Diese Woche in der Russischen Revolution

17. – 23. April: Lenins Aprilthesen

In dieser Woche vor hundert Jahren breitet sich in ganz Europa beispiellose Verelendung aus, während die Unruhe in der Arbeiterklasse wächst. Lenin eröffnet unmittelbar nach Ankunft in Petrograd überraschend den Kampf gegen einen Teil der Führung seiner eigenen Partei, die in den Sowjets noch in der Minderheit ist. Trotzki wird diese Kriegserklärung Lenins an seine eigene Partei, die mit den Aprilthesen beginnt, später als „Kampf für die Umbewaffnung der Bolschewiki“ bezeichnen.

Lenin spricht in Russland

Ohne grundlegende Veränderung in der strategischen Orientierung der bolschewistischen Partei wäre die Machteroberung im Oktober nicht möglich gewesen. Die Bolschewiki übernehmen im Wesentlichen Trotzkis Konzeption der Permanenten Revolution. Diese strategische Umorientierung braucht Lenins persönlichen Einsatz. Er bringt seinen brillanten Intellekt ein, seine gesamte, über einen langen Zeitraum erworbene Autorität, sein Prestige in der Arbeiterbewegung und seine unerschöpfliche Entschlossenheit. Es gibt in der Geschichte kaum einen anderen Moment, in dem die Aktivität eines einzigen Mannes so bedeutende wie weitreichende Auswirkungen hat und den Sieg einer Revolution sichert, die das Leben von kommenden Generationen in aller Welt betreffen wird.

Am 25. März 1935 notiert Trotzki in einem Tagebucheintrag: „Wäre ich 1917 nicht in Petersburg gewesen, so würde die Oktoberrevolution dennoch ausgebrochen sein – unter der Voraussetzung, dass Lenin anwesend gewesen wäre und die Führung übernommen hätte. Wären aber sowohl Lenin als auch ich von Petersburg abwesend gewesen, so hätte es keine Oktoberrevolution gegeben: Die Führung der bolschewistischen Partei hätte ihren Ausbruch verhindert (daran zweifle ich nicht im Geringsten!). Wäre Lenin damals nicht in Petersburg gewesen – ich würde den Widerstand der bolschewistischen Spitze wohl kaum gemeistert haben, der Kampf gegen den ‚Trotzkismus‘ (d.h. also gegen die proletarische Revolution) hätte bereits im Mai 1917 begonnen, und der Ausgang der Revolution wäre infrage gestellt gewesen. Ich wiederhole aber, dass angesichts Lenins die Oktoberrevolution sowieso zum Siege geführt hätte.“ (Leo Trotzki, „Tagebuch im Exil“, Köln 1979, S.72f.)

Petrograd, 17. April (4. April): Veröffentlichung von Lenins Aprilthesen

Handschriftliche Notizen Lenins für die Aprilthesen

Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Petrograd eröffnet Lenin einen entschlossenen Kampf innerhalb der bolschewistischen Partei, um sie auf die Linie des Kampfs für eine proletarische Revolution und gegen die bürgerliche Provisorische Regierung auszurichten.

In den Wochen zwischen dem Februaraufstand und Lenins Rückkehr hat der rechte Flügel der bolschewistischen Partei, einschließlich Kamenew und Stalin, die Partei immer stärker an eine politische Linie angepasst, welche die Provisorische Regierung und die Fortsetzung des Kriegs im Namen der „Verteidigung der Revolution“ unterstützte.

In den Aprilthesen bezeichnet Lenin den Krieg unzweideutig als „räuberisch“ und „imperialistisch“ und fordert stattdessen eine Verbrüderung mit den Frontsoldaten gegnerischer Armeen. „Keinerlei Unterstützung“ darf es nach Lenin für die Provisorische Regierung geben. Er fordert, dass diese aus der Februarrevolution entstandene Regierung, die den Krieg und den Kapitalismus unterstützt, durch eine Arbeiterregierung ersetzt werden muss.

Er wendet sich gegen die Forderung nach einer parlamentarischen Republik, denn „von den Sowjets der Arbeiterdeputierten zu dieser zurückzukehren, wäre ein Schritt rückwärts“. Stattdessen besteht Lenin auf der Forderung einer „Republik der Sowjets der Arbeiter-, Landarbeiter- und Bauerndeputierten im ganzen Lande, von unten bis oben“. Das sei „die einzig mögliche Form der revolutionären Regierung“. Dieses Konzept findet im berühmten Slogan: „Alle Macht den Sowjets!“ seinen Ausdruck.

Lenin schlägt vor, den Namen der Partei zu ändern und eine neue revolutionäre Internationale zu gründen, um die Zweite Internationale, die durch ihre Unterstützung des Kriegs diskreditiert ist, zu ersetzen. Lenin räumt ein, dass die Partei vorläufig im Petrograder Sowjet „eine schwache Minderheit“ sei, die „dem Block aller kleinbürgerlichen opportunistischen Elemente“ gegenüberstehe, zu welchen die Menschewiki und Sozialrevolutionäre gehören. Einige Mitglieder des rechten Parteiflügels, die sogar einen Zusammenschluss mit den Menschewiki erwägen, verurteilen Lenins Aprilthesen darauf als „trotzkistisch“.

Seit der Zeit von 1905 hat die bolschewistische Partei die Forderung nach einer „Demokratischen Diktatur des Proletariats und der Bauern“ vertreten. Dieser Slogan nimmt eine vermittelnde Haltung zwischen Trotzkis Konzept der Permanenten Revolution und dem menschewistischen Konzept einer bürgerlichen russischen Revolution ein. Plechanow und die Menschewiki werfen Lenin vor, er halte „eine bürgerliche Revolution ohne Bürgertum“ für möglich. Was Trotzki betrifft, so stimmt er mit Lenin überein, dass die Bourgeoisie in Russland keine revolutionäre Rolle spielen könne, kritisiert jedoch Lenins Haltung, weil sie davon ausgehe, dass die Arbeiterklasse, um ihre Allianz mit der Bauernschaft aufrechtzuerhalten, auf sozialistische Maßnahmen verzichten müsse und die Revolution innerhalb bürgerlich-demokratischer Grenzen halten werde. Wie Trotzki später betont: „Im bürgerlichen Russland des zwanzigsten Jahrhunderts konnte von einer Machtübernahme durch die revolutionäre Bauernschaft keine Rede mehr sein.“

Mit den Aprilthesen gibt Lenin – sehr zum Entsetzen vieler führender Bolschewiki – das Konzept von der „Demokratischen Diktatur“ der zwei revolutionären Klassen in Russland auf und akzeptiert stattdessen die Einschätzung, die bis dahin Trotzki zugeschrieben wurde, dass jetzt die Machteroberung durch die russische Arbeiterklasse notwendig sei. Dieses Konzept stützt sich auf die Perspektive, die Revolution auf die internationale Arbeiterklasse auszudehnen.

Um diese strategische Neuausrichtung durchzusetzen, kann Lenin an die unteren Kreise der Parteiführung und an die Parteibasis appellieren, die vom proletarischen Internationalismus durchdrungen sind, für den Lenin seit Jahrzehnten kämpft. In diesem Geist hat Lenin den Kampf gegen die Menschewiki geführt und den Marxismus gegen jede Form von Opportunismus und Revisionismus verteidigt. Trotzki wird dies später mit folgenden Worten beschreiben:

In den Aprilthesen, die so paradox schienen, stützte sich Lenin gegenüber der alten Formel auf die lebendige Tradition der Partei: ihre Unversöhnlichkeit gegen die herrschenden Klassen und ihre Feindseligkeit gegen alle Halbheiten, während die „alten Bolschewiki“ der konkreten Entwicklung des Klassenkampfs zwar frische, aber bereits den Archiven gehörende Erinnerungen entgegenstellten. Lenin besaß eine zu sichere Stütze, die durch die ganze Geschichte des Kampfes der Bolschewiki und Menschewiki vorbereitet war …

Lenin war kein zufälliges Element der historischen Entwicklung, sondern Produkt der gesamten vergangenen russischen Geschichte. Er war tief in ihr verwurzelt. Gemeinsam mit den fortgeschrittenen Arbeitern hatte er während des vorangegangenen Vierteljahrhunderts ihren ganzen Kampf mitgemacht … Lenin stand der Partei nicht von außen gegenüber, sondern er war ihr vollendetster Ausdruck. Indem er sie erzog, erzog er sich an ihr. Sein Auseinandergehen mit der Führerschicht der Bolschewiki bedeutete den Kampf des morgigen Tages der Partei mit ihrem gestrigen Tage. Wäre Lenin nicht künstlich durch Emigration und Krieg von der Partei getrennt gewesen, so wäre die äußere Mechanik der Krise nicht so dramatisch und die innere Kontinuität der Parteientwicklung nicht so verhüllt.“

(L. Trotzki, „Geschichte der russischen Revolution“, Bd. 1, S. 273–274, 280)

Weitere Literatur dazu im Mehring-Verlag:

David North, „Zum Stellenwert Leo Trotzkis in der Geschichte des 20. Jahrhunderts“, in: „Verteidigung Leo Trotzkis“, Essen 2012, S. 25ff.

Leo Trotzki, „Drei Konzeptionen der Russischen Revolution“, in: „Stalin. Eine Biographie“, Essen 2001, S. 471ff.

London, 17. April: Britische Zeitungen bringen Propagandastory über deutsche Leichenfabrik

Punch, 25. April 1917. Kaiser (zu einem Rekruten): „Und vergiss nicht, dass dein Kaiser immer eine Verwendung für dich hat – lebendig oder tot.“

Die Times und die Daily Mail, zwei Zeitungen im Besitz von Lord Northcliff, bringen Sensationsberichte über die angebliche Existenz einer „Kadaververwertungsanstalt“ hinter den deutschen Linien. Der Propagandastory zufolge verarbeitet die deutsche Armee die Leichen toter Soldaten, um daraus Fett für die Produktion von Seife oder Kerzen zu gewinnen. Als Gerücht geht diese Geschichte schon eine ganze Weile um, aber dies ist das erste Mal, dass britische Zeitungen sie abdrucken.

Die Quelle dieser Mär ist die belgische Zeitung La Belgique, die in den Niederlanden gedruckt wird. Die Times bringt sie unter der Schlagzeile „Die Deutschen und ihre Toten“. Die Darstellung geht auf einen Kurzartikel in einer deutschen Zeitung zurück, der über den Geruch aus einer Fabrik für Tierkadaververwertung berichtet, in der aus Tierkadavern Fette und andere Produkte gewonnen werden. Um die anti-deutsche Stimmung möglichst effektiv zu schüren, bringt das satirische Magazin Punch am 25. April einen Cartoon mit dem Titel „Kanonenfutter und danach“, der die angebliche Fabrik beschreibt.

Die Geschichte ist nur das jüngste Beispiel einer ganzen Flut von anti-deutscher Propaganda, welche die britische Presse schon seit 1914 verbreitet, um die öffentliche Meinung mit übertriebenen Darstellungen von Gräueltaten der deutschen Armee in Belgien anzuheizen.

Recklinghausen – Berlin, 17. April: Streiks werden fortgesetzt

Alwin Körsten, Gewerkschaftsfunktionär und SPD-Politiker

Über 500 Bergleute beteiligen sich an einem Streik an der Harpener Zeche in Recklinghausen. Auch in anderen Betrieben im Ruhrgebiet und vielen Industriestädten im ganzen Land, in Magdeburg, Halle, Hamburg, Kiel, Nürnberg, Barmen, Leipzig und Braunschweig kommt es ebenfalls zu großen Streiks. Um künftige Streiks zu unterdrücken, wird über Magdeburg der Belagerungszustand verhängt. Vom Militär werden Plakate in der Stadt angebracht, auf denen den Streikteilnehmern strenge Strafen angedroht werden, oder man droht, sie zum Kriegsdienst einzuziehen.

In Berlin drängen die Sozialdemokraten Gustav Bauer und Philipp Scheidemann den Staatssekretär Karl Helfferich und Generalleutnant Wilhelm Groener, eine Delegation von streikenden Betrieben in Leipzig zu empfangen. Die Delegation zu empfangen koste nichts, argumentieren sie, sie abzuweisen könne aber dazu führen, dass die Lage außer Kontrolle gerate und es zu „sinnlosem Blutvergießen“ komme.

Die Berliner Gewerkschaftsführer Alwin Körsten, Cohen und Siering werden vom militärischen Oberkommando empfangen und erhalten das Versprechen, dass der verhaftete Richard Müller, Führer der revolutionären Obleute, freigelassen werden soll. Die Gewerkschaftsführer drohen den Arbeitern, dass sie verlieren würden, was bereits zugesagt wurde, wenn sie den Streik nicht abbrechen und weiter auf den von den Leipzigern erhobenen politischen Forderungen beharren. Diese beinhalten Frieden ohne Annexionen, die Aufhebung des Belagerungszustands und das allgemeine Wahlrecht. Das Streikkomitee lässt die Leipziger Forderungen fallen und entscheidet, die Arbeit am 18. April wieder aufzunehmen. Als die Leipziger Delegation aus Berlin zurückkehrt, schließt sie sich dem Beschluss an. Damit sollte der Streik vorüber sein, doch dem ist nicht so.

In verschiedenen Berliner Betrieben finden am 17. April Betriebsversammlungen statt, an denen USPD-Delegierte und Spartakusleute teilnehmen und dazu aufrufen, den Streik mit den Leipziger Forderungen fortzusetzen. Etwa 25 000 (andere Schätzungen nennen 50 000) Arbeiter und Arbeiterinnen verurteilen den Verrat der Führung und erklären sich bereit, weiter zu streiken.

Die Arbeiter von Knorr-Bremse erheben die Forderung nach der Freilassung Karl Liebknechts zu ihrer wichtigsten. Sie wählen Pal Scholze von den revolutionären Obleuten zum Vorsitzenden ihres Arbeiterrats, der sofort alle Arbeiter aufruft, ihrem Beispiel zu folgen.

Am nächsten Tag schlägt das Militär zu und verhaftet etliche Streikführer, darunter Scholze. Die streikenden Betriebe werden unter militärische Leitung gestellt.

Palästina, 19. April: Zweite Schlacht um Gaza endet mit schweren Verlusten

Gaza, 17. April. Zerstörter britischer Mark-I-Panzer

Der zweite Versuch britischer, australischer und neuseeländischer Soldaten innerhalb von drei Wochen, von Ägypten aus nach Nordosten vorzustoßen, endet in der Katastrophe. Das Ziel ist, Gaza im türkisch besetzten Palästina zu erobern. Am Ende der dreitägigen Schlacht zählen die Alliierten mehr als 6400 Opfer. Inoffiziellen Zahlen zufolge sind es sogar bis zu 14 000.

In der ersten Schlacht am 26. März und in der zweiten, die am 17. April beginnt, trägt die Inkompetenz seitens der kommandieren Heerführer wesentlich zum Misserfolg bei. Nach dem Verlust von 4000 Mann im ersten Gefecht, gegenüber 2400 Verlusten auf Seiten der Türkei, meldet General Archibald Murray, der seine eigene Position halten will, in London einen britischen Sieg. Weil die Heeresleitung den Eindruck gewinnt, die britischen Truppen stünden unmittelbar vor dem Durchbruch, befiehlt sie Murray, alsbald einen zweiten Angriff zu starten.

In den ersten beiden Tagen kommen die Soldaten nur langsam voran. Darauf entscheidet der kommandierende Offizier Charles Dobell, einen Frontalangriff auf die gut befestigten türkischen Positionen vorzutragen. Das Ergebnis sind schwere Verluste. Allein die 54. (East Anglian) Division zählt 2800 tote Soldaten. Der Versuch, in der trockenen Wüste Panzer einzusetzen, scheitert.

Nach der zweiten Niederlage werden Murray und Dobell von ihren Posten abgelöst und nach England zurückbeordert. Die alliierten Armeen müssen Verstärkung aus Italien und Frankreich anfordern, bevor sie ihre Offensive im Herbst erneut aufnehmen.

Kreuznach, 23. April: Deutsche Heeresleitung plant umfangreiche Annexionen

Kreuznach 1917. Die Generäle Ludendorff und Hindenburg im Hauptquartier

Die Oberste Heeresleitung und Reichskanzler von Bethmann Hollweg treffen sich in Kreuznach zu einer Konferenz über die deutschen Kriegsziele. Die Februarrevolution hat in der deutschen Armeeführung die Hoffnung auf einen Separatfrieden mit Russland aufkeimen lassen.

Das Kreuznacher Programm beschreibt weitreichende Annexionspläne, die von der Einschätzung ausgehen, dass Deutschland in der Lage sein wird, die Friedensbedingungen sowohl an der Ostfront wie auch an der Westfront zu diktieren. Im Osten beansprucht es Kurland und Litauen, was heute in etwa den baltischen Staaten entspricht, und einen nicht unbedeutenden Teil Polens. Das Königreich Rumänien soll nach dem Willen der deutschen Armee so groß wie möglich bleiben und de facto deutscher Oberhoheit unterstellt sein.

Als Entschädigung soll Russland Ostgalizien und Teile von Moldawien erhalten. Für Österreich-Ungarn sind Serbien, Montenegro und Albanien vorgesehen. Für den Westen bestätigt die Oberste Heeresleitung ihre schon früher geäußerten deutschen Annexionspläne. Diese umfassen die Verwandlung Belgiens in einen Vasallenstaat, die Annektierung von Luxemburg und Longwy-Briey und die de facto-Kontrolle über Elsass-Lothringen.

Der Chef des deutschen Marinekabinetts, Admiral Georg Alexander von Müller, schreibt später, dass die auf der Konferenz diskutierten Annexionspläne Zeugnis „völliger Maßlosigkeit im Osten und Westen“ ablegten. Der Historiker George W.F. Hallgarten wird die Ergebnisse der Kreuznacher Konferenz später als „Orgie des Ludendorffschen Militarismus“ und als Summe „anarchisch waltender Interessen“ bezeichnen, „deren Gesamtwunschkarte der Kaiser, statt sie realpolitisch zu beschneiden, sich völlig zu eigen machte“.

Berlin, 23. April: Gewerkschaften und Regierung bereiten sich auf Unterdrückung künftiger Arbeiterproteste vor

Nach dem Ende der Streiks bereiten sich sowohl die Gewerkschaftsführung als auch die deutsche Regierung auf die Unterdrückung kommender Massenbewegung der Arbeiterklasse vor. Die Generalkommission der Gewerkschaften reagiert auf die Streiks mit einem Rundschreiben an ihre Gau- und Betriebsleiter:

„Deutschland ist nicht Russland. Die Revolutionsspielereien der Arbeitsgemeinschaft [gemeint sind die Obleute] und Spartakusgruppe gefährden lediglich die deutsche Arbeiterbewegung, insbesondere unsere gewerkschaftlichen Organisationen und die Verteidigungskraft des Landes. Es ist uns bisher gelungen, die maßgebenden Seiten davon abzuhalten, scharfe Maßregeln zu ergreifen. Gelingt es der Arbeitsgemeinschaft weiterhin, wilde politische Streiks zu entfesseln, dann werden solche Maßnahmen allerdings unausbleiblich sein.“

Am 25. April verfügt Reichskanzler Theodor von Bethmann Hollweg in einem Erlass, das künftig jeder Streik in kriegswichtigen Betrieben, jede Aufforderung und jeder Versuch dazu und die Absicht, Streikbrecher von der Arbeit abzuhalten, als Vorschubleistung für eine feindliche Macht oder als Schädigung der Kriegsmacht des Deutschen Reiches angesehen werden. Die angedrohte Konsequenz: ein Hochverratsprozess.

Lenin hat laut menschewistischer Führung „überhaupt keine Anhänger“

Schlagzeile in der New York Times

Um die Bedeutung von Lenins Rückkehr nach Russland zu schmälern, druckt die New York Times ein Telegramm an den London Daily Chronicle nach. Der Bericht (in dem fast alle Namen falsch geschrieben sind) beginnt mit den Forderungen Lenins nach „sofortigem, bedingungslosem Frieden, Bürgerkrieg gegen die Armee und Rache an Kerenski und Tschcheїdse, die er für Verräter an der Sache des internationalen Sozialismus hält“. Darauf zitiert der Bericht die selbstgefällige Auffassung des Menschewisten Tschcheїdse: „Die Russische Revolution wird Lenine [sic] schon neutralisieren.“ Falls er andererseits „draußen bliebe, wäre das auch kein großer Verlust“, denn er habe „überhaupt keine Anhänger“.

„Die scharfe Ablehnung dieses Heißsporns ist ein gesundes Zeichen für den wachsenden praktischen Sinn bei den Sozialisten“, schreibt der Korrespondent der britischen Zeitung.

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