Zeit-Herausgeber Josef Joffe hetzt gegen Russland

Wer donnerstags die neue Ausgabe der Zeit kauft, findet darin mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen kriegstreiberischen Kommentar ihres Mitherausgebers Josef Joffe. Joffe verkörpert wie kaum ein anderer den moralischen Verfall der deutschen Medien. Zusammen mit Stefan Kornelius von der Süddeutschen Zeitung zählt er zu den deutschen Journalisten,die während der Ukraine-Krise am aggressivsten gegen Russland hetzen und ein härteres Vorgehen gegen das Putin-Regime fordern.

Joffe tritt umso provokativer auf, je weniger seine Kriegshetze in der Bevölkerung verfängt. Seine Kommentare der letzten Wochen tragen Titel wie „Die bizarre Russland-Apologetik der Linken“, „Politik ist nicht Psychiatrie“, „Russlandversteher – Psychologen, Ultrarealisten, Wirtschaftsvertreter: Eine kleine Typologie“ und „Zug und Druck – Der Westen gegen Putin: Nachgiebigkeit stärkt das Begehren, aber leere Drohungen sind nicht minder gefährlich“.

Joffes Kriegspropaganda dreht sich dabei immer um die gleichen Themen:

Russland sei ein „neo-imperialistischer Aggressor“, der nach dem „Beutezug“ gegen die Krim kurz davor stehe, weitere Teile Osteuropas zu „arrondieren“ (Joffe verwendet dieses Fremdwort wiederholt, um seinen Kolumnen auf Bildzeitungsniveau einen pseudo-intellektuellen Anstrich zu geben).

Der Westen reagiere mit einer Mischung aus Zaudern und Unfähigkeit. Er sei „ernüchtert von den Kriegen in Mittelost“ und spiele „Kricket“, der Kreml hingegen „Baseball mit schweren Schlägen“. Notwendig seien deshalb auch auf westlicher Seite „ein paar härtere Schläger“, um Moskaus „Zarismus forever“ einzudämmen. Darunter versteht Joffe „systematische Sanktionen“ und eine massive militärische Aufrüstung. Jeder, der dagegen auch nur die leiseste Kritik erhebt, wird von Joffe als „Russlandversteher“ beschimpft und niedergemacht.

Neben den zunehmend faschistoiden Untertönen seiner Wortwahl, gehören die Verfälschung des historischen Hintergrund und des tatsächlichen Ablaufs der Ereignisse zu Joffes Markenzeichen. Keine Lüge ist ihm zu dreist und keine historische Verdrehung zu absurd, um seine Kriegshetze gegen Russland zu entwickeln.

In der aktuellen Ausgabe der Zeit behauptet Joffe großspurig, der russische Präsident Wladimir Putin habe das vom amerikanischen Politikwissenschaftler Francis Fukuyama proklamierte Ende der Geschichte und „die nach dem Mauerfall vor 25 Jahren“ angebrochene „Zukunft der liberalen Demokratie“ aufgekündigt.

Joffe schreibt: „So sah es damals tatsächlich aus, jedenfalls in Europa. Vereinigt, vergemeinschaftet und versöhnt, hatte es sich in ein ‚Imperium des Friedens‘ verwandelt: Nie wieder Krieg, nie wieder Eroberung; Ausgleich statt Ausgrenzung; Wirtschafts- statt Wehrkraft. Der alte europäische Traum vom ‚ewigen Frieden‘ (Kant) war in Erfüllung gegangen. Kaltblütig hat uns Wladimir Putin aus diesem Traum gerissen.“

Joffes Geschichtsabriss stellt die Wirklichkeit auf den Kopf. Tatsächlich kennzeichnete das kapitalistische Triumphgeheul vom Ende der Geschichte nach der Auflösung der Sowjetunion nicht den Anbruch einer neuen Epoche von Frieden und Wohlstand, sondern den Auftakt zu einer nicht enden wollenden Serie von imperialistischen Raubfeldzügen der USA und ihrer europäischen Verbündeten. Joffe weiß das wie kein Zweiter, hat er doch für jeden dieser Kriege propagandistisch die Trommel gerührt.

Den NATO-Luftkrieg gegen Serbien 1999 hat er genauso unterstützt wie die angeblichen „Kriege gegen den Terrorismus“ in Afghanistan (2001 bis heute) und im Irak (2003 bis heute) und das NATO-Bombardement Libyens 2011. Joffes Hetze gegen Russland ist nur der jüngste Höhepunkt seiner ständigen Kriegspropaganda. Erst im letzten Sommer hat er für einen massiven Krieg im Nahen Osten geworben, um den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zu stürzen.

Wie skrupellos muss man sein, um diese völkerrechtswidrigen Angriffskriege, die ganze Länder zerstört und hunderttausende Todesopfer gefordert haben, als „ewigen Frieden“ zu bezeichnen? Die Maßnahmen, die Joffe selbst zur Eindämmung des Putin-Regimes vorschlägt, unterstreichen, wer die wirklichen Aggressoren und Kriegstreiber sind. Die westlichen Regierungen und ihre Handlanger in den Redaktionsstuben!

In der aktuellen Ausgabe der Zeit fordert Joffe, „eine nüchtern westliche Politik“ müsse versuchen, „die Verlockungen zu schmälern“. Mit „Verlockungen“ meint weitere russische „Beutezüge“. Konkret schlägt er vor, das „Raketenabwehrsystem in Polen und Tschechien“ zu stationieren, „auf das Obama verzichtet hatte, als er mit dem ‚Reset‘ um Moskau warb“, den „abgeschmolzenen Sockel der US-Militärpräsenz in Europa“ aufzustocken und die „zwergenhaften Militärausgaben“ der Nato-Länder zu erhöhen.

In einem Kommentar in der Online-Ausgabe der Zeit setzt Joffe Ende letzter Woche unter dem Titel „Europa fehlen die militärischen Chips“ noch einen drauf. Er beklagt sich: „Tatsache ist: Die EU-Länder haben ihre ‚hard power‘ seit dem Mauerfall Schritt um Schritt aus der Hand gegeben. Hier ein paar Zahlen: Gemessen am Bruttoinlandsprodukt gibt England heute 2,4 Prozent fürs Militär aus; früher waren es knapp fünf. In Frankreich hat sich das Verteidigungsbudget fast halbiert. Die Deutschen sind von drei Prozent auf 1,3 abgesunken, die Italiener gar auf 1,2. Dagegen Russland: 4,5 Prozent im Jahre 2012. Heute wird es mehr sein.“

Bei den „Truppenstärken“ sehe „es nicht erfreulicher aus. Deutschland: von 500.000 auf 180.000 Soldaten. Die französische Armee hat nur noch 40 Prozent der Zahlen von 1990. Die Briten haben halbiert. Die Europäer haben geglaubt, dass es auf ihrem Kontinent keine Territorialkriege mehr geben werde. Also sind die Kampfpanzer aus dem Arsenal verschwunden. Die Bundeswehr hatte mal mehrere Tausend, jetzt sind es nur noch ein paar Hundert. Eigentlich reicht die europäische Truppe nicht einmal mehr für die klassische Landesverteidigung.“

Vom Kriegstaumel erfasst, scheint Joffe zunehmend die Kontrolle über die Tastatur seines Laptops zu verlieren. Das Programm, dass er hier formuliert, bedeutet die Vorbereitung eines massiven Kriegs gegen Russland. Gerade als deutscher Journalist sollte sich Joffe etwas zügeln. Sein massives Werben für eine massive Aufrüstung gegen Russland legt die Schlussfolgerung nahe, dass ihm die brutalen Russlandfeldzüge, die der deutsche Imperialismus in zwei Weltkriegen geführt hat, offenbar nicht genug waren.

Die geschichtliche Ironie ist dabei, dass Joffe seine anti-russische Kriegspropaganda ohne den Sieg der Sowjetunion gegen Nazi-Deutschland gar nicht verbreiten könnte. Joffe wurde 1944 als Sohn einer jüdischen Familie im polnischen Lodz geboren und hat es dem Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland zu verdanken, dass er überhaupt noch am Leben ist.

Welche Interessen artikuliert Joffe, wenn er historisch völlig blind für einen erneuten Krieg gegen Russland hetzt, der schnell den Charakter eines Atomkriegs annehmen könnte?

Eine interessante, im letzten Jahr erschienene Studie mit dem Titel „Meinungsmacht: Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten“ des deutschen Medienforschers Uwe Krüger gibt Aufschluss darüber. Die Studie gelangt zu dem Ergebnis, dass sich die engen Verbindungen von „US-affinen Journalisten“ wie Joffe zum „US- und Nato-geprägten Milieu“ in „ihrem journalistischen Output“ niederschlagen. Joffe nahm im Untersuchungszeitraum u.a. an der Münchner Sicherheitskonferenz, der Bilderberg-Konferenz und dem Weltwirtschaftsforum teil, war Mitglied der Trilateralen Kommission, des International Institute for Strategic Studies und des American Council on Germany und saß im Beirat der Hypovereinsbank und der Goldman Sachs Foundation.

Krüger hat zwischen 2002 und 2009 die Verbindungen und die Kommentare von vier US-nahen Journalisten, neben Joffe und Kornelius Klaus-Dieter Frankenberger von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Michael Stürmer von der Welt, untersucht und kommt zu dem Schluss: „Die Journalisten argumentieren im Sinne der außen- und sicherheitspolitischen Agenda dieser Akteure, indem sie einen erweiterten Sicherheitsbegriff verwendeten, häufig an den Katalog der Bedrohungen aus dem amtlichen Dokumenten erinnerten, die deutsche Regierung zu mehr militärischem Engagement in der Nato und zur Pflege der transatlantischen Partnerschaft mahnten und zur Durchsetzung dieser Politik verstärkte Überzeugungsarbeit beim Wahlvolk empfahlen.“

Diese Worte eines Wissenschaftlers wurden geschrieben, bevor die Kriegshetze der angeführten Journalisten mit der Ukraine-Krise einen neuen Höhepunkt erreichte. Das jüngste, aggressive propagandistische Trommelfeuer in den Medien unterstreicht, dass diese Schreiberlinge als Sprachrohre der herrschenden Elite in den Banken, dem Militär und der Regierung dienen, die entschlossen ist, ihre Interessen mit kriegerischen Mitteln durchzusetzen und jeden Widerstand dagegen zu unterdrücken.

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