Eine der seit Jahren am meisten erwarteten Ausstellungen wurde am 10. Februar im Rijksmuseum in Amsterdam eröffnet. Vermeer gilt weithin als einmalige Gelegenheit für eine umfassende Sicht des Werks des verehrten niederländischen Meisters des 17. Jahrhunderts, Johannes Vermeer (1632—1675). Es ist das erste Mal, dass das weltberühmte, 1885 gegründete Rijksmuseum eine Ausstellung zeigt, die ausschließlich Vermeers Gemälden gewidmet ist.
Die Ausstellung hat sowohl in den Niederlanden als auch weit über die Landesgrenzen hinaus großes Interesse und Begeisterung hervorgerufen. Nach dem Verkaufsstart verkaufte das Rijksmuseum in weniger als 48 Stunden mehr als 200.000 Eintrittskarten, und Mitte März waren schon keine mehr verfügbar.
Das Museum versuchte, dies bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren, indem es vom Kurator geleitete Livestreams auf Instagram organisierte, die von Zehntausenden gleichzeitig in allen Teilen der Welt verfolgt wurden. In den letzten Tagen startete das Museum eine Verlosungsaktion von 2.600 Tickets für das letzte Wochenende der Ausstellung, die am 4. Juni endet.
Eines der größten Meisterwerke Vermeers, das Mädchen mit dem Perlenohrring (1665), war jedoch nur bis Ende März zu sehen.
Parallel zur Ausstellung im Rijksmuseum findet in Vermeers Geburtsstadt Delft die Veranstaltung Vermeer's Delft statt, bei der eine umfangreiche Sammlung historischer Dokumente gezeigt wird, darunter die Heiratsurkunde des Künstlers, Karten und Haushaltsgegenstände.
Taco Dibbits, der Generaldirektor des Rijksmuseums, wird mit den Worten zitiert, er habe schon lange „davon geträumt, alle Bilder zusammen zu haben“, aber „wir dachten, dass es nie möglich sei“.
Die aktuelle Ausstellung umfasst vier Gemälde aus der Sammlung des Rijksmuseums, drei weitere aus dem Maurithuis (einem berühmten Kunstmuseum in Den Haag) und 21 weitere Gemälde, die von privaten Sammlungen und Institutionen aus sechs verschiedenen Ländern ausgeliehen wurden. Von den insgesamt nur 37 Gemälden, die Kunsthistoriker im Allgemeinen Vermeer zuschreiben, sind nun 28 unter einem Dach zu sehen. Vier der Werke werden sogar zum ersten Mal seit 200 Jahren wieder in den Niederlanden ausgestellt.
Vermeers Leben
Die Ausstellung und der Katalog dokumentieren die umfangreichen Recherchen eines Teams von internationalen Vermeer-Experten, die im Vorfeld eng mit dem Rijksmuseum zusammengearbeitet haben. Der Katalog erklärt, dass diese zu „neuen Erkenntnissen über seine [Vermeers] soziale Stellung, seinen Haushalt, seinen Glauben, seine Technik und den Einfluss seiner Umgebung auf seine Kunst“ geführt haben. „Indem wir die neuesten Erkenntnisse über sein persönliches Leben und sein Werk miteinander verbinden, kommen wir Vermeer näher als je zuvor.“
Zweifellos haben uns die jüngsten Forschungen der vergangenen 43 Jahre Vermeer „näher“ gebracht. Im Vergleich zu unserem Wissen über andere niederländische Meister seiner Zeit wissen wir jedoch immer noch recht wenige Fakten über Vermeers Leben.
Als der Maler im Dezember 1675 in Armut starb, hinterließ er keine Notizen, Tagebücher oder Briefe, keine Aufzeichnungen über seine Lehrer oder Schüler und kein einziges Selbstporträt, das mit absoluter Sicherheit als sein eigenes Konterfei identifiziert werden kann. Außerdem sind nur 24 seiner Gemälde signiert und nur fünf datiert. Rund 350 Jahre später können Kunsthistoriker immer noch nicht mit Sicherheit sagen, wie viele Gemälde er überhaupt geschaffen hat. Die unbeantworteten Fragen und umstrittenen Fakten haben immer wieder zu dem Schluss geführt, dass „Johannes Vermeer ein Rätsel“ sei.
Nichtsdestotrotz sind der allgemeine soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aufstieg und Niedergang, die das Holland des 17. Jahrhunderts kennzeichneten und Vermeers Leben und Werk stark prägten, alles andere als ein „Geheimnis“. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Vermeers Leben und Schicksal eng mit dem Ausgang der niederländischen Revolte gegen Spanien, der Entstehung des niederländischen „Gouden Eeuw“ (Goldenes Zeitalter – ca. 1588 bis 1672) und letztlich der Besetzung der Niederlande durch Frankreich und Großbritannien verwoben waren.
Vermeers genaues Geburtsdatum, irgendwann Ende Oktober 1632 in Delft, ist unbekannt. Er war das zweite von zwei Kindern. Seine Familie könnte, in zeitgenössischen Begriffen, als zugehörig zur unteren Mittelschicht beschrieben werden. Seine Mutter, Digna Baltens, konnte weder lesen noch schreiben, und ihre Familie zog von Antwerpen, dem heutigen Belgien, in die nördlichen Niederlande, um dem Krieg mit Spanien zu entgehen.
Vermeers Vater, Reijnier Janszoon, war vor allem als Weber in der Textilindustrie tätig gewesen. Ab 1631 betrieb er ein Gasthaus in Delft, der damals drittgrößten niederländischen Stadt und handelte mit Kunst. Im Katalog heißt es: „Dank des väterlichen Geschäfts muss Vermeer schon früh mit Gemälden und führenden Malern vertraut gewesen sein. Kneipen und Tavernen in den Städten der niederländischen Republik im siebzehnten Jahrhundert waren wichtige Treffpunkte, soziale Zentren, in denen viele Menschen zusammenkamen und in denen oft Gemälde ausgestellt und im Schankraum verkauft wurden.“
Vermeer lernte in seinen prägenden Jahren nicht nur außergewöhnliche Kunstwerke kennen, sondern hatte auch Kontakt zu einer Handvoll anderer prominenter zeitgenössischer Künstler, die in Delft lebten oder die Stadt häufig besuchten. Zu dieser Gruppe gehörten zwei prominente Maler, Leonaert Bramer und Gerard ter Borch. Ab 1650 ließen sich Jan Steen, Pieter de Hooch, Cornelis de Man und einer der Schüler Rembrandts, Carel Fabritius, in Delft nieder.
Der Katalog stellt weiter fest, dass „Delft zwar nicht mehr den kulturellen und künstlerischen Elan der vorangegangenen Jahrzehnte genoss, aber diese Mobilität und Interaktion von Künstlern regte eine blühende Kunstproduktion in der Stadt an und förderte künstlerische Innovationen, sowohl im Bereich der Stadtansichten als auch der zeitgenössischen Interieurmalerei, zwei Gattungen, in denen sich auch Vermeer in den folgenden Jahren auszeichnen sollte.“
Diese blühende Zeit in der Geschichte der niederländischen Republik ging 1672 mit der Invasion Frankreichs und Englands zu Ende. Der Krieg und die Zerstörung legten die niederländische Wirtschaft in Schutt und Asche. Vermeer konnte, wie andere niederländische Meister seiner Zeit, seine Werke nicht mehr verkaufen, da der Kunstmarkt zusammengebrochen war.
Zuvor schon hatte Vermeer durch den Tod seines Vaters im Jahr 1652 einen finanziellen Rückschlag erlitten. Der ältere Mann hinterließ Schulden in Höhe von 250 Gulden – das entsprach damals dem Lohn eines Zimmermanns für sechs Monate –, für die Vermeer und seine Frau Catharina Bolenes, die er einige Monate nach dem Tod seines Vaters heiratete, haften mussten. Als Folge seiner langwierigen finanziellen Notlage musste Vermeer den Tod von vier seiner fünfzehn Kinder miterleben.
Vermeer starb am 15. Dezember 1675. Etwa 18 Monate später fasste seine 44-jährige Frau Catharina die letzten seiner Tage in einer Petition zusammen. Als alleinerziehende Mutter, die elf Kinder zu erziehen und zu ernähren hatte, reichte sie bei den Behörden eine Petition ein, in der sie um einen Erlass ihrer Schulden bat. Aus dem Katalog erfahren wir, dass Vermeer aufgrund der ruinösen Kriegsbedingungen „nicht nur nicht in der Lage war, seine eigene Kunst zu verkaufen, sondern zu seinem großen Leidwesen auch auf den Gemälden anderer Meister, mit denen er handelte, sitzen blieb.“ Aus diesem Grund, so die Autoren des Katalogs weiter, und wegen der „sehr schweren Belastung durch die Kinderbetreuung, während er über kein eigenes Vermögen verfügte, war Vermeer derart niedergeschlagen und demoralisiert, dass es ihn, offenbar in völliger Verwirrung, innerhalb von anderthalb Tagen aus einem gesunden in einen toten Menschen verwandelte.“
Nach seinem Tod forderte der Delfter Bäcker Hendrick van Buijten, der bereits ein Gemälde von Vermeer besaß, zwei weitere, um ausstehende Rechnungen für Brot zu begleichen.
Die Niederländische Republik
Seit den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts erlebten die Niederlande, ein Land, das teilweise unter dem Meeresspiegel im Norden Europas liegt, einen rasanten Fortschritt in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Literatur, Kultur und Kunst. Besonders deutlich kam dies in der Druckerei und der Malerei zum Ausdruck. Die Niederländische Republik wurde als die „Buchhandlung der Welt“ bekannt, und ihre Bevölkerung galt als die gebildetste weltweit.
Eine mächtige Position im Welthandel und im Finanzwesen, dazu eine große Schiffsflotte, der Sklavenhandel und umfangreiche koloniale Plünderungen schufen die Grundlagen für den bis dahin unbekannten Reichtum und die globale Stellung der niederländischen Republik. Teure und luxuriöse Waren aus aller Welt, wie Edelsteine und Seide, Zucker und Früchte, Porzellan und Gewürze, Tabak und Wein, strömten in die niederländischen Häfen, um die neu entstehende Elite zu schmücken, zu erfreuen und zu bereichern.
Während des Goldenen Zeitalters wurden in den Niederlanden schätzungsweise 300 Millionen Werke gedruckt, darunter auch Flugschriften und Dokumente, eine Zahl, die die in allen anderen europäischen Ländern zusammen gedruckten Werke weit übersteigt. Gleichzeitig wurden etwa fünf Millionen Kunstwerke in Auftrag gegeben und ausgeführt. Dies ist eine außergewöhnliche kulturelle Leistung, wenn man bedenkt, dass Holland Mitte des 17. Jahrhunderts nur etwa zwei Millionen Einwohner hatte. Dieser bemerkenswerte Aufschwung der künstlerischen und intellektuellen Produktion stützte sich auf bestimmte soziale und politische Bedingungen.
Die Niederländische Republik entstand als Ergebnis des Volksaufstands in den Siebzehn Provinzen, die in etwa mit den heutigen Niederlanden, Belgien und Luxemburg übereinstimmen, gegen die spanische Herrschaft der Habsburger Ende des 16. Jahrhunderts. Der Aufstand trug dazu bei, die Ketten des Feudalismus zu sprengen, und ebnete den Weg für die Entwicklung einer neuen, auf kapitalistischen Eigentumsverhältnissen basierenden Gesellschaft.
Goethe ließ in seinem berühmten Egmont (1788), einem Drama über den jahrzehntelangen niederländischen Aufstand gegen die spanische Unterdrückung, seine Titelfigur diese Zeilen über den Kampf mit dem Despotismus sagen:
Schreitet durch! Braves Volk! Die Siegesgöttin führt dich an! Und wie das Meer durch eure Dämme bricht, so brecht, so reißt den Wall der Tyrannei zusammen und schwemmt ersäufend sie von ihrem Grunde, den sie sich anmaßt, weg! [1]
1848 wies Karl Marx auf die Bedeutung des „Aufstands der Niederlande“ hin. Das Vorbild für die französische Revolution von 1789 sei die englische Revolution von 1648 und das Vorbild „für die Revolution von 1648 der Aufstand der Niederlande gegen Spanien“ gewesen, schrieb er. [2]
Im Jahr 1579 schlossen sich die nördlichen niederländischen Provinzen unter der Führung des wohlhabenden Adligen Wilhelm von Oranien zusammen, um die spanische Herrschaft der Habsburger zu beenden und die Vereinigten Provinzen der Niederlande zu gründen. Der langwierige Konflikt um die Unabhängigkeit – bekannt als der Achtzigjährige Krieg – zwischen den spanischen Armeen und den niederländischen Unabhängigkeitstruppen endete offiziell 1648 mit dem Frieden von Münster, in dem die unabhängige niederländische Republik als souveräner Staat anerkannt wurde.
Die WSWS hat bereits in einem früheren Artikel darauf hingewiesen, dass der Bruch mit der spanischen Herrschaft und die damit einhergehenden wirtschaftlichen und sozialen Prozesse die niederländischen Künstler dazu ermutigten, „ihr Augenmerk auf eine Weise auf das Alltagsleben zu richten, wie es in der Kunstgeschichte bis dahin einzigartig war.“ Ihr Thema waren nicht mehr „Götter, mythologische Themen oder Szenen aus dem Leben der Könige und Königinnen“. Die Entscheidung, Bäcker, Notare, Schiffsbauer und Prostituierte, die Innenräume kleiner Läden, die familiären Verhältnisse eines Messerschleifers oder den Innenhof eines bescheidenen Hauses in Delft künstlerisch intensiv darzustellen, hatte etwas Heroisches. Diese neue bürgerliche Kultur hatte einen revolutionären Aspekt.
Im Gegensatz zur Situation in Italien, Frankreich, Deutschland und anderen großen europäischen Ländern jener Zeit, wo die Künstler von Aufträgen der Kirche, des Staates oder aristokratischer Mäzene abhängig waren, waren die niederländischen Maler um 1600 „frei“ und arbeiteten für einen „unabhängigen Kunstmarkt“. Der große Aufklärer Baruch Spinoza, der in Amsterdam geboren wurde und dessen Lebenszeit (1632-1677) fast mit der von Vermeer zusammenfiel, argumentierte 1670, dass „in einem freien Staat jeder denken darf, was er will, und sagen, was er denkt“. Dieser Grundsatz, ob er nun zu jener Zeit verwirklicht werden konnte oder nicht, hat zweifellos die niederländischen Künstler des Goldenen Zeitalters ermutigt.
Vermeers Werk
Vermeer ist neben Rembrandt und Frans Hals einer der bemerkenswertesten der großen niederländischen Maler, der intime, bedeutungsvolle und zeitlose Werke geschaffen hat. Jedes Bild der aktuellen Ausstellung verdient einen ausführlichen Kommentar. Es ist aber unmöglich, hier alle 28 ausgestellten Werke zu besprechen. Wir beschränken uns auf eines der bekanntesten und beliebtesten Werke Vermeers und einen der Höhepunkte der Ausstellung, Die Milchmagd (auch bekannt als Das Milchmädchen).
Der Titel dieses Gemäldes mag irreführend sein, denn die Frau auf dem Bild ist eigentlich ein Hausmädchen, das Milch einschenkt. Vermeer war Mitte Zwanzig, als er dieses Werk malte. Kommentatoren stellen fest, dass der junge Vermeer im Gegensatz zu seinen frühesten bekannten Historiengemälden zu diesem Zeitpunkt erhebliche Fortschritte in Bezug auf Komposition, Perspektive, Beleuchtung und vor allem im Hinblick auf die Themen gemacht hatte.
Der Maler wird häufig als „Meister des Lichts“ bezeichnet, und tatsächlich beherrschte er sowohl die Wissenschaft als auch die Kunst der Beleuchtung. Die Art und Weise, wie er sein Verständnis für Nuancen des Lichts bei Fragen von Helligkeit, Kontrast und Farbverläufen nicht nur in seiner Milchmagd, sondern auch in seinen späteren Werken unter Beweis stellt, ist einfach hervorragend.
In der Milchmagd, wie auch in den anderen häuslichen Gemälden Vermeers, fällt das weiche und diffuse Hauptlicht aus der Perspektive des Betrachters auf die linke Seite der Komposition. Die Art von zartem, gestreutem Licht, die er darstellt, ist nur möglich, wenn sich das Motiv nahe an der Lichtquelle befindet und die Lichtquelle größer ist als das Motiv selbst. Da Vermeers Lichtstrahlen, die durch das halb undurchsichtige oder durchscheinende Glas dringen, gestreut sind, beleuchten sie die Komposition aus mehreren Blickwinkeln, statt nur einem einzigen. Wenn der Betrachter das Fenster genauer betrachtet, entdeckt er, dass Vermeer eine zerbrochene Glasscheibe einfügt, vermutlich um zu zeigen, wie das Licht die Komposition beeinflusst hätte, wenn es nicht gestreut worden wäre.
Das Tageslicht, das aus einer einzigen Quelle, der Sonne, stammt, breitet sich fließend auf der Küchenwand, ihren verputzten Ecken und Ritzen, ihren Rissen, Nägeln und Nagellöchern aus. Vor dieser Kulisse steht die weibliche Figur und gießt mit einzigartiger Konzentration Milch in eine Tonschüssel. Steht man im Rijksmuseum nahe an der Milchmagd, wirkt die Szene intensiv und körperlich präsent, als würde sie sich filmisch vor den Augen abspielen.
Vermeer verwendete in seinem Werk nicht den Kontrast im engeren Sinne des Wortes, d.h. den bloßen Unterschied zwischen hell und dunkel, sondern in einem breiteren Sinne mithilfe von Farben, Texturen und der Anordnung von Gegenständen.
Ein weiterer faszinierender Aspekt von Vermeers Komposition ist seine Farbpalette. Die von ihm verwendeten Pigmente stammten aus allen Teilen der Welt – ganz im Sinne der neuen Epoche des internationalen Wirtschaftslebens. Dies betrifft vor allem das Ultramarinblau, das in fast allen Werken des Malers zu finden ist, und aus dem heutigen Afghanistan stammt. Im 17. Jahrhundert war dieses Pigment wertvoller als Gold. Das Motiv der Milchmagd ist keine Aristokratin, sondern eine Hausangestellte, die ihrer täglichen Arbeit nachgeht, dargestellt mit einem teuren Pigment, das der Maler unbedingt finden und nutzen, für das er investieren wollte.
Inspiriert von den holländischen Meistern bemerkte der deutsche Philosoph Hegel einmal, dass man „in ihren Kunstwerken … menschliche Natur und den Menschen studieren und kennenlernen“ könne. [3] Wenn die Vermeer-Ausstellung am 4. Juni endet, werden mehr als eine halbe Million Menschen das Werk dieses einen Künstlers im Rijksmuseum persönlich gesehen haben. In einem offiziellen Klima, das von Reaktion, sozialer Barbarei, nationalem Chauvinismus, Sparsamkeit und Krieg beherrscht wird, versetzen sich viele Menschen durch die Bemühungen dieses großen Malers in die Lage, die „menschliche Natur und den Menschen kennenzulernen und zu studieren“.
Dies ist an sich schon eine bemerkenswerte soziale und kulturelle Tatsache. Sie weist auf die objektive Einheit der Weltbevölkerung und die Logik des globalen wirtschaftlichen und kulturellen Lebens hin, die mit den reaktionären, zunehmend unerträglichen Fesseln des Kapitalismus unvereinbar ist.
Anmerkungen:
[1] Johann Wolfgang von Goethe, Egmont, in: Werke, Bd. 4, Hamburger Ausgabe, S. 453
[2] Karl Marx: Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution, http://www.mlwerke.de/me/me06/me06_102.htm
[3] Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik, in: Werke, Frankfurt 1970, Bd. 15. S. 131