Bremer Studierendenvertretung protestiert gegen Baberowski

Für den kommenden Donnerstag hat die CDU nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Zusammenarbeit mit dem konservativen Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) Professor Jörg Baberowski an die Universität Bremen geladen. Der rechtslastige Historiker soll zum Thema „Gewalt verstehen“ sprechen.

Gegen diese Veranstaltung entwickelt sich innerhalb der Studierendenschaft der Universität heftiger Widerstand. Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta), das höchste Organ der studentischen Selbstverwaltung, hat die Leitung der Universität am vergangenen Donnerstag auf seiner Website aufgefordert, dem Professor die Räumlichkeiten der Universität zu verweigern.

„Baberowski, umstrittener Dozent der Humboldt-Universität zu Berlin, rechtfertigte in der jüngeren Vergangenheit wiederholt gewalttätige Ausschreitungen gegen Geflüchtete und Anschläge auf deren Unterkünfte, bedient sich nationalistischen Vokabulars und vertritt rechtsradikale Positionen im politischen Streit um migrationspolitische Fragen“, heißt es in dem Text des Asta. „Wir protestieren dagegen, dass einem Mann, der Menschen mit blankem Hass begegnet, finanziert von uns allen, die Möglichkeit geboten wird, auf einem Campus aufzutreten, der vorgeblich Offenheit ausstrahlen will.“

Die Studierendenvertreter weisen die rechte Kampagne des Professors mit zahlreichen Zitaten und Quellen nach und kommen zu dem Schluss, dass Baberowski der AfD in nichts nachsteht. „Seine Zeitungsinterviews lesen sich wie stumpfe Aneinanderreihungen altbekannter rechtspopulistischer Figuren wie das Gegeneinanderaufwiegeln sozial Benachteiligter, das Postulat der öffentlichen Meinungsdiktatur und der Lobgesang auf Nachbarstaaten mit restriktiveren Asyl- und Einwanderungsgesetzen.“

Zudem legitimiere und verharmlose Baberowski „ganz im Ton des Pegida‘schen ‚Wir sind das Volk‘“ Angriffe auf Geflüchtetenunterkünfte. „Sein ‚Deutschland‘ imaginiert er als homogenen nationalen Körper, dessen ‚soziale[n] Kitt‘ [...] er durch die geanderten [sic!] ‚illegalen Einwanderer‘ existenziell bedroht sieht“, resümiert der Asta.

Auch Baberowskis „Gewaltforschung“, zu der der Professor am Donnerstag sprechen soll, könne sich bestenfalls fragwürdig nennen. „Sie verzichtet auf die Erforschung der Ursachen von Gewalt, negiert die Möglichkeit von Gewaltprävention und erklärt ein noch gewalttätigeres Durchgreifen des Staates als Souverän zur einzigen Möglichkeit, wie Gewalt entgegenzukommen sei.“

Das Statement schließt mit den Worten: „Wir sind empört darüber, dass dem Verharmlosen rechter Gewalt überhaupt Raum geboten werden soll und haben das Rektorat dazu aufgefordert, die Raumfreigabe wieder zurückzuziehen. Andernfalls liegt es an uns, zu verhindern, dass rechtsextreme Ideolog*innen ihre Lehren an dieser Universität propagieren. Lasst uns friedlich, bunt und laut gegen Hetze und Menschenfeindlichkeit protestieren.“

Die Pressestelle der Universität erklärte am Montag gegenüber der WSWS, dass das Rektorat die Hinweise des Asta begrüße, jedoch keinen Grund sehe, die Veranstaltung abzusagen, da nicht davon auszugehen sei, dass die KAS oder der RCDS mit der Veranstaltung die freiheitlich-demokratische Grundordnung angriffen.

„Allerdings erwarten wir von den Veranstaltern, dass sie sich der argumentativen Auseinandersetzung stellen und dass der Asta den Referenten mit seiner doch erheblichen Kritik konfrontieren kann“, erklärte Pressestellenleiter Eberhard Scholz. „Der argumentative Diskurs ist uns am wichtigsten.“

Diese Bedingungen wollte Baberowski offenbar nicht akzeptieren. Zumindest hat der RCDS am Montag auf seiner Website verkündet, dass die Veranstaltung nun doch nicht an der Universität, sondern in die Räumlichkeiten der Konrad Adenauer Stiftung am Domshof 22 verlegt worden sei. Dort haben die Veranstalter volles Hausrecht und können kritische Studierende ausschließen.

Ein solches Vorgehen überrascht nicht, denn der Berliner Professor ist bekannt dafür, Kritiker aus seinen Veranstaltungen zu werfen und missliebige Positionen zu unterdrücken. Als Mitglieder der Hochschulgruppe der IYSSE an der Humboldt-Universität die rechten Standpunkte Baberowskis in Flugblättern und auf Veranstaltungen kritisierten, bezeichnete dieser die kritischen Studierenden als „Spinner“ und forderte, ihnen Hausverbot zu erteilen und sie strafrechtlich zu verfolgen.

Dabei steht außer Frage, dass der Bremer Asta Baberowski völlig korrekt zitiert und interpretiert hat. Die International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) hatten schon vor knapp drei Jahren auf die extrem rechten Standpunkte Baberowskis aufmerksam gemacht.

Im Februar 2014 hatte sich der Professor im Nachrichtenmagazin Spiegel ausdrücklich mit dem Nazi-Apologeten Ernst Nolte solidarisiert und erklärt: „Hitler war kein Psychopath, er war nicht grausam.“ Die IYSSE zeigten auf, wie Baberowski den geplanten Vernichtungskrieg der Nazis in seinem Werk als das unmittelbare Produkt eines Gewaltraums darstellt, der durch die Sowjetunion geschaffen worden sei.

Auf diese Weise versuche der Professor „die Geschichte umzuschreiben und die Verbrechen des deutschen Imperialismus zu relativieren, um neue Kriege vorzubereiten“, erklärten die IYSSE. „Die Fälschung der Geschichte verbindet er direkt mit vehementen Forderungen nach militärischer Intervention.“

Seit Sommer letzten Jahres hat Baberowski dann, wie der Bremer Asta aufzeigt, systematisch gegen Flüchtlinge gehetzt und Gewalt gegen sie verharmlost. Fast wöchentlich trommelte er in Zeitungen und Talkshows für Staatsaufrüstung und neue Kriege.

Die engen Verbindungen des Professors zu rechten Seilschaften zeigten sich auch daran, wie rasch Vertreter der äußersten Rechten ihm zur Seite sprangen, als die Studierenden in Bremen ihre Kritik veröffentlichten. Der Islam-Feind und AfD-Parteigänger Nicolaus Fest warf dem Asta vor, Unwahrheiten über Baberowski zu verbreiten, ohne dies auch nur ansatzweise zu belegen. Die nationalkonservative Website Tichys Einblick spricht von „Gesinnungsprüfern von Antifa und Co“.

Unter Studierenden wächst hingegen der Widerstand gegen die ideologische Kriegsvorbereitung und den Fremdenhass der rechten Professoren. Im letzten Jahr hatten bereits die Studierendenparlamente der Humboldt-Universität und der Freien Universität Berlin mit jeweils überwältigender Mehrheit Resolutionen verabschiedet, die Kritik an Baberowski unterstützten und Studierende aufriefen, „sich politisch zu äußern, Herrschaft zu hinterfragen und vor allem in Bezug auf die Lehrinhalte an einer Universität Tendenzen der Verharmlosung der menschenverachtenden deutschen Geschichte entgegenzutreten“.

Anfang dieses Jahres protestierten Studierende der Universität Leipzig gegen den fremdenfeindlichen und rechtsextremen Jura-Professor Thomas Rauscher. Auch in Rostock und Dresden gab es Proteste gegen rechte und militaristische Positionen von Professoren.

Der Protest in Bremen zeigt, dass Studierende nicht bereit sind, die Umwandlung der Universitäten in rechte und militaristische Denkfabriken hinzunehmen.

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