UN-Experte wirft Israel „gezielte Hungerkampagne“ als Mittel zur Vernichtung der Palästinenser vor

Michael Fakhri, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, hat einen Bericht zur Situation im Gazastreifen veröffentlicht. Darin wirft er Israel vor, die Palästinenser im Gazastreifen „absichtlich auszuhungern“, um sie zu vernichten und ihr Land zu annektieren.

„Israel führt eine gezielte Hungerkampagne gegen die palästinensische Bevölkerung, was ein Indiz für Völkermord und Vernichtung ist“, so Fakhri in seinem Bericht.

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„Niemals in der Nachkriegsgeschichte wurde eine Bevölkerung so schnell und so vollständig ausgehungert wie die 2,3 Millionen Palästinenser in Gaza.“ In dem Bericht heißt es weiter: „Am 9. Oktober 2023 kündigte Israel seine Hungerkampagne gegen den Gazastreifen an. Im Dezember machten die Palästinenser in Gaza 80 Prozent der Menschen aus, die weltweit von einer Hungersnot oder einer Hungerkatastrophe betroffen sind.“

Der Report des UN-Berichterstatters ist eine Anklage nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen die imperialistischen Mächte, darunter die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Kanada, die den Völkermord finanzieren, die Waffen liefern und ihn politisch verteidigen.

Fakhri wurde vom UN-Menschenrechtsrat im Jahr 2020 zum leitenden Ermittler bzw. Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung ernannt. Er ist Professor an der University of Oregon School of Law.

Seit Israels völkermörderischem Angriff im vergangenen Jahr sind nachweislich 34 Palästinenser verhungert. Gleichzeitig hat die gesamte Bevölkerung im Gazastreifen nicht ausreichend zu essen. 90 Prozent der Palästinenser geben an, regelmäßig für 24 Stunden oder länger ohne Nahrung zu sein.

In einem Beitrag auf X erklärt Fakhri: „In Gaza töten Unterernährung, Hunger und Krankheiten mehr Menschen als Bomben und Kugeln.“

Palästinenser nehmen humanitäre Hilfsgüter entgegen, die über einen von den USA errichteten Pier in den zentralen Gazastreifen gebracht werden, 18. Mai 2024 [AP Photo/Abdel Kareem Hana]

Fakhri weiter: „Warum ist das so? Hier geht es um Land. Im Jahr 2023 hat Israel mehr palästinensisches Land beschlagnahmt als in jedem anderen Jahr der letzten 30 Jahre. Israel will die Palästinenser aus ihrer Heimat und ihrem Territorium vertreiben und ihnen ihr Recht auf Rückkehr nach Palästina verweigern.“

In Fakhris Bericht heißt es, dass eine Hungersnot immer beabsichtigt ist, weil die Menschheit mehr als genug Nahrungsmittel produziert, um alle Menschen zu ernähren: „Die Welt produziert genug Nahrungsmittel, um das 1,5-fache der derzeitigen Bevölkerung zu ernähren, und dennoch nehmen Hunger, Unterernährung und Hungersnot zu. Hunger und Hungersnöte sind keine Produktionsprobleme; sie werden immer durch Handlungen und Unterlassungen verursacht, die den Menschen den Zugang zu Nahrungsmitteln verwehren.“

Israels gezielte Förderung der Hungersnot wurde vom israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant am 9. Oktober angekündigt. Er hatte erklärt: „Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel, keinen Treibstoff geben, alles ist geschlossen“, denn: „Wir kämpfen gegen menschliche Tiere, und wir handeln entsprechend.“

Gegenwärtige und ehemalige israelische Regierungsvertreter haben wiederholt erklärt, dass die Hungersnot und die Ausbreitung von Krankheiten Ziel und nicht Nebenprodukt der israelischen Politik ist. Im November erklärte Giora Eiland, ehemaliger Leiter des israelischen Nationalen Sicherheitsrates, dass „schwere Epidemien im Süden des Gazastreifens den Sieg näher bringen und die Zahl der Opfer unter den IDF-Soldaten verringern“. Er sagte weiter, dass Israels Ziel „nicht die bloße Tötung weiterer Hamas-Kämpfer“ sei, sondern „irreversibler Schaden für deren Familien“.

Zu diesen und anderen Aussagen erklärt der Bericht von Fakhri:

Israel bekundete seine Absicht, alle Menschen in Gaza auszuhungern, setzte die Pläne um und verursachte gezielt eine Hungersnot in ganz Gaza. Die Geografie der israelischen Aushungerungstaktik zusammen mit den Erklärungen israelischer Offizieller bestätigt die Absicht. Israel begann mit einer totalen Belagerung, die alle Palästinenser in Gaza schwächte. Dann nutzte Israel die Hungersnot, um die Menschen im Norden zu vertreiben, sie zu verletzen und zu töten. Sie wurden in den Süden gedrängt, wo sie sodann in den neu geschaffenen Flüchtlingslagern hungern, bombardiert und getötet werden.

Der Bericht von Fakhri macht deutlich, dass das Ziel der Hungersnot die Entvölkerung und Annexion des gesamten Gazastreifens ist. „Es geht um nichts Geringeres als den Versuch Israels, den Gazastreifen zu annektieren, wie die derzeitige Regierung bereits mehrfach angedeutet hat“, heißt es dazu.

Der Bericht weiter: „Israel hat nicht nur die Lieferung humanitärer Hilfe verweigert und eingeschränkt und gegen seine Verpflichtungen verstoßen, dafür zu sorgen, dass die Hilfe, die durchgelassen wird, die Bevölkerung erreicht. Sondern es wurde auch ein Klima des Schreckens geschaffen, indem humanitäre Helfer und Zivilisten, die humanitäre Hilfe suchen, von Israel ins Visier genommen wurden.“

Nach offiziellen Angaben wurden seit Oktober letzten Jahres 40.435 Palästinenser getötet und 93.534 verletzt. Diese Zahl umfasst jedoch nicht die Zehntausenden, die mutmaßlich tot unter Trümmern begraben wurden. Offiziellen Angaben zufolge sind 17.000 Kinder unter den Todesopfern, was bedeutet, dass 2,6 Prozent aller Kinder im Gazastreifen getötet wurden, wobei seit dem 7. Oktober jeden Tag durchschnittlich 53 Kinder ums Leben kamen.

Wenn man die Opfer von Israels vorsätzlich herbeigeführter Hungersnot und den absichtlich verursachten Krankheiten hinzurechnet, könnte die tatsächliche Zahl der Todesopfer bei 186.000 oder mehr liegen, so eine in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Schätzung.

Im Juli hielt der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Rede vor einer gemeinsamen Sitzung des US-Kongresses. Er versprach zu dieser Gelegenheit, den Krieg Israels gegen die palästinensische Bevölkerung zu einem Konflikt im gesamten Nahen Osten auszuweiten, der sich vor allem gegen den Iran richtet.

Netanjahu wurde von den Demokratischen und Republikanischen Abgeordneten beider Häuser des Kongresses mit stehenden Ovationen bedacht, es folgten Treffen mit US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris. Nach ihrem Gespräch mit Netanjahu sagte Harris: „Ich werde immer sicherstellen, dass Israel sich selbst verteidigen kann, auch gegen den Iran und iranisch unterstützte Milizen wie die Hamas und die Hisbollah.“

Im vergangenen Monat genehmigten die USA einen Waffenverkauf an Israel im Wert von 20 Milliarden Dollar, darunter 50 F-15-Kampfjets, Advanced Medium Range Air-to-Air Missiles (AMRAAM), 120-mm-Panzermunition, hochexplosive Mörser und taktische Fahrzeuge.

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