Srilankische Plantagenarbeiter beenden Streik unter Protest

Am Freitag beendeten Tausende von Plantagenarbeitern ihren Streik um höhere Löhne. Zwei Tage zuvor hatte der Ceylon Workers Congress (CWC), die wichtigste Plantagenarbeitergewerkschaft, ihnen befohlen, alle Arbeitskampfmaßnahmen einzustellen. Auf diesen Verrat der Gewerkschaft an ihrem Streik reagierten die Arbeiter mit wütenden Demonstrationen in Provinzstädten und auf Plantagen.

Der Streik für eine Verdoppelung des Tageslohns von 500 auf 1.000 Rupien begann am 4. Dezember. Im ganzen Land organisierten Plantagenarbeiter Demonstrationen, Märsche und Veranstaltungen, u.a. in den Distrikten Nuwaraeliya, Badulla, Kandy, Kegalle, Ratnapura, Kalutara und Colombo.

Die CWC hat nicht zu dem Streik aufgerufen, um Arbeiter im Kampf für höhere Löhne zu mobilisieren, sondern um die große Wut der Arbeiter über die Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaften, den Plantagenmanagern und der srilankischen Regierung, die die Armutslöhne und miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen verteidigen, zu zerstreuen.

Der Vorsitzende der CWC Arumugam Thondaman kündigte am Dienstag das Ende des Streiks an und behauptete, Präsident Maithripala Sirisena habe ihm und anderen Gewerkschaftsführern in einer geheimen Sitzung versprochen, er werde den Lohndisput bei einem Treffen mit den Plantagenbetreibern am 19. Dezember beilegen.

Thondaman ist ein politischer Verbündeter Sirisenas und wurde zum Minister in Sirisenas Kabinett ernannt, nachdem dieser am 26. Oktober verfassungswidrig den Premierminister und Vorsitzenden der United National Party (UNP) Ranil Wickremesinghe entlassen und den ehemaligen Präsidenten Mahinda Rajapaksa zu seinem Nachfolger ernannt hat.

Rivalisierende Plantagenarbeitergewerkschaften wie die National Union of Workers (NUW), die Democratic People’s Front (DPF) und die Upcountry People’s Front (UPF) stehen auf der Seite von Wickremesinghe und der UNP und haben den Streik abgelehnt. Dennoch widersetzten sich Mitglieder dieser Gewerkschaften den Anweisungen der Funktionäre und beteiligten sich am Streik.

Am Mittwoch organisierten die Arbeiter in ganz Sri Lanka Proteste gegen den Verrat der CWC. Dort wurde der weit verbreitete Hass und die Verachtung über den Verrat der Gewerkschaft sichtbar.

Auf den Plantagen Couvlina, Maria und Henfold im Raum Lindula-Talawakelle veranstalteten Arbeiter Kundgebungen und Demonstrationen, außerdem in acht Abschnitten der Plantage Brunswick in Maskeliya; auf den Plantagen Albion, New Grostan, Adrlaw, Thonfield, St. Market, Torrington, Katamasan und Agra Alpetha in Agarapathana; sowie auf der Plantage Abbotsleigh Estate im Distrikt Hatton. Um die Mittagszeit demonstrierten auch in der Provinzstadt Holbrook Hunderte von Arbeitern.

Plantagenarbeiter vor der Teefabrik in Abbotsleigh

Am Freitag standen etwa 70 Arbeiter der Teeplantage Abbotsleigh auf Streikposten, bevor sie an die Arbeit zurückkehrten. Zuvor hatten die Arbeiter der Plantage mit Unterstützung durch die Socialist Equality Party (SEP) ein Aktionskomitee gegründet.

M. Thevarajah vom Politischen Komitee der SEP erklärte diesen Arbeitern, dass der Verrat der Plantagenarbeitergewerkschaft die Notwendigkeit der Gründung von Aktionskomitees bestätigt. Er erklärte, diese Komitees seien notwendig, um Arbeiter unabhängig von den Gewerkschaften zu organisieren.

Er erklärte, dass mittels des Aktionskomitees „mit Arbeitern auf anderen Plantagen und aus anderen Ländern diskutiert werden sollte. Wir müssen vorwärts gehen und für unsere eigene Arbeiter- und Bauernregierung kämpfen.“

„Die Gewerkschaften wollen die Arbeiter bewusst spalten. Auf der Plantage Montifiore hat die Gewerkschaft des Unternehmens Digambaran [NUW] die Arbeiter am zweiten Tag des Streiks wieder an die Arbeit geschickt. Das Aktionskomitee von Abbotsleigh musste einschreiten und erklären, dass die Forderungen der Arbeiter nach höheren Löhnen und besseren Bedingungen nicht von der CWC oder der Gewerkschaft von Digambaran bestimmt werden sollten, sondern von den Arbeitern selbst.“

„Die Kapitalisten wollen ihre Wirtschaftskrise auf Kosten der Arbeiter lösen. Dies ist nicht nur in der srilankischen Teeindustrie die Situation, sondern auch in den Industrienationen. In den USA kämpfen Autoarbeiter gegen Werksschließungen, in Frankreich hat die Gelbwesten-Bewegung die kapitalistische Herrschaft erschüttert.“

„Im Jahr 1917 gründeten die Arbeiter in Russland den weltweit ersten Arbeiterstaat. Obwohl er unter dem Stalinismus degenerierte, hat die Vierte Internationale seither ununterbrochen gegen diesen Verrat gekämpft. Jetzt ist sie bereit, die Arbeiter der Welt im Kampf für den internationalen Sozialismus zu führen.“

Die streikenden Arbeiter bei Abbotsleigh stimmten einstimmig dafür, am 16. Dezember ein Treffen zur Bildung eines Aktionskomitees abzuhalten. Sie riefen Parolen wie: „Proletarier aller Länder vereinigt Euch“, „Baut Aktionskomitees in jeder Plantage“ und „Kämpft für eine Arbeiter- und Bauernregierung“.

Sivapakyam, eine der streikenden Arbeiterinnen von Abbotsleigh, erklärte gegenüber der WSWS: „Keine Gewerkschaft soll auf diese Plantage kommen. Wir werden unser Aktionskomitee aufbauen und damit für die Verteidigung unserer Rechte kämpfen. Die Gewerkschaften sollten nicht hierher kommen und Wahlkampf machen.“

Yogaranjani, aus dem Frauenflügel der CWC erklärte: „[Der CWC-Vorsitzende] Arumugam Thondaman hat gesagt, er würde für 1.000 Rupien Stundenlohn kämpfen, aber die Gewerkschaft diskutiert seit August ergebnislos. Jetzt sagt er, das Problem wird am 19. Dezember bei einem Treffen mit dem Präsidenten gelöst werden. Warum sollten wir ein anderes Ergebnis erwarten?“

Yogaranjani (Bild) fügte hinzu: „Meine Kollegen zweifeln jetzt an mir. Wir werden keine Beiträge mehr an die Gewerkschaften zahlen. Wir lassen uns nicht mehr so leicht täuschen wie früher. Die Dinge sind uns jetzt klarer.“ Sie erklärte ihre Unterstützung für das Aktionskomitee von Abbotsleigh.

Reporter der WSWS sprachen außerdem mit 30 streikenden Arbeitern aus der Montifiore-Abteilung der Plantage Abbotsleigh. Zwei rivalisierende Gewerkschaftsführer und ein CWC-Funktionär versuchten, die Arbeiter davon zu überzeugen, dass CWC-Chef Thondaman Präsident Sirisena zu einer Lohnerhöhung bringen wird.

Thevarajah erklärte den Montifiore-Arbeitern, dass es notwendig ist, ein von den Gewerkschaften unabhängiges Aktionskomitee zu gründen, und lud sie zu der Veranstaltung am 16. Dezember ein.

Am 12. Dezember riefen lokale Gewerkschaftsführer der Tee- und Kautschukplantagen in Deraniyagala, Kegalle, Dehiowita und Yatiyantota bei einer Pressekonferenz die Arbeiter auf, ihre Mitgliedsbeiträge nicht zu zahlen und nur einer Gewerkschaft beizutreten, die eine Lohnerhöhung durchsetzen kann. Allerdings sind alle Gewerkschaften an der Unterdrückung jedes Kampfes um angemessene Löhne und Arbeitsbedingungen beteiligt.

Die Pressekonferenz der Gewerkschaftsführer auf Plantagenebene war ein verzweifelter Versuch, Illusionen in die Gewerkschaften zu schüren. Allerdings erkennen Zehntausende von Plantagenarbeitern durch ihre eigene Erfahrung den pro-kapitalistischen Charakter dieser Organisationen. Plantagenarbeiter müssen diese zynischen Manöver ablehnen und politisch und organisatorisch mit den Gewerkschaften brechen.

Arbeiter stimmen für eine Versammlung zur Gründung eines Aktionskomitees

Die Plantagenarbeiter setzten ihren Arbeitskampf trotz der Anweisung der Gewerkschaftsführung weitere zwei Tage lang fort. Ihre Rückkehr an die Arbeit zeigt jedoch, dass ein tieferes Verständnis der politischen Aufgaben erforderlich ist, vor denen sie stehen.

Es müssen unabhängige Aktionskomitees in allen Plantagen errichtet werden. Außerdem müssen die Plantagenarbeiter sich auch an andere Teile der srilankischen Arbeiterklasse wenden, um einen gemeinsamen Kampf gegen das Großkapital und die Regierung um angemessene Löhne, bessere Arbeits- und Lebensbedingungen und andere grundlegende soziale Rechte zu führen.

Die Aktionskomitees müssen sich auf ein sozialistisches und internationalistisches Programm stützen, das die Bedürfnisse der Arbeiter über die Profite der massiven Teekonzerne und anderer Sektionen des Großkapitals und seiner politischen Diener stellt.

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