Perspektive

Fidel Castros politisches Vermächtnis

Fidel Castro, eine der großen Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts, ist am letzten Freitagabend im Alter von neunzig Jahren verstorben. Die Nachricht seines Todes führte zu den unterschiedlichsten Reaktionen, da sein widersprüchliches Vermächtnis erbitterte Kontroversen ausgelöst hat.

Fast zehn Jahre vor seinem Tod hatte er seine unangefochtene Macht über das politische Leben Kubas abgegeben. Er war fast ein halbes Jahrhundert lang „Präsident auf Lebenszeit“, Erster Sekretär der amtierenden Kommunistischen Partei und Oberbefehlshaber des kubanischen Militärs gewesen. Ein Großteil dieser Autorität ging dynastisch auf seinen jüngeren Bruder, den 85-jährigen Raul, über.

Seine Herrschaft überdauerte zehn US-Präsidenten, von Eisenhower bis zu George W. Bush. Alle zehn Präsidenten waren entschlossen, sein Regime zu stürzen, was die gescheiterte Invasion in der Schweinebucht 1961, die die CIA organisiert hatte, am klarsten zeigte. Hinzu kamen buchstäblich hunderte von Attentatsversuchen und die längste Wirtschaftsblockade der Weltgeschichte.

Die Dauer seiner politischen Karriere ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich. Zweifellos ähnelte seine Herrschaft teilweise der eines lateinamerikanischen Caudillo [Führer], und er konnte seinen politischen Rivalen und Gegnern gegenüber rücksichtslos auftreten. Gleichzeitig besaß er ein unbestreitbares persönliches Charisma und eine gewisse Menschlichkeit, die ihm Unterstützung durch die unterdrückten Massen Kubas und eines großen Teils der Intellektuellen und radikalisierten Jugendlichen in aller Welt einbrachte.

Die Reaktion der amerikanischen Medien auf Castros Tod war absehbar. In Leitartikeln wurde er als „brutaler Diktator“ verunglimpft. Die Berichterstattung räumte den Jubelfeiern einiger hundert rechter Exilkubaner in den Straßen von Little Havanna, Miami, mehr Sendezeit ein als der ernsten und sehr realen Trauer, die in breiten Teilen der kubanischen Bevölkerung vorherrscht.

Castro genoss auf Kuba auch zehn Jahre nach seinem Machtverzicht noch beträchtlichen, wenn auch etwas schwächeren Rückhalt. Der Grund dafür ist die nicht zu leugnende Tatsache, dass sich die sozialen Bedingungen der ärmsten Schichten durch die Revolution, die er 1959 anführte, deutlich verbessert haben.

Das Ausmaß dieser Veränderungen wird deutlich, wenn man die Bedingungen in Kuba mit denen in der benachbarten Dominikanischen Republik vergleicht, deren Bevölkerung und Bruttoinlandsprodukt in etwa auf gleicher Höhe liegen. Die Mordrate in Kuba liegt bei nur einem Viertel derjenigen der Dominikanischen Republik; die Lebenserwartung ist sechs Jahre höher (79 zu 73), die Kindersterblichkeit in Kuba beträgt nur ein Sechstel derjenigen in der Dominikanischen Republik. Man sollte noch hinzufügen, dass Kuba bei der Lese- und Schreibfähigkeit und der Kindersterblichkeitsrate auch bessere Werte erreicht als die USA.

Die Kommentare der amerikanischen Medien um die Vorwürfe, Castro würde politische Gegner unterdrücken, müssen im historischen Kontext verstanden werden. Schließlich haben die USA mehr als ein Jahrhundert lang zahllose Diktaturen unterstützt, die alleine in Lateinamerika für hunderttausende Tote verantwortlich waren. Castro und der Castrismus waren letzten Endes das Ergebnis dieser bitteren und blutigen Geschichte.

Castros eigene politische Entwicklung war von der jahrzehntelangen Ausbeutung und Unterdrückung der Insel geprägt. Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg im Jahr 1898 war aus der spanischen Kolonie eine Halbkolonie der USA geworden. Im sogenannten Platt-Amendment legten die USA das „Recht“ fest, sich nach eigenem Ermessen in Kubas Angelegenheiten einzumischen. Sie besetzten die Guantánamo-Bucht (Guantanamo Bay) und bauten sie als Militärbasis aus.

Die Diktatur der US-Marionette Batista

Vor der Revolution war Fulgencio Batista Washingtons Sachwalter in Havanna. Er führte eine brutale Diktatur und regierte im Interesse der ausländischen Konzerne, der nationalen Oligarchie und der Mafia, die das Land in ein Zentrum des Glückspiels und der Prostitution verwandelten. Folter war an der Tagesordnung, selbst John F. Kennedy räumte ein, dass das Regime für politische Morde an mindestens 20 000 Kubanern verantwortlich sei.

Dieses brutale Regime war keineswegs einzigartig in der Region. Zur gleichen Zeit unterstützte die US-Regierung Trujillo in der Dominikanischen Republik, Duvalier in Haiti und Somoza in Nicaragua, die alle ähnliche Massenverbrechen begingen.

Wer die bestehende Ordnung mit demokratischen Mitteln ändern wollte, wurde mit Gewalt abgesetzt. Das beste Beispiel dafür war der von der CIA organisierte Sturz der Arbenz-Regierung in Guatemala 1954. Infolgedessen wuchs auf der ganzen Hemisphäre der Hass der Bevölkerung auf die USA.

Castro wurde in eine spanische Gutsbesitzerfamilie hineingeboren. Seine politische Entwicklung fand in der Treibhausatmosphäre der nationalistischen Politik statt, die unter den Studenten der Universität von Havanna herrschte. Als Jugendlicher soll er den spanischen Faschisten Jose Antonio Primo de Rivera und den italienischen Duce Benito Mussolini bewundert haben.

Eine prägende politische Erfahrung war eine Studienreise in die kolumbianische Hauptstadt Bogota im Jahr 1948. Dort hatten die USA einen interamerikanischen Kongress organisiert, auf dem die Organisation Amerikanischer Staaten gegründet werden sollte, um die Hegemonie der USA über die ganze Region zu sichern. Während des Besuchs löste die Ermordung des Liberalen Kandidaten Jorge Gaitan einen Massenaufstand aus, der als Bogotazo bekannt wurde. Er forderte bis zu 3000 Todesopfer und führte zur Zerstörung eines Großteils der kolumbianischen Hauptstadt.

Castro selbst gab zu, dass auch die Politik von Juan Peron einen großen Einfluss auf ihn ausgeübt hat. Er bewunderte den Offizier, der in Argentinien die Macht übernommen hatte, für seinen Populismus, seinen Antiamerikanismus und seine Hilfsprogramme für die Armen.

Castro begann seinen Kampf gegen Batistas Marionettendiktatur mit Anfang zwanzig als Mitglied der Orthodoxen Partei, einer nationalistischen und antikommunistischen Tendenz, deren Basis im kubanischen Kleinbürgertum lag. 1952 trat er als Kandidat der Partei für die kubanische Parlamentswahl an; ein Jahr später verlegte er sich auf den bewaffneten Kampf. Er führte einen verhängnisvollen Angriff auf die Moncada-Kaserne an, bei dem alle 200 Aufständischen getötet oder gefangengenommen wurden.

Nach einer kurzen Haftstrafe und einer Zeit im Exil kehrte er Ende 1956 mit einer Handvoll bewaffneter Anhänger nach Kuba zurück. Bei den ersten Kämpfen mit Regierungstruppen erlitten sie hohe Verluste, doch innerhalb von nur zwei Jahren konnte seine Guerillatruppe „Bewegung des 26. Juli“ die Macht übernehmen. Die kubanische Bourgeoisie und Washington hatten zu diesem Zeitpunkt bereits das Vertrauen in Batistas Regierungsfähigkeit verloren.

Castro genoss weltweit große Sympathie: Sein Aufstand wurde als Kampf für Demokratie angesehen. So äußerte auch der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway seine Bewunderung für das neue Regime und seine Genugtuung über Batistas Sturz.

Castro stritt anfangs jede Sympathie für den Kommunismus ab. Er erklärte, seine Regierung werde das ausländische Kapital schützen und neue private Investitionen begrüßen, und strebte eine Annäherung an den US-Imperialismus an.

Doch während die breite Masse der kubanischen Arbeiter und Bauern von Castros Revolution Ergebnisse erwarteten, machte die Washingtoner Regierung deutlich, dass sie nicht einmal die geringsten Sozialreformen auf der Insel dulden werde, die nur knapp 140 Kilometer vor der amerikanischen Küste lag. Amerikas herrschende Kreise rechneten damit, dass die neue Regierung nach einer kurzen Zeit des Feierns über Batistas Sturz wieder zur Tagesordnung übergehen werde. Dass es Castro mit seinen Versprechen ernst meinte, dass er die sozialen Bedingungen auf der Insel wirklich verbessern und den Lebensstandard der verarmten Massen anheben wollte, erfüllte sie mit Schrecken. Unnachgiebig lehnten sie jeden Versuch ab, die bestehende Ordnung zu verändern.

Als Reaktion auf eine begrenzte Landreform versuchte Washington, die kubanische Wirtschaft abzuwürgen. Es senkte Kubas Exportquoten für Zucker und verweigerte dem Inselstaat den Verkauf von Öl.

Castro reagierte darauf mit Verstaatlichungen, zuerst der amerikanischen, dann auch der kubanischen Unternehmen, und wandte sich an die Sowjetbürokratie um Unterstützung. Gleichzeitig nahm er Beziehungen zu der diskreditierten stalinistischen Sozialistischen Volkspartei auf, die Batista unterstützt und Castros Guerillabewegung bis dahin abgelehnt hatte. Die Stalinisten verschafften ihm den fehlenden politischen Apparat.

Castro war ein typischer Vertreter der bürgerlich-nationalistischen und antiimperialistischen Bewegungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den Kolonien und unterdrückten Ländern an die Macht kamen. Aus ihren Reihen gingen Persönlichkeiten wie Ben Bella in Algerien, Nasser in Ägypten, Nkrumah in Ghana und Lumumba im Kongo hervor. Wie Castro versuchten viele von ihnen, den Kalten Krieg zwischen Moskau und Washington auszunutzen, um ihre eigenen Interessen zu vertreten.

Zweifellos war Castros Selbstdarstellung als „Marxist-Leninist“ und seine Hinwendung zur Sowjetunion zum Teil seinem Opportunismus geschuldet. In jedem Fall übte die Oktoberrevolution von 1917 in Russland auch noch im Jahr 1960 weltweit einen massiven Einfluss aus – auch wenn die Sowjetbürokratie die Führer der Revolution schon lange zuvor ausgerottet und alle Bande zum wahren Marxismus gekappt hatte.

Die wachsenden Erwartungen der kubanischen Massen und die unversöhnliche Reaktion des US-Imperialismus hatten Castro zwar nach links gezwungen, doch war er in keiner Weise ein Marxist. Er hatte zwar die aufrichtige Absicht, die kubanische Gesellschaft von Grund auf zu reformieren, aber seine Politik war immer pragmatisch.

So ging Castro schließlich so weit, einen Teufelspakt mit dem sowjetischen Stalinismus zu schließen. Die Sowjetunion unterstützte ihn mit massiven Geldmitteln und subventionierte seinen Handel. Im Gegenzug setzte sie Kuba als Druckmittel in ihrem Streben nach „friedlicher Koexistenz“ mit dem US-Imperialismus ein.

Der ultimative Verrat der stalinistischen Bürokratie, die Auflösung der UdSSR 1991, stürzte Kuba in eine schwere wirtschaftliche und soziale Krise. Das Castro-Regime konnte sie nur durch eine immer weitere Öffnung für kapitalistische Investitionen aus dem Ausland und umfangreiche Subventionen überwinden, die es aus Venezuela erhielt. Doch mit der Wirtschaftskrise in Venezuela versiegt auch diese Quelle der Unterstützung.

Annäherung an Washington

Unter diesen Bedingungen hat sich die Annäherung zwischen Washington und Kuba vollzogen, bis Obama im März 2016, während seines Staatsbesuchs, die amerikanische Botschaft in Havanna wiedereröffnet hat. Der US-Kapitalismus ist scharf auf Kubas billige Arbeitskräfte, er will seine potenziell lukrativen Märkte ausbeuten und den wachsenden Einfluss der chinesischen und europäischen Rivalen im Land eindämmen.

Kubas herrschende Schichten betrachten ihrerseits den Zufluss von amerikanischem Kapital als Möglichkeit, ihre eigene Herrschaft zu retten. Sie möchten einen ähnlichen Kurs wie in China einschlagen. Während die soziale Ungleichheit auf der Insel rasch anwächst, hofft die kubanische Elite, ihre eigenen Privilegien und ihre Macht auf Kosten der Arbeiterklasse zu festigen.

All das hat Castro in den letzten zehn Jahren seines Lebens zweifellos Sorge bereitet. In dieser Zeit äußerte er sich weiterhin regelmäßig in den kubanischen Medien durch eine Kolumne namens „Reflektionen“. Diese Schriften boten kaum theoretischen Einblick und zeigten das Denken eines wahrhaft kleinbürgerlichen Radikalen.

Man muss ihm aber zugutehalten, dass er bis zu seinem Tod alles verachtete, wofür der US-Imperialismus steht. Er kritisierte leidenschaftlich Barack Obamas Heuchelei und seine Mischung aus „Menschenrechts“-Rhetorik, imperialistischem Krieg und einem Drohnenmordprogramm.

Eine von Castros letzten Kolumnen nach Obamas Besuch in Kuba enthielt eine vernichtende Kritik an der Rede des US-Präsidenten in Havanna. Darin heißt es: „Wir sind wohl in der Lage, mit der Arbeit und Intelligenz unserer Bevölkerung die nötigen Nahrungsmittel und materiellen Güter herzustellen. Wir sind nicht darauf angewiesen, dass uns das Imperium irgendetwas gibt.“

In Wirklichkeit zeigen Obamas Besuch und die Versuche, die Beziehungen zum US-Imperialismus zu „normalisieren“, dass Castros Revolution den Endpunkt der Sackgasse erreicht hat. Wie jede andere bürgerlich-nationalistische Bewegung unter Führung kleinbürgerlicher Kräfte, war sie nicht in der Lage, die historischen Probleme aus der imperialistischen Unterdrückung Kubas zu lösen. Deshalb nimmt sie jetzt Kurs auf die Wiederherstellung der neokolonialen Beziehungen, gegen die sie so lange Widerstand geleistet hat.

Nur ein Zyniker könnte die Elemente von Heldentum und Tragödie in Castros Leben, und vor allem in dem langen Kampf der kubanischen Bevölkerung, leugnen.

Castros Vermächtnis lässt sich jedoch nicht auf Kuba beschränken. Man muss auch die Auswirkungen seiner Politik auf den Rest der Welt und vor allem auf Lateinamerika berücksichtigen.

Die katastrophalste Rolle haben hier die linken Nationalisten in Lateinamerika und die kleinbürgerlichen Radikalen in Europa und Nordamerika gespielt. Als Castro an der Spitze einer kleinen Guerillaarmee die Macht übernahm, stellten sie dies als Beginn eines neuen Wegs zum Sozialismus dar, der weder die bewusste und unabhängige politische Einmischung der Arbeiterklasse, noch den Aufbau wirklich revolutionärer, marxistischer Parteien erfordert. Die Mythen um Castros Revolution und vor allem die rückständigen Theorien des Guerillakampfs, die sein früherer politischer Verbündeter Che Guevara propagiert hatte, wurden als Modell für Revolutionen in der ganzen Hemisphäre dargestellt.

Die Rolle des pablistischen Revisionismus

Diese falsche Perspektive wurde in erster Linie durch die revisionistische Tendenz des Pablismus verbreitet, die in der Vierten Internationale unter Führung von Ernest Mandel in Europa und Joseph Hansen in den USA entstand. Später schloss sich ihr auch Nahuel Moreno aus Argentinien an. Sie alle betonten, Castros Machtübernahme habe bewiesen, dass bewaffnete Guerillas unter Führung des Kleinbürgertums und gestützt auf die Bauernschaft zu „natürlichen Marxisten“ werden könnten, und dass der Druck der objektiven Ereignisse sie dazu bringen könne, die sozialistische Revolution durchzuführen. Eine solche Perspektive degradiert die Arbeiterklasse zum passiven Zuschauer.

Obwohl es überhaupt keine Organe der Arbeitermacht gab, kamen sie zum Schluss, dass Castros Verstaatlichungen in Kuba einen „Arbeiterstaat“ geschaffen hätten.

Lange vor der kubanischen Revolution hatte Leo Trotzki die vereinfachende Gleichsetzung der Verstaatlichungen durch kleinbürgerliche Kräfte mit einer sozialistischen Revolution ausdrücklich abgelehnt. Im Übergangsprogramm, dem Gründungsdokument der Vierten Internationale von 1938, heißt es: „Man kann jedoch nicht von vornherein die theoretische Möglichkeit ausschließen, dass kleinbürgerliche Parteien, einschließlich der Stalinisten, unter dem Einfluss einer ganz außergewöhnlichen Fügung der Umstände (Krieg, Niederlage, Finanzkrach, revolutionäre Massenerhebung usw.) auf dem Wege des Bruchs mit der Bourgeoisie weiter gehen können, als ihnen selbst lieb ist.“ Allerdings wurde eine solche Episode von einer echten Diktatur des Proletariats ausdrücklich unterschieden.

Als Reaktion auf die Enteignungen durch das Kreml-Regime, als dieses (gemeinsam mit Hitler) 1939 in Polen einmarschierte, schrieb Trotzki: „Das politische Hauptkriterium für uns ist nicht die Umwandlung der Eigentumsverhältnisse in diesem oder jenem Gebiet, wie wichtig sie an sich auch sein mögen, sondern vielmehr die Veränderung im Bewusstsein und in der Organisation des Weltproletariats, das Wachsen seiner Fähigkeit, frühere Errungenschaften zu verteidigen und neue zu erreichen.“ (Verteidigung des Marxismus, Essen 2006, S.22)

Das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) hat unablässig gegen die pablistische Perspektive gekämpft und betont, der Castrismus sei kein neuer Weg zum Sozialismus, sondern nur eine radikalere Variante der bürgerlichen nationalistischen Bewegungen, die in einem Großteil der ehemaligen Kolonialstaaten an die Macht gekommen waren. Es wies darauf hin, dass die Pablisten durch ihre Verherrlichung des Castrismus die gesamte historische und theoretische Konzeption der sozialistischen Revolution zurückwiesen, die bis auf Marx zurückgeht. Damit schufen sie die Grundlagen für die Liquidierung des revolutionären Kaders der internationalen trotzkistischen Bewegung in das Lager des bürgerlichen Nationalismus und des Stalinismus.

Das IKVI führte einen prinzipiellen Kampf zur Verteidigung Kubas gegen die imperialistische Aggression, und gleichzeitig gründete es seine Analyse des Castrismus auf die allgemeine Einschätzung der Rolle des bürgerlichen Nationalismus in der Epoche des Imperialismus.

1961 verteidigte das IKVI Trotzkis Theorie der permanenten Revolution mit folgenden Worten: „Es ist nicht die Aufgabe von Trotzkisten, die Rolle solcher nationalistischen Führer zu unterstützen. Sie genießen die Unterstützung der Massen nur aufgrund des Verrats der Führung der Sozialdemokratie und vor allem des Stalinismus. Auf diese Weise entwickeln sie sich zu Puffern zwischen dem Imperialismus und der Masse der Arbeiter und Bauern. Die Aussicht auf Wirtschaftshilfe von der Sowjetunion ermöglicht es ihnen oft, eine günstigere Einigung mit den Imperialisten zu erzielen. Radikalere Elemente unter den bürgerlichen und kleinbürgerlichen Führern können sogar imperialistische Vermögen angreifen und weitere Unterstützung unter den Massen gewinnen. Doch für uns ist die wichtigste Aufgabe in jedem Fall, dass die Arbeiterklasse in diesen Ländern durch eine marxistische Partei die Unabhängigkeit gewinnt, die armen Bauern anführt, Sowjets aufbaut und die notwendigen Beziehungen zur internationalen sozialistischen Revolution aufbaut. Die Befreiung der Arbeiterklasse ist die Aufgabe der Arbeiter selbst.”

Diese Warnungen haben sich in Lateinamerika auf tragische Weise bestätigt. Die Theorien der Pablisten haben dazu beigetragen, eine ganze Schicht von radikalisierten Jugendlichen und jungen Arbeitern vom Kampf für die Mobilisierung der Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus abzulenken, und sie in selbstmörderische bewaffnete Kämpfe getrieben, die tausende Todesopfer forderten. Sie haben die Arbeiterbewegung desorientiert und Militärdiktaturen den Boden bereitet.

Zunächst einmal kosteten diese Theorien Guevara selbst das Leben. Er ignorierte die militanten Kämpfe der Bergarbeiter in Bolivien und der restlichen bolivianischen Arbeiterklasse und versuchte törichterweise, eine Guerilla-Armee aus den rückständigsten und unterdrücktesten Teilen der Bauernschaft aufzubauen. Sie wurden isoliert und ausgehungert. Er selbst wurde schließlich im Oktober 1967 von der CIA und der bolivianischen Armee gejagt und hingerichtet.

Guevaras Schicksal war ein tragischer Vorgeschmack auf die katastrophalen Folgen, die der Castrismus und der pablistische Revisionismus später in der ganzen Hemisphäre haben sollten. Auch in Argentinien hat der Kult um den Guerillakampf die revolutionäre Bewegung der Arbeiterklasse, die nach den Massenstreiks des Cordobazo im Jahr 1969 entstanden war, geschwächt und desorientiert.

Castro selbst trat sowohl als Klient des Ostblocks als auch als Realpolitiker auf, um die Stabilität seines eigenen Regimes zu sichern. Er versuchte, Beziehungen zu denselben lateinamerikanischen Regierungen aufzubauen, die die Anhänger seiner Guerilla-Methoden stürzen wollten. So lobte er 1971 bei einem Besuch in Chile den „parlamentarischen Weg zum Sozialismus“ in diesem Land, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Faschisten und das Militär sich schon darauf vorbereiteten, die Arbeiterklasse zu zermalmen. Er lobte die Militärregimes in Peru und Ecuador als antiimperialistisch und ging sogar auf den korrupten Apparat der mexikanischen PRI zu, der im Jahr 1968 ein Massaker an den Studierenden organisiert hatte.

Insgesamt hat die Politik von Castro und der politischen Tendenzen, die ihn verteidigten, die sozialistische Revolution in der ganzen Region behindert.

Heute prüfen die imperialistischen Mächte und vor allem die USA, auf welche Weise sie Castros Tod für die Verfolgung ihrer eigenen Interessen in Kuba und der Welt ausnutzen können.

Präsident Barack Obama erklärte in einer heuchlerischen Stellungnahme: „Die Geschichte wird die enormen Auswirkungen dieser einzigartigen Persönlichkeit auf das Volk und die Welt um ihn herum bewahren und bewerten.“ Der kubanischen Bevölkerung versicherte er, sie müsse wissen, dass sie „in den Vereinigten Staaten von Amerika einen Freund und Partner“ habe.

Der künftige Präsident Trump begrüßte in seiner Stellungnahme „den Tod eines brutalen Diktators, der sein eigenes Volk fast sechzig Jahre lang unterdrückt hat.“ Immer lauter wird darüber spekuliert, ob Trump seine Drohung wahrmachen und die Maßnahmen wieder zurücknehmen werde, die Obama getroffen hat, um den amerikanischen Banken und Konzernen die Erschließung Kubas zu erleichtern.

Während die Vertreter des Imperialismus versuchen, Castros Tod für ihre reaktionären Ziele auszunutzen, muss eine neue Generation von Arbeitern und Jugendlichen die historischen Erfahrungen des Castrismus und die weitsichtige Kritik des Internationalen Komitees der Vierten Internationale studieren. Diese Lehren sind notwendig, um die Arbeiterklasse auf die bevorstehenden revolutionären Massenkämpfe vorzubereiten und die Parteien aufzubauen, die diese Kämpfe anführen werden.

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