Mehring Verlag veröffentlicht „Wissenschaft oder Kriegspropaganda?“

Ende August erscheint im Mehring Verlag das Buch „Wissenschaft oder Kriegspropaganda? Die Wiederkehr des deutschen Militarismus und die Auseinandersetzung an der Berliner Humboldt-Universität“.

Es geht auf die Hintergründe der Auseinandersetzung an der Berliner Humboldt-Universität ein, die im Frühjahr 2015 einen Sturm in den Medien auslöste. Zahlreiche Zeitungen, angeführt von der F.A.Z. und der Zeit, hetzten gegen die trotzkistische Jugendorganisation International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) und den Blog Münkler-Watch, die sich kritisch mit den Professoren Herfried Münkler (Theorie der Politik) und Jörg Baberowski (Geschichte Osteuropas) auseinandersetzten.

Das Buch weist minutiös nach, wie Münkler und Baberowski in ihren Schriften und öffentlichen Äußerungen für eine aggressive deutsche Großmachtpolitik und die Verharmlosung deutscher Verbrechen in beiden Weltkriegen eintreten. Es untersucht den Zusammenhang zwischen dem von der Bundesregierung verkündeten „Ende der militärischen Zurückhaltung“ und dem Angriff auf die Meinungsfreiheit an der Humboldt-Universität. Es dokumentiert den Kampf der IYSSE gegen Zensur und gegen die Verwandlung der Humboldt-Universität in ein ideologisches Zentrum für Kriegspropaganda.

Das Thema dieses Buches geht aber weit über die unmittelbaren Ereignisse an der Humboldt-Universität hinaus. Wer verstehen will, warum die herrschenden Eliten Deutschlands ihre außenpolitische Zurückhaltung aufgeben, militärisch aufrüsten, weltweit intervenieren und in der Europäischen Union als „Zuchtmeister“ (Herfried Münkler) auftreten, muss dieses Buch lesen.

Eine seiner Kernaussagen lautet, dass der deutsche Imperialismus zu den Traditionen des Kaiserreichs und des Nazi-Regimes zurückkehrt. Sie ist oft als Übertreibung oder pure Erfindung abgetan worden. Die Hetze gegen die IYSSE diente nicht zuletzt diesem Ziel. Doch seit die Bundesregierung Griechenland Anfang Juli ein brutales weiteres Sparprogramm aufzwang, diskutiert die gesamte internationale Presse über diese Frage.

„In einem Moment der Krise steht Europa einmal mehr vor der schwierigen Frage, wie es mit der Macht Deutschlands umgehen soll. Die Deutsche Frage ist zurück“, schrieb die New York Times am 13. Juli. Das französische Blatt Le Figaro meldete eine „antideutsche Turbulenzzone“, die Frankreich überquere. Und die Londoner Financial Times warf Griechenlands Gläubigern vor, sie seien „zu den nationalistischen europäischen Machtkämpfen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurückgekehrt“.

Die Ermittlungen wegen Landesverrats, die der Generalbundesanwalt auf Druck der Geheimdienste gegen den Blog Netzpolitik.org eröffnet hat, bestätigen eine weitere Warnung in diesem Buch: Die Rückkehr zu Militarismus und Großmachtpolitik ist nicht mit Demokratie und Meinungsfreiheit vereinbar. Die Hetze gegen die IYSSE und Münkler-Watch war lediglich der Auftakt zu einer Einschüchterungskampagne gegen alle Journalisten, die Machenschaften der Geheimdienste und des Militärs aufdecken und kritisieren.

Die in „Wissenschaft oder Kriegspropaganda?“ veröffentlichten Beiträge sind teilweise bereits auf der World Socialist Web Site veröffentlicht worden, einige erscheinen zum ersten Mal. Es handelt sich um Essays und Vorträge, die von Vertretern der IYSSE und der Partei für Soziale Gleichheit im Rahmen der Auseinandersetzung an der Humboldt-Universität verfasst und gehalten wurden. Sie befassen sich mit den aktuellen Ereignissen sowie mit ihren historischen, politischen und theoretischen Hintergründen.

Besonders empfehlen möchten wir unseren Lesern den 40-seitigen Essay von Christoph Vandreier, „Jörg Baberowskis Geschichtsfälschung“. Er beruht auf einem Vortrag, den Vandreier am 12. Januar 2015 auf Einladung der IYSSE an der Humboldt-Universität hielt, ist aber für diesen Band gründlich überarbeitet und erweitert worden.

Er zeigt sorgfältig dokumentiert den Zusammenhang zwischen Baberowskis maoistischer Vergangenheit, seinem rein subjektiven, auf die irrationalistischen Positionen Michel Foucaults, Martin Heideggers und Hans-Georg Gadamers gestützten Zugang zur Geschichte und seiner Geschichtsfälschung auf. Der Essay ist nicht nur eine vernichtende Kritik der theoretischen und historischen Auffassungen Baberowskis, er gibt auch einen guten Einblick in ein akademisches Milieu, in dem Baberowskis Aussage „Hitler war nicht grausam“ als selbstverständlich hingenommen wird.

Erstmals veröffentlicht in dem Band ist auch der Vortrag „Warum wollen die deutschen Eliten wieder Krieg?“ von Peter Schwarz, der im Oktober 2014 an der Humboldt Universität und in mehreren anderen Städten auf großes Interesse stieß. Außerdem enthält das Buch den Vortrag „Sozialismus und historische Wahrheit“, den David North, der Chefredakteur der World Socialist Web Site und Vorsitzende der Socialist Equality Party in den USA, am 13. März 2015 im Rahmen der Leipziger Buchmesse vor 450 Zuhörern hielt. Er stellt die Auseinandersetzung an der Humboldt-Universität in einen größeren historischen und internationalen Zusammenhang.

Drei Anhänge dokumentieren den Beginn der Auseinandersetzung mit Baberowski im Februar 2014, als dieser Robert Service, den Autor einer verleumderischen Trotzki-Biografie, an die Humboldt-Universität einlud und jede Kritik unterdrückte, die Verteidigung des Rechts auf Meinungsfreiheit durch die IYSSE und die Auseinandersetzung um Münkler-Watch.

Wir veröffentlichen heute auf der WSWS auch das Vorwort des neuen Buches. Es kann ab sofort direkt beim Mehring Verlag bestellt werden und ist ab Ende August im Buchhandel erhältlich.

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