Hundert Jahre seit dem irischen Osteraufstand

Teil 3

Dies ist der dritte und abschließende Teil einer Serie über den Osteraufstand in Irland. Der erste Teil ist am 12. April und der zweite Teil am 14. April erschienen.

Bolschewismus und der Osteraufstand

Nur durch ein sorgfältiges Studium der Schriften von Lenin und Trotzki ist es möglich, die notwendigen politischen Lehren von 1916 zu ziehen.

Während Connolly seine Energien nach 1914 in erster Linie darauf konzentrierte, im Bündnis mit nationalistischen bürgerlichen Kräften einen bewaffneten Aufstand vorzubereiten, betonten die beiden wichtigsten Führer der Russischen Revolution von 1917 die Notwendigkeit des politischen Kampfs gegen alle Formen von Opportunismus. Sie beharrten auf einer internationalistischen Orientierung bei der Entwicklung der revolutionären Strategie und Taktik. Darin bestand die Bedeutung von Lenins entschlossenem Kampf gegen die Menschewiki seit dem Jahr 1903 und von Trotzkis Ausarbeitung der Theorie der permanenten Revolution.

Leo Trotzki (links) und Wladimir I. Lenin (Mitte) mit Lew Kamenew

Im Juli 1916, einige Monate nach dem Osteraufstand, übte Lenin scharfe Kritik an Karl Radek, der dem Aufstand ablehnend gegenüberstand. Lenin verurteilte Radeks Bezeichnung des Osteraufstands als „Putsch“. Dies sei ein „in seinem Doktrinarismus und seiner Pedanterie ungeheuerliche[s] Urteil“ der Situation. Er schrieb weiter:

„Von einem ‚Putsch‘ im wissenschaftlichen Sinne des Wortes kann man nur dann sprechen, wenn ein Aufstandsversuch weiter nichts als einen Klüngel von Verschwörern oder wahnwitzigen Narren zutage gefördert und in den Massen keinerlei Sympathien erweckt hat. Die irische nationale Bewegung, die auf Jahrhunderte zurückblickt und durch verschiedene Etappen und Kombinationen der Klasseninteressen hindurchgegangen ist, fand unter anderem ihren Ausdruck in dem massenhaft beschickten irischen Nationalkonvent in Amerika (Vorwärts vom 20. III. 1916), der sich für die Unabhängigkeit Irlands aussprach; sie kam zum Ausdruck in den Straßenkämpfen eines Teils des städtischen Kleinbürgertums und eines Teils der Arbeiter, nach langdauernder Agitation unter den Massen, nach Demonstrationen, Zeitungsverboten usw. Wer einen solchen Aufstand einen Putsch nennt, ist entweder der schlimmste Reaktionär oder ein hoffnungsloser Doktrinär, der unfähig ist, sich die soziale Revolution als eine lebendige Erscheinung vorzustellen.“ [Wladimir I. Lenin: „Die Ergebnisse der Diskussion über Selbstbestimmung“ (1916), in: Lenin Werke, Bd. 22, Berlin: Dietz 1960, S. 363, Hervorhebung im Original]

Lenin verstand, dass Rebellionen kleinerer Nationen gegen die imperialistische Unterdrückung unvermeidlich und notwendig sind. Doch er erkannte zugleich, dass diese Aufstände scheitern müssen, wenn sie isoliert bleiben, und dass es die Aufgabe der Arbeiterklasse ist, den Kampf gegen den Imperialismus bis zum Sieg zu führen:

„Denn zu glauben, daß die soziale Revolution denkbar ist ohne Aufstände kleiner Nationen in den Kolonien und in Europa, ohne revolutionäre Ausbrüche eines Teils des Kleinbürgertums mit allen seinen Vorurteilen, ohne die Bewegung unaufgeklärter proletarischer und halbproletarischer Massen gegen das Joch der Gutsbesitzer und der Kirche, gegen die monarchistische, nationale usw. Unterdrückung – das zu glauben heißt der sozialen Revolution entsagen.“, schrieb er. [a.a.O., Hervorhebung im Original]

Lenin fuhr fort: „Die Dialektik der Geschichte ist derart, daß die kleinen Nationen, die als selbständiger Faktor im Kampf gegen den Imperialismus machtlos sind, die Rolle eines der Fermente, eines der Bazillen spielen, die dem wahren Gegenspieler des Imperialismus, dem sozialistischen Proletariat, auf den Plan zu treten helfen. [...] Das Unglück der Iren besteht darin, daß ihr Aufstand nicht zeitgemäß war, da der Aufstand des europäischen Proletariats noch nicht herangereift ist.“ [a.a.O., S. 365f., Hervorhebung im Original]

Die erfolgreiche Machteroberung der Bolschewiki in Russland nur achtzehn Monate nach dem Osteraufstand war nur möglich, weil Lenin über mehrere Jahre hinweg einen politischen, theoretischen und organisatorischen Kampf für die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse geführt hat. Er baute die Bolschewistische Partei in direkter Opposition zu allen Tendenzen auf, die eine versöhnliche Haltung gegenüber der Bourgeoisie und den kleinbürgerlichen Demokraten einnahmen. Lenin wies energisch alle Illusionen in die revolutionären Fähigkeiten der Bourgeoisie zurück und beharrte darauf, dass die bürgerliche Klasse unabhängig von ihren rhetorischen Bekenntnissen zur Demokratie künftige revolutionäre Kämpfe verraten und unterdrücken werde.

Lenin spricht in Petrograd im April 1917

Am Vorabend der Russischen Revolution übernahm Lenin die Theorie der permanenten Revolution, die Trotzki vertrat. Trotzki hatte aufgezeigt, dass die noch ungelösten bürgerlich-demokratischen Aufgaben in unterentwickelten Ländern nur errungen werden können, wenn sich die Arbeiterklasse an die Spitze der sozialistischen Revolution stellt und im Kampf für die Eroberung der politischen Macht die verarmte Landbevölkerung hinter sich vereint. Ob dieses Programm erfolgreich ist, hängt davon ab, ob es sich auf eine internationalistische Perspektive stützt, die von der Prämisse ausgeht, dass kein revolutionärer Kampf im Rahmen des existierenden Nationalstaats zu Ende geführt werden kann.

Trotzki äußerte sich ungefähr zur selben Zeit wie Lenin zur Frage des Osteraufstands. In der Zeitung Nasche Slowo [Unser Wort] stellte er Plechanow zur Rede, den Begründer der marxistischen Bewegung in Russland, der zu dieser Zeit bereits Menschewik geworden war. Plechanow stellte sich gegen den Osteraufstand, den er als „schädlich“ für „die Sache der Freiheit“ bezeichnete.

Trotzki nannte jene, die in den Straßen Dublins Barrikaden errichtet hatten und gegen die britische Armee kämpften, „heldenhaft“ und fügte hinzu, dass die Arbeiterklasse der Bewegung „ihren Klassenhass gegen den Militarismus eingeimpft“ hatte.

Sein kurzer Essay liefert eine exzellente Anwendung der Theorie der permanenten Revolution auf die irische Situation. Er zeigt auf, wie die irische Rebellion die Unfähigkeit der Bourgeoisie demonstrierte, die nationalen demokratischen Aufgaben zu erfüllen, die in Irland noch ausstanden. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts waren diese Aufgaben untrennbar verbunden mit dem Kampf für Sozialismus unter Führung der Arbeiterklasse.

Trotzki schrieb: „Die allgemeine nationale Bewegung, welche Form auch immer sie in den Köpfen der nationalistischen Träumer annahm, verwirklichte sich nicht. Das irische Dorf hat sich nicht erhoben. Die irische Bourgeoisie, ebenso wie die obere, einflussreichere Schicht der irischen Intelligenz, blieb unbeteiligt. Die städtischen Arbeiter kämpften und starben gemeinsam mit revolutionären Enthusiasten der kleinbürgerlichen Intelligenz. Die historische Basis für die nationale Revolution ist auch im rückständigen Irland verschwunden.“

Er beschrieb, wie stark die irische Bourgeoisie, die sich in den Jahrzehenten zuvor herausgebildet hatte, von ihren Beziehungen zum Imperialismus abhängig war und der Arbeiterklasse gegenüber unverhohlen feindselig auftrat.

Ohne Connolly namentlich zu erwähnen, zeigte Trotzki auf, unter welchem objektiven Druck sich dieser an die Nationalisten angepasst hatte. Dabei hielt er sich nicht mit Connollys taktischen Fehler oder persönlichen Mängeln auf, sondern stützte sich auf eine sorgfältige Analyse der historischen und politischen Faktoren, die für die Entwicklung des irischen Proletariats ausschlaggebend waren:

„Die junge irische Arbeiterklasse, entstanden in einer von heroischen Erinnerungen an nationale Aufstände geprägten Zeit und konfrontiert mit der egoistischen, engstirnigen imperialen Arroganz der britischen Gewerkschaften, schwankte naturgemäß zwischen Nationalismus und Syndikalismus, jederzeit bereit, diese beiden Tendenzen in ihrem revolutionären Bewusstsein zu vereinen. Sie wirkt anziehend auf die junge Intelligenz und auf einzelne nationale Schwärmer, die ihrerseits dafür sorgen, dass in der Bewegung die grüne Fahne vor der roten dominiert.“

Trotzki schloss seinen Artikel mit der Bemerkung, dass der Osteraufstand ein Vorgeschmack auf das sei, was noch kommt. Er schrieb: „Der unbestrittene persönliche Mut, der in den Hoffnungen und Methoden der Vergangenheit zum Ausdruck kommt, ist an sein Ende gekommen. Doch die historische Rolle des irischen Proletariats hat gerade erst begonnen.“ [Leon Trotsky: „On the Events in Dublin“, in: Leon Trotsky’s Writings on Britain, Bd. 3, London: New Park, S. 168-169, aus dem Englischen]

Die Folgen

Trotzkis Prognose wurde durch die nachfolgenden Entwicklungen bestätigt.

Die sozialistische Bewegung in Irland verlor mit der brutalen Unterdrückung des Osteraufstands nicht nur ihren prominentesten Führer, Connolly. Die Irish Citizen Army (ICA) hatte in den Kämpfen die meisten Opfer zu verzeichnen, die einen wichtigen Teil der politischen Avantgarde der Arbeiterklasse ausmachten.

Die ICA wurde niemals wieder zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft. Doch der Kampf der irischen Arbeiterklasse gegen Krieg und britischen Imperialismus radikalisierte sich weiter. Im Jahr 1918 wurde zum Generalstreik aufgerufen, um der Londoner Regierung entgegenzutreten, die infolge der deutschen Frühjahrsoffensive an der Westfront Einberufungen durchzusetzen versuchte. Die Russische Revolution inspirierte die Arbeiter in Irland. Über das ganze Jahr 1918 hinweg wurden Land und Besitztümer beschlagnahmt und Streiks ausgerufen, um die Versorgung der britischen Armee und ihrer Truppen zu behindern und die Freilassung von republikanischen Gefangenen zu erzwingen. In Belfast fand ein Generalstreik statt, der über die konfessionelle Spaltung zwischen Ulster und dem Rest Irlands hinweg für eine kürzere Arbeitswoche kämpfte. Diese Entwicklung erschütterte die britische Herrschaft in Irland. Am 15. Februar 1919 wurden Truppen nach Belfast entsandt, um auf eine Beilegung der Auseinandersetzung zu drängen, die bald darauf von den reformistischen Labour-Führern erzwungen wurde.

In der bürgerlichen Presse waren Warnungen vor dem Einfluss des Bolschewismus weit verbreitet. Auf einem Kongress 1918 verabschiedeten die Irische Labour Party und der Irische Gewerkschaftsbund (ILPTUC) Resolutionen, in denen sie Arbeiterkontrolle über die Produktionsmittel und Unterstützung für die bolschewistische Revolution forderten.

Immer wieder bewiesen die Arbeiter ihre Entschlossenheit zum Kampf. Im gesamten Land brachen Streiks aus. In einem Generalstreik, der vom Trades and Labour Council in der Stadt Limerick ausgerufen wurde, um der Deklaration einer besonderen Militärzone der britischen Armee in diesem Gebiet entgegenzutreten, bildete sich im April 1919 für kurze Zeit der Limericker Sowjet. Während seines zwölftägigen Bestehens übernahm er die Verantwortung für die Verteilung von Lebensmittel und anderen Bedarfsgütern an die Arbeiter. Er leitete die Stadtverwaltung und druckte sogar sein eigenes Geld. Die Ankunft der Führer des ILPTUC setzte dem Sowjet ein Ende. Am 27. April wurde er liquidiert.

Das Fehlen einer politischen Führung bei den Streiks und Massenkämpfen der Arbeiterklasse führte dazu, dass die reformistischen Gewerkschaftsführer die politische Initiative den Nationalisten überließen.

Die Partei Sinn Féin war nicht am Osteraufstand beteiligt und griff die Forderung nach einer Republik erst anschließend auf. Trotzdem konnte sie zur einzigen politischen Kraft werden, die dem wachsenden Zorn auf den britischen Imperialismus eine Führung anbot.

Die 1905 gegründete Partei Sinn Féin [Wir selbst] strebte ursprünglich an, die irische Unabhängigkeit zu erreichen, indem sie zum einen Abgeordnete ins britische Parlament wählen lassen wollte, die dann ihr Mandat boykottieren sollten. Zum anderen wollte sie einen Generalrat und andere Institutionen in Irland aufbauen, die die Zahlung von Steuern an London verweigern und dadurch Irland unregierbar machen würden. Irland sollte unabhängig werden, aber Teil einer Art Doppelmonarchie bleiben, die sich an dem System von Österreich-Ungarn orientieren würde.

Im Dezember 1918 errang Sinn Féin bei den Parlamentswahlen einen vollständigen Sieg. Die Partei boykottierte darauf das Unterhaus und rief anschließend im Januar 1919 ein irisches Parlament (Dáil) aus. Die sowjetische Regierung war die erste und einzige Regierung, die das unabhängige irische Parlament sofort anerkannte.

Eamon de Valera

Streiks und Proteste der Arbeiterklasse fanden während der gesamten Dauer des Unabhängigkeitskriegs (1919–1921) gegen Großbritannien statt. Doch die Labour Party und die Gewerkschaftsführung ordneten sich politisch weiter Sinn Féin unter. Der erste Präsident des irischen Parlaments, Éamon de Valera von Sinn Féin, wurde auf dem ersten Gewerkschaftskongress im August 1921 mit stehenden Ovationen empfangen. Die nationalistischen Führer bewiesen einmal mehr ihre organische Unfähigkeit, die Revolution bis zu ihrem Abschluss zu führen, als sie die revolutionären Kämpfe vorzeitig beendeten und zum Ende desselben Jahres den Anglo-Irischen Vertrag mit dem britischen Imperialismus aushandelten. Dieser Vertrag besiegelte die Teilung Irlands. In den 26 irischen Grafschaften außerhalb von Ulster wurde der Irische Freistaat errichtet.

Der Irische Freistaat, weit davon entfernt, religiöse und bürgerliche Rechte zu garantieren, stand stark unter dem autoritären Einfluss der katholischen Kirche.

Eine kleine Minderheit, angeführt von Connollys Sohn Roddy, hatte sich offen für die Dritte (Kommunistische) Internationale ausgesprochen, als diese im Mai 1919 auf Initiative von Lenin und Trotzki gegründet wurde. Im Oktober 1917 organisierte die Sozialistische Partei Irlands eine Demonstration zur Unterstützung der bolschewistischen Revolution, an der 10.000 Personen teilnahmen. Roddy Connolly leitete im Jahr 1921 die Gründung der Kommunistischen Partei Irlands (CPI), nachdem er 1920 am zweiten Kongress der Kommunistischen Internationale teilgenommen hatte. Die CPI, die den Anglo-Irischen Vertrag ablehnte und ein sozialistisches Programm vertrat, um den Kampf gegen den britischen Imperialismus fortzusetzen, geriet unter fortwährende Angriffe sowohl von den Black and Tans, einer von London geschaffenen paramilitärischen Miliz, als auch von der Irisch-Republikanischen Armee (IRA).

Der bedeutsame Fortschritt, den die CPI während ihrer kurzen Existenz erzielte, wurde indessen durch die bürokratische Degeneration des sowjetischen Regimes und der Kommunistischen Internationale unter der Führung Josef Stalins zunichte gemacht. Im Jahr 1924 löste die Komintern die CPI auf, um Beziehungen zu Jim Larkins Partei, der Irish Workers League, aufzunehmen – eine Verbindung, die kaum vier Jahre hielt.

Der Osteraufstand heute

Stalin, Foto von Nappelbaum, 1924

Seit seiner Entstehung hat sich der irische Staat auf die Ostereignisse von 1916 gestützt, um seinen nationalen Widerstand gegen Großbritannien zu beweisen. Connolly wurde zu einem patriotischen Symbol stilisiert, und heute steht sein Standbild in Dublin. Die Regierung, die auf ihrer Website für staatlich geförderte Gedenkveranstaltungen an den Ostertagen wirbt, schreibt an gleicher Stelle: „Offizielle staatliche Feiern werden, wie dies immer der Fall war, das Jahr 1916 als den Moment markieren, an dem irischer Nationalismus sich mit revolutionären, kulturellen und sprachlichen Bewegungen vereinte und eine unaufhaltsame Bewegung für Selbstbestimmung vorantrieb. Die Ausrufung der Republik, die sich auf die Ideale dieser Generation stützte, bleibt für nachfolgende Generationen eine Inspiration.“

Doch diese Behauptungen einer angeblichen Kontinuität zu den revolutionären und demokratischen Bestrebungen von 1916 entbehren jeder Glaubwürdigkeit, wenn sie von einem zunehmend diskreditierten kapitalistischen Staat kommen, der heute eine offen rechte Politik betreibt. Alle großen irischen Parteien vertreten Standpunkte, die dem Großkapital freundlich und der Arbeiterklasse feindlich gesonnen sind.

Nach der globalen Wirtschaftskrise von 2008 beteiligten sich alle Parteien des irischen Establishments an der Umsetzung eines massiven Sparprogramms, um die Kosten der Krise auf die Arbeiterklasse abzuwälzen und die Banken zu retten. Das Ergebnis zeigt sich in der heutigen irischen Gesellschaft, die mehr als je zuvor von wachsender sozialer Ungleichheit betroffen ist. Während sich die Zahl der Milliardäre zwischen 2008 und 2013 verdoppelte, haben Armut und Arbeitslosigkeit stark zugenommen. Der öffentliche Sektor wurde immer weiter zerstört. Die Gewerkschaftsbürokratie und die pseudolinken Parteien haben diese Entwicklung abgedeckt und dafür gesorgt, dass die gegenwärtige soziale Ordnung nicht durch eine Bewegung von unten erschüttert werden konnte.

Einhundert Jahre nach dem Osteraufstand erweisen sich die Warnungen Conollys aus dem Jahr 1897 sowie der politische Kampf, den Lenin und Trotzki führten, als korrekt. Die Bildung eines irischen kapitalistischen Staates beseitigte nicht die drückende Armut und die Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerung. Die nationalistische Führung erwies sich als völlig unfähig zur Vereinigung Irlands. Stattdessen trug sie dazu bei, die Bedingungen für einen jahrzehntelangen Bruderkrieg und Konfessionskonflikt in Nordirland zu schaffen.

Die Lehren, die aus 1916 gezogen werden müssen, haben nichts mit der verlogenen Propaganda der herrschenden Elite zu tun, die von einer steten Entwicklung hin zu Unabhängigkeit und nationalem Ruhm spricht. Vielmehr haben die Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts, die auf den Osteraufstand folgten, bestätigt, dass die irische Arbeiterklasse sich ihre eigene Partei schaffen muss, die ein sozialistisches Programm und eine internationalistische Strategie vertritt.

Die fortgeschrittenen Arbeiter und Jugendlichen sollten sich die wichtigen Lehren aus der Kapitulation der Zweiten und Dritten Internationale vor dem Nationalismus aneignen und den politischen Kampf studieren, den Trotzki für die Perspektive der sozialistischen Weltrevolution gegen den Stalinismus führte. Die irische Arbeiterklasse muss ihr Schicksal heute mehr als je zuvor mit demjenigen der Arbeiter in Großbritannien, auf dem europäischen Kontinent und darüber hinaus verbinden. Dies erfordert den Aufbau einer irischen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale.

Schluss

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