Pakistan nach der Flut: „Die Situation ist explosiv“

Die World Socialist Web Site erhielt folgenden Brief von einem Sympathisanten aus Pakistan.

Die Situation in Pakistan ist zunehmend explosiv. Die Flut ist eine Naturkatastrophe. Aber wenn große Teile der Bevölkerung, besonders Arbeiter, Bauern und arbeitende Massen Hunger leiden und kein Wasser und kein Dach über dem Kopf haben, dann liegt das an der Kriminalität der kapitalistischen Elite des Landes und ihren imperialistischen Hintermännern. Sie plündern die Menschen aus und stellen nicht die einfachste Infrastruktur zur Verfügung.

Die Cholera breitet sich aus, weil es kein sauberes Trinkwasser gibt. In dem Fünftel des Landes, das überflutet ist, ist die Bevölkerung weiter eingeschlossen. Vieh und Ernte sind in weiten Teilen des Landes vernichtet. Die meisten Straßen in den vier Provinzen sind unbrauchbar. Der Zorn der Bevölkerung über die Regierung, die herrschende Klasse und den US-Imperialismus nimmt ständig zu.

Washington beobachtet die Situation in Pakistan nach der Flut sehr genau. Das amerikanische Militär ist entschlossen, seine Intervention in Pakistan unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe auszuweiten. Dass die USA manövrieren, um ihre geopolitischen Interessen in der Region zu fördern, wird von der Tatsache unterstrichen, dass die sie trotz massiver Präsenz in der Region so gut wie keine Lebensmittel zu den Flutopfern gebracht haben.

Die herrschende Klasse Pakistans fürchtet sich vor einem möglichen Massenaufstand gegen die Regierung und den Staat. Gestern verkündeten Präsident Zardari und sein Erzrivale Nawaz Sharif von der offiziellen Oppositionspartei Muslim Liga (Nawaz) gemeinsam ein Hilfsprogramm für die Not leidenden Flutopfer.

Die große Mehrheit der Menschen will denen helfen, deren Häuser und Lebensgrundlage zerstört worden ist, aber sie trauen der Regierung und den staatlichen Institutionen nicht. Sie erinnern sich noch, was nach den Erdbeben in Kaschmir 2005 und Ziarath 2008 geschah, als Politiker, Militärs und ihre Freunde in der Wirtschaft viel Geld in ihre eigenen Taschen umlenkten.

Täglich breitet sich die Anarchie aus. Gestern wurden zehn Arbeiter von der Balutschistan Befreiungsarmee (BLA) getötet. In Balutschistan hat eine separatistische Aufstandsbewegung Zulauf erhalten, weil die herrschende Elite den Problemen der Massen gleichgültig gegenübersteht und sie unterdrückt. Am 14. August, dem so genannten Unabhängigkeitstag, gab es in verschiednen Teilen Balutschistans Raketenangriffe und Bombenanschläge.

Das nationale Projekt der pakistanischen Bourgeoisie ist an den Massen vollkommen vorbeigegangen. Schon vor den Überschwemmungen war Pakistan von ständigen Stromabschaltungen geplagt. Es gab große Unzufriedenheit über stark steigende Lebensmittelpreise, die riesige Kluft zwischen Arm und Reich, die beherrschende Rolle der Armee im politischen und wirtschaftlichen Leben des Landes und die wichtige Rolle der pakistanischen Bourgeoisie für die amerikanische Besetzung Afghanistans.

Zwei Jahre nach seiner Amtsübernahme ist der dynastische Führer der Pakistanischen Volkspartei (PPP), Asif Ali Zardari, genauso verhasst, wie sein Vorgänger der Militärdiktator General Pervez Musharraf. Die Arbeiterklasse braucht dringend eine eigene Partei, die die arbeitenden Massen gegen die pakistanische Bourgeoisie und den Imperialismus mobilisieren kann.

Übermittelt bitte meine Grüße dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale.

Z.

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