Malaysia Airlines-Flugzeug angeblich abgestürzt

Aufgrund der Auswertung von Satellitendaten hat Malaysias Premierminister Najib Razak am Montag erklärt, dass Flug 370 in den Indischen Ozean gestürzt sei und es keine Hoffnung mehr auf Überlebende gebe. Ob die von Suchmannschaften gesichteten Trümmerteile zu der abgestürzten Boing gehörten, ist aber immer noch nicht gesichert.

Am Donnerstag hatte der australische Premierminister Tony Abbott im Parlament bekannt gegeben, er habe "neue, glaubwürdige Informationen" über den vermissten Flug 370 der Malaysia Airlines. Satellitenbilder von schwimmenden Objekten aus dem südindischen Ozean zeigten möglicherweise Trümmer des Flugzeugs.

Am Donnerstag und Freitag letzter Woche hatten Militärflugzeuge aus Australien, den USA und Neuseeland das Gebiet abgesucht, aber keine Spur von Flug MH370 gefunden, der am 8. März mit 239 Passagieren und Besatzung verschwunden war. Am Freitag hatte Abbot in den Medien jedoch erklärt, die Trümmer "könnten auch ein Container sein, der von einem Schiff gefallen ist. Wir wissen es einfach nicht."

Ozeanografen wiesen darauf hin, dass die Objekte seit der Aufnahme der Bilder am 16. März auch untergegangen sein könnten. Das abgesuchte Gebiet ist sehr abgelegen, das Meer ist ungefähr vier Kilometer tief oder noch tiefer.

Flug MH370 war von Kuala Lumpur nach Peking unterwegs. Malaysische und amerikanische Ermittler erklärten, das Flugzeug habe den Kontakt mit den zivilen Fluglotsen verloren, als sein ziviler Transponder über dem Südchinesischen Meer abgeschaltet wurde. Das malaysische Militär verfolgte das Flugzeug daraufhin, als es über die malaysische Halbinsel auf den Indischen Ozean zuflog.

Das britische Satellitenunternehmen Inmarsat meldete, es habe Ping-Geräusche von dem Flugzeug empfangen, die darauf hindeuteten, dass es noch weitere sieben Stunden nach Norden oder Süden über den Indischen Ozean flog. Inmarsat gab seine Informationen am 12. März an malaysische Behörden weiter und hielt es für möglich, dass das Flugzeug westlich von Australien ins Meer gestürzt sei.

Die malaysischen Behörden gaben diese neuen Informationen erst am 15. März öffentlich bekannt, als der Fokus der Suche endgültig vom Südchinesischen Meer auf die Straße von Malakka verschoben wurde.

Dass die Satellitenbilder vom Donnerstag erst vier Tage nach Aufnahmedatum erscheinen, und zwölf Tage nachdem das Flugzeug verschwunden ist, wirft weitere Fragen darüber auf, wie die Suche durchgeführt wird.

Das amerikanische Privatunternehmen DigitalGlobe erklärte, seine Satelliten hätten die Bilder aufgenommen. Die australische Meeressicherheitsbehörde, die die Suche in dem Gebiet koordiniert, erklärte, sie sei wegen der "Menge von ausgewerteten Bildern und dem detaillierten Analyseprozess" nicht früher auf die Bilder aufmerksam geworden.

Die offiziell angegebene Quelle der Satellitenbilder kann nicht ohne weiteres geglaubt werden. Am Mittwoch meldete die New Straits Times, dass der malaysische Verteidigungsminister Hishamuddin Hussein, der auch Verkehrsminister des Landes ist und die Suche leitet, an die amerikanische und australische Regierung appelliert habe, Informationen aus ihren streng geheimen Stützpunkten in Australien mit ihm zu teilen, darunter aus der Anlage Pine Gap und dem Jindalee Operational Radar Network (JORN). Er erklärte, die USA hätten "wahrscheinlich die besten Möglichkeiten", um das Flugzeug zu finden.

Es ist nicht genau bekannt, wozu der hoch geheime Stützpunkt Pine Gap bei Alice Springs in Zentralaustralien in der Lage ist. Allerdings können von dort aus Telefon- und Funksignale aus dem Nahen Osten, ganz Asien bis China, Nordkorea und dem russischen Fernen Osten gehört werden. Fairfax Media hatte letztes Jahr enthüllt, dass von dort aus Drohnenmorde in Afghanistan und Pakistan koordiniert wurden.

JORN wird von den australischen Streitkräften benutzt, um die Luft- und Seebewegungen in einem etwa 37.000 Quadratkilometer großen Gebiet zu überwachen, das sich nördlich bis nach Singapur erstreckt und nach Nordwesten über einen Großteil des Indischen Ozeans reicht.

Der ehemalige Militärgeheimdienstoffizier und Chef der Australia Defence Association, Neil James, erklärte der Australian Financial Review am Donnerstag, Malaysia wolle die Verantwortung dafür, wie es die Suche handhabt, auf Australien und die USA abwälzen.

Dr. Andrew Davies von der Denkfabrik Australian Strategic Policy Institute erklärte der Zeitung, es sei "plausibel", dass Satellitendaten aus Pine Gap herangezogen wurden. Er fügte hinzu: "Wenn es zu gefährlich ist, zu sagen, wo die Daten herkommen, können Geheimdienste meist einen Weg finden, ihren Ursprung zu verbergen."

Daraus ergeben sich mehrere Fragen. Wenn die Satellitenbilder von amerikanischen oder australischen Geheimdiensten geliefert wurden, seit wann wissen sie dann, dass das Flugzeug über den Indischen Ozean geflogen ist? Wie lange würde es gedauert haben, den Ursprung der Bilder zu verschleiern, und welche Informationen über den Flug sind zu geheim, um sie zu veröffentlichen?

Die Suche wird weiterhin durch Spannungen zwischen China und den USA und ihren Verbündeten behindert. Zwei Drittel der Passagiere in dem Flugzeug waren Chinesen, aber andere Länder sind nicht willens, bei der Suche mit dem chinesischen Militär zu kooperieren.

Die indische Regierung hat chinesischen Schiffen nicht erlaubt, das Gebiet der Nicobaren und Andamanen abzusuchen, über die MH370 geflogen war. Ein anonymer Vertreter des Militärs erklärte am Freitag in der Times of India: "Die Andamenen und Nicobaren sind unser militärischer Vorposten in der Region, der die Straße von Malakka kontrolliert und den Sechs-Grad-Kanal dominiert. Wir wollen nicht, dass chinesische Kriegsschiffe unter dem Vorwand, gegen Piraten zu kämpfen oder nach dem vermissten Flugzeug zu suchen, in dem Gebiet herumschnüffeln."

Dieser Kommentar zeigt die strategische Bedeutung der Inseln, die nahe an einer für China wichtigen Handelsroute liegen. Indien hat im Rahmen von Obamas Schwerpunktverlagerung auf Asien, die darauf abzielt, China einzukreisen und die Vorherrschaft der USA über den asiatischen Pazifik zu sichern, seine strategische militärische Partnerschaft mit Washington gestärkt.

Medienberichte deuten auch darauf hin, dass Pekings Entscheidung, Schiffe und Militärflugzeuge zur Unterstützung in den südindischen Ozean zu schicken, zu Problemen für Australien führen könnte. Michael McKinley, Sicherheitsexperte der australischen Nationaluniversität, deutete am Freitag im Wall Street Journal an, dass die die Beteiligung Chinas vermutlich die Beziehungen zu den USA stören könnten.

Canberra wurde vollständig in Washingtons Pläne für einen möglichen Krieg gegen China integriert; es hat zugestimmt, 2.500 Marines in Darwin zu stationieren und den USA in großem Stil Zugang zu australischen Militärstützpunkten und Einrichtungen zu gewähren. Das amerikanische, australische und neuseeländische Militär sieht die Suche im Indischen Ozean eindeutig als nützliche Übung, die China nicht stören soll. Japan und Großbritannien, wichtige Verbündete der USA, werden ebenfalls an der Suche teilnehmen.

Was mit Flug MH370 passiert ist, ist weiterhin unklar. Behörden in China, den USA und Malaysia haben angeblich keinem Mitglied der Besatzung oder den Passagieren eine Verbindung zu Terrorismus oder andere Motive nachweisen können, das Flugzeug zu entführen. Dennoch behaupten Ermittler, das Flugzeug müsste von jemandem, der mit seiner Technologie vertraut war, vorsätzlich von seiner Route nach Peking abgedrängt worden sein.

Der französische Flugunfallermittler Remi Jouty erklärte am Freitag in der Financial Times, das Verschwinden des Flugzeugs hätte verhindert werden können, wenn die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), die UN-Behörde, die die Standards für die weltweite Luftfahrt festlegt, die Empfehlungen umgesetzt hätte, die aufgrund der Untersuchung des Air France-Unglücks von 2009 gegeben wurden.

Jouty erklärte, die ICAO habe vorgeschlagen, dass alle Flugzeuge regelmäßig die Angaben über ihre Position, Höhe, Geschwindigkeit und Richtung per Transmitter aktualisieren müssen. Flugzeuge könnten mit einem Automatiksystem ausgerüstet werden, das ihren Standort übermittelt und nicht aus dem Cockpit abgeschaltet werden kann.

Er erklärte, die Empfehlungen seien aufgrund fehlender Einigkeit unter Regierungen und der Kosten für die Fluggesellschaften nicht umgesetzt worden.

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