Corona-Krise: Weltweit mehr als eine Million Infizierte, über 50.000 Todesfälle

Zum Ende der Woche hat sich die globale Coronavirus-Pandemie erneut zugespitzt. Die Gesamtzahl der Infizierten hat die Millionenmarke überschritten, die Gesamtzahl der Toten stieg auf über 50.000.

Ein Covid-19-Patient in einer Bibliothek des Universitätsklinikums Germans Trias i Pujol in Badalona (Spanien), die in eine Intensivpflegestation umgebaut wurde (1. April 2020)

Die gemeldeten Fälle und Todesopfer sind global derzeit ungleich verteilt. Die meisten entfallen auf die Industrienationen, wobei Japan eine Ausnahme bildet.

Auf die USA, deren 331 Millionen Einwohner nur 4,25 Prozent der Weltbevölkerung darstellen, entfallen fast 24 Prozent der weltweiten bestätigten Infizierten und 11 Prozent der Todesopfer durch das Coronavirus.

In den fünf größten Ländern Westeuropas (Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland) leben zusammen 321 Millionen Menschen bzw. 4,16 Prozent der Weltbevölkerung. Auf diese entfallen 40 Prozent der Corona-Fälle und schockierende 63,6 Prozent der Todesopfer.

Am Freitag überstieg die Zahl der Toten in sechs Ländern den Stand Chinas, wo das Coronavirus Anfang letzten Jahres erstmals aufgetaucht war. Bei diesen Ländern handelt es sich um die USA, Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und der Iran, wo es mittlerweile mehr als 50.000 Erkrankte gibt.

Die Sterblichkeitsrate unter den Infizierten variiert deutlich von Land zu Land, teilweise aufgrund unterschiedlicher Testverfahren. In Deutschland liegt sie bei 1,3 Prozent, in den USA bei 2,4 Prozent, im Iran bei 6,3 Prozent, in Großbritannien bei 8,7 Prozent, in Frankreich bei 9,1 Prozent, in Spanien bei 9,2 Prozent und in Italien bei extremen 12,1 Prozent.

Die scheinbare Ausnahmestellung Deutschlands (mit über 90.000 Fällen hat es China überholt, zählte (Freitagabend) aber „nur“ 1230 Tote) wird kaum Bestand haben. Deutschland hat zwar, im Vergleich zu anderen europäischen Staaten, ein besser ausgebautes und finanziertes Gesundheitssystem, doch dieses steht jetzt unter großer Belastung. Am Donnerstag verzeichnete Deutschland den zweitgrößten Anstieg der Fälle – nach Spanien, aber noch vor Italien – und erreichte die kritische Marke, ab der die Zahl der Toten rapide ansteigen könnte. In den Nachbarstaaten, d. h. den Niederlanden, Belgien und der Schweiz, ist dieser Punkt bereits erreicht.

Russland ist das einzige große europäische Land, in dem die Lage noch nicht vollkommen verzweifelt ist. Allerdings stieg auch hier die Zahl der Infizierten am Donnerstag um 771 bzw. um 25 Prozent.

Es ist zu befürchten, dass Covid-19 die weniger entwickelten Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas noch brutaler treffen wird als die USA und Westeuropa, da die Gesundheitssysteme dort in einem noch schlechteren Zustand sind. Der Großteil der Menschheit kann in den erschütternden Szenen, die sich in Madrid, Mailand, Paris und New York City abspielen, die eigene Zukunft sehen.

Das Coronavirus taucht mittlerweile auch auf dem indischen Subkontinent, in Indonesien und dem Nahen Osten außerhalb des Iran auf. Brasilien verzeichnete am Donnerstag mit etwas über 1.000 Neuansteckungen den größten Anstieg unter den südamerikanischen Staaten.

Dass die afrikanischen Staaten vergleichsweise niedrige Zahlen melden, liegt vermutlich an ihrer extrem schlechten Gesundheitsinfrastruktur. Es ist unwahrscheinlich, dass das Virus hier in einem Frühstadium erkannt wird. Zudem sind die Staaten relativ abgeschieden vom internationalen Handel und Reiseverkehr. Diese Umstände werden den Beginn der Epidemie jedoch nicht verhindern, sondern nur verlangsamen.

Die Vereinten Nationen (UN) veröffentlichten Anfang der Woche einen Bericht, in dem sie offen zugaben: „Die Covid-19-Pandemie ist ein entscheidender Moment für die moderne Gesellschaft.“ Es handele sich um die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg und drohe die seither höchste Zahl an Todesopfern zu fordern. Weiter heißt es in dem Bericht: „Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Ausbreitung, die Schwere der Fälle und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beeinträchtigungen sind bereits jetzt dramatisch und könnten noch dramatischer werden, wenn das Virus die ärmeren Staaten erreicht.“

Die UN empfehlen in ihrem Bericht den Regierungen, Kriege, Wirtschaftssanktionen und Handelskonflikte zu beenden und stattdessen zusammenzuarbeiten, um das Coronavirus zu einzudämmen. Doch trotz der nachdrücklichen Warnungen werden diese Empfehlungen niemals umgesetzt werden, solange das kapitalistische System weiterbesteht und alle Regierungen den Reichtum und die Privilegien der herrschenden Elite verteidigen.

Die Corona-Pandemie ist ein globales Ereignis von epochalem Ausmaß, besonders, weil sie den verkommenen Charakter jener Politiker enthüllt, die durch die Kapitalistenklasse an die Macht gebracht wurden: Giuseppe Conte in Italien, Pedro Sanchez in Spanien, Emmanuel Macron in Frankreich, Boris Johnson in Großbritannien und der abscheuliche Donald Trump in den USA. Diese Ansammlung von politischen Nullen, Bankern, Verbrechern und Ignoranten verkörpert die völlige Unfähigkeit der Kapitalistenklasse.

Beispielhaft für die abgrundtiefe Dummheit der amerikanischen Bourgeoisie waren die Äußerungen von Brian Kemp, Gouverneur von Georgia und ergebener Trump-Anhänger, der erst am Donnerstag dieser Woche Ausgangsbeschränkungen anordnete. Zur Begründung erklärte er, dass er bis zu diesem Tag nicht gewusst habe, dass Covid-19 auch von infizierten Menschen übertragen werden kann, die keine Symptome zeigen.

Die Länder, die bisher am stärksten von der Pandemie betroffen waren, sind die reichsten Länder der Welt mit den größten Ressourcen. Und dennoch hat sich die herrschende Klasse als unfähig erwiesen, elementare medizinische Geräte und Schutzausrüstungen wie Masken, Schutzkleidung oder Handschuhe für Pflegekräfte bereitzustellen.

Ein eindrückliches Beispiel für die soziale Kluft zwischen der herrschenden Elite und der Arbeiterklasse zeigte sich in New York City: Vor dem Montefiore Hospital in der Bronx fand eine Protestveranstaltung von Ärzten und Pflegern statt, die notwendige Ausrüstung forderten.

Die Ärztin Laura Ucick erklärte: „Wenn ich zur Arbeit gehe, fühle ich mich wie ein Schaf, das zum Schlachthof geführt wird. Meine Kollegen und ich machen unser Testament. Ich bin 28, wir denken, dass wir die Pandemie vielleicht nicht überleben. Trotzdem kommen wir täglich in dieses Krankenhaus, um der Gemeinschaft zu dienen.“

Xenia Greene, eine Intensivpflegerin, sagte: „Wir fordern auch nicht, dass unsere Soldaten ohne Schutzausrüstung in den Krieg ziehen oder dass die Polizei ohne Schusswesten arbeitet. Warum wird dann von Pflegekräften verlangt, dass sie Masken mehrfach benutzen, weil wir nicht genug vorrätig haben? Deshalb sage ich: Legt Vorräte an.“

Im Gegensatz zu diesen leidenschaftlichen Appellen verbreitete das Weiße Haus bei seiner Pressekonferenz die tägliche Dosis Lügen und Eigenlob, um Illusionen in Trump zu schüren. Es ist bemerkenswert, dass niemand bei der Pressekonferenz auf die stark steigende Zahl von Infektionen und Toten durch das Coronavirus in den USA hinwies. Die Regierung übernimmt keinerlei Verantwortung für das Leben der Bevölkerung.

Vizepräsident Pence bezeichnete das amerikanische Gesundheitssystem als das „stärkste der Welt“. Angesichts des drohenden Zusammenbruchs ist das keine Ermutigung, sondern eine Warnung. Trumps Schwiegersohn Jared Kushner absolvierte seinen ersten Auftritt als führender Kopf der Coronavirus-Taskforce, obwohl er als Sprössling eines Immobilienimperiums keinerlei Erfahrung in Gesundheitsfragen oder Notfallplanung hat.

Politico veröffentlichte am Mittwochabend einen Bericht, laut dem sich der 39-jährige Ehemann von Ivanka Trump zur „möglicherweise entscheidenden Figur im nationalen Kampf gegen die schnell ausufernde Pandemie entwickelt hat“. Zusammen mit seinem Gefolge, darunter sein ehemaliger Zimmergenosse und mehrere Berater von McKinsey, hat er ein alternatives Machtzentrum innerhalb der staatlichen Bundesagentur für Katastrophenschutz (FEMA) errichtet, das Trump für das Tagesgeschäft bei der Corona-Bekämpfung eingesetzt hat.

Laut Politico wird „die Entscheidungsfindung der Bundesregierung durch die Tatsache erschwert, dass Kushner das volle Vertrauen von Präsident Donald Trump besitzt. Während Kushner mit ihm mehrfach am Tag konferiert, hat Trump seine Enttäuschung über einige Chefs der Gesundheitsbehörden geäußert.“

Die Trump-Regierung ähnelt zunehmend den degenerierten Hofschranzen von Ludwig XVI. und Zar Nikolaus II. vor der Französischen bzw. Russischen Revolution. Mit ihrer Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der Bevölkerung beschwört sie das gleiche Schicksal herauf, das beide Regime zu Fall brachte.

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