Streikführer nach Aussage verhaftet

Am Dienstag wurden vier Bergarbeiter gleich nach ihren Aussagen vor der Farlam-Kommission, die das Massaker von Marikana untersucht, von der Polizei verhaftet. Ihnen wird Mord vorgeworfen.

Rechtsanwälte, die die Familien von einundzwanzig der 36 Bergarbeiter, die am 16. August bei Marikana ermordet wurden, forderten ihre sofortige Freilassung.

Die vier Bergarbeiter, allesamt Streikführer, waren auf dem Heimweg, nachdem sie vor der offiziellen Untersuchungskommission in Rustenberg ausgesagt hatten, die das Massaker an streikenden Arbeitern der Lonmin-Mine untersucht. Sie fuhren in einem Taxi, in dem sich vierzehn Menschen befanden.

Das Socio-Economic Rights Institute of South Africa (SERI) bestand auf ihrer sofortigen Freilassung. Laut ihrem Anwalt Teboho Mosikili wurden die vier – Zamikhaya Ndude, Sithembele Sohadi, Loyiso Mtsheketshe und Anele Kola – verhaftet, nachdem sie „angeblich von einem Polizisten, der an der Anhörung der Kommission teilgenommen hatte, oder aufgrund von dessen Informationen, identifiziert worden waren,. Ihnen wurden Kapuzen aufgesetzt, und es wurde ihnen befohlen, nicht zu sprechen, andernfalls würden sie erschossen werden.“

„Scheinbar wurden die Verhafteten ausgewählt, weil sie uns vor der Kommission unterstützten,“ erklärte Mosikili in einer Stellungnahme.

Der Anwalt drohte, sich von dem Fall zurückzuziehen, wenn sie nicht bis zur Wiederaufnahme der Kommissionssitzung am 29. Oktober freigelassen werden. „Das SERI kann nicht länger mit gutem Gewissen die Kommission oder ihre Parteien mit Informationen über die Identität möglicher Zeugen versorgen, die Informationen und Aussagen machen könnten, die für die Polizei nachteilhaft sind.“

Mosikili gehört zu einem Team unter der Leitung von Anwalt Dali Mpofu, das die Angehörigen der 275 verhafteten und verletzten Bergarbeiter vertritt. Mpofu sagte der Kommission am Dienstag, fünf seiner Zeugen, zwei davon Schlüsselzeugen, seien verhaftet worden.

Die Mail & Guardian erfuhr von dem englischen Anwalt James Nichol – einem Partner der Kanzlei TV Edwards LLP – dass ein Brief an die England and Wales Law Society mit der Bitte geschickt worden sei, Beobachter zu schicken, die sicherzustellen, dass rechtliche Vorgaben eingehalten werden.

Der Brief sagt über die Verhaftungen, dass es „zahlreiche Fälle gab, in denen die Polizei stark überzogene Gewalt gegen die Einwohner von Marikana angewandt hat... In den letzten paar Tagen wurden wichtige Zeugen, arme Bergarbeiter, die in schäbigen Hütten leben und oft nicht lesen und schreiben können, verhaftet und von der südafrikanischen Polizei eingeschüchtert.

Die Verhaftung der vier Streikführer am Dienstag war der Höhepunkt dieser Einschüchterungskampagne. Daran waren schätzungsweise 30 bis 40 Polizisten in einem gepanzerten Fahrzeuge, Vans und unmarkierten Fahrzeugen beteiligt.

„Die Gruppe wurde von der Polizei mit Pistolen und Gewehren gezwungen, auszusteigen, sich mit dem Gesicht in den Dreck zu legen. Ihnen wurden Stiefel in die Nacken gelegt. Die Polizei schlug Mitglieder der Gruppe und drohte, sie zu erschießen, wenn sie nach oben schauten. Ein Mitglied der Gruppe wurde gewarnt: ‚Ich schieß‘ dir den Kopf weg!‘,“ schrieb Nichols.

Die vier Streikführer wurden von der Polizei als „die, die wir suchen“ identifiziert.

Die Polizei reagierte aggressiv und unnachgiebig. Der Sprecher der Polizei der Nordwestprovinz, Brigadier Thulani Ngubane, behauptete, die vier seien wegen vier mysteriöser Morde an Bergarbeitern seit dem Massaker am 16. August verhaftet worden. Er erklärte, sie seien bei einer Routinekontrolle verhaftet worden.

Weiter sagte er: „Diese Kriminellen sind Eigentum des Staates.“

Er verwarf alle Besorgnis über die vermeintliche Integrität der Farlam-Kommission und erklärte: „Rechtsanwälte sollten verstehen, dass ein Verbrecher ein Verbrecher ist, aber sie werden Zugang zu diesen Verbrechern haben. Die Gesetze des Landes erlauben es, die Kommission erlaubt es, sie hat Vollmachten, und die Polizei wird dafür sorgen, dass diese Zeugen vor ihr aussagen.“

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