Russisches Flugzeug in Indonesien abgestürzt

Am Mittwoch ist ein russischer Suchoi Superjet 100 bei einem Demonstrationsflug nahe der indonesischen Hauptstadt Jakarta an der Felswand eines Vulkans zerschellt. Bei dem Unglück kamen offenbar alle der rund 50 Insassen des Flugzeugs ums Leben. An Bord waren hauptsächlich Vertreter indonesischer Medien und Fluggesellschaften.

Das zweistrahlige Regionalverkehrsflugzeug war am Mittwoch rund 20 Minuten nach dem Abflug vom Radar verschwunden. Erst Donnerstag früh konnten die Überreste des Fliegers an den Hängen des 2.200 Meter hohen Vulkans Salak gefunden werden, der sich 50 km südlich von Jakarta befindet. Nach Angaben der russischen Internetzeitung gazeta.ru werden zurzeit technische Störungen und Fehler der Crew angesichts einer schwierigen Wetterlage im Gebirge für den Absturz verantwortlich gemacht. Das Flugzeug hatte den Berghang offensichtlich mit voller Geschwindigkeit gerammt.

Der Superjet hatte wiederholt durch technische Defekte von sich reden gemacht. Die Auslieferung des Flugzeuges hatte sich immer wieder wegen Produktionsproblemen verzögert. Es gab zudem zahlreiche Berichte über Probleme bei den Triebwerken. Auch die russische Fluggesellschaft Aeroflot, die Modelle des Flugzeugs seit Ende 2011 einsetzt, klagte im März über technische Probleme. Für den EU-Luftraum wurde das Flugzeug bisher nicht zertifiziert. Die Probleme bei der Herstellung und Auslieferung des Flugzeugs haben die Kosten inzwischen derart in die Höhe getrieben, dass Experten vermuten, das Modell werde die Gewinnschwelle nie erreichen. Regierung und Banken haben in das Projekt bereits mehrere Milliarden investiert.

Der Suchoi Superjet 100 ist das erste Passagierflugzeug, das nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Russland entwickelt wurde, und galt als Prestigeobjekt des Kremls. Das Flugzeug sollte der russischen Luftfahrtindustrie weltweit wieder zu einem Spitzenplatz verhelfen. An der Ausarbeitung des Modells waren zahlreiche westliche Firmen wie Boeing und Alenia beteiligt. Mehrere Staaten, darunter Italien und Saudi-Arabien, haben bereits mehrere Superjets bestellt.

In Indonesien war ein anderer Demonstrationsflug bereits erfolgreich verlaufen, weitere Flüge waren in Pakistan, Kasachstan, Laos und Vietnam geplant. Der Flugzeugabsturz könnte nun das Aus für das Projekt bedeuten.

Die russische Luftfahrtindustrie, die zu Sowjetzeiten international führend war, ist in den letzten Jahren regelrecht zusammengebrochen. Ihr Niedergang ist symptomatisch für den katastrophalen Zusammenbruch von Industrie und Infrastruktur in Russland während der letzten 20 Jahre.

Es kommt inzwischen regelmäßig zu schweren Unglücken mit vielen Toten. Im September letzten Jahres war die gesamte Mannschaft des Eishockey-Clubs Lokomotive Jaroslawl beim Absturz einer Jakowlew Jak-42 ums Leben gekommen. Der Flugzeugtyp wurde seither nicht mehr eingesetzt und sollte durch den Suchoi Superjet ersetzt werden. Das unterdurchschnittlich schlechte Abschneiden von Putin und der Regierungspartei „Einiges Russland“ in Jaroslawl bei den Duma-Wahlen wurde von vielen auf die weit verbreitete Empörung über den Absturz zurückgeführt.

Erst im April kam es zu einem weiteren Absturz eines Passagierflugzeugs in Westsibirien, bei dem 31 der 43 Flugzeuginsassen starben.

Die große Mehrheit der verwendeten Maschinen ist vollkommen veraltet und entspricht nicht den geltenden Sicherheitsstandards. Laut einem Bericht des Wall Street Journals stammen acht der im letzten Jahr abgestürzten neun Maschinen aus Sowjetzeiten. Allerdings schreibt die Zeitung unter Berufung auf Sicherheitsexperten, das Problem seien in vielen Fällen nicht so sehr die veralteten Maschinen, als vielmehr mangelnde Regulierung und die schlechte Ausbildung der Piloten.

Die Zahl von Flugzeugunglücken mit tödlichem Ausgang ist vor allem seit 2009 extrem angestiegen. Im Jahr 2011 belegte Russland beim weltweiten Ranking für Flugzeugsicherheit den letzten Platz und liegt damit selbst hinter Entwicklungsländern wie dem Kongo und Indonesien.

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