Srilankische SEP lehnt Einladung zu einem „Dialog der Linken“ ab

Im folgenden Brief erteilt Wije Dias, der Generalsekretär der Socialist Equality Party (SEP), der Einladung der Frontline Socialist Party (FSP) eine Absage, sich einer Diskussion unter „linken“ Gruppen zu beteiligen. Die SEP ist die srilankische Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale. Die FSP spaltete sich 2012 von der Janatha Vimukthi Peramuna (JVP) ab und behauptet zu Unrecht, sie habe mit deren „Opportunismus“ gebrochen.

Die JVP war in den späten 1960er Jahren als radikale, singhalesisch-populistische, kleinbürgerliche Organisation entstanden und entwickelte sich zu einer rechten Partei, die vollständig in das politische Establishment Sri Lankas integriert ist. Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die FSP nicht mit der Politik der JVP gebrochen hat. Ihre Bemühungen um eine Umgruppierung „linker“ Gruppen sind Ausdruck einer weiteren Rechtsentwicklung.

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An den Sekretär der
Frontline Socialist Party

22. November 2013

Das Politische Komitee der Socialist Equality Party, der srilankischen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, hat Eure Einladung, am 23. November an einem „Dialog mit linken politischen Parteien, linken Gruppen und linken Aktivisten“ teilzunehmen, erhalten und diskutiert. In der Einleitung zu Eurem Brief wird deutlich, dass dieses Treffen die Umgruppierung einer Reihe von bürgerlichen und kleinbürgerlichen Organisationen in die Wege leiten soll. Diese würde, käme sie zustande, eine weitere politische Falle für die Arbeiterklasse darstellen. Die Socialist Equality Party, die seit mehr als 45 Jahren trotzkistische Grundsätze verteidigt und einen unermüdlichen Kampf für die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse geführt hat, ist nicht bereit, der von Euch angestrebten reaktionären Umgruppierung Glaubwürdigkeit zu verleihen. Die Socialist Equality Party weist daher Eure Einladung mit Nachdruck zurück.

Die Socialist Equality Party stellt fest, dass die Frontline Socialists die griechische Organisation Syriza als Modell für die Partei anpreist, die sie in Sri Lanka gründen will. Für jeden, der die Entwicklung in Griechenland ernsthaft verfolgt, ist offensichtlich, dass Syriza eine bürgerliche Partei ist, die nur öffentlich „linke“ Phrasen drischt, um die Arbeiterklasse zu täuschen, zu desorientieren und zu verraten. Syriza-Chef Alexander Tsipras ist nach Washington DC gereist, um die Führer des Weltimperialismus zu überzeugen, dass sie von Syriza nichts zu befürchten haben, falls diese an die Macht gelangt. Bis dahin arbeitet Syriza systematisch daran, jeden Widerstand der Arbeiterklasse gegen die Diktate der EU zu unterdrücken.

Die srilankische Arbeiterklasse blickt auf ein halbes Jahrhundert bitterer Erfahrungen mit der reaktionären Politik der LSSP (Lanka Sama Samaja Party), der NSSP (Nava Sama Samaja Party), der Kommunistischen Partei (KP) und natürlich der JVP zurück. Bis heute bezahlen die singhalesische wie die tamilische Arbeiterklasse einen hohen Preis für die Entscheidung der sogenannten „Vereinigten Linksfront“ aus LSSP, KP und MEP, 1964 der bürgerlichen Regierung von Frau Bandaranaike beizutreten. Für Arbeiter, Jugendliche und Arme waren die Konsequenzen, zu denen der 26 Jahre dauernde Bürgerkrieg zählt, verheerend.

Zu den Folgen dieses großen Verrats gehörte auch das Aufkommen der JVP, die sich zu einer kommunalistischen, rechten Partei des kapitalistischen politischen Establishments entwickelte. Aus historischen Gründen möchten wir daran erinnern, dass die Revolutionary Communist League (die Vorläuferorganisation der SEP) die JVP verteidigte, als sie 1971 von der Regierung Bandaranaike angegriffen wurde. Das hinderte die JVP aber nicht daran, in den 1980er Jahren Mordanschläge auf Kader unserer Partei auszuüben.

Eure Organisation, die Frontline Socialist Party, wurde von einer Gruppe von JVP-Führern gegründet, nachdem sich die JVP durch ihre Beteiligung an der Regierung Kumaratunga, ihre uneingeschränkte Unterstützung für den kommunalistischen Krieg und schließlich ihrer Rolle beim Wahlsieg von Rajapakse mehr oder weniger diskreditiert hatte. Der Bruch mit der JVP geschah aus opportunistischem Kalkül, und nichts deutet darauf hin, dass die FSP mit den reaktionären Standpunkten und dem Programm der JVP gebrochen hat.

Die pseudolinken Organisationen, die Ihr jetzt umwirbt – die Nava Sama Samaja Party und die United Socialist Party –, haben früher Koalitionsregierungen der SLFP (Sri Lanka Freedom Party), der LSSP und der stalinistischen KP unterstützt und arbeiten gegenwärtig mit der United National Party zusammen, die eine Politik im Interesse des US-Imperialismus vertritt.

Wir können nicht verstehen, wie die FSP auf die Idee kommen kann, die Socialist Equality Party (SEP) könnte an den vorgeschlagenen Gesprächen auch nur ansatzweise interessiert sein.

Die Socialist Equality Party, die sich auf Trotzkis Theorie der Permanenten Revolution stützt, tritt für ein internationalistisches Programm ein, das von den Interessen der Arbeiterklasse ausgeht. Wir kämpfen für eine Arbeiter- und Bauernregierung in Form einer Sozialistischen Republik Sri Lanka und Eelam, als Teil von Vereinigten Sozialistischen Republiken Südasiens.

Auf dieser Grundlage streben wir die Einheit der Arbeiterklasse und aller Unterdrückten in einer machtvollen revolutionären Bewegung für den Sozialismus an. Die Gespräche, die Ihr vorschlägt, zielen hingegen darauf ab, die Entwicklung einer solchen Bewegung zu verhindern. Deshalb weist die Socialist Equality Party Eure Einladung unmissverständlich ab.

Mit besten Grüßen

Wije Dias

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