Nationale Front lanciert in Paris gewalttätige Provokation

Sympathisanten der rechtsextremen Nationalen Front (FN) griffen vor einer Woche in einer stark frequentierten Arbeitergegend im Nordosten von Paris ihre politischen Gegner wie auch unbeteiligte Passanten an und verletzten mehrere Personen krankenhausreif.

Es war am 2. Juni, eine Woche vor dem ersten Wahlgang der Parlamentswahlen, als zwei FN-Kandidatinnen, umringt von 30 bis 40 stämmigen Sympathisanten, etwa um halb zwölf ihre Runde auf dem Wochenmarkt des 20. Arrondissements drehten. Wie Le Monde berichtete, lösten sich drei der "Gorillas" aus der Gruppe und bauten sich feixend und drohend vor dem Stand von Catherine Gégoud, einer Kandidatin der Französischen Kommunistischen Partei (KPF) auf. "Sie rissen unsere Poster herunter und zerfetzten sie, dann griffen sie unsern Stand an", berichtete Gégoud.

Sie griffen auch Mitglieder und Unterstützer der Ligue Communiste Révolutionnaire (LCR), die antifaschistische Gruppe Ras l'front und die Alternativen Libertären an. Die gleiche Quelle zitierte einen LCR-Unterstützer, der sagte: "Sie rissen mir die Zeitungen weg. Ich protestierte; da erhielt ich einen Faustschlag ins Gesicht. Und schon stürzte sich das Gros ihrer Truppe auf uns." Sie griffen auch eine Frau an, die sich geweigert hatte, ein FN-Flugblatt anzunehmen.

"Das war sehr schnell und sehr brutal", erklärte ein Mitglied von Ras l'front der Presse. "Sie hatten große Tränengasbomben. Damit besprühten sie uns sofort aus allernächster Nähe."

Nicht einmal Kinder waren vor ihnen sicher. Eine Frau war gerade mit ihren zwei kleinen Kindern und einem fünf Monate alten Baby beim Einkaufen: "Jemand schrie: ‚Passt auf, da sind Kinder!‘ Es nützte nichts. Das Baby wurde mit Reizgas besprüht. Ich bin weggerannt. Dann holten mich Leute ein, um das Baby ins Krankenhaus zu bringen."

Augenzeugen waren von dem Geschehen tief betroffen. Ein 38-jähriger Lehrer, der mit seiner Frau und kleinen Tochter vorbeikam, erzählte: "Wir sind immer noch ganz schockiert. Die FN-Typen waren überall. Die Aggressivität in der Luft war mit Händen zu greifen. Als sie ihre Gasbomben rauszogen, schrie ich auf. Sofort wandten sich zwei von ihnen gegen mich."

Die Website von Ras l'front berichtete, dass die Polizei es zuließ, dass einer der Aggressoren still und heimlich verschwinden konnte, obwohl er von mehreren Zeugen identifiziert worden war, und dass sie derart lange brauchten, um die Beschwerden gegen die Nationale Front zu Protokoll zu nehmen, dass einige der Opfer, darunter auch Verletzte, schon weg waren. Aber: "Sie protokollierten die wilden und verlogenen Beschwerden der Front-Mitglieder."

Noch am gleichen Abend veröffentlichte die Nationale Front ein Communiqué mit der Behauptung, ihre Mitglieder seien gewaltsam angegriffen worden, als sie den Markt verlassen wollten. Ein FN-Mitglied erklärte, die Antifaschisten hätten sich gegenseitig mit Tränengas besprüht.

Siehe auch:
Versammlung der Sozialistischen Partei enthüllt politisches Vakuum auf der Linken
(10. Juni 2002)
Die Ligue Communiste Révolutionnaire verteidigt ihren Opportunismus
( 11. Juni 2002)
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