Hochhausbrand in China wird für Abschaffung der Corona-Beschränkungen instrumentalisiert

Am Donnerstag, dem 24. November, führte ein Brand in einem Hochhaus in Urumqi, der Hauptstadt der Provinz Xinjiang im Nordwesten Chinas, zu 10 Toten und 9 Verletzten. Die Tragödie war größtenteils durch das Fehlen vernünftiger Brandschutzmaßnahmen in der Infrastruktur des Viertels bedingt. Die westlichen Medien griffen es jedoch auf, um ihre Forderung nach Aufhebung der Zero-Covid-Politik in China zu befeuern.

Handy-Aufnahme des Hochhausbrandes [Foto: chinesischer Social-Media-Nutzer] [Photo: Chinese social media user]

Das Feuer ging von einer Steckdosenleiste im Schlafzimmer einer Wohnung im 15. Stock aus; das Gebäude mit 21 Stockwerken ist Teil einer Wohnanlage namens Jixiangyuan. Das Feuer griff auf Bettzeug und Möbel im Zimmer über und breitete sich rasch bis in den 17. Stock aus, während der Rauch die oberen Geschosse bis zum 21. Stock erfüllte.

Die Feuerwache in Urumqi wurde um 19.49 Uhr über den Vorfall informiert und traf fünf Minuten später am Brandort ein. Wie die Stadtverwaltung an einer Pressekonferenz bekanntgab, war das Feuer um 22:20 Uhr, also zweieinhalb Stunden später, unter Kontrolle. Zehn Menschen, darunter ein dreijähriges Kind, starben an einer Rauchvergiftung, neun weitere wurden ins Krankenhaus gebracht.

Sofort erhoben sich Fragen zu der nahezu dreistündigen Zeitspanne zwischen dem Eintreffen des Löschfahrzeugs und dem Zeitpunkt, als der Brand unter Kontrolle war. Wie kam es dazu und inwieweit trug dies zu den Todesfällen bei?

Videoaufnahmen von Anwohnern zeigen, dass das Feuerwehrauto am Eingang des Wohngebiets zum Halten kam. Die Feuerwehrleute versuchten, das Gebäude aus der Ferne mit Wasser zu besprühen, aber das Wasser schien die Flammen nicht zu erreichen.

In derselben Pressekonferenz wurde erklärt, dass die Einfahrt zu dem Wohnkomplex sehr schmal war. Da mehrere Autos am Straßenrand geparkt waren, war es für große Fahrzeuge wie das Feuerwehrauto schwierig, durchzukommen. Außerdem standen Metallpoller im Weg, die erst nach einiger Zeit entfernt werden konnten. Ein Video zeigt Mitarbeiter in weißen Schutzanzügen, die sich bemühen, die Poller am Eingang des Geländes zu entfernen.

In den sozialen Medien Chinas tauchten Gerüchte derjenigen auf, die die Zero-Covid-Politik der Regierung bekämpfen. Ein besonders weit verbreitetes Gerücht in den sozialen Medien besagt, dass die Quarantäne und ein Teillockdown die Bewohner daran gehindert hätten, den Brandort zu verlassen. Es wurde behauptet, die Tür des Gebäudes sei von der Gesundheitsbehörde aus Quarantänegründen verschlossen gewesen, und die Feuerwehrleute hätten zu viel Zeit damit verbracht, die Zäune zu entfernen, die das Gelände wegen Corona absperren sollten.

Diese Gerüchte können anhand von Videoaufnahmen und Berichten von Anwohnern widerlegt werden. Die Straßenpoller waren schon seit Jahren vorhanden und sollten sicherstellen, dass nur Fußgänger, keine Fahrzeuge, Zugang hatten. Die Berichte von mindestens drei Zeugen, die in einem Nachbargebäude wohnen, darunter ein Freiwilliger, der bei der Rettung half, bestätigen alle, dass die Wohnanlage nicht streng abgeriegelt war. Die Menschen konnten die Treppe hinunterlaufen, und Bewohner konnten das Gebäude nach Ausbruch des Feuers durch den Eingang verlassen.

Die Katastrophe ist eindeutig auf die Vernachlässigung des Brandschutzes zurückzuführen. Diese ist nicht nur in Urumqi, sondern in vielen Wohngebieten in ganz China weit verbreitet. Die Schuld an den Todesfällen auf die Covid-Beschränkungen zu schieben, wird den Opfern nicht gerecht und entlastet die wirklich Verantwortlichen.

US-amerikanische und internationale Medien versuchten sofort, den tragischen Vorfall auszunutzen, um ihre Kampagne für ein Ende der chinesischen Zero-Covid-Politik zu befeuern. Sie machen die Corona-Beschränkungen für die tragischen Todesfälle verantwortlich. Die New York Times beispielsweise übernahm in ihrem Artikel „Protest in Xinjiang gegen Abriegelung nach Brand mit zehn Toten“ kritiklos die Behauptungen bestimmter chinesischer Kommentatoren in den sozialen Medien, denen zufolge der Lockdown die Löscharbeiten der Feuerwehr behindert habe.

„Die Schilderungen von Bewohnern, die möglicherweise in ihren Häusern oder Anlagen eingeschlossen waren, passen zu einem breiteren Muster, wie solche Abriegelungen in vielen Teilen des Landes durchgesetzt werden“, behauptete die New York Times ohne den geringsten Beweis. „Provisorische Barrikaden und verriegelte Türen sind zu einem Hauptmerkmal der Bemühungen geworden, Menschen, die dem Virus ausgesetzt gewesen sein könnten, daran zu hindern, ihre Häuser und Gebäude zu verlassen.“

Die New York Times nutzte die Tragödie außerdem, um die falschen Beschuldigungen der USA zu nähren, China betreibe einen Völkermord an den muslimischen Uiguren in Xinjiang. Der Artikel zitierte Tahir Imin, einen uigurischen Exilanten und Gründer der Uyghur Times, mit den Worten: „[Die chinesische Regierung] hat gezeigt, dass ihr das Leben der Uiguren egal ist.“

Auch versuchen die NYT und andere Medien, den Ausbruch kleinerer Konfrontationen und Proteste seit dem Brand als Ausdruck einer Massenbewegung gegen die Zero-Covid-Politik hinzustellen.

Tatsächlich haben Videos gezeigt, dass an den Protesten vom Donnerstagabend nur wenige Menschen teilnahmen, während die breite Bevölkerung die Forderung nach einem „Ende der Lockdowns“ gar nicht teilt. Die Demonstranten stammen größtenteils aus einem relativ kleinen Teil der Mittelschichten und des gehobenen Kleinbürgertums, und sie betrachten die Zero-Covid-Politik nur als lästige Beeinträchtigung ihres Lebens und Verletzung ihrer „individuellen Freiheit“.

Es ist verständlich, dass die Beschwerden gegen die Covid-Beschränkungen zunehmen, da Urumqi schon seit August teilweise abgeriegelt ist. Immerhin ist das Verständnis für die öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen, die das Leben Hunderter Millionen Menschen schützen, nach wie vor weit verbreitet, obwohl sie Unannehmlichkeiten und manchmal auch Schwierigkeiten schaffen.

Weil die Zero-Covid-Politik der Regierung national begrenzt ist, heißt dies zwangsläufig, dass die Pandemie nie wirklich beendet werden kann, denn im Rest der Welt breitet sich das Virus ungehindert aus. Solange das Virus nicht auf der ganzen Welt eliminiert wird, sind nicht enden wollende Lockdowns und Massentests unvermeidlich.

Das Regime in Beijing steht sowohl innenpolitisch als auch international unter enormem Druck, die Covid-Beschränkungen aufzuheben und seinen Markt wieder vollständig zu öffnen. Die jüngsten „Zwanzig Maßnahmen“, mit denen die Regierung viele wichtige Regeln im Bereich der öffentlichen Gesundheit gelockert hat, sind Ausdruck der Anpassung an diesen Druck. Angesichts dieser Abkehr von der Eliminierung und unter dem Druck der Kritik an dem Brand hat die Stadtregierung von Urumqi am Samstag verkündet, dass das Virus „sozial eliminiert“ sei. Nun sollen die Einschränkungen in der Stadt schrittweise aufgehoben werden.

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