Ausschluss Russlands von Olympia 2018: Eine politische Provokation

Am Dienstag gab der Vorstand des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) seine Entscheidung bekannt, die russische Olympiamannschaft von den Winterspielen in Südkorea 2018 auszuschließen.

Dieser Beschluss ist eine politische Provokation. Es geht weniger um den Doping-Vorwurf gegen russische Sportler, sondern dient viel mehr dem Ziel des US-Imperialismus, Russland in den Augen der Weltöffentlichkeit zu demütigen und zu isolieren.

Bei den Olympischen Spielen wird weder die russische Flagge zu sehen sein, noch die Nationalhymne gespielt werden. Russische Athleten werden eine Reihe von demütigenden Dopingtests über sich ergehen lassen müssen, die von den Athleten anderer Staaten nicht gefordert werden. Selbst wenn sie zu den Spielen antreten, werden sie faktisch ihrer Nationalität beraubt: Sie müssen als „Olympische Athleten aus Russland“ antreten und dürfen keine russischen Trikots tragen. Wenn russische Athleten Goldmedaillen gewinnen, wird bei deren Verleihung statt der russischen die olympische Flagge gehisst und die olympische Hymne gespielt.

Der Präsident des IOC Thomas Bach erklärte am Dienstag, diese Maßnahmen seien notwendig, weil Russlands Doping einen „beispiellosen Angriff auf die Integrität der Olympischen Spiele und des Sports“ darstelle.

Hinter diesem Schritt steht die Absicht, Russland als Pariastaat darzustellen. Das IOC, dessen Korruption und Parasitismus nur von der FIFA übertroffen wird, setzt seine lange Tradition fort, sich der Politik des Weltimperialismus unterzuordnen. Zur „Integrität“ der Olympischen Spiele sollte man wissen, dass der Gründer des IOC, Baron Pierre de Coubertin, offen dessen Entscheidung unterstützt hatte, die Spiele 1936 in Nazi-Deutschland abzuhalten. Wie die New York Times 1999 schrieb, waren „drei Präsidenten des IOC daran beteiligt, die Olympischen Spiele in Berlin 1936 voranzubringen“, darunter der Schwede Sigfrid Edström. 1933 hatte dieser an einen Olympia-Financier geschrieben, es sei „schade, dass die amerikanischen Juden so aktiv sind und uns [wegen der Wahl für Berlin] soviel Ärger bereiten“. Und weiter: „Unsere deutschen Freunde können unmöglich die teuren Vorbereitungen für die Olympischen Spiele treffen, wenn diese ganze Unruhe anhält.“

Auch heute sind die Auswahl der Ausrichterstädte für die Olympischen Spielen und die Vergabe von Werbeverträgen und Fernsehrechten für zweistellige Millionenbeträge von Bestechung und Korruption geprägt. Die Bestrafung Russlands muss in diesem Zusammenhang gesehen werden.

Das IOC hat beschlossen, „das Nationale Olympische Komitee Russlands (ROC) mit sofortiger Wirkung zu suspendieren“. Witali Mutko und Juri Nagornych, die während der Winterspiele 2014 in Russland Sportminister bzw. stellvertretender Sportminister waren, dürfen zukünftig an keinen Olympischen Spielen mehr teilnehmen. Zudem werden russische Olympia-Funktionäre bis auf weiteres von der Teilnahme am IOC und anderen Olympia-Gremien ausgeschlossen. Dmitri Tschernyschenko, der Leiter des Organisationskomitees der Spiele in Sotschi, wurde aus dem Koordinationsausschuss für die Spiele in Peking 2022 ausgeschlossen und ROC-Präsident Alexander Schukows Mitgliedschaft im IOC ausgesetzt.

Dem ROC wurde auferlegt, das IOC für die Kosten zu entschädigen, die ihm durch die Ermittlungen entstanden sind. Außerdem muss es weitere fünfzehn Millionen Dollar für die Einrichtung einer unabhängigen Testbehörde zahlen, welche die internationalen Maßnahmen gegen Doping unterstützen wird.

Gestern schloss der russische Präsident Wladimir Putin einen Boykott der Winterspiele aus. „Wir werden bestimmt keinen Boykott verkünden“, erklärte er während einer Ansprache in einem Automobilwerk in Nischni Nowgorod. „Wir werden unsere Olympioniken nicht daran hindern, am Wettbewerb teilzunehmen“.

Zuvor hatte es scharfe Reaktionen auf den Beschluss des IOC gegeben. „Ich möchte nicht, dass Kinder Sportler aus Russland mit fremder Flagge und ohne Hymne sehen. Das ist eine Erniedrigung für das ganze Land“, hatte Piotr Tolstoj, stellvertretender Duma-Vorsitzender und Mitglied von Putins Partei „Einiges Russland“, in einem der großen russischen TV-Kanäle gesagt.

Die Debatte rund um die Doping-Vorwürfe gegen Russland begann im Jahr 2015 mit einem 300-seitigen Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), in dem Russland systematisches Doping während der Winterspiele in Sotschi 2014 vorgeworfen wurde. Damals forderte die Washington Post, Russland von den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro auszuschließen. Stattdessen entschied das IOC, dass die einzelnen Sportgremien darüber zu entscheiden hätten, ob sie russische Athleten akzeptieren.

Die meisten Vorwürfe basieren auf der Aussage von Grigori Rodtschenkow, der laut eigener Schilderung eine wichtige Rolle in dem russischen Dopingsystem in Sotschi gespielt hatte. Rodtschenkow zog im November 2016 in die USA, nachdem die WADA bekanntgegeben hatte, dass er das Doping organisiert und Geld von den Athleten erpresst hatte. Laut der New York Times steht er momentan „unter dem Schutz amerikanischer Behörden“.

Rodtschenkos handschriftliche Tagebücher sind von zentraler Bedeutung für die Argumentation des IOC. Ein Bericht vom Juli 2016 basierte fast ausschließlich auf diesen Tagebüchern, ein zweiter vom Dezember des Jahres führte zusätzliche, wie etwa forensische, Beweise an.

Die Berichte des IOC wurden von dem kanadischen Rechtsanwalt Richard McLaren herausgegeben. Sie beschreiben die Zusammenarbeit zwischen Rodtschenkow, der damals Chef der russischen Anti-Doping-Behörde war, dem Sportministerium und dem Inlandsgeheimdienst FSB. Sie sollen systematisch die Urinproben von Athleten ausgetauscht haben, um das umfassende Doping zu vertuschen.

Am 2. Dezember, drei Tage bevor der Vorstand des IOC seine Entscheidung bekanntgab, veröffentlichte die Disziplinarkommission des IOC einen Bericht des Vorstands, der dessen Ergebnisse zusammenfasste und Empfehlungen aussprach. Die Disziplinarkommission unter Vorsitz des ehemaligen Schweizer Präsidenten Samuel Schmid legte keine weiteren Beweise vor, weil einige davon vertraulich gesammelt wurden. Die Kommission wollte „eine Differenzierung zwischen vertraulichen und nicht vertraulichen Informationen“ vermeiden.

Die reaktionäre New York Times führte die Medienkampagne rund um den Skandal an und warf russischen Athleten vor, systematisches Doping zu betreiben. Sie veröffentlichte mehrere Artikel, die sich auf Rodtschenkows Darstellung stützten. Diese Berichterstattung der Times steht im Zusammenhang mit ihrer allgemeinen antirussischen Kampagne um die angebliche Einflussnahme Russlands auf die US-Präsidentschaftswahl 2016.

Russland hat seinerseits geleugnet, dass der Staat das Doping organisiert hat. Mutko, der mittlerweile stellvertretender Ministerpräsident ist, erklärte im Oktober: „In der Russischen Föderation hat es nie ein staatliches System zur Unterstützung von Doping gegeben.“ Weiter sagte er, dass „einzelne Funktionäre, die in unterschiedlichen Sportorganisationen tätig waren und möglicherweise miteinander in Verbindung standen, leider gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen haben.“

Es ist durchaus möglich, dass die russische Regierung während der Winterspiele 2014 Doping betrieben hat, um die Zahl ihrer Medaillen zu erhöhen und großrussischen Chauvinismus zu schüren. Amerikanische Sportunternehmen sind keineswegs unschuldig, wenn es darum geht, solche Formen von Betrug und willkürlicher Gewalt zu fördern. Die Major League Baseball und deren Baseballmannschaften haben über Jahre hinweg vertuscht, dass ihre Spieler Steroide nehmen. Auch die National Football League streicht Profite ein, während ihre Spieler unheilbare Gehirnschäden erleiden. Die National Hockey League ermutigt „Enforcer“ dazu, mit brutaler Gewalt gegen ihre Gegner vorzugehen, um die Einschaltquoten und Werbeeinnahmen zu fördern. Die Folgen für die Spieler sind schwere körperliche- und Gehirnschäden.

Die Entscheidung für den Ausschluss Russlands war zweifellos beeinflusst von mächtigen Sponsoren aus der amerikanischen Wirtschaft, die Beziehungen zu amerikanischen Politikern und den Militär- und Geheimdienstbehörden pflegen. Coca-Cola, Dow Chemical, GE, Bridgestone Tires, Intel, Visa und McDonalds sind nur einige der zahlreichen offiziellen Olympia-Sponsoren.

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