Corona-Pandemie: Todesfälle und Krankenhauseinweisungen steigen an

Während Bund und Länder einen „Bruch der Omikron Welle“ propagieren und weiter Maßnahmen lockern, steigen die Hospitalisierungs- und Todesfälle an. Allein am Freitag infizierten sich über 220.000 Menschen. Die 7-Tage-Inzidenz liegt mit 1.347 weiterhin enorm hoch. 329 von 411 Kreisen haben eine Inzidenz von über 1.000. In 52 Kreisen liegt die Inzidenz über 2.000 und im Landkreis Regen sogar über 3.000.

Die adjustierte Hospitalisierungsinzidenz liegt etwa bei 12 und stieg zuletzt wieder an. Allein am Freitag mussten 1.836 Menschen hospitalisiert werden und 243 wurden auf die Intensivstation verlegt. Auch die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Corona-Patienten stieg zuletzt wieder an und liegt jetzt bei 2.466. Der Anteil der freien Intensivbetten liegt im Bundesschnitt an der 10 Prozent-Linie, die als Grenzlinie der Reaktionsfähigkeit der Kliniken gilt.

Die Daten aus der syndromischen Surveillance zeigen seit dem Jahreswechsel in allen Altersgruppen einen deutlichen Anstieg der Arztbesuche wegen akuter Atemwegserkrankungen mit einer COVID-19-Diagnose. Die Werte übersteigen deutlich das Niveau der vorausgegangenen Corona-Wellen. Die Zahl der aktiven Ausbrüche in medizinischen Behandlungseinrichtungen lag in der vergangenen Woche bei 175. Dabei kam es zu mindestens 1.253 neuen Infektionen.

Ein zentraler Treiber der Pandemie bleiben die Schulen und Kindergärten. In beiden Fällen nahm die Zahl der Ausbrüche seit dem Jahreswechsel rasch zu. Mitte Januar wurden sogar etwa doppelt so viele Kita-Ausbrüche pro Woche übermittelt, wie in den Hochphasen der dritten und vierten Welle. Für die letzten vier Wochen wurden bisher insgesamt 1.201 Ausbrüche gemeldet. Aufgrund von Nachmeldungen liegt die tatsächliche Zahl jedoch noch höher.

An den Schulen ist die Zahl der Corona Ausbrüche etwa sechs mal so hoch, wie zur gleichen Zeit vor einem Jahr. Für die letzten vier Wochen wurden bislang 2.013 Ausbrüche gemeldet. Auch hier liegt die tatsächliche Zahl noch höher aufgrund von Nachmeldungen und dem Zurückfahren von PCR-Pool-Testungen in Schulen.

Besonders erschreckend ist die Zahl der Todesfälle. Seit der letzten Bundestagswahl sind bereits über 25.000 Menschen am Virus gestorben. Insbesondere die Todeszahlen unter Kindern und Jugendlichen sind so hoch, wie nie zuvor in der Pandemie. Allein seit Oktober ist im Schnitt jede Woche mindestens ein Kind an Corona gestorben. Die tatsächlichen Zahl könnte jedoch noch höher liegen, da das Robert-Koch-Institut aus Datenschutzgründen keine genauen Wert pro Woche in dieser Altersgruppe angibt.

Trotz dieser Zahlen erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag auf der Pressekonferenz man habe den Höhepunkt der Omikron Welle überschritten und die Pandemiezeit gut überstanden: „Wir haben bisher die Omikron-Welle und auch die Delta-Welle einigermaßen gut gemeistert. Wir haben es geschafft, die große Zahl der Ungeimpften bei den Älteren zu schützen und die deutliche Zunahme der Sterbefälle abzuwenden. Wir haben die Möglichkeit ins Frühjahr hineinzukommen mit einer guten Gesamtbilanz.“

Aussagen wie diese unterstreichen die Kriminalität der herrschenden Klasse. Mehr als 120.000 Corona-Tote allein in Deutschland gelten als „gute Bilanz“. Auch die Behauptung, man habe die ältere Bevölkerung geschützt, ist eine glatte Lüge. Allein in der letzten Woche gab es 414 aktive Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen – 41 mehr, als in der Vorwoche. Dabei kam es zu 5226 neuen Infektionen.

In Wirklichkeit ist die Zahl der Todesfälle in Deutschland hoch. Auf der Bundespressekonferenz erklärte Professor Michael Meyer-Hermann, der Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung: „Wir haben 1.400 Tote auf eine Millionen Menschen, was eine erschreckend hohe Zahl ist, finde ich. ... Wenn man auf Südkorea guckt, sind es nur 140. Also man hat schon auch Länder, die das besser hingekriegt haben und das sind meistens die Länder, die eine Niedrig-Inzidenz Strategie gefahren haben.“

Noch deutlicher wird es im Vergleich zu China: Das Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern konnte durch seine Zero-Covid-Strategie auf 5.700 beschränken. Das entspräche vier Toten auf eine Millionen Menschen.

Meyer-Hermann thematisierte auf der Bundespressekonferenz auch die große Gefahr von Langzeitfolgen einer Coronainfektion: „Es gibt eine große Zahl von Menschen, die tatsächlich langfristige Leiden haben, wenn sie eine COVID-Erkrankung haben und das ist ein nicht nur wirtschaftliches, sondern auch psychisches und mentales Problem in der Gesellschaft. Es gab jetzt gerade gestern eine Studie, die in Amerika groß angelegt war und wo gezeigt worden ist, dass die Menschen, die eine COVID-Erkrankung hatten, massiv höhere sekundäre Folgen haben langfristiger Art. Da sind Zeiträume von einem Jahr untersucht worden.“

Trotz dieser katastrophalen Folgen der Corona Politik der Regierung, ist sie nicht gewillt diese zu ändern, sondern plant im Gegenteil, sie auf Jahre zu verewigen. So erklärte Lauterbach als Perspektive für kommenden Herbst man könne „im günstigsten Fall“ davon ausgehen, dass wieder eine Omikron Variante kommt. „Es kann aber auch wieder dazu kommen, dass Varianten kommen, die tiefer in das Gewebe eindringen, als das bei Omikron der Fall ist und dann hätten wir eine viel gefährlichere Situation.“

Tatsächlich führt die Herdenimmunitätspolitik, die mittlerweile von fast allen Regierungen auf der Welt umgesetzt wird, nicht zu einer „Endemie“ oder milderen Versionen des Virus, sondern es bilden sich im Gegenteil immer infektiösere und Impfstoff-resistentere Mutationen. Bereits wenige Monate nach Auftauchen der Omikron Variante, breitet sich jetzt die noch infektiösere Omikron-Subvariante BA.2 aus, die in Deutschland für 15 Prozent aller Infektionen verantwortlich ist.

Das Aufheben der letzten Schutzmaßnahmen stößt in der Bevölkerung auf breite Ablehnung. Nach einer jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes „Insa“ für Bild am Sonntag spricht sich eine Mehrheit für die Beibehaltung der Maskenpflicht nach dem 20. März aus. Selbst wenn sie trotzdem abgeschafft werden würde, will eine Mehrheit weiterhin eine Maske zum Schutz tragen. Auch die jüngsten Proteste von Schülern gegen die Durchseuchung an den Schulen stoßen in der Bevölkerung auf breite Unterstützung.

Ein Kampf gegen die Pandemie und für die Eliminierung des Virus erfordert den Aufbau unabhängiger Aktionskomitess und einen Kampf gegen das kapitalistische Profitsystem. Die International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) erklären in einem aktuellen Aufruf:

Ein Gesellschaftssystem, das für Profite über Leichen geht und die Gesundheit und die Zukunft ganzer Generationen zerstört, muss abgeschafft und durch ein System ersetzt werden, das dem Leben Vorrang vor Profiten gibt. Der Kampf gegen die Pandemie ist wie der Kampf gegen soziale Ungleichheit und Krieg im Kern ein Kampf gegen den Kapitalismus und für Sozialismus.

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