrem Ende angelangt sei, ohne zu erklären, wie es sich abgespielt hatte, was das alles zu bedeuten hatte. Der Marxismus stand in der Pflicht, eine Erklärung zu geben, und das Internationale Komitee der Vierten Internationale tat dies. Diese Arbeit setzen wir fort.

Die jetzige Krise wird Bedingungen schaffen, in denen viele dieser Probleme endlich angegangen und überwunden werden können. Das Entstehen einer bewusst sozialistischen und revolutionären Strömung unter Künstlern ist eine vordringliche Notwendigkeit.

Aus unserer Sicht brauchen die Künstler heute zuallererst historisches Verständnis und Ehrlichkeit. Die Armseligkeit des heutigen Hollywood etwa hängt vor allem mit der Falschheit und Hohlheit vieler seiner Bilder und Ideen zusammen. Selbst die kritischeren Filme und Fernsehprogramme geben sich genau dann, wenn es darauf ankommt, mit Allgemeinplätzen und konformistischem Denken zufrieden (dazu gehört das Konzept der besonderen Großartigkeit und die Legitimität der "amerikanischen Demokratie"). Kritik geht nicht über einen gewissen Punkt hinaus. Im Allgemeinen streckt sie vor den verschiedenen Formen des ideologischen und finanziellen Drucks die Waffen.

Den Filmemachern und anderen mangelt es an tieferer Einsicht in den sozialen Prozess, ihre Ideen sind nicht zu Ende gedacht. Sie glauben entweder an das bestehende gesellschaftliche System oder finden sich mit ihm ab. (David Simon etwa, der Vater der hochgelobten, sozialkritischen HBO-Fernsehserie The Wire sagte kürzlich gegenüber dem Journalisten Bill Moyers: "Also der Kapitalismus ist die einzige Maschinerie, die Reichtum für die Massen schaffen kann. Ich halte sie für unvollkommen, aber ohne sie geht es nicht. Gottseidank verfügen wir über dieses Werkzeug.". Und das, obwohl die Wirtschaft weltweit zusammenbricht und die Ideologie des "freien Marktes" in Verruf geraten ist)

Ein künstlerisch überzeugendes Werk zu schaffen ist nicht möglich, wenn die brennendsten Fragen der Menschheit ignoriert oder nicht ernsthaft zur Sprache gebracht werden. Kunst hängt von bedingungsloser Ehrlichkeit ab.

Zwischen dem Engagement des Künstlers einerseits, sein Material gründlich durchzuarbeiten, die Welt genau und dynamisch widerzuspiegeln, und dem Endprodukt und seiner Wirkung auf den Betrachter, Leser oder Zuschauer andererseits existiert ein Zusammenhang. Wie Trotzki sagte, ist der Künstler keine leere Maschine, um eine Form zu kreieren, und der Betrachter keine Maschine, sie zu konsumieren. Beide sind lebendige Wesen mit einer Psychologie und Anschauungen, die von sozialen Verhältnissen bedingt sind.

"Eine falsche Idee, ein falscher Inhalt kann keine vollkommene Form finden, d.h. die Idee der Inhalt kann uns ästhetisch nicht tief berühren", schrieb Woronski, in Anlehnung an Belinski und Plechanow. Eine Annäherung ans Leben, die unaufrichtig oder ausweichend ist, die den wirklichen Charakter der sozialen Beziehungen und das Wesen der gesellschaftlichen Ordnung selbst verschleiert, wirkt sich auf die inneren Mechanismen des Künstlers aus; sie verwischt die Dinge, schafft halbherzige Bilder und Gefühle ohne wirkliche Überzeugungskraft. Heutzutage ersetzt Pyrotechnik (ob in der Form filmischer Spezialeffekte, Gewalt und Schwulst oder sprachlicher und visueller Kraftakte) oft echtes Denken und Analyse.

Natürlich muss man dieses Thema mit großer historischer Konkretheit angehen. Hollywood-Regisseure einer bestimmten Periode waren überzeugt von Demokratie, Gerechtigkeit und dem "American Way of Life". Sie waren fähig, relativ ehrliche und wichtige Filme zu drehen, obwohl ihr Denken weitgehend mythologische Einschläge aufwies. Sie glaubten an das, was sie taten, obwohl wir auch dort Schwächen finden, große Lücken, Sentimentalität, das achtlose Vorübergehen an wichtigen Fragen.

Wer ehrlich ist zu sich selbst, könnte keinen Film machen, der den brutalen Krieg im Irak oder Afghanistan verteidigt. Wir brauchen Romane über Banker, doch ein ehrlicher und künstlerischer Roman wäre nicht möglich, wenn man unkritisch den Standpunkt des Bankers übernimmt. Das wäre ein zu schwaches Fundament für Kunst. Die Selbstrechtfertigungen des Bankers würden niemanden berühren, denn Kunst handelt von Kommunikation zwischen lebendigen, denkenden Wesen, die über eigenes Wissen und Erfahrungen über die Welt verfügen.

Wie viele aktuelle Romane oder Theaterstücke zeigen Charaktere, die durchgehend glaubwürdig sind, die wirklich lebendig zu sein scheinen scheinen? Wie viele Charaktere sind ganz "in ihrer Zeit" verortet, Persönlichkeiten, deren Arbeiten und Denken und Fühlen der Komplexität unserer Zeit entsprechen? Groteske und schreckliche Szenen werden häufig gezeigt, oft ohne Zusammenhang, überfrachtet und einseitig, nicht fest verankert in den heutigen Verhältnissen.

Neue künstlerische Formen werden heute aus neuen wichtigen Zielsetzungen entstehen. Es wird viel geredet über die Avantgarde, momentan hat wenig davon Bedeutung. Die Betonung formaler Innovationen ist weitgehend künstlich und erschöpft sich schnell.

So oder so, eine rein künstlerische Avantgarde kann es aus den genannten Gründen nicht geben. Das "rein Künstlerische" kann es genau genommen nicht geben. Die Kunst ist kein immaterielles Element, das aus sich selbst heraus lebt, sondern eine Funktion gesellschaftlicher Menschen, die untrennbar mit ihren Leben und Zeitumständen verbunden sind.

Der wahren Avantgarde heute anzugehören meint vor allem, sich Rechenschaft über das Leben und die Gesellschaft abzulegen und die unumgänglichen kritischen Schlussfolgerungen zu ziehen. Und wenn der Künstler sich dem Leben voll und ganz und ehrlich stellt, wird der Betrachter oder Leser wohl die Schlussfolgerungen über die Gesellschaft ziehen, die sich aus den Umständen ergeben.

Wir sind zuversichtlich, dass diese Avantgarde, die ihrem Namen wirklich gerecht würde, die angemessenen künstlerischen Formen entwickeln wird.

Frankfurter Schule and Postmodernismus

Die lange währenden Auswirkungen des Antikommunismus auf das amerikanische Leben sind eine Ursache heutiger Schwierigkeiten, aber keinesfalls die einzige. Es gibt weitere Aspekte, die vielleicht komplizierter sind.

Man kommt um eine Diskussion historischer Fragen, wohl auch um eine Diskussion von Persönlichkeiten und Entwicklungen, die Ihnen vielleicht unbekannt sind, nicht herum. Die heutige Situation der Kultur und die gegenwärtige Stimmung unter den Künstlern sind das Ergebnis von Ereignissen lange vor Ihrer Zeit und von Entwicklungen, die in den Schulen und in den zeitgenössischen Medien kaum zur Sprache kommen. Und die Ansichten einer Vielzahl von Denkern, die Ihnen unbekannt sein mögen, sickern ein und finden ihren Weg in die Universitäten und Medien von heute.

Wie ich schon sagte, wurde den sozialistischen Bestrebungen der Künstler (und nicht nur ihren) durch die Konsolidierung des stalinistischen Regimes in der UdSSR, durch den Verrat an den Prinzipien der russischen Revolution und der Verwandlung des sowjetischen kulturellen Lebens in ein "Konzentrationslager", wie Trotzki es nannte, ein schwerer Schlag versetzt. Die Kommunistischen Parteien richteten weltweit unermesslichen Schaden an, indem sie die edelsten Ideen beschmutzten.

Der Kahlschlag fand nicht nur auf theoretischem und geistigem Gebiet statt. Die stalinistische Bürokratie und ihre Geheimpolizei vernichteten sozialistische Intellektuelle und Arbeiter innerhalb der Sowjetunion und überall dort, wo sie außerhalb ihrer Staatsgrenzen linker Oppositioneller habhaft werden konnte. Nach Schätzungen wurden im Jahr 1937 täglich 1.000 Kommunisten in Schnellprozessen abgeurteilt und erschossen. Intellektuelle, Arbeiter und Künstler - Menschen, die ihr ganzes Leben der Sache des Sozialismus gewidmet hatten.

Woronski fiel, wie viele andere auch, den stalinistischen Säuberungen zum Opfer. Zu den Opfern unter führenden Künstlern gehörten der berühmte Regisseur Meyerhold, der Dramatiker Tretjakow, der Schriftsteller Babel, der Dichter Mandelstam, der Romancier Pilnjak und unzählige andere.

Diese Schläge, und die Hitlers und Mussolinis und der europäischen Reaktion, richteten unermesslichen Schaden an. Eine große Anzahl Menschen aus der hervorragenden marxistischen Intelligenz wurde von 1919 - dem Jahr der Ermordung Rosa Luxemburgs - bis 1940 - als Trotzki umgebracht wurde - physisch ausgelöscht. Die erste siegreiche Arbeiterrevolution in Russland 1917 erzeugte eine langjährige und wütende Reaktion der Konterrevolution.

Unsere Bewegung überlebte physisch, für viele Jahre allerdings unter schwierigen Bedingungen. Die noch bestehenden Strömungen, die nach dem stalinistischen und faschistischen Vernichtungsfeldzug gegen den Sozialismus weithin als "marxistisch" galten, hatten mit dem Bolschewismus wenig gemein.

Ich meine damit insbesondere die sogenannte Frankfurter Schule, die Denkrichtung der Kritischen Theorie, zu denen Leute wie Theodor Adorno, Max Horkheimer, Herbert Marcuse und andere gehörten. Auch wenn Ihnen die Namen nicht geläufig sind, sie haben direkt oder indirekt den Kurs beeinflusst, den Akademiker in unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen und auch viele Künstler eingeschlagen haben. In vielen Universitätsbuchhandlungen werden sie ganze Regale mit Literatur zur "Kritischen Theorie" finden.

Wenn Sie hören, dass der Rationalismus der Aufklärung zur rücksichtslosen Herrschaft der Menschheit über die Natur geführt hat, und dass die moderne Wissenschaft selbst bedrohliche und totalitäre Auswirkungen in sich birgt...Wenn Sie lesen oder erfahren, dass die moderne Gesellschaft ein "vollständig verwalteter" Albtraum ist, aus dem es kein Entrinnen gibt...Wenn gesagt wird, dass die Arbeiterklasse verbürgerlicht ist, dass die Arbeiter sogar ihre Ausbeuter und Ausbeutung lieben...Dann sind Sie wahrscheinlich auf den Einfluss der Frankfurter Schule gestoßen

Adorno, Horkheimer, Marcuse und andere waren als deutsche Juden und politische Exilanten Zeitzeugen der größten Tragödie der modernen Geschichte, des Sieges des Faschismus. Wir haben nicht das Interesse oder die Absicht, jemanden zu verteufeln. Der Triumph der Bestialität des Hitlerregimes, im kulturell höchstentwickelten Land Europas, mit allen einhergehenden Konsequenzen, war ein traumatisierendes Ereignis.

Doch auch die marxistische Bewegung ging durch diese Erfahrung, und sie zog daraus bestimmte Schlussfolgerungen über den modernen Imperialismus in der Krise, sowie über die Parteien und Führungen in der Arbeiterklasse, die den Sieg des Faschismus zugelassen hatten. Trotzki kam zu dem Ergebnis, dass der Bruch mit der Kommunistischen Internationale vollzogen und unsere Bewegung, die Vierte Internationale, aufgebaut werden müsse, um ein für allemal dem System ein Ende zu bereiten, das für die Konzentrationslager und andere schrecklichste Verbrechen verantwortlich war.

Die Vertreter der Frankfurter Schule kamen zu ganz anderen Schlussfolgerungen. Das Streben der sozialistischen Bewegung, an den Verstand der Arbeiterklasse zu appellieren, war ihrer Meinung nach fehlgeschlagen. Sie beurteilten das revolutionäre Potential der Arbeiter zunehmend pessimistischer. Die führenden Köpfe der Frankfurter Schule entschieden, dass die Massenmedien, die Erziehung und die Familie direkt zur Aufrechterhaltung von Unterdrückung beitrugen. [1]

Alle diese Faktoren zählen natürlich. Wir schenken besonders der Kultur und den Massenmedien große Aufmerksamkeit, und deshalb sind wir heute auch hier. Doch wir sind historische Materialisten. Unser Ausgangspunkt sind die bestehende Gesellschaft und der Klassenkampf, die außerhalb von uns, objektiv, relativ unabhängig vom Bewusstsein des Einzelnen existieren. Die großen Veränderungen haben ihren Ausgangspunkt nicht im Bewusstsein - auch wenn sie sich schließlich im menschlichen Denken widerspiegeln -, sondern in diesem objektiven sozialen Kampf und den ökonomischen Tatsachen des Lebens. Die Medien und auch andere Aspekte spielen eine Rolle - sie können bremsen, blockieren, behindern, sie stiften Verwirrung und mystifizieren. Wir kämpfen gegen sie an, sie sind jedoch nicht die letztlich ausschlaggebenden Faktoren.

Zu den wichtigen Werken der Frankfurter Schule gehört Dialektik der Aufklärung von Adorno und Horkheimer, ein Buch, das 1944 erschien, als sich der Krieg bereits dem Ende zuneigte. Die Autoren zogen die düstersten und irrigsten Schlussfolgerungen über die Erfahrung des Nazismus.

Sie behaupten, das Streben der Menschen nach Wissen trage bereits autoritäre Konsequenzen in sich und führe letzten Endes zum Bau von Gaskammern. Die Menschheit bemächtigt sich der Natur, um sie zu steuern und zu beherrschen. "Die Aufklärung verhält sich zu den Dingen wie der Diktator zu den Menschen. Er kennt sie, insofern er sie manipulieren kann. Der Mann der Wissenschaft kennt die Dinge, insofern er sie machen kann."

Damit werden nicht nur der Marxismus und die Arbeiterklasse abgeschrieben, sondern auch rationales Denken, Wissenschaft und die letzten paar Jahrhunderte historischen Fortschritts überhaupt.

Das Kapitel "Die Kulturindustrie" enthält eine Reihe faszinierender Passagen, doch ihre pausenlos bekundete (und schließlich ermüdende) Feindseligkeit gegenüber dem Massenbewusstsein und der Massenkultur in den USA begründen Adorno und Horkheimer erbärmlich "undialektisch". An kaum einer Stelle zeigen sie ein historisches Verständnis der Probleme und Widersprüche der amerikanischen Gesellschaft und Kultur.

Der Krieg und die Verbrechen der Nazis trugen dazu bei, dass Dialektik der Aufklärung in diesem besonders verbissenen Ton geschrieben ist, doch ihre Schlussfolgerungen fielen nicht vom Himmel. Herbert Marcuse, auch ein führender Repräsentant der Frankfurter Schule, der die studentische Protestbewegung der 1970er Jahre mit Büchern wie Der eindimensionale Mensch stark beeinflusste, war in einem Essay aus dem Jahr 1973, Über den affirmativen Charakter der Kultur, zu dem Schluss gelangt, dass Kunst und Kultur im Wesentlichen repressiven Charakter haben.

Die Kunst, so Marcuse in diesem Essay, sei besonders problematisch, weil sie die einzigartige Fähigkeit habe, im Unterschied zu Religion und Philosophie die Illusion von Glück in der Gegenwart zu erzeugen. Die Schönheit eines Kunstwerkes hebt die Unzufriedenheit des Individuums mit der Welt vorübergehend auf; auf diese Weise "besänftigt" die Kunst "den Wunsch nach Auflehnung", weil sie das Schöne innerhalb der bestehenden Unterdrückungsverhältnisse als möglich erscheinen lässt..."Die Menschen können sich glücklich fühlen, ohne es überhaupt zu sein."

Marcuse vertritt die Ansicht, die Kultur habe über Jahrhunderte dazu gedient, die Menschen mit dem Widerspruch zwischen den erklärten Idealen der Gesellschaft und ihrer brutalen Realität zu versöhnen und spiele sogar eine erhebliche Rolle für die Bereitschaft von Individuen, "ohne große Bedenken an den Aufmärschen des totalitäten Staates teilzunehmen", d.h., sich bereitwillig in die faschistischen Bewegungen und Armeen einzureihen.

Aus meiner Sicht sind dies falsche Vorstellungen, die ideologisch in der deutschen subjektiv-idealistischen Philosophie wurzeln. Kunst hat einen wirklichen Inhalt, nicht nur die Schönheit der Form. Mit Inhalt ist nicht eine pauschale oder einzelne "Botschaft" gemeint, sondern ""ein lebendiger Komplex von Stimmungen und Ideen, die künstlerischen Ausdruck suchen".(Trotzki). Kunst kann tief und objektiv in die Wirklichkeit vordringen, in ihre Entwicklung und Geschichte, in ihre Widersprüche. Was, wenn Individuen - in der und durch die Kunst - etwas lernen über ihre "Unfreiheit", über ihre soziale Existenz, was, wenn ihre Unzufriedenheit sich dadurch sogar verstärkt?

In verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und der Kultur schließen Denker der Frankfurter Schule von ihrer Schlussfolgerung, dass die soziale Revolution unmöglich ist, zurück und legen dar, weshalb der jeweilige Bereich Rebellion unmöglich macht, weshalb er disziplinierend wirkt, konditioniert, unterdrückt, verstümmelt, entstellt. Marxisten aber verstehen, dass das gesellschaftliche Leben im Kapitalismus Widersprüche enthält, objektive Impulse, die - widergespiegelt im menschlichen Bewusstsein - erziehen, entwickeln, sensibilisieren, vorbereiten, testen, stärker werden.

Die Schlussfolgerungen von Marcuse, Adorno und anderen, dass das kulturelle Erbe der Menschheit im Wesentlichen repressiver Natur sei, dass es letztlich dazu dient, das bestehende ökonomische und politische System zu verteidigen, entsprechen ganz und gar nicht der marxistischen Auffassung, auch wenn sie in den letzten etwa 50 Jahren in breiten Kreisen, vor allem unter Akademikern, als die "linke" Auffassung akzeptiert waren.

Wir verstehen die geistige und materielle Kultur als ein widersprüchliches Phänomen. Kultur verkörpert einerseits alles, was die Menschheit aufgebaut, gelernt und im Kampf für die Verbesserung ihrer Existenz geschaffen hat; andererseits, da die Menschheit sich notwendigerweise durch das Stadium der Klassengesellschaft entwickelt, besitzt Kultur einen Klassencharakter und dient jenen, die die Macht innehaben.

Im Kampf gegen den Kapitalismus gründen wir uns auf das gesamte Erbe menschlicher Kultur, ohne das die Arbeiterklasse sich nicht auf ein höheres Niveau erheben und die Gesellschaft auf höheren Grundlagen neu gestalten kann. Wir verhalten uns zur Kultur natürlich von unserem eigenen Standpunkt aus, verzichten auf einige Elemente, wie etwa die Religion, akzeptieren andere mehr oder weniger uneingeschränkt (wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt etwa) und überarbeiten andere, auch künstlerische Errungenschaften, kritisch.

Die Argumente der Frankfurter Schule wirkten sich auf die Kunst aus, und ihr Einfluss erstreckte sich weit. Es waren sprachgewaltige Persönlichkeiten, mit breitem kulturellem Wissen und dem Anspruch, dem Marxismus nahezustehen, die die Arbeiterklasse und die objektiven Möglichkeiten einer sozialen Revolution abschrieben. Ihre Desorientierung fand Anklang in Teilen der Intelligenz, die sich nur allzu bereitwillig vom schwierigen Kampf für sozialistische Prinzipien verabschiedeten. In der Nachkriegsperiode gewannen die Ideen dieser vordem kaum bekannten Denker eine beträchtliche Anhängerschaft.

Die ernsthafte künstlerische Darstellung des zeitgenössischen Lebens interessierte die Frankfurter Schule wenig. Sie konzentrierte sich auf die psychischen Defizite der Bevölkerung, ihre unterdrückte Sexualität und andere Triebe. Nur ein veränderter Mensch konnte die Freiheit herbeiführen. So dachte vor allem Marcuse, der für eine Wiederbelebung utopischen Denkens eintrat.

Wir lehnen das ab. Auch im Hinblick auf die Kunst stützen wir uns auf die objektive Entwicklung der Gesellschaft, nicht auf unsere Fantasien oder Wünsche. In einer Diskussion über den sowjetischen Futurismus schlug Trotzki halb scherzhaft einmal vor, dass man auch der "Gegenwart" mal eine Chance geben könne. Auch amerikanische Künstler könnten eine ernsthafte Konfrontation mit dem heutigen Leben gut gebrauchen.

Fotografischer Realismus ist nicht das Ziel. Der Künstler muss auch ein Sozialwissenschaftler und ein Psychologe sein, er muss wissen, wonach er Ausschau halten soll, um die verborgensten Entwicklungstendenzen zu erkennen. Der Künstler konzentriert sein Augenmerk auf entscheidende Elemente, ohne sich von unzähligen Details ablenken zu lassen. Seine Anstrengungen entsprechen der Natur und den Eigenschaften des untersuchten Objekts. Auch das Publikum wird die Erfahrung dieses Prozesses machen.

An künstlerischer Erkenntnis dieser Art gibt es nichts Passives, und auch das Publikum wird nicht auf passives Erleben reduziert. Eine ernsthafte Haltung gegenüber der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung wird sie als vorübergehendes Stadium, nur eines in der Entwicklung der Menschheit zeigen. Ein so geartetes Verständnis wird Eingang finden in die Arbeitsweise des Künstlers, nicht in willkürlicher oder konstruierter Art, sondern als notwendiges und organisches Element. Der Ausbruch von Massenerhebungen wird dieser Herangehensweise Auftrieb geben.

Ebenso wenig werden Künstler zu Tolstoi oder Courbet und dem Realismus des 19. Jahrhunderts zurückkehren (auch wenn ein Studium dieser Persönlichkeiten sich nur vorteilhaft auswirken könnte). In der Spontaneität, dem Erfindungsreichtum und der Individualität heutiger Künstler gibt es vieles, was wertvoll und wichtig ist. Wir denken, dass diese Qualitäten eingebracht werden müssen, um dichtere, reichere Bilder einer objektiv existierenden Welt zu schaffen, und je aufschlussreicher die Bilder, desto maßgeblicher und revolutionärer wird ihre Wirkung sein.

Eine Diskussion über die gegenwärtige künstlerische und kulturelle Krise wäre verfehlt, wenn sie die klägliche Rolle der verschiedenen Spielarten des Poststrukturalismus und des Postmodernismus in den letzten Jahrzehnten außer acht ließe.

Besonders die Niederlage des Generalstreiks 1968 erleichterte es den französischen Intellektuellen, die Überreste ihres alten "Marxismus" über Bord zu werfen. Endlich konnten sie "den ganzen Kram" ad acta legen. Ohne irgendwelche Reste von Befangenheit taten die Postmodernisten schließlich den Versuch, Gesellschaft und Geschichte sinnvoll zu deuten, verächtlich ab und ergingen sich in ausuferndem Relativismus und Irrationalismus.

Auf die eine oder andere Weise haben diese Argumente verschiedene Wissenschaftsdisziplinen an den Universitäten jahrzehntelang beeinflusst und ihren Weg in die Gesellschaft allgemein, auch in das künstlerische Denken gefunden. Oft gelten sie als "linke" und "radikale" Sichtweisen. Ein Kernargument dreht sich um die Feindschaft gegenüber objektiver Wahrheit, d.h., der Möglichkeit, die Welt und ihre Eigenschaften zutreffend im Bewusstsein widerzuspiegeln. Der Postmodernismus weist dies kategorisch zurück. Alles hängt von der Perspektive des Betrachters ab; jede Wahrheit ist gesellschaftlich und durch Eigeninteresse konstruiert. Die Ausdrucksweisen sind vielleicht bekannt: "die Krise der Repräsentation", "die Instabilität von Bedeutung", "die Ablehnung von Meta-Erzählungen oder großen Erzählungen".

Die Argumente sind oft kindisch, wenn man sie erst einmal von der aufgeblasenen Sprache befreit. Aus der Tatsache, dass das menschliche Bewusstsein die Welt unvollständig widerspiegelt, annäherungsweise, mit relativer Objektivität, schließen die postmodernen Denker, dass zwischen dem Denken und der objektiven Welt eine absolute Schranke existiert.

Ein Kommentator sagt über Jean-François Lyotard, früher ein Linker, und Autor von Das postmoderne Wissen, er lehne "moderne Vernunft, Aufklärung, vereinheitlichendes Denken und Geschichtsauffassungen" ab, also jeglichen Versuch, den gesetzmäßigen Charakter der Geschichte und Gesellschaft abzuleiten, und noch mehr den Versuch, politische Praxis darauf zu gründen.

Er vertrat die Auffassung, die "Realität besteht aus singulären Ereignissen, die durch eine rationale Theorie nicht exakt repräsentiert werden können. Für Lyotard war dieser Umstand von großer politischer Bedeutsamkeit, da die Politik behauptet, sich auf die exakte Repräsentation der Realität zu stützen." [2]

In der Politik bedeutet das, genau genommen, zügellosem Opportunismus das Wort zu reden, da es unmöglich ist, aus irgendeiner Erfahrung der Vergangenheit allgemeine Schlüsse zu ziehen. Man beginnt immer bei Null, mit leerem Kopf.

Lyotard, so heisst es, sei für Heterogenität, für Pluralität, ständige Innovation, ortsgebundene Regelsysteme und "Mikropolitik" eingetreten. Die postmodernen Denker waren unter sich zwar heillos zerstritten, doch einig waren sie sich darin, dass der Marxismus der Arbeiterklasse in nicht akzeptabler Weise "eine privilegierte Position" einräume, und oft lieferten sie die theoretische Begründung für diverse reformistische soziale Bewegungen, die Protest- und Identitätspolitik praktizieren, die sich auf Kategorien wie Geschlechts- und ethnische Zugehörigkeit stützen, eben "Mikropolitik" in der Praxis.

Der Angriff auf das Konzept der Allgemeingültigkeit hat entsetzliche Folgen für den Künstler gehabt. Wenn jeder über seine eigene Erzählung verfügt, und jede Erzählung gleichermaßen Gültigkeit beanspruchen kann, wenn Wahrheit völlig relativ ist, wenn die Repräsentation der Welt ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen darstellt, wo ist dann der Platz des Künstlers, der seine Vorstellungs- und Gefühlswelt vermitteln will und glaubt, sie seien wichtig und universell? Kunst ist, wie Erkenntnis überhaupt, von ihrem Wesen her verallgemeinernd.

Die Tätigkeit des Kunstschaffens ist anspruchsvoll: der Künstler geht davon aus, dass er etwas Erhellendes und Originelles zu vermitteln hat. Halbheiten oder halbe Siege gibt es nicht in der Kunst. Der Angriff der Postmodernisten und anderer auf den objektiven Wahrheitsgehalt künstlerischer Repräsentation reduziert die Kunst auf ein Spiel, auf eine rein formale Übung, auf was immer man will, nur keinen ernsthaften Kampf für die Wahrheit, in dem der Künstler bereit ist, den höchsten Preis zu zahlen, und in dem der Einsatz immens hoch ist.

Was sind die Konsequenzen des Postmodernismus für die Kunst? Sehen Sie sich beispielsweise die moderne visuelle Kunst an - kalt, gekonnt, "konzeptionell", völlig gefühlsfremd und distanziert. Diese Stimmungen und Trends, unter anderem die Identitätspolitik, haben Selbstbezogenheit, Narzismus, soziale Gleichgültigkeit und Zynismus gefördert.

* * *

Das sind, in Kurzform, einige der Probleme, die aus unserer Sicht besondere Schwierigkeiten für das schöpferische Leben in der heutigen Zeit hervorrufen, die den Künstler immer noch "gefangen halten".

Die Künstler müssen sich unserer Meinung nach auf die Erforschung der Realität hin orientieren, und die gesamte Kreativität und Tiefe des gefühlsmäßigen Erlebens zur Geltung bringen, deren das Herz und der Verstand fähig sind, um die gegenwärtige Lage der Menschheit in ihrer Kompliziertheit und Dynamik zu repräsentieren. Erledigen sie diese Aufgabe ehrlich, werden sie sich dem Kampf für Sozialismus in der Arbeiterklasse unweigerlich annähern. Die Kunst kann sich nicht selbst retten, ihr Schicksal ist an den Neuaufbau der Gesellschaft auf höherem Niveau gebunden.

Das erfordert eine große geistige Anstrengung, ohne die es nicht geht. Der Künstler braucht ein hohes Maß an Intuition, doch die Intuition ist nicht alles in der Kunst. Die bewusste, rationale, kognitive Seite des Kunstschaffens ist jahrzehntelang unterbewertet worden. Der Künstler muss erneut lernen, kritisch und mit Tiefgang zu denken. Bei diesem Projekt wird sich der Marxismus als unverzichtbar erweisen.

Ende

Anmerkungen

1. "Die Frankfurter Schule begann in den frühen 1930er Jahren, psychoanalytische Konzepte in der sozialwissenschaftlichen Analyse zu verwenden, was weitgehend aus einer zunehmend pessimistischen Einschätzung des revolutionären Potentials der Arbeiterklasse resultierte. Freudsche Auffassungen, so hofften sie, könnten sich als hilfreich dabei erweisen, die psychologischen Quellen des instinktiven Konservatismus der Masse zu erklären - 'die fehlgeleitete Liebe für das ihr zugefügte Unrecht', wie Adorno und Horkheimer in Dialektik der Aufklärung schrieben -, wenn sie durch eine überarbeitete marxistische Konzeption der Industriegesellschaft angemessen berichtigt würden." (Marxism and Modernism; an historical study of Lukács, Brecht, Benjamin and Adorno, Eugene Lunn, 1984, University of California Press)

"Die erste Generation der Frankfurter Schule...betonte die negativen und unterdrückerischen Aspekte der Moderne. Dialektik der Aufklärung ließ die marxistische Theorie der Revolution fallen und ersetzte sie durch ein sich selbst erzeugendes, stabilisiertes kapitalistisches System ohne nennenswerte revolutionäre Opposition. Die Theorie der Revolution verliert ihre historische Fundierung im revolutionären Proletariat und wird zum utopischen Ideal. Die kapitalistische Moderne wird daher von der Kritischen Theorie weitgehend als sich selbst erzeugendes und stabilisierendes System der Warenproduktion und Ausbeutung unter der Herrschaft des Kapitals dargestellt." (Postmodern Theory: Critical Interrogations, Steven Best and Douglas Kellner, 1991, The Guilford Press)

2. Ashley Woodward, University of Queensland, The Internet Encyclopedia of Philosophy

2. Ashley Woodward, University of Queensland, The Internet Encyclopedia of Philosophy

Siehe auch:
Wahrheitssuche zwischen den Fronten des kalten Krieges: Zum Tod des Filmregisseurs Frank Beyer
(31. Januar 2007)
Kunst und Sozialismus, die wirklichen Grundlagen. Ein öffentlicher Vortrag in Großbritannien von David Walsh
( 21. Februar 2009)
Ein Brodeln unter der Oberfläche - aber nicht mehr Zur Filmreihe: Winter Adé - filmische Vorboten der Wende
( 3. März 2009)
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