Perspektive

Die Streiks bei Foxconn und der weltweite Klassenkampf

Die Proteste und Streiks von tausenden chinesischen Arbeitern gegen die Ausbeutungsbedingungen in den riesigen Sweatshops, die von dem weltweit größten Elektroartikelhersteller Foxconn betrieben werden, haben für die internationale Arbeiterklasse wichtige Fragen aufgeworfen.

Um das monströse Anwachsen des Finanzparasitismus im Westen zu rechtfertigen, haben bürgerliche Ökonomen in den letzten Jahrzehnten immer wieder proklamiert, dass mit dem Aufstieg der „Informationsökonomie“ die Schaffung von Werten nicht länger vom tatsächlichen Produktionsprozess abhängig sei. Daher, erklären sie, seien die Grundlagen des Marxismus, vor allem die revolutionäre Rolle der Arbeiterklasse als Träger der modernen Produktivkräfte und eine höhere Form wirtschaftlicher Organisation – der Sozialismus – „veraltet.“ Apple, das mittlerweile teuerste Unternehmen der Welt, mit einem Börsenwert von 600 Milliarden Dollar, wird als „Beweis“ angeführt, da es scheinbar riesige Gewinne macht, ohne Fertigungsanlagen zu betreiben.

Die Arbeiterunruhen bei Foxconn, das unter anderem das Apple-iPhone5 herstellt, hat diesen Mythos effektiv widerlegt. Konzerne wie Apple können nur Profit anhäufen, weil sie am obersten Ende einer riesigen weltweiten Kette sitzen und den von der Arbeiterklasse geschaffenen Mehrwert ernten. Das letzte Glied dieser Kette sind gnadenlose Billiglohnunternehmen wie Foxconn, das alleine in China etwa 1,1 Millionen Arbeiter beschäftigt. Seine riesigen Fabriken, wie die in Zhengzhou, die fast 200.000 Arbeiter beschäftigen, stellen die neuesten Elektronikprodukte her. Dass Foxconn überhaupt existiert, bestätigt die Gültigkeit der klassischen marxistischen Theorie, dass Mehrwert und damit Gewinn von der Arbeit der Arbeiterklasse abhängt. Der Ausbruch von Arbeiterprotesten bei Foxconn ist ein Vorbote für das Auftauchen revolutionärer Kämpfe der Arbeiterklasse in China als Teil einer weltweit wachsenden Bewegung.

Der jüngste Streik vom Freitag im Zhengzhou-Komplex war das Produkt des zunehmenden weltweiten Wirtschaftszusammenbruchs. Apples Zukunft hängt von einem erfolgreichen Start des iPhone5 ab. Seine Forderungen, die Produktion und Qualität zu steigern, werden in Form von längeren Arbeitszeiten, strenger Disziplin und ständigem Druck zur Leistungssteigerung an die Arbeiter von Foxconn weitergegeben. Letzte Woche kochten die Spannungen über, als die Einführung eines neuen Qualitätskontrollprozesses zu Streit, Drohungen und Gewalt gegen die Qualitätskontrolleure führte, die das Regime überwachen.

Die unerträglichen Arbeitsbedingungen bei Foxconn ähneln denen, die in der letzten Zeit zu den militanten Streiks südafrikanischer Bergarbeiter und Textilarbeiter in Bangladesch führten. Sie sind Teil der Wiederkehr des internationalen Klassenkampfes, die letztes Jahr mit den Aufständen in Tunesien begann. Die Massenproteste und Streiks in Europa und der Ausbruch von großen Kämpfen der Arbeiterklasse in Amerika, wie der Streik der Lehrer in Chicago, haben den gleichen Ursprung – den Versuch der Finanzeliten, der Arbeiterklasse die Last der weltweiten Krise aufzubürden.

Die Sparmaßnahmen, die über die Arbeiter in Europa, den USA und Japan, den größten Konsumenten chinesischer Güter, verhängt werden, haben zu enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in China geführt, da Exporteure wie Foxconn, die mit sehr kleinen Gewinnmargen arbeiten, die Ausbeutung ihrer Belegschaften verschärfen. In der heftigen Konkurrenz um schrumpfende Märkte sehen internationale Konzerne die chinesischen Löhne jetzt als zu hoch an. Foxconn ist zuerst von den Küstengebieten ins chinesische Inland gezogen, um billige Arbeitskräfte zu finden, jetzt verlagert es seine Produktion nach Südostasien, in Länder wie Indonesien, wo die Durchschnittslöhne ein Drittel so hoch sind wie in China. Im Gegenzug setzen diese Bedingungen neue Maßstäbe für die Löhne und Arbeitsbedingungen nicht nur der Arbeiter in China, sondern in der ganzen Welt, auch im Westen.

Der einzige Weg, dieses System sich verschärfender Ausbeutung zu beenden, ist die internationale Vereinigung der Arbeiterklasse im Kampf für den Sozialismus, um die Produktionsmittel, die ihrem Wesen nach global sind, unter die demokratische Kontrolle der arbeitenden Bevölkerung zu bringen. Der Sturz des Sweatshop-Systems in China ist untrennbar verbunden mit den Kämpfen der amerikanischen Arbeiter für ein Ende der Dominanz der Wall Street und der Finanzoligarchie, die an der Spitze des weltweiten Systems der kapitalistischen Ausbeutung sitzt.

Innerhalb Chinas kann die Arbeiterklasse ihre Rechte nur durch einen politischen Kampf für den Sturz der Bürokratie der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) verteidigen, die Riesenkonzerne wie Foxconn und Apple aktiv umwirbt und gnadenlos jeden Widerstand der Arbeiter gegen die unerträglichen Arbeitsbedingungen unterdrückt. Die Entwicklung der KPCh zu einem wichtigen Partner des internationalen Kapitals ist eine eindrückliche Bestätigung der Warnungen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, der trotzkistischen Weltbewegung, vor der Restauration des Kapitalismus in China.

Vor nur dreißig Jahren hoffte Deng Xiaoping, die Wirtschaftskrise, die die reaktionäre stalinistische Politik vom „Sozialismus in einem Land“ verursacht hatte, zu lösen, indem er China offen in das kapitalistische Weltwirtschaftssystem integrierte. Dieses Projekt hat alle explosiven wirtschaftlichen und sozialen Widersprüche wieder hervorgebracht, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die Großeltern von Millionen chinesischer Arbeiter in einge der stürmischsten Klassenkämpfe der modernen Geschichte warfen, um die imperialistische Ausbeutung zu beenden.

Wenn die chinesischen Arbeiter den Kampf aufnehmen, wissen sie, dass die staatlichen Gewerkschaften – die im Allchinesischen Gewerkschaftsbund (ACFTU) organisiert sind – die Interessen des Managements und der Regierung verteidigen. Aber verschiedene Gewerkschaftsaktivisten versuchen, den Arbeitern weiszumachen, dass ihre Klasseninteressen durch den Aufbau von „unabhängigen“ Gewerkschaften oder Reformen des ACFTU verteidigt werden können, um Tarifverträge mit den Arbeitgebern auszuhandeln und die KPCh zu Zugeständnissen zu zwingen.

Die Gefahren dieser gewerkschaftlichen Perspektive haben sich deutlich in Südafrika gezeigt, wo der Congress of South African Trade Unions und die National Union of Miners jahrzehntelang als Beweis angeführt wurden, dass Gewerkschaften für die Arbeiterklasse eine vernünftige Alternative seien. Die gleichen Gewerkschaften haben mit dem herrschenden African National Congress und den Bergbaukonzernen zusammengearbeitet, um im August 34 streikende Platinbergarbeiter zu töten. Diese Organisationen sind, wie der ANC, zu Unterdrückern der südafrikanischen Arbeiter geworden und stehen an der Spitze einer der ungleichsten Gesellschaften der Welt.

Die chinesischen Arbeiter bei Foxconn und in anderen Sweatshops können ihre Klasseninteressen nur durch einen unabhängigen politischen Kampf gegen das KP-Regime und eine Hinwendung zu den Arbeitern in den weiterentwickelten kapitalistischen Ländern verteidigen. Vor allem erfordert es den Aufbau einer revolutionären Partei, basierend auf einer weltweiten sozialistischen Perspektive und den strategischen Lehren der Arbeiterklasse aus dem 20. Jahrhundert, vor allem dem Kampf der Vierten Internationale gegen den Stalinismus. Das bedeutet den Aufbau einer chinesischen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale.

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