Demonstration der SEP in Sri Lanka gegen amerikanisch-israelischen Krieg im Libanon

Die Socialist Equality Party (SEP) in Sri Lanka veranstaltete am vergangenen Dienstag in der Hauptstadt Colombo eine Demonstration und eine öffentliche Versammlung gegen die amerikanisch-israelische Militäroffensive im Libanon. Der Protest fand in einer angespannten Atmosphäre statt, da derzeit die Auseinandersetzungen zwischen dem srilankischen Militär und den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) im Osten der Insel eskalieren. Während die Demonstranten durch die Stadt zogen, explodierte im Süden Colombos eine Bombe, die zwei Menschen in den Tod riss und sechs weitere schwer verwundete.

Knapp 100 Mitglieder und Anhänger der SEP, Arbeiter, Studenten und Jugendliche nahmen an der Demonstration teil, die um 15 Uhr begann. Sie trugen Transparente und Plakate mit Aufschriften wie "Rückzug der israelischen Truppen aus dem Libanon ", "Stoppt die amerikanisch-israelische Invasion im Libanon", "Kämpft für eine Vereinigte Sozialistische Republik im Nahen Osten" "Stoppt die Kriegsvorbereitungen gegen Syrien und den Iran", aber auch "Rückzug der srilankischen Truppen aus dem Norden und Osten", "Baut die SEP auf" und "Baut das Internationale Komitee der Vierten Internationale auf".

Während des Protestes verteilten SEP-Mitglieder hunderte von Flugblättern in singhalesischer und tamilischer Sprache mit Erklärungen der WSWS-Redaktion zum Libanonkrieg. Eine halbstündige Blockade des Lipton Circle am Rathaus von Colombo ließ Tausende arbeitender Menschen auf den Protest aufmerksam werden.

Am Ende der Demonstration nahmen mehr als 150 Menschen an einer Veranstaltung der SEP im Auditorium der öffentlichen Bibliothek von Colombo teil. Die Versammlung wurde von K. Ratnayake geleitet, einem Mitglied im Parteivorstand der SEP und der Internationalen Redaktion der WSWS. Ratnayake erklärte, dass die Demonstration und das Treffen nicht nur dazu diene, die amerikanisch-israelische Invasion im Libanon zu verurteilen. "Unser Ziel besteht darin, den arbeitenden Menschen eine Perspektive zu geben", sagte er. Er verwies auf die Analysen zu den Kriegszielen Israels und der Vereinigten Staaten, die täglich auf der WSWS erscheinen.

Ratnayake machte darauf aufmerksam, dass der srilankische Präsident Mahinda Rajapakse, der viele Jahre Vorsitzender der Palästina-Solidaritätsorganisation war und sich immer wieder als "Freund der arabischen Menschen" bezeichnete, bislang keine Stellungnahme zum Libanonkrieg und der brutalen israelischen Offensive im Gazastreifen und Westjordanland abgegeben hat. "Er kümmert sich vor allem darum, amerikanische Unterstützung für seinen so genannten 'Krieg gegen den Terrorismus' gegen die LTTE hier im Lande zu erhalten", sagte Ratnayake.

SEP-Vorstandsmitglied Vilani Peiris sprach darüber, wie ungerührt und kaltherzig die südostasiatischen Regierungen auf das Elend von zehntausenden Gastarbeitern aus Sri Lanka, Indien, Pakistan und Bangladesch reagieren, die im Libanon festsitzen. Im staatlichen Fernsehen gab der srilankische Arbeitsminister Athavuda Seneviratna zu, dass nur 4.000 von insgesamt 93.000 srilankischen Arbeitern evakuiert wurden. Er erklärte unverblümt, diese Arbeiter seien eine wichtige Devisenquelle für Sri Lanka und er wolle nicht, dass alle von ihnen zurückkehrten. Seneviratna gab bekannt, dass er stattdessen lieber noch weitere 400.000 srilankische Arbeiter in die Region senden würde.

M. Thevarajah, ein weiteres SEP-Vorstandsmitglied, sagte, dass der israelische Krieg, der die volle amerikanische Rückendeckung genießt, eine Fortsetzung der von Amerika angeführten Militäraggressionen in Afghanistan und dem Irak darstellt. Er zog auch eine Verbindung zwischen Rajapakses Schweigen zum Krieg und der Militäroffensive seiner eigenen Regierung im Osten Sri Lankas: "Rajapakse kann sich nicht gegen diesen Krieg aussprechen, weil seine Regierung die in Israel gebauten Kfir-Kampfflugzeuge einsetzt, um unschuldige Tamilen und Muslime in der Gegend von Muttur und Sampur ebenso zu bombardieren, wie dies Israel im Libanon tut."

Der SEP-Vorsitzende Wije Dias, der ebenfalls der Internationalen WSWS-Redaktion angehört, betonte, der Libanonkrieg stelle eine wichtige Etappe beim amerikanischen Streben nach Weltherrschaft dar. "Die Vereinigten Staaten benutzen das zionistische Regime in Israel als Mittel, um ihre imperialistischen Ziele zu erreichen. Indem sie die israelische Regierung ermuntert, ihre expansionistischen Ambitionen zu verfolgen, weitet die Bush-Regierung ihre aggressive Politik über den Irak und den Libanon aus, um Syrien und den Iran zu unterwerfen und die vollständige Kontrolle über die ölreiche Region im Nahen Osten zu erlangen", sagte er.

Dias ging auch auf den falschen Vorwand ein, den Israel als Rechtfertigung für die Aggression angibt - die Entführung zweier israelischer Soldaten - und erklärte, dass der Krieg von langer Hand geplant worden sei. Er wies auch darauf hin, dass immer mehr Menschen weltweit, auch in Israel, die zugrunde liegende imperialistische Strategie erkennen würden. In vielen Erdteilen hätten Arbeiter und Jugendliche an Demonstrationen teilgenommen, um die Angriffe auf die Palästinenser im Gazastreifen und die Invasion im Libanon zu verurteilen.

Dias machte auf Parallelen aufmerksam, die zwischen dem Verhalten der Vereinigten Staaten und Israels im Libanon sowie der Eskalation des Bürgerkriegs in Sri Lanka unter der Regierung Rajapakse bestehen.

"Auch hier bildete eine Lüge den Vorwand für einen Neubeginn des Krieges. Die srilankische Regierung hängt sich einen humanitären Mantel um und wirft der LTTE vor, die Wasserschleuse in der Region Mavilaru geschlossen zu haben, die die Bauern vor Ort mit Wasser versorgt. Diese Regierung hat ebenso wie ihre Vorgängerinnen die Grundbedürfnisse der Menschen in dieser Region vernachlässigt. Plötzlich jedoch sind sie aufgewacht, um die 'humanitären Bedürfnisse' der Menschen zu befriedigen."

Dias wies darauf hin, dass die Regierung und ihre Armee mit Absicht eine Gelegenheit für eine Verhandlungslösung verstreichen ließen, die etwa 10 Tage vor Wiederaufnahme der bewaffneten Kämpfe gegeben war. Selbst nach vier Tagen blutiger Kämpfe in Muttur, bei denen mehr als 100 Menschen starben und mehr als 40.000 zur Flucht gezwungen wurden, weigerte sich das Militär, seine Angriffe einzustellen, als die LTTE ihren Rückzug aus Muttur und die Öffnung der Wasserschleuse anbot.

Der Wunsch der Rajapakse-Regierung, den Bürgerkrieg erneut zu entfachen, erklärte Dias, sei verbunden mit der wachsenden Feindseligkeit, die der Regierung unter Arbeitern und Bauern entgegenschlage; mit den zunehmenden Klassenkämpfen, die sich auch auf Schlüsselbereiche der Wirtschaft wie das Stromversorgungsunternehmen, die Häfen und das Ölunternehmen erstrecken; sowie mit der sich verschlimmernden Wirtschaftskrise.

Zusammenfassend sagte er: "Die SEP besteht darauf, dass die Arbeiterklasse eine Perspektive und ein Programm braucht, um dem Krieg in Sri Lanka und der imperialistischen Aggression weltweit Einhalt zu gebieten. Dieses Programm muss unverbrüchlich mit der Abschaffung sozialer Ungleichheit verbunden sein. Solch eine Perspektive muss einen bewussten Kampf für die Vereinigung der Bewegung arbeitender Menschen gegen den Imperialismus und für eine internationale sozialistische Lösung einschließen."

Nach dem Treffen sprachen mehrere Studenten mit der WSWS. Ein älterer Student vom Arbeiterbildungsinstitut der Universität Colombo betonte: "Es ist wichtig, dass Veranstaltungen wie dieses organisiert werden. Ich weiß jetzt viel mehr über die Fragen, um die es im Libanonkrieg geht, insbesondere über die geopolitischen Interessen, die Amerika verfolgt. Das Treffen hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass ich mir eine Meinung zur weltpolitischen Lage bilden kann."

Zwei Studenten von der Kunsthochschule Sri Lankas sagten: "Dies ist das erste Mal, das wir auf eine Versammlung mit derartigem politischen Niveau gestoßen sind. Es war eine neue interessante Erfahrung. Wir waren besonders beeindruckt von den Parallelen, die zwischen dem Kriegsvorwand und der weiteren Entwicklung nach der Libanon-Invasion einerseits sowie dem Mavilaru-Zwischenfall in Sri Lanka andererseits gezogen wurden. Jetzt ist uns viel klarer, warum man internationale Ereignisse verfolgen sollte, um lokale politische Entwicklungen zu verstehen."

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