Online-Vorlesung: „Das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce: Marcos, Duterte und die Kommunistischen Parteien der Philippinen“.

Philippinische Stalinisten verleumden den Akademiker Joseph Scalice vor dessen Vortrag am 26. August

Am 26. August wird Joseph Scalice, ein führender Wissenschaftler auf dem Gebiet der Geschichte der Philippinen, einen Online-Vortrag mit dem Titel „Das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce: Marcos, Duterte und die Kommunistischen Parteien der Philippinen“ halten. Die Veranstaltung findet um 15.00 Uhr Singapur-Zeit statt (9.00 Uhr Berlin).

Scalice ist Postdoktorand an der Nanyang Technological University und promovierte in Südostasienwissenschaften an der University of California, Berkeley. Er schreibt für die World Socialist Web Site und ist auf die Geschichte der Politik und der revolutionären Bewegungen auf den postkolonialen Philippinen spezialisiert.

Die Veranstaltung, die vom College of Humanities, Arts and Sciences der Nanyang Technological University ausgerichtet wird, ist kostenlos und für die internationale Öffentlichkeit zugänglich. Sie wird sich damit befassen, warum die Kommunistische Partei der Philippinen (CPP) sowie verschiedene politische Gruppen, die auf ihrer politischen Linie liegen, den philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte bei seiner Wahl 2016 unterstützt haben. Vor der Wahl in diesem Jahr hatte die CPP Duterte als „Faschist“ angeprangert, aber nach seiner Wahl seine Präsidentschaft befürwortet.

Der Vortrag wird die historischen Parallelen zwischen der Begeisterung der CPP für Duterte und der früheren Unterstützung der antikommunistischen Diktatur von Ferdinand Marcos durch die Kommunistische Partei (PKP) untersuchen. Marcos führte das Land von 1965 bis 1986 und verhängte 1972 das Kriegsrecht. Während die Gründer der heutigen CPP 1967 mit der PKP brachen, kommt die zugrunde liegende programmatische Kontinuität zwischen den rivalisierenden Parteien in der Unterstützung der CPP für Duterte zum Ausdruck. In diesem Vortrag wird die Klassenlogik untersucht, die die PKP zur Unterstützung der Marcos-Diktatur veranlasste und die der Umarmung Dutertes durch die CPP zugrunde liegt.

Die Veranstaltung ist von der stalinistischen Partei angegriffen worden. Am 18. August veröffentlichte der Gründer und ideologische Führer der Kommunistischen Partei der Philippinen, Jose Maria Sison, Kommentare auf Facebook, in denen er Scalice bedrohte und verleumdete.

Sison zeigte sich unfähig, auf die historische Kritik zu antworten. Um das öffentliche Interesse an dem Vortrag dennoch einzudämmen, bezeichnete er Scalice öffentlich als „einen pathologisch tollwütigen antikommunistischen und CIA-Psywar-Agenten, der sich als akademischer Trotzkist ausgibt“. In mehreren anderen Beiträgen wiederholte er ähnliche Anschuldigungen.

Sisons verstörender Angriff auf einen führenden Historiker ist durch seinen Wunsch motiviert, die Rolle seiner Partei bei der Ermöglichung von Dutertes Aufstieg zur Macht zu vertuschen. Die CPP und die an ihre politische Perspektive gebundenen „nationaldemokratischen“ Organisationen unterstützten Duterte als Bürgermeister von Davao City über Jahrzehnte hinweg. Während dieser Zeit, in der sie seinen Wahlkampf unterstützten, erwarb sich Duterte einen internationalen Ruf als Leiter von Todesschwadronen, die in seiner Stadt eine Schreckensherrschaft ausübten.

Als Duterte 2016 sein Amt antrat, unterstützten die verschiedenen „nationaldemokratischen“ Organisationen seine Präsidentschaft mit Begeisterung. Sie übernahmen Kabinettsposten und bewarben ihn in ihren Kundgebungen und Reden. Die CPP begrüßte in ihrem offiziellen Organ Ang Bayan den Krieg des Präsidenten gegen Drogen und rief die „revolutionären Kräfte“ zur Zusammenarbeit auf. Dieser Krieg gegen die Drogen wurde zu einer Massenmordkampagne, bei der in den letzten vier Jahren über 30.000 Menschen von Polizei und paramilitärischen Kräften getötet wurden.

Als Antwort auf Sison sagte Scalice gegenüber der World Socialist Web Site:

„Ich lasse mich nicht von dem Führer einer Partei einschüchtern, deren Politik so bankrott ist, dass er sofort zu Drohungen greift. Damit folgen Sison und die CPP der altbewährten Tradition der stalinistischen Reaktion. Die Wahrheit ist stärker als Drohungen und Verleumdung.

Es ist bezeichnend, dass Sison und seine Partei mich einen Lügner nennen, weil ich auf ihre öffentliche Unterstützung für Duterte hinweise, während sie die gleichen Schikanierungsmethoden wie ihr politischer Bettnachbar anwenden. Ich habe jedes Recht, diesen Vortrag zu halten, und ich habe die Absicht, dies zu tun. Als Reaktion auf die gegen mich gerichteten Drohungen habe ich von meinen internationalen Kollegen eine Welle der Unterstützung erhalten und ein großes Interesse an dem Vortrag vom 26. August, zu dem ich alle Leser herzlich willkommen heiße.“

Wir rufen unsere Leser auf, sich für den Vortrag zu registrieren, der via Zoom übertragen wird. Die Registrierung wird vor Beginn des Events geschlossen, also meldet Euch bitte so bald wie möglich an.

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