Der vereitelte Bombenanschlag vom Times Square

Am Montagabend wurde Faisal Shahzad, ein 30-jähriger US-Bürger mit pakistanischem Hintergrund, am New Yorker Kennedy-Airport im Zusammenhang mit dem fehlgeschlagenen Autobombenanschlag auf dem Time Square in New York City festgenommen. Er wurde aus einem Passagierflugzeug geholt, das nach Dubai und weiter nach Pakistan fliegen sollte. Amerikanische Behörden behaupten, er habe gestanden, für den gescheiterten Anschlag verantwortlich zu sein.

US-Justizminister Eric Holder gab bekannt, Shahzad werde wegen Terrorismus und dem versuchten Einsatz einer "Massenvernichtungswaffe" angeklagt.

Auch in Pakistan soll es Verhaftungen geben, wovon zumindest einige Verwandte Shahzads betroffen sind, und es wird spekuliert, er könnte Verbindungen zur Gruppe Tehrik-i-Taliban Pakistan haben, den sogenannten pakistanischen Taliban. Demgegenüber erklärt der Verdächtige nach Polizeiberichten, allein gehandelt zu haben.

Allen vorliegenden Berichten zufolge war die Bombe selbst, wie auch die Art, wie sie in Stellung gebracht wurde, äußerst amateurhaft. Das deutet nicht darauf hin, dass der Täter eine professionelle Ausbildung genossen hat.

Wie immer in solchen Fällen bleiben Fragen über die wirklichen Motive und die Urheberschaft des versuchten Terroranschlags offen. Informationen über den Verdächtigen und seine Verbindungen tauchen erst allmählich auf.

Shahzad ist Vater zweier Kinder und wurde ein Jahr nach der Hochzeit mit einer amerikanischen Staatsbürgerin eingebürgert. Er hat einen Bachelor in Informatik und Maschinenbau und einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre. Aber er war offenbar arbeitslos und ohne Geld, und das Haus seiner Familie hatte er durch Zwangsversteigerung verloren. Man kann nur darüber spekulieren, ob diese schwierigen persönlichen Verhältnisse, mit denen Millionen Amerikaner konfrontiert sind, dazu beigetragen haben, Shahzad zu einer solchen verzweifelten Tat zu treiben.

Presseberichte weisen auch darauf hin, dass er in Kaschmir geboren wurde, und nicht wie angegeben in Karatschi. Kaschmir ist zwischen Indien und Pakistan umstritten. Tausende sind dort in den letzten Jahrzehnten infolge kommunalistischer Gewalt getötet worden.

Man muss von Glück sprechen, dass der Terroranschlag fehlgeschlagen ist. Wären die Benzinkanister und Propangasflaschen in dem Geländewagen am Times Square hochgegangen, hätte der Feuerball Hunderte töten und verstümmeln können.

Die Opfer der Bombe wären unschuldige Zivilisten gewesen, die keine Verantwortung für die kriminellen Taten der amerikanischen Regierung im Nahen Osten und Zentralasien oder in Pakistan selbst tragen.

Menschen aus aller Herren Länder wären unter den Opfern gewesen. Bei einem solchen Anschlag wären Touristen und Einwanderer, auch welche aus Südasien, verbrannt und erstickt. Bei der politischen Stimmung in den USA und weltweit kann man sicher davon ausgehen, dass die meisten der Opfer Gegner der amerikanischen Kriege gewesen wären.

Ein solcher Anschlag wäre völlig reaktionär gewesen und hätte Tod und Zerstörung über Menschen gebracht, die keinen Einfluss auf das Handeln der amerikanischen Regierung und des amerikanischen Militärs hatten.

Als wichtigstes Ergebnis hätte die Regierung in Washington einen neuen Vorwand für eine Eskalation ihrer Kriege im Ausland erhalten, wie auch für die Verschärfung polizeistaatlicher Maßnahmen im Inland. Von den wirtschaftsfreundlichen Medien hundertfach verstärkte Angst und Verwirrung hätten einmal mehr zur Desorientierung breiter Schichten der Bevölkerung geführt.

Der New Yorker Bürgermeister und Milliardär Michael Bloomberg erzählt weiter seine Geschichte, die er schon verbreitet hatte, bevor es überhaupt einen Verdächtigen gab. Demnach seien islamistische Terroristen verantwortlich, die "die Freiheit hassen, die diese Stadt und dieses Land so groß machen".

Das ist im buchstäblichen Wortsinn Unsinn. Hinter solchen Terrorakten steht nicht Hass auf "Freiheit", sondern kochende Wut über konkrete Maßnahmen amerikanischer Regierungen, die Millionen Menschen im Irak, in Afghanistan und in Pakistan nicht nur ihrer Freiheit, sondern sogar ihres Lebens berauben.

In Saudi-Arabien, Pakistan und Ägypten wurden seit dem 11. September im Zusammenhang mit dem einen oder anderen versuchten oder tatsächlichen Terroranschlag Bürger ihrer grundlegenden Freiheiten beraubt, die ihnen von Polizeidiktaturen, die die Unterstützung Washingtons genießen, verweigert wurden.

Sie mussten zuschauen, wie das amerikanische Militär im Namen des "Kriegs gegen den Terror" und der "Befreiung" der Völker Afghanistans und des Iraks über eine Million Menschen getötet und Millionen zu Flüchtlingen gemacht hat. In Pakistan hassen Millionen die Washingtoner Regierung wegen des hundertfachen Mordes an Zivilisten mithilfe unbemannter Drohnen.

Und Moslems in aller Welt mussten erleben, wie Republikanische und Demokratische Regierungen gleichermaßen das israelische Regime bedingungslos verteidigen, das die Palästinenser in den besetzten Gebieten der grundlegendsten Menschrechte beraubt, bis hin zu dem Recht auf Leben selbst.

Das alles rechtfertigt nicht Terrorismus, der nichts dazu beiträgt, diese Bedingungen zu beseitigen, und nur den US-Imperialismus stärkt. Aber es sind diese Aggressionen und diese Unterdrückung - und nicht ein unerklärlicher Hass auf "Freiheit" - die einen tiefen Zorn hervorrufen und Menschen dazu treiben, in rückständiger Weise Akte des individuellen Terrors zu verüben.

Die Terrorbedrohung kann nur durch den Kampf gegen die amerikanischen Aggressionskriege im Ausland beseitigt werden. Arbeiter und Jugendliche müssen auf der Grundlage der Prinzipien des Internationalismus, der sozialen Gleichheit und wirklicher demokratischer Kontrolle über die Wirtschaft und die Gesellschaft für eine bessere, sozialistische Zukunft kämpfen.

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