Die Lügen der USA und Israels über eine „Kommandozentrale“ im Al-Shifa-Krankenhaus fallen in sich zusammen

Dieses Bild aus einem Video, das die Israelische Armee am 15. November 2023 veröffentlichte hat, zeigt Soldaten im Kampfeinsatz auf dem Gelände des Al-Shifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt. (AP Photo/Israelische Verteidigungskräfte via AP) [AP Photo/Israel Defense Forces via AP]

Israel hat wochenlang behauptet, das Al-Shifa-Krankenhaus, die größte medizinische Einrichtung des Gazastreifens, werde als militärische Kommandozentrale benutzt. Mit dieser Behauptung wurden zahlreiche abscheuliche Kriegsverbrechen gerechtfertigt, darunter unablässige Bombenangriffe auf das Krankenhaus, bei denen Dutzende von Menschen getötet und die Verwundeten daran gehindert wurden, das Krankenhaus zu betreten oder zu verlassen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gab am Donnerstag zu, dass es in dem Krankenhaus keine Geiseln gab, und erklärte: „Wir hatten starke Hinweise darauf, dass [die Geiseln] im Al-Shifa-Krankenhaus festgehalten wurden. Wenn sie [dort] gewesen wären, hätten wir sie rausgeholt.“

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Die Israelische Armee erklärte am 27. Oktober in einem Post auf X (Twitter), das Al-Shifa „fungiert als Hauptquartier für die terroristischen Aktivitäten der Hamas.“ Dazu veröffentlichten sie eine Animation, die einen hunderte Meter umfassenden Komplex von Tunneln unter dem Krankenhaus zeigte. Vertreter des Weißen Hauses, des Pentagon und des Außenministeriums bekräftigten Israels Behauptungen mehrfach.

Am Dienstag erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby: „Uns liegen Informationen vor, laut denen die Hamas und der palästinensische Islamische Dschihad einige Krankenhäuser im Gazastreifen, darunter das Al-Shifa, und darunter liegende Tunnel benutzen, um ihre Militäroperationen zu verstecken und zu unterstützen und um darin Geiseln festzuhalten.“

Biden wiederholte diese unbewiesene Behauptung am Donnerstag: „Die Situation ist folgendermaßen: Es ist so, dass die Hamas das erste Kriegsverbrechen begangen hat, indem sie ihr Hauptquartier, ihr Militär unter einem Krankenhaus versteckt. Und das ist eine Tatsache.“

Ein Reporter fragte daraufhin: „Beschreiben Sie uns, welche Art von Beweisen die USA dafür haben, dass die Hamas eine Kommandozentrale unter dem Al-Shifa-Krankenhaus unterhält.“ Biden antwortete: „Nein, das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich werde es Ihnen nicht sagen.“

Am Mittwoch veröffentlichten die IDF ein Video, das ein halbes Dutzend Sturmgewehre, zwei Splitterschutzwesten und einen Computer zeigt. Diese Dinge sollen hinter einem Magnetresonanztomographen im Al-Shifa versteckt gewesen sein. Es wurde nicht versucht, zu erklären, warum das MRT-Gerät durch sein starkes Magnetfeld die Waffen nicht durch den Raum schleuderte, wenn es eingeschaltet war.

Dieses Bild aus einem Video, das am 15. November 2023 von der Israelischen Armee veröffentlicht wurde, zeigt einige Gewehre, die laut den IDF in der MRT-Abteilung des Al-Shifa-Krankenhauses in Gaza gefunden wurden. (AP Photo/Israelische Verteidigungskräfte via AP) [AP Photo/Israel Defense Forces via AP]

Israels „Beweise“ waren so fadenscheinig, dass selbst die US-Regierung nicht so schamlos war, sie zu unterstützen.

Die Al-Jazeera-Korrespondentin Patty Culhane fragte die Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh am Donnerstag während einer Pressekonferenz: „Sie sagen also, ein Video von einem verschwommenen Laptop, einer Splitterschutzweste und ein paar Gewehren würde Ihre Behauptungen belegen, dass die Hamas im Krankenhaus operiert?“

Darauf antwortete Singh: „Die Hamas benutzt Krankenhäuser im Gazastreifen, darunter das Al-Shifa, als Operationsbasen und um weitere terroristische Aktionen durchzuführen.“

Culhane fragte: „Gibt es Videoaufnahmen, die das belegen?“ Singh antwortete: „Ich werde es einfach dabei belassen.“

Später am Donnerstag erklärten die IDF nach einer zweitägigen Durchsuchung des Krankenhauses, sie hätten ein Fahrzeug auf dem Gelände des Krankenhauses gefunden, das mit Sturmgewehren beladen war, sowie eine Öffnung, die zu einer unterirdischen Struktur führte.

In den 1980ern ließ Israel selbst das Krankenhaus renovieren und, wie Haaretz schrieb, „einen großen Zementkeller [anlegen], in dem sich die Wäscherei und diverse Verwaltungsdienste des Krankenhauses befanden.“

Seit Beginn des israelischen Angriffs auf den Gazastreifen verzeichnete die Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens 137 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen, durch die 521 Menschen getötet und 686 verletzt wurden. Darunter waren sechzehn getötete und 38 verletzte Pflegekräfte.

Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal, die große Masse leidet unter Hunger und Dehydrierung. Donnerstag war der fünfte Tag in Folge, an dem die Zahl der Toten nicht aktualisiert wurde. Am letzten Freitag lag sie bereits bei über 11.078, davon 4.506 Kinder und 3.027 Frauen. Die Vereinten Nationen nannten als Grund für die fehlenden Meldungen den „Zusammenbruch der Dienstleistungen und der Kommunikation der Krankenhäuser im Norden.“

Gazas Telekommunikationsdienste wurde am Donnerstag erneut lahmgelegt, nachdem die Anbieter bekannt gegeben hatten, sie hätten keinen Treibstoff mehr, und nachdem Israel erneut die Kommunikationsinfrastruktur angegriffen hatte.

Den zweiten Tag in Folge fuhren keine Lastwagen mit Hilfsgütern mehr in den Gazastreifen, nachdem die humanitäre Infrastruktur des Landes aufgrund des Treibstoffmangels zusammengebrochen war. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten erklärte, es könne ab Freitag keine humanitären Hilfskonvois mehr koordinieren.

Das israelische Militär griff das zentrale Erdöllager am nördlichen Eingang des Flüchtlingslagers Al Maghazi an, wobei neun Menschen getötet und Dutzende weitere verwundet wurden. Die Vereinten Nationen zeichnen ein katastrophales Bild der humanitären Lage:

Aktive Bodenoperationen im Herzen von Gaza-Stadt haben die Tätigkeit von Rettungskräften und Krankenwagen sowie die Fähigkeit der Menschen, lebenswichtige Güter wie Nahrungsmittel und Wasser zu beschaffen, weiterhin behindert. In den westlichen Stadtvierteln von Gaza-Stadt baten die Haushalte um Hilfe, nachdem ihre letzten Nahrungs- und Trinkwasservorräte aufgebracht waren. Berichten zufolge konnten sie wegen der Anwesenheit israelischer Bodentruppen und der Kämpfe ihre Häuser nicht verlassen. Zahlreiche Hilferufe von abgeschnittenen Haushalten und Familienmitgliedern unter zerstörten Gebäuden und Häusern blieben unbeantwortet; der palästinensische Rote Halbmond konnte auf Hunderte von Anforderungen nach Hilfe und Evakuierung nicht mehr reagieren.

Seit mehr als zehn Tagen gibt es im Norden des Gazastreifens keine Bäckereien mehr, und auf den Märkten ist kein Weizenmehl mehr erhältlich. Das Welternährungsprogramm schrieb auf X: „23 Bäckereien am 7. Oktober. 5 Bäckereien am 17. Oktober. 1 Bäckerei am 31. Oktober. Heute KEINE Bäckereien. Die letzte vom @WFP beauftragte Bäckerei im Gazastreifen hat wegen Treibstoffmangels geschlossen. Heute ist fast die gesamte Bevölkerung auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.“

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