Nein zum Ausverkauf der Gewerkschaft Unite bei JDE: Bildet ein Aktionskomitee, um das System von „Fire-and-Rehire“ zu beenden!

Die Socialist Equality Party (SEP) ruft die Arbeiter bei Jacobs Douwe Egberts (JDE) auf, den schmutzigen Deal der Gewerkschaft Unite mit dem Unternehmen abzulehnen.

Nachdem die Arbeiter bei JDE zwei Monate lang einen prinzipiellen Kampf geführt hatten, brach Unite am 25. Juni den Arbeitskampf ab und nahm geheime Verhandlungen auf. Das Ergebnis ist ein fauler Kompromiss, der die Diktate des Managements und der Aktionäre von JDE umsetzt.

Das Vorgehen von JDE ist Teil einer weltweiten Welle von Firmenumstrukturierungen. Unternehmen und Banken versuchen, von der Arbeiterklasse die Billionen einzutreiben, die die Regierungen während der Pandemie für die Rettung der Aktienmärkte und Konzerne ausgegeben haben.

Unite hat Kürzungen der Stundenlöhne, der Abschaffung von Strafraten für doppelte und eineinhalb-fache Arbeitszeit und neuen Schichtsystemen zugestimmt, die Arbeiter zur Nachtschicht zwingen. Zudem wird die Wochenarbeitszeit um drei Stunden verlängert, Löhne nur noch monatlich ausgezahlt. Nur 23 Beschäftigte erhalten ein Abfindungspaket, wobei deren Auswahl geheim gehalten wird. All das, nachdem Unite schon zuvor einer Rentenkürzung zugestimmt hatte.

Streikende Arbeiter bei JDE am 10. Juni (Foto: WSWS)

Die Drohung mit „Fire-and-Rehire“-Verträgen (Entlassung und Neueinstellung unter schlechteren Bedingungen) ist noch nicht vom Tisch. Vielmehr arbeitet Unite mit dem Unternehmen zusammen, um den Arbeitern ein Ultimatum vorzulegen: Entweder sie akzeptieren den Deal oder sie werden entlassen, wenn die Kündigungen am 13. September in Kraft treten. Die Behauptung des Unite-Vertreters Joe Clarke, der Arbeitskampf sei „nur ausgesetzt“, und es werde eine neue Urabstimmung geben, sobald der Deal abgelehnt wird, ist Betrug. Am Dienstag hat er die tatsächliche Position von Unite deutlich gemacht, als er erklärte, der derzeitige Deal sei „der beste, der durch Verhandlungen zu erreichen ist.“

Nachdem das Abkommen zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft letzte Woche bekannt wurde, übten die Arbeiter harte Kritik an Unite, ihren örtlichen Vertretern und der nationalen Führung. Die Gruppe Banbury300 twitterte am Montag: „Den Arbeitern bei Jacobs Douwe Egberts wird ein Deal aufgezwungen, den sie nicht wollen!“

Viele JDE-Arbeiter haben dazu aufgerufen, bei der Abstimmung über den Deal am 26. Juli mit „Nein“ zu stimmen. Zudem erkennen viele von ihnen, dass Unite eine Gewerkschaft des Unternehmens ist. Zahlreiche Memes verurteilen ihren Deal mit JDE und attackieren ihn als „großen Deal und Bestechung auf Kosten der Arbeiter“.

Die Arbeiter wollen kämpfen. Doch um zu siegen, brauchen sie eine neue Strategie und ein neues Programm. In den letzten vier Jahrzehnten, seit dem Verrat am Bergarbeiterstreik 1984–85, haben die Gewerkschaften die Zahl der Arbeitskämpfe auf den niedrigsten Stand in der Geschichte gedrückt, während sich die Superreichen auf Kosten der Arbeiter die Taschen vollstopfen. Jetzt, wo sich weltweit Streiks gegen brutale Kürzungen bei Arbeitsplätzen, Löhnen und Arbeitsbedingungen während der Pandemie entwickeln, sind Arbeiter mit Organisationen konfrontiert, die nur dem Namen nach „Gewerkschaften“ sind. Unite, GMB, Unison und der Rest von ihnen haben sich vollständig in Anhängsel des Konzernmanagements und des Staates verwandelt.

Ohne einen politischen und organisatorischen Bruch mit den Gewerkschaften kann ein Kampf gegen JDE nicht erfolgreich sein. Der Verrat von Unite an den JDE-Arbeitern hat in ganz Großbritannien und weltweit Nachahmer gefunden. In allen Kämpfen gegen Entlassungen und Wiedereinstellungen haben die Gewerkschaften diese entweder zugelassen oder ihre Rücknahme mit dem Versprechen erkauft, die Bedingungen und Vorgaben der Unternehmensvorstände umzusetzen.

Bei British Gas erklärte die Gewerkschaft GMB im März 7.000 streikenden Ingenieuren, sie hätten keine andere Wahl, als Wiedereinstellungsverträge zu unterzeichnen. 460 Arbeiter weigerten sich und wurden entlassen, ohne dass die Gewerkschaft etwas unternommen hätte. GMB-Funktionäre besaßen diese Woche die Frechheit, den Kampf als „Sieg“ zu bezeichnen, woraufhin sie von den Mitgliedern mit Schmährufen empfangen wurden, weil sie sich „wie Schoßhündchen“ verhalten hatten.

British Airways hatte im April 2020 die Entlassung und Wiedereinstellung von 12.000 Beschäftigten und Lohnsenkungen von mehr als 20 Prozent angekündigt. Von diesen Plänen rückte das Unternehmen erst ab, als die Unite-Kabinenpersonalsparte BASSA dem Abbau von 4.000 Arbeitsplätzen, Lohnsenkungen von 15 Prozent und deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen zustimmte. Wütende Mitglieder des Kabinenpersonals bezeichneten Unite daraufhin als „absoluten Müll.“

Bei Go North West in Manchester begannen 500 Busfahrer im Februar einen unbefristeten Streik gegen Entlassungen und Neueinstellungen, der sich elf Wochen hinzog. Unite bot dem Unternehmen Kostensenkungsmaßnahmen im Umfang von 1,3 Millionen Pfund an und schickte seine Mitglieder zu verschlechterten Bedingungen und zwangsweisen Überstunden an die Arbeit zurück, was zu weiteren Arbeitsplatzverlusten führte.

Unite ging es bei ihrem Kampf gegen Entlassungen und Wiedereinstellungen nie um den Schutz von Arbeitsplätzen, Löhnen und Arbeitsbedingungen, sondern um ihren eigenen Platz am Vorstandstisch. Alle Kämpfe der Arbeiter wurden benutzt, um Unternehmen wieder zu Verhandlungen mit ihren vertrauten Geschäftspartnern von Unite zu bewegen.

Die Isolation des Arbeitskampfs bei JDE ist Teil der allgemeinen politischen Bestrebungen, den Widerstand der Arbeiterklasse gegen die Johnson-Regierung und die Pandemie-Milliardäre zu unterdrücken. Wie der Trades Union Congress und die Labour Party hat auch Unite sich für einen unterwürfigen Appell an die Tories eingesetzt, damit sie Drohungen mit „Fire-and-Rehire“ verbieten. Solche Apelle konzentrierten sich auf den Gesetzentwurf Private Members Bill des Labour-Abgeordneten Barry Gardiner, der noch nicht einmal aufgesetzt ist und – sollte er jemals eingebracht werden – niemals angenommen würde. Bis dahin würden die Streikenden bei JDE und anderen Unternehmen freilich schon verraten. Die Labour Party ist den Interessen der Konzerne so hörig, dass im Mai nur 46 ihrer 199 Abgeordneten einen Antrag gegen „Fire-and-Rehire“ unterzeichneten.

In den letzten Tagen zirkulierte unter den JDE-Arbeitern eine Erklärung der Labour Party der Wahlkreise Banbury und Bicester, in der sie die Weigerung der lokalen Tory-Räte beklagten, einen Antrag gegen die Angriffe von JDE zu unterstützen. Was für eine groteske Farce!

Statt an falsche Freunde wie Labour und offene Feinde wie die Tories zu appellieren, müssen die Streikenden bei JDE entschlossen auf ihre Kollegen in Großbritannien und der Welt zugehen.

Unite hat die JDE-Arbeiter industriell und politisch bewusst isoliert. Der Hauptzweck einer Kampagne, die sich auf die Aktionäre von JDE und das Parlament konzentrierte, war es, jede gemeinsame Aktion mit den Arbeitern bei British Airways, British Gas, Go North West, Weetabix, McVitie's und den Eisenbahnern und Busfahrern zu verhindern, die allesamt ebenfalls Arbeitskämpfe führten.

Zudem weiß jeder JDE-Arbeiter, dass ihr Gegner, JDE Peet's, einer der größten transnationalen Getränkehersteller der Welt ist. Er operiert auf sechs Kontinenten, und seine Marktkapitalisierung beträgt 15 Milliarden Euro. Nur wenn die Arbeiter die Unterstützung seiner globalen Belegschaft gewinnen, können sie das Unternehmen spürbar treffen.

Die JDE-Arbeiter haben mehrfach einen gemeinsamen Kampf mit ihren Kollegen in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland gefordert, doch Unite speiste sie mit Behauptungen von der Solidarität über den European Works Council ab. Dieses gemeinsame Komitee aus Gewerkschaften und Management ist bekannt dafür, hinter dem Rücken der Arbeiter Verrätereien zu organisieren.

Um den Angriff von JDE abzuwehren, müssen die Arbeiter Unite die Kontrolle über den Streik entreißen und unabhängige Klassenkampforganisationen aufbauen. Ein Aktionskomitee, unabhängig von Unite, muss errichtet werden, angeführt von vertrauenswürdigen Vertretern der Belegschaft.

Ein Aktionskomitee würde die Kampagne für ein „Nein“ anführen und eine Liste von Forderungen für den Kampf gegen die Politik des „Fire-and-Rehire“ und für den Schutz hart erkämpfter Arbeitsbedingungen zusammenstellen sowie Arbeiter im Rest des Landes zur Solidarität aufrufen.

Wir appellieren an die JDE-Arbeiter, die Lehren aus dem vierwöchigen Arbeitskampf bei Volvo in den USA und dem Kampf des Volvo Workers Rank-and-File Committee zu studieren. Die Gewerkschaft United Auto Workers hatte eine Rückkehr an die Arbeit erzwungen, nachdem die Arbeiter mehrfach ihre Ausverkäufe abgelehnt hatten. Doch das Arbeiterkomitee hat Beziehungen zu anderen Werken in den USA und der Welt aufgebaut und damit gezeigt, wie der Kampf jetzt fortgesetzt werden muss. Es hat außerdem eine klare strategische Alternative zu dem Bündnis aus Unternehmen und Gewerkschaft aufgezeigt.

Die Arbeiter bei JDE stehen am Scheideweg. Ein Kampf in Banbury wird Arbeitern in ganz Großbritannien und der Welt, die mit den gleichen Angriffen und unternehmensfreundlichen Gewerkschaften konfrontiert sind, als Inspiration dienen. Die SEP und die World Socialist Web Site werden jede mögliche Unterstützung leisten, u.a. durch die Übersetzung und Verbreitung von Appellen an JDE-Arbeiter in Europa. Wir werden euch helfen, eure Forderungen bekannt zu machen und Arbeiter auf der ganzen Welt zu alarmieren. Doch die JDE-Arbeiter selbst sind diejenigen, die dieses nächste wichtige Stadium ihres Kampfes einleiten müssen.

Wir rufen JDE-Arbeiter, die dem zustimmen, dazu auf, sich noch heute unter sep@socialequality.org.uk, auf Facebook oder Twitter mit der SEP in Verbindung zu setzen und mit uns über das weitere Vorgehen zu diskutieren.

Schickt eine Grußbotschaft an die Arbeiter bei JDE!

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