Ebola-Krise in Uganda: Neue Gesundheitswarnung der WHO

Seit dem Ausbruch des Sudan-Ebola-Virus in Uganda sind 46 Tage vergangen. Er begann, als bei einem jungen Mann in Mubende die seltene Ebola-Infektion nachgewiesen wurde. Mittlerweile gibt es 130 bestätigte und 21 Verdachtsfälle. Die Zahl der Toten ist auf 43 bestätigte und 21 wahrscheinliche Fälle gestiegen. Die Sterblichkeitsrate bei den bestätigten Fällen liegt bei 33 Prozent, bei den bestätigten und wahrscheinlichen Fällen zusammen bei 42 Prozent. Unter den Infizierten befanden sich auch 15 Pflegekräfte, von denen vier gestorben sind.

Laut dem aktuellen Stand der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 28. Oktober sind sieben der 147 Distrikte Ugandas von Ebola betroffen. Darunter befindet sich auch Wakiso, der Distrikt, in dem die Hauptstadt Kampala liegt, eine dicht bevölkerte Millionenstadt am Ufer des Viktoriasees. Der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, erklärte diese Woche bei einer Pressekonferenz: „Diese Fälle [in Kampala] stehen zwar in Verbindung mit bekannten Clustern, doch bereits die Tatsache, dass es in einer dicht bevölkerten Stadt Fälle gibt, verdeutlicht das sehr reale Risiko weiterer Übertragungen und die dringende Notwendigkeit zu erhöhter Bereitschaft in den Distrikten und umliegenden Ländern.“

Etwa 1.844 Kontaktpersonen stehen unter aktiver Beobachtung, bei weiteren 1.194 ist die 21-tägige Beobachtungsperiode abgelaufen, d.h. die Inkubationszeit, in der sich Ebola bei Personen manifestiert, die mit einem bestätigten oder mutmaßlichen Fall Kontakt hatten.

Bestätigte und wahrscheinliche Fälle der Sudan-Variante des Ebola-Virus in Uganda nach Datum des Krankheitsbeginns und Ausgang (tot/überlebend) vom 20. September bis zum 26. Oktober 2022 (Grafik der Weltgesundheitsorganisation) [Photo: Graph by World Health Organization]

Die WHO berichtete außerdem, sie habe weitere 5,7 Millionen Dollar aus ihrem Notfallfonds freigegeben, um die Ausbruchsbekämpfung in der Region zu unterstützen. Zuvor hatte sie bereits fünf Millionen Dollar an die Region ausgeschüttet.

Die US-amerikanische Botschaft in Uganda berichtete am Mittwoch, die USA hätten „über Durchführungspartner“ 22,3 Millionen Dollar zur Unterstützung der Maßnahmen der ugandischen Regierung und anderer internationaler Organisationen bereitgestellt. Dazu gehören 51 Mitarbeiter der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), die direkte technische Unterstützung leisten und mit den Distrikten sowie auf nationaler Ebene in Krisenstäben arbeiten, um bei Reaktionsstrategien und Koordination zu beraten.

Obwohl die Versuche mit einem Impfstoff für die Sudan-Variante noch nicht begonnen haben, erklärte der nationale Krisenmanager für Ebola im ugandischen Gesundheitsministerium, Dr. Henry Kyobe Bosa, in einer Kolumne in der New York Times, die Unterstützung der USA umfasse experimentelle monoklonale Antikörper, von MappBio lizenziertes MBP-134 und das Antiviren-Medikament Remdesivir.

Remdesivir ist ein Breitband-Antivirenmittel, das von Gilead Sciences entwickelt wurde. Es erfuhr in den Medien große Aufmerksamkeit, da es eines der ersten Mittel war, die zur Behandlung milder bis schwerer Covid-19-Erkrankungen benutzt wurden. Doch eine von der WHO eingeleitete Studie sprach sich wegen fehlender Wirksamkeit gegen seine Anwendung aus.

Remdesivir ist eine Art wandernder Minnesänger auf der Suche nach Publikum. Es wurde im Jahr 2009 als mögliches Mittel zur Behandlung von Hepatitis C und Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) entwickelt, erwies sich aber als wirkungslos gegen diese beiden Krankheitserreger. Im Oktober 2015 kündigte das United States Army Medical Research Institute of Infectious Diseases (USAMRIID) an, dass Remdesivir Rhesusaffen vollständig vor dem Ebola-Virus schützt, wenn sie drei Tage nach der Ansteckung mit dem Medikament behandelt werden.

Remdesivir wurde angesichts der Ebola-Epidemie mit der Zaire-Variante in Westafrika von 2013 bis 2016 im Schnellverfahren in klinischen Versuchen getestet. Es wurde 2018–20 auch während der Kivu-Ebola-Epidemie im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) in Zentralafrika eingesetzt. Dort gab es 3.470 bestätigte und wahrscheinliche Fälle, von denen 2.266 Menschen starben. Vier dieser Fälle breiteten sich nach Uganda aus. Allerdings benutzten die kongolesischen Gesundheitsbehörden Remdesivir nicht weiter, nachdem sie festgestellt hatten, dass es weniger wirksam war als verschiedene verfügbare monoklonale Antikörper.

Laut einer neueren Studie, die von JCI Insight am 23. Mai 2022 veröffentlicht wurde, schützt Remdesivir zusammen mit einem Cocktail aus monoklonalen Antikörpern Makaken, eine nicht-menschenähnliche Primatengattung, vor einer fortgeschrittenen Sudan-Viruserkrankung. Derzeit wirken die gegen den Zaire-Stamm von Ebola verfügbaren Impfstoffe nicht gegen die Sudan-Variante, da sich die beiden Viren durch ihre evolutionäre Entwicklung zu stark voneinander unterscheiden. Es gibt auf dem Markt keine zugelassenen Therapeutika gegen die Sudan-Variante.

Ein Ebola-Patient in Uganda (DanielLutaaya) [Photo: @DanielLutaaya]

Die Ergebnisse der Studie waren insofern signifikant, als 80 Prozent der Makaken, die innerhalb von sechs Tagen nach ihrer Infektion mit der Sudan-Variante die Kombinationsbehandlung erhielten, überlebten. Doch nach diesem Zeitraum sank die Überlebensrate auf 20 Prozent. Das bedeutet, dass diese Behandlungen in wahrscheinlichen oder bestätigten Fällen sofort erfolgen müssen.

Anfang Oktober begannen die USA in Uganda eine klinische Studie mit einer Kombinationstherapie aus MBP-134 und Remdesivir. Sieben Patienten in kritischem Zustand haben die Behandlung bisher erhalten. Diese Versuche erhalten finanzielle Unterstützung von der Administration for Strategic Preparedness and Response (ASPR), die letzten Monat bei Beginn der Studie in Uganda ankündigte, man habe mit Mapp Biopharmaceuticals, einem Forschungs- und Entwicklungsunternehmen aus San Diego, einen Vertrag über 110 Millionen Dollar geschlossen.

Die stellvertretende Sekretärin für Bereitschaft und Reaktion, Dawn O'Connell, erklärte am 4. Oktober in einer Pressemitteilung: „Eine der Möglichkeiten, wie wir die Bereitschaft der Nation für Gesundheitsnotstände verbessern, ist die Investition in medizinische Gegenmaßnahmen, für die es keinen kommerziellen Markt gibt. Die Finanzierung durch die BARDA [Biomedical Advanced Research and Development Authority] wird diese Forschung vorantreiben. Wenn diese Behandlung genehmigt wird, werden die USA besser in der Lage sein, sich auf künftige potenzielle Ebola-Vorfälle vorzubereiten und darauf zu reagieren. Angesichts des derzeitigen Ausbruchs von Sudan-Ebola in Uganda ist diese Arbeit wichtiger denn je.“

Die Rhetorik der Pressemitteilung ist unverhohlen nationalistisch und unterstreicht die sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Interessen, die hinter dieser Forschung stehen. Stattdessen sollte es einen Aufruf zu internationaler Zusammenarbeit beim Aufbau von Exzellenzzentren und kommunalen Behandlungseinrichtungen in Regionen geben, in denen Ebola und andere Infektionskrankheiten eine tägliche existenzielle Bedrohung darstellen.

Wie Dr. Bosa dazu schrieb: „Wir wissen, dass die verfügbaren Gegenmaßnahmen am besten wirken, wenn sie im frühesten Stadium der Krankheit verabreicht werden. Patienten, die im späteren Krankheitsverlauf mit monoklonalen Antikörpern behandelt wurden, sind beispielsweise gestorben. Aber die meisten Ebola-Patienten kommen zu spät in die öffentlichen medizinischen Einrichtungen. Viele sind davor in private Einrichtungen gegangen oder haben zunächst alternative Methoden versucht. Wir brauchen auch mehr Behandlungsmöglichkeiten, für Patienten, die frühzeitig kommen.“

Die Erfahrung hat das Gesundheitswesen gelehrt, dass ein frühes Eingreifen mit intravenöser Flüssigkeitszufuhr und zusätzlichem Sauerstoff die Prognose bei Ebola-Infizierten verbessern kann. Dies erfordert sowohl Vertrauen in das öffentliche Gesundheitswesen als auch Hilfe und Unterstützung für die medizinischen Kräfte, die an vorderster Front ihr eigenes Leben in Gefahr bringen.

Dass die medizinische Wissenschaft und das öffentliche Gesundheitswesen derzeit nicht mit der Gefahr durch die Ausbreitung neuer Infektionskrankheiten Schritt halten kann, zeigt, dass selbst die engagiertesten Wissenschaftler die soziale Polarisierung der kapitalistischen Gesellschaft nicht überwinden können. Die Mobilisierung der Ressourcen des öffentlichen Gesundheitswesens auf einer sozial gerechten Grundlage ist nur möglich durch die Intervention der Arbeiterklasse auf internationaler Grundlage im Kampf gegen das Profitsystem.

Die Corona-Pandemie, die seit drei Jahren wütet, hat die enormen Spaltungen in den Gesellschaften weltweit enthüllt und verschärft. Eine frühzeitige internationale Reaktion auf den Ausbruch im Jahr 2020 mit dem Ziel, das Virus zu eliminieren und die Bevölkerung durch die Bereitstellung von materiellen Mitteln wie Nahrung, Medikamenten, Einkommen und Zugang zu Internet und Online-Unterricht zu unterstützen, hätte die Pandemie beenden können. Zudem hätte sie ein Bewusstsein für soziale Gleichheit geschaffen, was einer der Hauptgründe war, warum die kapitalistischen Regierungen diese Vorgehensweise abgelehnt haben.

Angesichts des Ebola-Ausbruchs in Uganda bereiten sich Nachbarländer wie Burundi, Kenia, Ruanda, der Südsudan, Tansania und die Demokratische Republik Kongo auf ein mögliches Übergreifen der Sudan-Variante über ihre Grenzen vor. Die WHO hat diese Länder aufgefordert, eine Reihe von Reaktionsmechanismen zu aktivieren, darunter Überwachungsbereitschaft, Laborschulungen, Vorbereitung des Gesundheitssystems und Grenzkontrollen. Nach der derzeitigen Risikobewertung wird angesichts des Vorhandenseins des Sudan-Ebola-Virus in einer dicht bevölkerten Stadt das Risiko auf nationaler Ebene in Uganda als „sehr hoch“ und auf regionaler Ebene als „hoch“ eingestuft.

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