Sri Lanka:

Appell des Aktionskomitees der Balmoral Plantage an alle Arbeiter

Der folgende Appell wurde von Arbeitern der Balmoral-Teeplantage in Agarapathana an Arbeiter auf allen Tee-, Gummi- und Kokosplantagen in Sri Lanka gerichtet, ihrem Beispiel zu folgen, den aktuellen Lohntarifvertrag abzulehnen. Sie werden ermutigt, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen und Aktionskomitees unabhängig von sämtlichen Gewerkschaften zu bilden.

Das Aktionskomitee der Balmoral-Plantage wurde vergangene Woche mit der politischen Unterstützung der Socialist Equality Party (SEP) gegründet. Das Komitee verabschiedete den Aufruf am Sonntag einstimmig und beschloss, ihn in tamilisch und singhalesisch auf anderen Plantagen und in anderen Fabriken und Betrieben zu verbreiten.

Wie der Aufruf erklärt, war die Entscheidung, das Aktionskomitee zu gründen, das Resultat bitterer Erfahrungen mit sämtlichen Gewerkschaften - mit denjenigen, die den Vertrag mit den Unternehmern über einen Armutslohn von 405 Rupien (3,50 Dollar) abgeschlossen haben, und auch mit denen, die ihn angeblich ablehnten. 2006 hatten die Gewerkschaften, die das vom Ceylon Workers Congress (CWC) ausgehandelte Abkommen angeblich ablehnten, mit dabei geholfen, eine breite Streikbewegung abzuwürgen. Sie ermöglichten der Regierung und den Unternehmern damit, das Abkommen durchzusetzen.

Die mutige Haltung der Arbeiter der Balmoral-Plantage hat eine große Bedeutung für die Arbeiterklasse auf der gesamten Insel und international. Die Verwandlung der Gewerkschaften in die Polizei der Regierung und der Unternehmer in den Betrieben ist ein weltweiter Prozess. Unter den Bedingungen globalisierter Produktion hören die Arbeiter überall von den Regierungen, Unternehmern und Gewerkschaften, dass sie Opfer bringen müssen, um "international konkurrenzfähig" bleiben zu können.

In Sri Lanka haben die Gewerkschaften nicht nur die Forderungen der Unternehmer durchgesetzt, sondern die Arbeiterklasse auch dem rassistischen Krieg der Regierung gegen die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) untergeordnet. Als die Plantagenarbeiter 2006 in den Streik traten, beschuldigte Präsident Mahinda Rajapakse sie, die nationale Sicherheit zu unterhöhlen und die "Tiger-Terroristen" zu unterstützen. Nach dem Sieg über die LTTE im Mai führt die Regierung nun einen "Wirtschaftskrieg" im Interesse der Unternehmen, um die Last der Wirtschaftskrise der arbeitenden Bevölkerung aufzuladen.

Auf dem Treffen des Aktionskomitees der Balmoral-Plantage am Sonntag äußerten Arbeiter zu Recht die Sorge, dass die Regierung und die Unternehmer mit der Unterstützung der Gewerkschaften zu Unterdrückungsmaßnahmen greifen könnten. In Sri Lanka ist im Verlauf des Krieges ein massiver Polizeistaatsapparat aufgebaut worden. Die Verachtung der Regierung für demokratische Rechte zeigt sich in der unbefristeten Internierung von 250.000 tamilischen Zivilisten, die im Mai vor den Kämpfen geflohen sind. Polizei und Gewerkschaftsschläger haben schon jetzt in Hatton und Bogawanthalawa Arbeiter, die gegen den Tarifabschluss demonstrierten, angegriffen.

Die Arbeiter der Balmoral-Plantage dürfen nicht allein gelassen werden. Wir fordern alle Arbeiter auf den Plantagen und der gesamten Insel auf, diese Arbeiter mit Botschaften und Resolutionen zu unterstützen, und vor allem ihrem Beispiel zu folgen und im Kampf für ihre Rechte unabhängige Aktionskomitees aufzubauen. Die SEP verspricht ihre volle Unterstützung und politische Hilfestellung in diesem Kampf.

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Wir, die Arbeiter der Balmoral-Plantage in Agarapathana, haben unser eigenes Aktionskomitee gegründet, um für unsere Rechte zu kämpfen. Wir fordern die Arbeiter überall auf den Plantagen und in anderen Teilen der Industrie auf, das Gleiche zu tun.

Wir haben diesen Schritt unternommen, weil wir kein Vertrauen mehr in die Gewerkschaften haben, die uns immer und immer wieder ausverkauft haben. Alle Plantagengewerkschaften arbeiten mit den Unternehmern und der Regierung zusammen, um uns zu zwingen, für zwei weitere Jahre Hungerlöhne zu akzeptieren.

Der Ceylon Workers Congress (CWC), die Lanka Jathika Estate Workers Union (LJEWU) und das Joint Plantation Trade Union Committee (JPTUC) haben hinter unserem Rücken ein Abkommen mit den Unternehmern über einen maximalen Tageslohn von 405 Rupien für die nächsten zwei Jahre abgeschlossen. Als die ursprüngliche Forderung von 750 Rupien gestellt wurde, hat uns niemand gefragt, auch nicht, als die Forderung auf 500 Rupien gesenkt wurde, geschweige denn, als ein noch niedrigerer Abschluss akzeptiert wurde.

Die anderen Gewerkschaften wie die Up-country Peoples Front (UPF) und die All Ceylon Plantation Workers Union (ACPWU) sind angeblich gegen diesen Ausverkauf. Aber sie tun einfach das, was sie schon 2006 getan haben - nämlich jede unabhängige Aktion der Arbeiter blockieren und gleichzeitig ihre eigenen Gespräche mit der Regierung und den Unternehmen hinter verschlossenen Türen weiter führen.

Diese Gewerkschaften sind Teil des politischen Establishments in Colombo. UPF-Führer Chandrasekaran ist Minister in der Regierung und stimmt mit deren Politik überein, die Arbeiter für die gegenwärtige Wirtschaftskrise bezahlen zu lassen. Die ACPWU ist mit der JVP [Janatha Vimukthi Peramuna] liiert, die Präsident Rajapakse ins Amt verholfen hat, seinen anti-tamilischen Krieg und seine Militärhaushalte unterstützt hat und auch jetzt für seine drakonischen Notstandsgesetze stimmt.

Chandrasekaran fordert Präsident Rajapakse auf, in der Auseinandersetzung zu vermitteln. Aber als Rajapakse 2006 eingriff, forderte er die Gewerkschaften auf, das Abkommen des CWC zu akzeptieren, was sie auch pflichtschuldigst taten. Sie sagten, sie hätten nichts anderes tun können. Und sie werden das gleiche wieder tun. Die Regierung hat schon jetzt alle Gewerkschaften aufgefordert, den 405-Rupien-Abschluss zu akzeptieren. Als Arbeiter in Bogawanthalawa gegen den Abschluss demonstrierten, schickte die Regierung Polizei, die Tränengas einsetzte und scharf über die Köpfe schoss.

Arbeiter können den Gewerkschaften nicht mehr trauen, die als Polizei der Regierung und der Unternehmer in den Betrieben agieren. Wir sagen: die Arbeiter müssen sich überall auf ihre eigene unabhängige Stärke verlassen. Deshalb fordern wir die Arbeiter auf anderen Plantagen, in anderen Fabriken, Schulen und Krankenhäusern auf, ihre eigenen, von den Gewerkschaften unabhängigen Aktionskomitees aufzubauen. Wir kommen alle nicht mehr mit unserem Geld aus.

Im Rahmen der undemokratischen, repressiven Struktur der Gewerkschaften ist es nicht mehr möglich, gegen die Angriffe auf Arbeitsplätze, Löhne und die Lebensbedingungen zu kämpfen. Wir schlagen stattdessen vor, eine Konferenz aus Delegierten der Aktionskomitees einzuberufen, um unsere Forderungen in der Diskussion herauszuarbeiten und eine Kampagne zu entwerfen, mit der für sie gekämpft wird. Wir sind auch der Meinung, dass diese Forderungen weit über eine Lohnerhöhung hinausgehen sollten. Wir müssen für ein Ende des ausbeuterischen Tagelöhnersystems kämpfen und für einen garantierten Monatslohn, von dem wir und unsere Familien leben können. Es muss auch um Wohnungen, Schulen, medizinische Versorgung und andere lebenswichtige Bedürfnisse gehen.

Bei diesem Kampf geht es um mehr als nur um Streikaktionen. Wir wissen, dass wir in einem politischen Kampf gegen die Regierung, die Unternehmer und vor allem gegen die Gewerkschaften stehen. Wir haben die Erklärung der Socialist Equality Party zum Lohnkampf gelesen und stimmen damit überein. Wir fordern auch andere Arbeiter auf, die Fragen, die dadurch aufgeworfen werden, zu studieren und sich ernsthaft mit ihnen zu beschäftigen. (Siehe auch: "A socialist program for Sri Lankan plantation workers")

Die Erklärung weist darauf hin, dass Arbeitern in ganz Sri Lanka wie auf der gesamten Welt erklärt wird, dass sie die Last des globalen Wirtschaftszusammenbruchs tragen sollen. Aber wir sind nicht dafür verantwortlich und sollten nicht für eine Krise zahlen, die von dem anarchischen Profitsystem verursacht wurde. Wir müssen uns mit Arbeitern überall zusammentun, um für eine Gesellschaft zu kämpfen, die auf sozialistischen Prinzipien aufgebaut ist, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen und nicht die einer dünnen Schicht von Reichen. Schließlich produzieren in Wirklichkeit die Arbeiter den gesamten Reichtum der Gesellschaft.

Wir appellieren insbesondere an unsere singhalesischen Klassenbrüder und -schwestern. Viel zu lange schon haben uns die Regierung und alle etablierten Parteien mit ihrer rassistischen Politik gespalten. Wir stehen alle vor den gleichen Klassenproblemen: unaufhörliche Angriffe der Regierung und der Unternehmen auf unseren Lebensstandard. Zuerst sollten wir Opfer für ihren Krieg bringen, jetzt fordert die Regierung, wir sollen Opfer für "den Aufbau der Nation" bringen. Aber das bedeutet lediglich, noch mehr Opfer für die reiche Elite zu bringen, die den größten Teil des nationalen Reichtums besitzt.

Wir warnen schon jetzt, dass die Rajapakse-Regierung nicht zögern wird, polizeistaatliche Maßnahmen gegen die Arbeiterklasse einzusetzen. Während des Kriegs beschimpfte Rajapakse streikende Hafenarbeiter, Plantagenarbeiter, Lehrer und Beschäftigte der Universitäten sowie protestierende Studenten und Bauern als Verräter an der Nation. Jetzt wird die Regierung genauso rücksichtslos gegen jeden vorgehen, der sich dem "Wirtschaftskrieg", den sie in die Wege geleitet hat, in den Weg stellt und ihre Wirtschaftspläne und die Interessen der Unternehmen gefährdet.

Wir können nicht alleine kämpfen. Wir rufen alle Arbeiter auf, eigene Aktionskomitees zu bilden und unseren Aufruf sowie die Erklärung der SEP so weit wie möglich zu verbreiten, uns und die SEP zu kontaktieren, und in Vorbereitung auf eine Konferenz, die die nächsten Schritte beschließen soll, Delegierte zu wählen.

Siehe auch:
Die politische Bedeutung des Aktionskomitees auf der Balmoral Teeplantage
(2. Oktober 2009)

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