US-Medien nutzen Doping-Bericht für Kampagne gegen Russland

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) veröffentlichte am Montag einen mehr als 300-seitigen Bericht, in dem sie russischen Institutionen und Sportlern umfangreiche Verstöße gegen Anti-Doping-Gesetze vorwirft. Der Bericht wurde von den westlichen Regierungen und Medien schon nach kurzer Zeit als Aufhänger für eine weitere Propagandakampagne gegen Russland genutzt.

Der Bericht wurde von einem angeblich unabhängigen, mit der WADA verbundenen Gremium unter Führung des ehemaligen Mitgliedes des Internationalen Olympischen Komitees, Richard Pound, erstellt. Weitere Mitglieder sind der kanadische Anwalt Richard McLaren, der einen Posten an der juristischen Fakultät der Universität von Western Ontario innehat und Günter Younger, ein hoher Beamter des bayrischen Landeskriminalamtes.

Der Bericht fordert Strafmaßnahmen, die Russland noch weiter isolieren und den Druck der derzeitigen Sanktionen noch weiter verschärfen sollen. Unter anderem wird der Ausschluss russischer Sportler und Mannschaften von den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro und anderen Veranstaltungen gefordert.

Dem reaktionären, nationalistischen Putin-Regime und den russischen Sportverbänden ist durchaus zuzutrauen, dass sie betrügen. Doch angesichts der Umstände, unter denen der Bericht veröffentlicht wurde, sollten die eigennützigen politischen Beweggründe seiner Herausgeber offensichtlich sein und ihr Inhalt mit Vorsicht oder sogar offener Skepsis betrachtet werden.

Während der letzten anderthalb Jahre haben die USA und die Nato eine massive militärische Aufrüstung betrieben, strategischen Druck auf Russland ausgeübt, verheerende Sanktionen gegen die russische Wirtschaft verhängt und Kriegsgerät an seinen Grenzen stationiert.

Im Frühjahr 2014 begannen die amerikanischen Medien eine umfassende Kampagne, um den Kriegskurs der Nato und der USA gegen Russland ideologisch zu rechtfertigen.

Seither hat die Gefahr einer „russischen Aggression“ zumindest vorübergehend den „islamischen Terrorismus“ als wichtigste ideologische Rechtfertigung für die globale militaristische Agenda der herrschenden Elite Amerikas verdrängt.

Das politische Establishment und die Mainstreammedien haben die Ursachen und die Bedeutung der Krise in der Ukraine systematisch verfälscht. Der Putsch im Februar 2014, der von den USA und Deutschland organisiert und von faschistischen Kräften angeführt wurde, wird als „demokratische Revolution“ dargestellt, die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation als ein offener Akt der Aggression und Eroberung seitens Moskaus, obwohl sich große Teile der Bevölkerung der Krim bei einer Abstimmung dafür ausgesprochen hatten.

Die Kriegsvorbereitungen der Westmächte haben mittlerweile ein Ausmaß erreicht wie zuletzt während des Kalten Krieges. Die amerikanischen Medien stellen sie jedoch als eine defensive Reaktion auf die angeblich revanchistischen und expansionistischen Pläne der russischen Regierung dar, die entschlossen sei, sich über das Völkerrecht hinwegzusetzen und die „auf Regeln basierende“, von den USA dominierte Weltordnung durcheinander zu bringen.

Der plötzliche Ausbruch eines internationalen Skandals um mutmaßliches Doping im Sport durch Russland muss in diesem Kontext betrachtet werden. Das Dokument der WADA soll eindeutig als Aufhänger dienen, um den finanziellen, kulturellen und institutionellen Druck auf Moskau zu erhöhen.

Die Redaktionsleitung der Washington Post erklärte, der Vorschlag, Russland von den Olympischen Spielen auszuschließen, sei „eine harte Sanktion, aber angesichts des erschütternden Ausmaßes der Verachtung Russlands gegenüber internationalen Normen gerechtfertigt.“

Einen derart üblen Kommentar hätte man eher in der Revolverpresse erwartet: als Ursache für das Doping russischer Sportler wird der inhärent autoritäre Charakter der heutigen russischen Seele festgemacht.

Die Redaktion der Post schreibt: „Die russische Mentalität scheint so auszusehen, dass sie scheinbar meinen, betrügen sei erlaubt, weil alle anderen bestimmt auch betrügen. Das sieht aus wie ein Rückfall in die berüchtigte sportliche Vergangenheit der Sowjetunion und der DDR.“

„Diese perverse Vorstellung, dass in allen Länder die Institutionen so korrupt sind wie in Russland, ist ein bekannter Aspekt der Weltsicht des Kreml“, heißt es weiter.

Die New York Times äußerte sich in einem eigenen langen Artikel ähnlich: der Grund für den Einsatz leistungssteigernder Drogen sei die tief verwurzelte Neigung der Russen, die Kriminalität ihrer Führer hinzunehmen.

Die Times stellt fest: „Russische Funktionäre müssen sich kaum rechtfertigen, und vor allem Putin ist bestrebt, seine Anhänger vor jeder öffentlichen Kritik zu schützen. Hierfür gibt es düstere historische Präzedenzfälle. Seit der Zarenzeit hat man den Russen weisgemacht, ihre Führer würden immer in ihrem Interesse handeln, und sie wurden Jahrhunderte lang darauf konditioniert, diese Tatsache nie in Frage zu stellen.“

Das „Leitmedium“ vergleicht die Dopingvorwürfe mit den Verbrechen des Stalinismus. Die allgemeine Gleichgültigkeit und den Spott, mit dem die einfache russische Bevölkerung den Enthüllungen des Berichtes begegnet, stellt sie als Ausdruck von amoralischen Einstellungen dar, die in der Sowjetunion geschürt worden seien.

Sie schreibt: „Russlands Reaktion auf moralische Fragen wird durch ihre Verbindung von nationaler Größe mit Stalin erschwert, der für Russlands Industrialisierung und den Sieg im Zweiten Weltkrieg verantwortlich war, aber auch für Millionen Todesopfer in Gefängnissen, durch Zwangskollektivierung, Säuberungen und Massendeportationen.“

Diese widerlichen Argumente wurden eindeutig entwickelt, um die Verteufelung Putins auf die gesamte russische Bevölkerung auszudehnen. Aus ihnen spricht eine beträchtliche Heuchelei und politisch-historische Verlogenheit.

Die Kommerzialisierung und Degradierung des Sports geht in keinem anderen Land der Welt so weit wie in den USA. Die Gesundheit und sogar das Leben von zahllosen jungen Männern und Frauen werden regelmäßig der unersättlichen Gier dieser milliardenschweren Industrie geopfert. Der College- und teilweise sogar der Schulsport in Amerika wurden von den Profitmachern korrumpiert. Zudem wurde der Sport in der jüngeren Geschichte in keinem anderen Land so eng mit Militarismus und nationalistischer Aggression in Verbindung gebracht.

Die USA sind das Land, das den Radsportler Lance Armstrong hervorgebracht hat, über den die WSWS 2013 schrieb: „Er hat offenbar eine Art Miniatur-Radsport-Mafia betrieben und die übelsten Facetten des räuberischen amerikanischen Unternehmertums in den Radsport eingebracht.“ Angesichts des unglaublichen Drucks durch das Profitstreben sind leistungssteigernde und andere Drogen im amerikanischen Profisport weit verbreitet.

Die Post, die Times und die zahlreichen anderen Stimmen in den westlichen Medien, die sich an dem Gezeter beteiligen, folgen keiner logischen Denkweise oder Argumentation. Sie machen sich stattdessen zu Sprachrohren einer herrschenden Elite, die fest entschlossen ist, ihre ständige rücksichtslose militärisch-strategische Konfrontation mit Moskau fortzusetzen.

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