USA treten aus Weltgesundheitsorganisation aus und sabotieren das internationale öffentliche Gesundheitswesen

Eine der ersten Maßnahmen von Donald Trump nach seiner Amtseinführung am letzten Montag war ein Dekret, mit dem sich die USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurückziehen. Als Gründe für diesen abrupten Austritt nennt das Dekret u.a. den „falschen Umgang mit der Corona-Pandemie (und andere globale Krisen), das Versäumnis, dringend notwendige Reformen durchzuführen, sowie ihre Unfähigkeit, die Unabhängigkeit vom unangemessenen politischen Einfluss von WHO-Mitgliedsstaaten zu demonstrieren“ – eine Anspielung auf China.

Trump verwies auch auf den im Vergleich zu China unverhältnismäßig hohen Beitrag, den die USA an die WHO zahlen. Allerdings basieren die veranschlagten Beiträge auf dem Bruttoinlandsprodukt eines Lands, und die USA stellen etwa 18 Prozent der gesamten Finanzmittel der WHO, deutlich unter ihrem Anteil an der Weltwirtschaft von 27 Prozent.

Beiträge zum Etat der WHO [Photo: WHO]

Lawrence Gostin, Professor für globales Gesundheitswesen an der Georgetown University in Washington DC und Direktor des WHO-Kollaborationszentrums für nationales und globales Gesundheitsrecht, bezeichnete Trumps Dekret als „den dunkelsten Tag für das globale Gesundheitswesen, den ich je erlebt habe. Trump könnte die Saat für die nächste Pandemie legen.“

Einen Tag nach der Unterzeichnung des Dekrets zum Rückzug aus der WHO veröffentlichte diese eine kleinlaut formulierte Antwort:

Die Weltgesundheitsorganisation bedauert die Ankündigung der Vereinigten Staaten von Amerika, sich aus der Organisation zurückzuziehen.

Die WHO spielt eine entscheidende Rolle beim Schutz der Gesundheit und der Sicherheit der Weltbevölkerung, auch der von Amerikanern, indem sie die Ursachen von Krankheiten bekämpft, stärkere Gesundheitssysteme aufbaut und Gesundheitsnotstände, einschließlich Krankheitsausbrüchen, aufspürt, ihnen vorbeugt und auf sie reagiert, oft an gefährlichen Orten, an die andere nicht hinkommen.

Die Vereinigten Staaten waren 1948 ein Gründungsmitglied der WHO und haben seither zusammen mit 193 weiteren Mitgliedsstaaten die Arbeit der WHO mitgestaltet und geleitet, u.a. durch ihre aktive Teilnahme an der Weltgesundheitsversammlung und dem Exekutivrat. Die WHO und die USA haben seit über sieben Jahrzehnten zahllose Menschenleben gerettet und Amerikaner, ebenso wie alle Menschen, vor gesundheitlichen Gefahren geschützt. Gemeinsam haben wir die Pocken besiegt und die Kinderlähmung so gut wie ausgerottet. Amerikanische Institutionen haben zur WHO beigetragen und von ihrer Mitgliedschaft profitiert.

Unter Mitwirkung der Vereinigten Staaten und anderer Mitgliedsstaaten hat die WHO in den letzten sieben Jahren die größten Reformen ihrer Geschichte umgesetzt, um unsere Rechenschaft, Kosteneffizienz und Wirkungskraft in den Ländern neu zu gestalten. Diese Arbeit dauert noch an.

Wir hoffen, dass die USA ihre Position überdenken werden, und freuen uns darauf, einen konstruktiven Dialog zu führen, um die Partnerschaft zwischen den USA und der WHO zum Wohle der Gesundheit und des Wohlergehens von Millionen Menschen auf der ganzen Welt aufrechtzuerhalten.

Auf die Woche genau fünf Jahre vor dem Austritt der USA hatte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite (PHEIC) ausgerufen, als Covid-19 zum ersten Mal im chinesischen Wuhan ausbrach. Die imperialistischen Mächte, allen voran die USA, tragen die Verantwortung für die weltweite Übersterblichkeit von 27 Millionen Menschen durch die Pandemie, darunter 1,5 Millionen in den USA. Sie haben viel mehr getan, als „falsch mit Covid-19 umzugehen“. Sie haben eine Politik der vorsätzlichen Durchseuchung und des „Lebens mit dem Virus“ verfolgt, die diese tödliche Krankheit scheinbar zu einem dauerhaften Leiden gemacht hat.

Der Abbruch der Beziehungen der USA zur WHO wird die Entstehung neuer Viren wahrscheinlicher machen, die noch tödlicher sein könnten als Sars-CoV-2. So könnte beispielsweise die Letalität von H5N1 (Vogelgrippe) 50-mal so hoch sein wie der von Sars-CoV-2, wenn nicht dringend Maßnahmen ergriffen werden, um Mutationen zu verhindern, die eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung möglich machen.

Fehlende Mittel für die WHO bedeuten, dass viele Programme, mit denen die Ausbreitung von Krankheiten wie Tuberkulose, HIV und Masern eingedämmt werden konnte, ineffektiv werden. Diese bisher eingedämmten Krankheitserreger würden sich wieder ausbreiten, vor allem in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen in Afrika, dem Nahen Osten und Asien, die auf die Programme der WHO angewiesen sind. Zudem könnten Viren wie das Ebola- und Marburg-Virus, die sich seit kurzem ausbreiten, ihren Weg in dichtbesiedelte Städte finden und sich von dort aus unkontrolliert über die ganze Welt ausbreiten.

Wofür die WHO ihre Mittel ausgibt [Photo: WHO]

Die weltweiten Bestrebungen zur Immunisierung haben in den letzten 50 Jahren mindestens 154 Millionen Menschenleben gerettet und sind jetzt in Gefahr. In dieser Zeit haben Impfungen gegen 14 Krankheiten (Diphterie, Hemophilus influenzae vom Tyb B, Hepatitis B, japanische Enzephalitis, Masern, Meningitis A, Keuchhusten, invasive Pneumokokken-Erkrankung, Polio, Rotavirus, Röteln, Tetanus, Tuberkulose und Gelbfieber) zu einer Verringerung der Kindersterblichkeit um weltweit 40 Prozent geführt, und auf dem gesamten afrikanischen Kontinent um über 50 Prozent.

Erwähnenswert ist eine Studie im Lancet von 2024, in der es heißt:

Die in dieser Studie modellierten Impfstoffe haben seit 1974 Schätzungen zufolge 154 Millionen Menschenleben gerettet, 95 Prozent davon waren Kinder unter fünf Jahren. Das entspricht neun Milliarden geretteten Lebensjahren, und wenn man den zusätzlichen Nutzen verringerter Morbidität berücksichtigt, wurden sogar 10,2 Milliarden gesunde Lebensjahre durch Impfungen gewonnen. Masernimpfungen haben dazu den größten Beitrag geleistet und werden es vermutlich weiterhin tun. Impfungen waren verantwortlich für fast die Hälfte des gesamten weltweiten Rückgangs der Kindersterblichkeit, in einigen Regionen sogar für den größten Teil der Verbesserung (siehe Anhang S. 8). Aufgrund der Impfungen der letzten 50 Jahre hat ein heute geborenes Kind eine 40 Prozent höhere Überlebenschance für jedes Jahr des Säuglings- und Kinderalters. Die verbesserte Überlebenswahrscheinlichkeit durch die Impfung von Säuglingen reicht über das 50. Lebensjahr hinaus – ein bemerkenswertes Ergebnis, wenn man die Pocken ausklammert und die zu erwartenden Verbesserungen durch Impfstoffe gegen humane Papillomviren (HPV), Grippe, Sars-CoV-2, Ebola, Mpox und andere Impfstoffe auf die Sterblichkeit von Erwachsenen unberücksichtigt lässt.

Allerdings fehlt einem von fünf Kindern der Zugang zu lebensrettenden Impfstoffen. Nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben im Jahr 2023 über 14,3 Millionen Kinder unter einem Jahr die empfohlenen Impfungen nicht erhalten. Das sind 2,7 Millionen mehr als im Jahr 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Fast alle diese Kinder leben in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, hauptsächlich in Afrika und Südostasien. Dazu gehören Angola, Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Indien, Indonesien, Nigeria, Pakistan, Sudan und Jemen. Der Gazastreifen und ganz Palästina fehlen auf dieser Liste noch.

Die Ernennung von RFK Jr. und die Hexenjagd auf Dr. Peter Daszak

Mit Trumps Ernennung des Impfgegners und professionellen Zerstörers des öffentlichen Gesundheitswesens, Robert F. Kennedy Jr., zum Gesundheitsminister wird jeder Beitrag der USA zur Forschung, Ausbildung und Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen wahrscheinlich der Vergangenheit angehören. Das öffentliche Gesundheitswesen wird von einem globalen Werkzeug zur Verbesserung des Wohlergehens der Bevölkerung zu einer Waffe der US-Sicherheitspolitik gemacht, und Impfstoffe, Medikamente und sogar Viren werden als Hebel zur Zwangsausübung benutzt.

In dieser Hinsicht ist es kein abwegiger Gedanke, auch die gesamte akademische Infrastruktur unter Druck zu setzen. Erinnert sei an die Äußerungen von David Feith, dem stellvertretenden Staatssekretär für ostasiatische und pazifische Angelegenheiten der ersten Trump-Regierung, bei der Heritage Foundation im Juli 2024. Dort hatte er die staatliche Finanzierung internationaler Forschung als Gefahr für die nationale Sicherheit verurteilt. Auf die Frage, wie eine solche Zusammenarbeit unter Kontrolle gebracht werden kann, hatte er hinzugefügt:

Man kann das auf verschiedene Weise über den Kongress und die Exekutive erreichen. Die US-Regierung kann eine Prüfung aller staatlich finanzierten biomedizinischen und damit verwandten Forschungen in China anordnen, die innerhalb einer streng einzuhaltenden Frist von einem Jahr durchgeführt werden muss. Damit kann sie die Vermutung begründen, dass diese Forschung aufgrund des Charakters des politischen Systems in China intransparent und unsicher ist und sich negativ auf die internationale wissenschaftliche Kooperation auswirkt... Sie würde im Wesentlichen eine Prüfung und eine widerlegbare Vermutung etablieren, die hoffentlich sehr dramatische Folgen bei der Reduzierung der Forschungszusammenarbeit mit China hätte, die die US-Regierung, die US-Universitäten und US-Konzerne nicht angemessen überwachen können.

Ein zentrales Element dieser antichinesischen Kampagne ist die Hexenjagd im Stil der McCarthy-Ära auf Wissenschaftler wie Dr. Peter Daszak, den ehemaligen Leiter der EcoHealth Alliance, wegen ihrer prinzipientreuen Zusammenarbeit mit China im Bereich der Pandemieprävention. Es ist beschämend, dass sich so viele Wissenschaftler tatenlos zugesehen und geschwiegen haben. Arbeiter und Jugendliche müssen Daszak und die wichtige Arbeit verteidigen, die er und andere leisten.

Die Ursprünge der WHO

Derzeit unterhält die WHO Büros auf der ganzen Welt, die in sechs Regionalbüros unterteilt sind: in Washington DC (die Panamerikanische Gesundheitsorganisation), in Kopenhagen (Regionalbüro für Europa), in Kairo (Regionalbüro für das östliche Mittelmeer), in Brazzaville (Regionalbüro für Afrika), in Neu-Delhi (Regionalbüro für Südostasien) und in Manila (Regionalbüro für den Westpazifik). Die WHO ist zwar die langlebigste internationale Agentur für öffentliche Gesundheit, aber nicht die erste.

Die Entstehung des öffentlichen Gesundheitswesens als Disziplin war eng mit dem wachsenden Klassenkampf im Umfeld der Industriellen Revolution des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts verknüpft. In dieser Periode wuchsen die Bevölkerungszentren rapide an, was die Auswirkungen übertragbarer Krankheiten verstärkte. Daher litten die ärmsten Teile der Arbeiterklasse unter hoher Kindersterblichkeit und Hoffnungslosigkeit.

Im Jahr 1851 fand in Paris die erste Internationale Hygienekonferenz statt. Zwölf Länder nahmen daran teil und sandten Ärzte und Diplomaten, die darüber diskutierten, wie sich die Ausbreitung von Gelbfieber, Cholera und Pest eindämmen ließ. Vor allem hatten sich die bestehenden nationalen Maßnahmen als unzureichend erwiesen, um die Choleraepidemie einzudämmen, die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts in Europa wütete und den Handel schwer beeinträchtigte. Viele der Händler, die die Hauptlast der Quarantänemaßnahmen trugen, drängten ihre Regierung, ein internationales Vorgehen zu unterstützen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ermöglichten Fortschritte in der Keimtheorie und der Medizin wirksamerer Formen der Krankheitsvorbeugung. Publikationen über Krankheiten führten zur Entstehung internationaler Klassifizierungssysteme, die den Beschäftigten des Gesundheitswesens an vorderster Front halfen. Im Jahr 1902 wurde die Panamerikanische Gesundheitsorganisation als Reaktion auf eine Gelbfieberepidemie in der westlichen Hemisphäre gegründet.

Die anfängliche Entwicklung der öffentlichen Gesundheitserziehung als geplante Disziplin hing von der Wohltätigkeit der Reichen ab. So half die 1913 gegründete Rockefeller Foundation dabei, die Fakultäten für öffentliche Gesundheit in Harvard und am Johns Hopkins Institute zu gründen. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Grippepandemie 1918, in der sich weltweit mehr als 500 Millionen Menschen infizierten und mehr als 50 Millionen starben, wurde 1920 der Gesundheitsausschuss und die Gesundheitsabteilung des Völkerbunds gegründet.

Bis 1928 wurden die ersten Antibiotika entdeckt, die ab 1942, in den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs, erstmals in großem Umfang zur Behandlung von Infektionen eingesetzt wurden. Zu dieser Zeit wurde in Zentralafrika erstmals ein Immunschwächevirus von Affen auf Menschen übertragen. Eine mutierte Form dieses Virus wurde später als menschliches Immunschwächevirus identifiziert.

Nach dem Krieg wurde 1943 das Hilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Relief and Rehabilitation) gegründet, um auf die Bedürfnisse von Kriegsopfern einzugehen. UNICEF wurde 1946 gegründet, um Kinder zu versorgen, deren Länder durch den Krieg zerstört wurden. Zwei Jahre später wurde die WHO unter der Schirmherrschaft der UN gegründet.

Im Jahr vor der Gründung der WHO gab es in Ägypten einen schrecklichen Ausbruch der Cholera, bei dem mehr als 20.000 Menschen getötet wurden, und der einer internationale Resonanz auslöste. Gleichzeitig gründeten die USA das National Malaria Eradication Program, um die in den südöstlichen Bundesstaaten weit verbreitete Krankheit auszurotten.

Die WHO entstand auf dem Höhepunkt der kapitalistischen Errungenschaften in der Nachkriegszeit, als die Angst vor einer sozialistischen Weltrevolution die herrschenden Klassen beherrschte. Die Entwicklung einer breit angelegten internationalen Organisation für öffentliche Gesundheit erschien als kluge Investition gegen die Gefahr, die von der internationalen Arbeiterklasse ausging.

Die Entwicklung bis zur Gründung der WHO wurde von vielen ihrer Teilnehmer als unvermeidlicher und notwendiger Ausdruck der globalen Entwicklung von Wissenschaft und öffentlichem Gesundheitswesen angesehen. Ihre Aktivitäten blieben jedoch innerhalb der Grenzen des Imperialismus und des nationalstaatlichen Systems, das untrennbar mit dem Kapitalismus verbunden ist. Obwohl die progressive Arbeit der Organisation zur Ausrottung der Pocken führte und die Kinderlähmung an den Rand der Ausrottung brachte, ist sie den Widersprüchen des Weltkapitalismus zum Opfer gefallen.

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