Der Film Michael Moore in TrumpLand: eine unterwürfige Lobhudelei für Hillary Clinton

Michael Moore in TrumpLand ist ein auf ein Minimum reduzierter Dokumentarfilm. Er ist im Wesentlichen die Aufzeichnung einer Ein-Mann-Show. Der amerikanische Regisseur präsentierte den Film Anfang des Monats in Wilmington, Ohio, und nur wenige Tage später, drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl, kam er in die Kinos.

Moore hatte zunächst den Senator von Vermont, Bernie Sanders, unterstützt und wurde dann zum widerstrebenden Befürworter von Hillary Clinton, nachdem sie die Vorwahlen bei den Demokraten gewonnen hatte. Jetzt aber gibt er alles, um die frühere First Lady und Außenministerin als „unseren Papst Franziskus“, als Bannerträgerin der „Linken“ zu porträtieren. Der Mann, der hin und wieder Satire und Komik benutzt hat, um das Unternehmer- und Politiker-Establishment zu schockieren (Roger and Me, Bowling for Columbine) ist jetzt zum Verteidiger der bevorzugten Kandidatin dieses Establishments geworden.

Auf der Grundlage der Botschaft, Hillary Clinton sei die Wiedergeburt von Franklin D. Roosevelt, hat Moore einen Film gemacht, bei dem das Lachen verpufft und dessen Lobgesang auf die Vertreterin der Wall Street und des Pentagon politisch alarmierend und erbärmlich ist.

Eine Grundprämisse des Films TrumpLand besteht darin, dass Moore, der furchtlose Bühnenkomiker, sich in die Höhle des Löwen gewagt hat. Wilmington, eine Stadt mit zirka 12.500 Einwohnern im Südwesten Ohios, ist typisch für die Städte und Gemeinden überall in den USA, in denen der faschistoide Kandidat der Republikanischen Partei Unterstützung gewonnen hat, indem er an die Wut und die Frustration der Wähler aus der Arbeiterklasse appellierte. Ihre Arbeitsplätze und ihr Lebensstandard wurden in den Jahren seit der Finanzkrise 2008 und in den Jahrzehnten davor mit der Zerstörung der Industrie stark dezimiert.

Moore lädt Trump- und Clinton-Anhänger sowie auch diejenigen, die für den Kandidaten einer dritten Partei stimmen wollen, ins Murphy-Theater von Wilmington ein. Dabei beweist er etwas mehr Flexibilität als Clinton mit ihrem berüchtigten Kommentar über Trump-Wähler, sie seien ein „Haufen bedauernswerter Menschen“. Nach einigen lahmen und reaktionären Sticheleien über die Anhänger von Trump – Moore spielt dabei auf die „wütenden weißen Burschen“ an, deren „Tage gezählt sind“ – erklärt er seine Sympathie für die „berechtigten Sorgen“ der Trump-Anhänger.

Er warnt, die Stimme für Trump werde sich zum „menschlichen Molotow-Cocktail“ entwickeln, zum „größten ,Fick dich!‘ in der Menschheitsgeschichte“ und „das werde sich nur für etwa einen Monat lang gut anfühlen“. Moore vergleicht die US-Wahlen mit der Brexit-Abstimmung in Großbritannien und warnt, „den Stimmzettel als Werkzeug der Wutbewältigung zu benutzen“ werde dazu führen, dass es den Arbeitern dann noch schlechter geht als vorher.

Moore erklärt: „Können wir nicht damit beginnen, etwas Nettes über sie zu sagen?“ Er fährt fort, indem er sich über die rechten Kritiker lustig macht, was Themen wie den Angriff auf Bengasi in Libyen im Jahr 2012 angeht. Er sagt jedoch nichts über Clintons tatsächliche Vorgeschichte als US-Senatorin und Außenministerin, ihre hämische Schadenfreude über die Ermordung von Muammar Gaddafi, die WikiLeaks-Enthüllungen über ihre Wall-Street-Reden, ihren Aufruf zur Verfolgung von Edward Snowden und ihre Forderung nach aggressiven militärischen Vorbereitungen oder einer sofortigen Eskalation der US-Interventionen im Iran, Syrien, China und Russland.

Bei seinem Plädoyer, Clinton zu wählen, bleibt Moore in TrumpLand nicht bei dem bankrotten Argument des kleineren Übels stehen, das von einigen Seiten vorgebracht wird. Er schwärmt von den ersten 100 Tagen einer Hillary-Clinton-Regierung, die mit Durchführungsverordnungen ausgefüllt sind, die ein neues Zeitalter sozialer Reformen einleiten werden. Clinton wird die Abschiebung von Einwanderern stoppen, die Einwohner der bleiverseuchten Stadt Flint retten, alle nichtgewalttätigen Straftäter aus dem Gefängnis entlassen und alle Polizisten, die unbewaffnete Schwarze erschießen, strafrechtlich belangen. Clinton wird angeblich „den Kongress in den Hintern treten“, ohne Rücksicht darauf, dass sie die Republikaner ständig um Unterstützung bittet und verspricht, „Kompromisse“ anzustreben.

Moore relativiert sein überschwängliches Lob geringfügig und erklärt dann, dass sein Traum von Clinton als Reformerin, nicht wahr werden wird, „ohne eine Revolution hinter ihr“. Er wiederholt das Argument von Sanders, der sehr schnell von seiner Kritik an Clinton als Kandidatin der Wall Street zu ihrer Unterstützung als progressive Vorkämpferin gewechselt hat. Moor ruft deshalb dazu auf, Unterstützung zu mobilisieren, um Clinton „den Rücken zu stärken“ und auf die Versprechen des Programms der Demokratischen Partei „zu verpflichten“.

Wenn Clinton „aus irgendeinem Grund“ die Vereinbarungen nicht erfüllt, dann, verspricht Moore mit einem Augenzwinkern, wird er 2020 selbst zur Präsidentenwahl antreten.

Moore geht über den Versuch à la Sanders hinaus, Clinton als progressive Alternative zu verkaufen. Der Höhepunkt seines Plädoyers für Clinton in TrumpLand bewegt sich ganz im kläglichen Rahmen der Identitätspolitik.

Das Motto, das sich durch die gesamte 70-Minuten-Show zieht, hat zum Inhalt, dass Clinton der erste weibliche US-Präsident ist und feiert die angeblich welterschütternde Bedeutung der Geschlechterproblematik. Nachdem er einen Ausschnitt aus ihrer Rede als Absolventin des Wellesley College gezeigt hat, verkündet er: „Hillary ist wirklich die erste Frauenrechtlerin der Gegenwart“. Wie der gegenwärtige Papst, erklärt Moore, hat Clinton „ihre Zeit abgewartet“. Sie hat die ganzen Angriffe als First Lady ertragen und das Scheitern ihrer Versuche, eine angeblich allgemeine Gesundheitsversorgung durchzusetzen verdaut. Jetzt hat allerdings „das Mehrheitsgeschlecht die Gelegenheit, diese Welt zu führen“.

Es gibt natürlich Millionen von Frauen und Männern, die sich entschieden für gleiche Rechte einsetzen, die aber unbeeindruckt sind von Clinton oder den Behauptungen, ein weiblicher Präsident werde die Ungleichheit abschaffen oder den Charakter des kapitalistischen Systems ändern.

Moore lässt Margaret Thatcher unerwähnt, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der sozialen Konterrevolution, die der globale Kapitalismus in den letzten 40 Jahren durchgesetzt hat. Und genauso wenig erwähnt er die derzeitigen oder kürzlich amtierenden Premierministerinnen oder weiblichen Staatsoberhäupter in Großbritannien, Deutschland, Finnland, Norwegen, Brasilien, Chile, Australien, Argentinien und anderswo.

Es ist kein Zufall, dass das Hervortreten von weiblichen Führungskräften mit dieser Periode von Reaktion zusammenfällt. Die Identitätspolitik, die sich auf Gender, Hautfarbe und sexuelle Orientierung stützt, wurde benutzt, um eine Schicht von Wählern des oberen Kleinbürgertums zu schaffen, die direkt von Austerität und Ungleichheit profitiert, während die große Mehrheit der Bevölkerung aller Hautfarben und Geschlechter unter den Folgen leiden muss.

Moore ist jetzt der stolze Sprecher für diese Art von Politik. Seine Rechtswende haben schon viele vollzogen. Es gibt allerdings auch eine gewisse Kontinuität zwischen seiner jetzigen Liebesaffäre mit Clinton und seinem früheren radikalen Mittelklasse-Gehabe. Selbst zu seinen besten Zeiten hat Moore die Arbeiterklasse als Opfer dargestellt. Heute besteht die ihm zugewiesene Aufgabe darin, wütende Wähler, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden und die vom Zwei-Parteien-System zu Recht angewidert sind, davon zu überzeugen, Clinton die Vollmacht nicht für soziale Reformen, sondern für Austerität und Krieg zu geben.

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