Krieg im Jemen:

Arabische Liga beschließt Aufbau einer regionalen Armee

Die Arabische Liga hat sich prinzipiell darauf geeinigt, eine regionale Armee aufzubauen. Das gab der ägyptische Militärdiktator Abdel Fattah Al-Sisi am Sonntag auf einem Treffen der Organisation bekannt.

Die Arabische Liga, die aus 22 Ländern im Nahen Osten und Afrika besteht, versucht schon seit längerer Zeit, eine eigene militärische Einheit zu schaffen, die in der Lage ist, in der ganzen Region zu intervenieren. Wie mehrere ägyptische Sprecher erklärten, soll die Armee aus 40.000 Elitesoldaten bestehen und mit Kampfflugzeugen, Kriegsschiffen und leichten gepanzerten Fahrzeugen ausgerüstet werden.

Die Absicht wurde auf dem jährlichen Treffen der Arabischen Liga bekanntgegeben, das dieses Jahr im ägyptischen Badeort Scharm El-Scheich stattfand.

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil Elarabi, verlas ein Kommuniqué, in dem es hieß, dass die neue Truppe die Aufgabe habe, militante islamistische Kräfte zu bekämpfen, beispielsweise den Islamischen Staat, der inzwischen im Jemen präsent ist und beträchtliche Teile des Irak, Syriens und Libyens unter seine Kontrolle gebracht hat. Wie Elarabi weiter sagte, werde jedes arabische Land, das seine nationale Sicherheit bedroht sieht, die Armee anfordern können.

In Wirklichkeit wird die neue Armee in erster Linie eine Stellvertreterstreitmacht der Vereinigten Staaten sein und deren geopolitische Interessen im Nahen Osten und Afrika vertreten. Die USA beliefern Länder, die zur Arabischen Liga gehören, mit beträchtlichen Mengen militärischer Hardware, Waffen und logistischer Unterstützung.

Die Regierung von US-Präsident Barack Obama unterzeichnete von 2010 bis 2014 Verträge mit der saudischen Monarchie über Waffenlieferungen in Höhe von neunzig Milliarden Dollar. So hat Saudi-Arabien 84 neue Kampfflugzeuge, 160 neue Hubschrauber und schwere Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge und panzerbrechende Raketen erhalten. Die USA haben auch die ägyptische Regierung seit dreißig Jahren mit jährlich mindestens 1,3 Milliarden Dollar für den Kauf von Armeeausrüstung und anderer militärischer Hilfe unterstützt.

Während die Vereinbarung getroffen wurde, flog Saudi-Arabien schon fünf Tage lang Luftangriffe auf die schiitischen Houthi-Rebellen im Jemen. Dafür haben die USA den Saudis und ihren Verbündeten Kampfflugzeuge und Bomben zur Verfügung gestellt, und das amerikanische Militär leistet wichtige Aufklärung und logistische Unterstützung für die Luftangriffe.

Saudi-Arabien und andere mehrheitlich sunnitische Länder unterstützen Präsident Abd Rabbuh Mansur Hadi gegen die vom Iran unterstützten Houthi. Die offene militärische Intervention droht den religiösen Konflikt im Jemen zu einem regionalen Krieg auszuweiten und könnte katastrophale Folgen haben.

Elarabi sagte Reportern am Wochenende, Saudi-Arabien und seine Verbündeten hätten keine andere Wahl gehabt, als militärisch einzugreifen, nachdem die Houthi vergangene Woche gegen die Hochburg von Präsident Hadi in Aden, die zweitgrößte Stadt des Jemen, vorgegangen seien. „Der Jemen stand am Abgrund und brauchte wirkungsvolle arabische und internationale Initiativen, nachdem alle Bemühungen für eine friedliche Lösung und die Beendigung des Houthi-Putsches und die Wiederherstellung der Legitimität erschöpft waren“, erklärte Elarabi.

Am Samstag gab es offenbar Luftangriffe auf den Flughafen Attan in Sanaa, auf Luftverteidigungssysteme in der westlichen Provinz Hodeida am Roten Meer, sowie auf Ziele in der Houthi-Hochburg Saada im Nordjemen. Wie das jemenitische Gesundheitsministerium berichtet, sind in der Hauptstadt Sanaa am Samstag und Sonntag 35 Menschen getötet und 88 verwundet worden.

Luftschläge wurden auch gegen die Luftwaffenbasis Al Anad geführt, die jetzt von den Houthi kontrolliert wird. Von dieser Basis aus wurden bisher Drohnenangriffe gegen angebliche Al-Quaida-Kämpfer im Jemen geführt. Als die Houthi nach Süden vorrückten, gaben amerikanische und europäische Sondereinheiten den Stützpunkt letzte Woche auf.

Am Sonntag gab es auch in der Hafenstadt Aden im Süden anhaltende Kämpfe. Die Houthi-Milizen erhielten in ihrem Kampf gegen Hadi Unterstützung von Soldaten, die loyal zum langjährigen Diktator und Vorgänger Hadis, Ali Abdullah Saleh stehen. Seit dem Ausbruch der Kämpfe in Aden in der vergangenen Woche sind schon mindestens 61 Menschen getötet und 500 verwundet worden.

Hadi floh am Mittwoch vor den Angriffen der Houthi-Rebellen und Saleh-treuen Kräfte aus dem Jemen nach Saudi-Arabien. Weder Hadi noch Saleh haben große Unterstützung in der Bevölkerung, denn beide hatten das verhasste Drohnen-Mordprogramm der Obama-Regierung im Land seit 2009 unterstützt.

Die Luftangriffe werden von der Drohung einer unmittelbar bevorstehenden Bodeninvasion durch saudische und ägyptische Truppen begleitet.

Saudi-Arabien hat bis zu 150.000 Soldaten mobilisiert und an der Grenze zum Jemen schwere Artillerie stationiert. Ägypten hat angeblich Truppentransporter vor der Küste des Jemen aufziehen lassen, um möglicherweise einen Angriff von See aus zu starten.

Der pakistanische Ministerpräsident Nawaz Scharif versicherte dem saudischen König Salman bin Abdulasis Al Saud in einem Telefongespräch jeder Unterstützung durch die pakistanische Armee. Auch der Sudan hat Soldaten für eine mögliche Bodeninvasion mobilisiert.

Die Arabische Liga ließ durchblicken, dass sie bereit ist, auf längere Zeit im Jemen zu bleiben. Sie erklärte, dass die Bombardierungen solange andauern würden, bis sich die Houthi völlig „zurückziehen und ihre Waffen abgeben“.

Brigadegeneral Ahmed Asseri, ein Sprecher der Koalition unter Führung von Saudi-Arabien, sagte Reportern am Sonntag, der Angriff auf die Houthi werde so lange weiter gehen, bis Hadi wieder die Kontrolle im Land innehabe. „Die jemenitische Armee war so gut wie auseinander gefallen“, erklärte Asseri. „Das war einer der Gründe, warum jene die Kontrolle übernehmen konnten. Wir werden die Milizen weiter angreifen; wir werden den Druck aufrechterhalten, bis die Armee wieder die Kontrolle übernehmen kann.“

Der saudische König Salman äußerte sich ebenfalls zu der Absicht, Hadi gewaltsam wieder einzusetzen und die Houthi zu besiegen. Er sagte am Wochenende vor der Arabischen Liga, sein Land werde die Militäraktion so lange fortsetzen, „bis die Stabilität im Jemen wiederhergestellt ist“.

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