Corona-Pandemie: Mehr als 200 Millionen Infizierte weltweit

Diese Woche erreichte die Gesamtzahl der Infizierten in der Corona-Pandemie, mit der die Menschheit seit 20 Monaten zu kämpfen hat, mit 200 Millionen einen weiteren düsteren Höhepunkt. Abgesehen von dieser erschütternden Zahl wurden mehr als 4,26 Millionen Menschen durch ihren vorzeitigen Tod ihren Kollegen, Freunden und Familienangehörigen entrissen.

Diese Woche ist zudem die sechste Woche in Folge, in der sich die Zahl der Neuinfektionen erhöht hat, und die vierte in Folge, in der die Zahl der Toten angestiegen ist. Am 3. August lagen die Durchschnittswerte bei über 605.000 neuen Infektionen und mehr als 9.300 Todesopfern. Dr. Catherine O'Neal, Chief Medical Officer des Our Lady of the Lake Regional Medical Center in Baton Rouge (Louisiana), warnte: „Das sind die DUNKELSTEN TAGE dieser Pandemie.“

Dr. Joseph Varon (rechts) und sein Team versuchen im Juli in der Corona-Abteilung des United Memorial Center erfolglos, das Leben eines Patienten zu retten (AP Photo/David J. Phillip)

Die drei am stärksten betroffenen Länder der Welt sind die USA mit 36,1 Millionen Fällen und 631.000 Toten; Indien mit 31,8 Millionen Fällen und 426.000 Toten; und Brasilien mit 19,9 Millionen Fällen und 559.000 Toten. Zusammen entfallen auf diese drei Länder 44 Prozent der weltweiten Fälle und fast 38 Prozent der offiziellen Toten.

Insgesamt gibt es neunzehn Länder mit mehr als zwei Millionen bestätigten Fällen und zwölf mit mehr als vier Millionen. Zwölf Länder – die drei oben genannten, dazu Mexiko, Peru, Russland, Großbritannien, Italien, Kolumbien, Frankreich, Argentinien und Indonesien – vermelden mindestens 100.000 Tote.

Das Ausmaß der Pandemie über die Kontinente ist ebenso aufschlussreich. Auf Asien und den Pazifik entfielen mehr als 63 Millionen Fälle, 52 Millionen auf Europa, 43 Millionen auf Nordamerika, 35 Millionen auf Südamerika und fast sieben Millionen auf Afrika. In Prozentpunkten bedeutet das: in Südamerika haben sich 8,2 Prozent der Bevölkerung infiziert, in Nordamerika 7,2 Prozent, in Europa 6,9 Prozent, in Asien 1,3 Prozent, in Afrika 0,5 Prozent.

Zudem sind die tatsächlichen Zahlen, unter Berücksichtigung der nicht gemeldeten Fälle, noch deutlich höher. Laut einer Schätzung des Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) auf der Grundlage der weltweiten Übersterblichkeit sind in Wirklichkeit 9,2 Millionen Menschen weltweit an der Pandemie gestorben. Der Economist kam bei einer ähnlichen Schätzung auf zwischen acht und sechzehn Millionen Tote. Angesichts der durchschnittlichen Infektionsrate von 0,5 Prozent deuten diese Berechnungen darauf hin, dass die Gesamtzahl der Infizierten bei etwa zwei Milliarden liegt – zehnmal so hoch wie die offiziellen Zahlen.

Dass es zu so vielen Toten und zu solch kolossalem sozialem Elend kommen konnte, ist eine vernichtende Anklage an die kapitalistischen Regierungen der Welt und das sozioökonomische System, das sie verteidigen. Die herrschenden Eliten der Welt hatten mehr als genug Gelegenheit, sich der Entwicklung entgegenzustemmen oder die Ausbreitung sogar zu beenden, bevor sich das Virus im Januar und Februar 2020 weltweit ausbreitete. Sie hätten auch die weltweiten Lockdowns fortsetzen können, die im März und April letzten Jahres die Infektionsraten gesenkt hatten, und ab Januar 2021 im großen Stil die hochwirksamen Impfstoffe verteilen können.

Stattdessen haben sie das genaue Gegenteil getan und noch offener die mörderische Politik der Herdenimmunität verfolgt. In den USA lehnte der damalige Präsident Donald Trump alle Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ab, bis Pläne ausgearbeitet waren, im Rahmen des CARES Act Billionen Dollar an die Wall Street und die Konzerne zu verteilen. Danach kämpfte Trump verbissen für ein Ende der umgesetzten Lockdowns und die Rückkehr der Arbeiter in unsichere Büros, Werke und Fabriken, um die Umverteilung astronomisch hoher Summen an die Finanzoligarchie zu bezahlen.

Trumps Reaktion auf die Pandemie führte zu knapp unter 427.000 offiziellen Todesopfern während seiner Amtszeit. Im Rest der Welt folgten andere Staatsoberhäupter seinem Beispiel, was zu fast 2,2 Millionen Toten führte.

Unter Biden haben sich diese Prozesse noch weiter beschleunigt. In den USA sind weitere 204.000 Menschen gestorben, im Rest der Welt mehr als zwei Millionen. Wenn im Herbst alle Einschränkungen für den Präsenzunterricht in Schulen abgeschafft werden, droht eine weitere Verschärfung der Pandemie.

Die Entstehung neuer und noch infektiöserer Varianten hat die anhaltende Krise immer weiter verschlimmert. Die Alpha-Variante wurde erstmals letzten Herbst in Großbritannien entdeckt, breitete sich in kurzer Zeit über die Welt aus und war für den starken Anstieg der Infektionen und Toten im Januar verantwortlich. Laut Daten aus Großbritannien war die Alpha-Variante doppelt so infektiös wie der ursprüngliche Wildtyp und verursachte mehr Hospitalisierungen.

Gleichzeitig wurde in Brasilien erstmals die Gamma-Variante entdeckt, die sich zur dominanten Variante in Südamerika entwickelte. Sie ist nicht nur infektiöser, sondern auch tödlicher, vor allem unter jungen Menschen. Berichten zufolge können sich mit ihr auch Personen infizieren, die sich zuvor mit dem Wildtyp infiziert haben, sodass sie zu einem endlosen Kreis von Infektionen und Todesfällen führen könnte, der auch von der natürlichen Immunität nicht zurückgehalten wird.

Jetzt lebt die Welt im tödlichen Schatten der Delta-Variante. Sie tauchte erstmals in Indien auf und war dort im April für einen starken Anstieg der Fallzahlen auf fast 400.000 am Tag verantwortlich – damals fast die Hälfte aller weltweiten Fälle. Vom epidemiologischen Standpunkt aus geht die massive Ausbreitung auf die Tatsache zurück, dass die Delta-Variante 2,5-mal so ansteckend ist wie die ursprüngliche Variante der Krankheit, weil das Virus in den letzten achtzehn Monaten und durch hunderte Millionen Fälle mutiert ist und sich für Infektionen beim Menschen angepasst hat.

Zudem ist die Delta-Variante zumindest teilweise resistent gegen die Impfstoffe, die von der Biden-Regierung als Allheilmittel dargestellt werden, das Maskenpflicht und öffentliche Gesundheitsmaßnahmen überflüssig machen soll. Laut einem internen Bericht der US-Seuchenschutzbehörde CDC, der vor kurzem geleakt wurde, gibt es jede Woche schätzungsweise 35.000 symptomatische Fälle von Covid-19 unter Geimpften.

Geimpfte können die Krankheit außerdem weiterverbreiten. Viren wurden im Mund und den Nebenhöhlen gefunden, wo sie das Immunsystem des Körpers eine Zeitlang meiden können, d.h. Geimpfte sind nicht automatisch außerhalb der Übertragungskette. Das ist besonders beunruhigend, wenn man bedenkt, dass die Delta-Variante so infektiös ist, dass sie sich leichter verbreitet als eine gewöhnliche Erkältung.

Die schiere Virulenz der Delta-Variante untergräbt außerdem die Wirkungskraft der Impfstoffe. Obwohl heute 50 Prozent der US-Bevölkerung zweimal geimpft sind, breitet sie sich schneller aus als der Wildtyp, während dessen Ausbreitung noch keine Impfstoffe existierten. Mit anderen Worten, die Entstehung der Delta-Variante hat zu einer schlimmeren Ausbreitung des Coronavirus geführt als im März 2020. Dass Florida derzeit Rekordwerte bei den Hospitalisierungen verzeichnet, muss als Warnung vor den Gefahren für die Gesamtbevölkerung angesehen werden.

In Ländern mit niedrigeren Impfraten, d.h. der großen Mehrheit der Welt, richtet die Delta-Variante noch mehr Unheil an. Mehrere Länder hatten sehr niedrige Fallzahlen, bis die Delta-Variante im April dort eintraf und die Zahl der Infizierten und Toten außer Kontrolle geriet. In Thailand sind beispielsweise weniger als sechs Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Bis April gab es dort weniger als 100 Tote durch Covid-19, heute sind es mehr als 5.300.

Und es gibt noch weitere Varianten. Die Lambda-Variante ist nachweislich resistent gegen Impfstoffe, und drei andere Varianten (Eta, Iota und Kappa) wurden von Forschern, die die Infektiosität der Coronavirus-Mutationen untersuchen, als „potenzielle Bedrohungen“ eingestuft.

Dass Varianten entstehen, die den Impfschutz umgehen, ist kein Argument gegen Impfungen – diese sind weiterhin ein wissenschaftlicher Triumph im Kampf gegen die Pandemie. Arbeiter sollten sich impfen und für eine Ausweitung der Impfkampagne in den USA und der Welt kämpfen, um sich und den Rest der Welt vor der tödlichen Krankheit zu schützen. Diese Bestrebungen müssen mit einer erneuten Welle von nicht-pharmazeutischen Interventionen zur Bekämpfung der Pandemie verbunden werden: Masken, Tests, Kontaktverfolgung, Isolation und die Schließung nicht systemrelevanter Unternehmen.

Allerdings ist die Corona-Pandemie nur ein Symptom einer viel tödlicheren Krankheit: des Kapitalismus. Das Virus hält sich nicht deshalb so hartnäckig, weil die medizinische Expertise für seine Bekämpfung nicht existiert, sondern weil die Politik von immensen sozialen und wirtschaftlichen Kräften diktiert wird und private Profite und die Interessen der Märkte über den Schutz von Menschenleben gestellt werden. Diese Politik haben Trump, Biden und Ihresgleichen umgesetzt. Nur durch die revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft unter Führung der Arbeiterklasse können die sozialen und politischen Bedingungen für eine vollständige Auslöschung der Pandemie entstehen.

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