SEP (Sri Lanka) bestattet Genossin Piyaseeli Wijegunasingha

Etwa 500 Menschen wohnten am 6. September der Bestattung von Genossin Piyaseeli Wijegunasingha, Mitglied der Socialist Equality Party (SEP) von Sri Lanka bei. Unter ihnen befanden sich Vertreter der Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI), Mitglieder und Unterstützer der SEP, Familienangehörige, Universitätskollegen der Verstorbenen sowie Studenten der Universität von Colombo, Intellektuelle, Filmschaffende und Künstler.

David North, Vorsitzender der internationalen Redaktion der World Socialist Web Site und Nationaler Vorsitzender der amerikanischen SEP übermittelte die Beileidsbekundung des IKVI und nannte Piyaseelis Tod einen „unersetzlichen Verlust“. „Nicht nur zur Bekundung unserer Trauer haben uns hier versammelt, sondern um einen außergewöhnlichen Menschen zu ehren, dessen Leben viel zu früh zu Ende gegangen ist…Bis zu dem Zeitpunkt, als Piyaseeli ins Krankenhaus kam, war sie intellektuell und politisch tätig,“ bemerkte North.

Nach einem als Trotzkistin geführten Leben, verstarb die Ehefrau des Generalsekretärs der SEP, Wije Dias, am Morgen des 2. September im Alter von 67 Jahren unerwartet nach einer Brustkrebsoperation in einem Krankenhaus in Colombo.

In Sri Lanka nahm Piyaeeli führend am Kampf für marxistische Literaturkritik teil. Über vier Jahrzehnte lang gehörte Sie dem Lehrkörper des Singhalesischen Instituts der Universität Colombo an. Sie hatte eine Professur inne und war seit 1997 Dekanin am Institut für Singhalesische Literatur, im Januar letzten Jahres ging sie in Rente.

In praktisch jeder Zeitung in Sri Lanka gab es Artikel über Piyaseelis Tod, ein Hinweis auf den großen Einfluss und die Bedeutung ihrer Arbeit. Einige Zeitungen erläuterten ihre politische Perspektive und ihre Bedeutung als Kunst- und Literaturkritikerin in ausführlichen Artikeln. Auch die nationale Fernsehanstalt Rupavahini berichtete über ihren Tod.

Trauergäste beim Betrachten von Piyaseelis Veröffentlichungen Trauergäste beim Betrachten von Piyaseelis Veröffentlichungen

Hunderte Menschen erwiesen Piyaseeli in der Jayaratna-Trauerhalle die letzte Ehre, wo ihr Leichnam vom 2. September bis zum Tag der Beerdigung aufgebahrt war. Viele schrieben sich in das Kondolenzbuch ein und drückten damit ihre Hochachtung für ihre Arbeit als Trotzkistin, Literaturkritikerin und außergewöhnliche Lehrerin aus.

Piyaseelis Bücher über marxistische Literaturkritik, auch ihre Werke über Kunst sowie ihre Übersetzungen der Arbeiten von Leo Trotzki und des Internationalen Komitees der Vierten Internationalen lagen aus. An ihren Seiten lagen Kränze vom IKVI und seinen Sektionen. Die Annahme eines Kranzes, der von einem Beamten der Armee im Namen des Präsidenten von Sri Lanka, Mahinda Rajapakse, in der Trauerhalle abgegeben werden sollte, verweigerte die SEP dagegen.

Wije Dias Wije Dias

Die Bestattung fand nach dem Trauerzug von der Trauerhalle zum Zentralfriedhof von Colombo statt. Wije Dias, der die Beisetzungszeremonie leitete, dankte den Vertretern der internationalen trotzkistischen Bewegung, den Mitgliedern der SEP und deren Unterstützern, sowie allen anderen für ihre Anwesenheit und ihre letzte Ehrerweisung.

David North kam in seiner Rede auf einen Artikel zu sprechen, den Piyaseeli 1983 geschrieben hatte, als der Bürgerkrieg in dem Land schon ausgebrochen war. Es war eine Replik auf Professor Karlo Fonseka vom Medizinischen Kolleg in Colombo, nach dessen Aussage Gewalt biologisch in der menschlichen Persönlichkeit verwurzelt sein soll. Piyaseelis Antwort darauf war: „Gewalt erwächst grundsätzlich nicht aus der menschlichen Persönlichkeit, sondern aus den in der Gesellschaft existierenden Widersprüchen. Nur durch deren Überwindung ist eine Lösung möglich.“

North merkte dazu an: “Tatsächlich antwortete sie nicht nur auf einen intellektuellen Gegenspieler in Sri Lanka, sondern auf eine verbreitete internationale Tendenz, die pessimistische und zutiefst reaktionäre Ansichten über die Gesellschaft und die menschliche Natur pflegt….Wenn die Gewalt den Widersprüchen der menschlichen Gesellschaft entspringt, dann kann der Gewalt auch durch Umgestaltung der Gesellschaft ein Ende gesetzt werden.

“Diese Argumentation gegen die Gewalt und den Bürgerkrieg in Sri Lanka beweist, dass ihr Mut aus intellektueller und moralischer Stärke resultierte. Piyaseeli war eine revolutionäre Optimistin. Sie hatte einen starken Glauben in die Möglichkeiten der Menschen zur Veränderung der Gesellschaft.“

North schloss seine Ansprache mit der Aussage, dass Piyaseeli als “Inspiration für die internationale Arbeiterklasse fortleben wird”.

Weitere internationale Repräsentanten waren Linda Levin, stellvertretende Nationale Sekretärin der australischen SEP und Peter Symonds von der SEP (Australien). Ebenso nahmen Athiyan, als Vertreter der tamilischen Unterstützer des IKVI in Frankreich und Deutschland sowie Arun Kumar, ein Unterstützer des IKVI aus Indien teil.

Bei der Beisetzung Bei der Beisetzung

Als Linda Levin Piyaseelis Ehemann, Wije Dias, dem Sohn und der Schwiegertochter und ihrer Enkelin die Anteilnahme der Mitgliedschaft der australischen Sektion des IKVI aussprach, sagte sie, Piyaseeli habe zu der hervorragenden Generation in Sri Lanka gehört, die in den frühen 1960er Jahren für den Trotzkismus gewonnen wurde. „Sie wurde von den hohen Idealen, Prinzipien und Perspektiven des revolutionären Internationalismus angezogen. Sie widmete dann unter gewaltigen politischen und persönlichen Schwierigkeiten und Herausforderungen den Rest ihres Lebens dem Kampf für diese Prinzipien und Perspektiven, in ihrem Beruf, in der Arbeiterklasse und der Jugend Sri Lankas.“

Levin erklärte, Piyaseeli sei eine “zutiefst künstlerische Persönlichkeit, von phantastischer Würde und Haltung, Anstand und Herzenswärme“ gewesen, bei gleichzeitig „brillantem Intellekt, eiserner Entschlossenheit und Mut im Kampf für ihre Überzeugungen. Sie hat für den marxistischen Materialismus und gegen religiöse und idealistische Ideologien und ihren Einfluss auf die Literatur gekämpft. In der Hochschule setzte sie sich daneben für die Verteidigung der Rechte ihrer Kollegen und Studenten ein.

Levin ging außerdem auf Piyaseelis Artikel über Kunst für die World Socialist Web Site ein, in denen sie große Sensibilität gegenüber „den destruktiven Auswirkungen des jahrzehntelangen Bürgerkriegs, der Gewalt und der endlosen Propaganda für Nationalismus und Kommunalismus auf die gesellschaftlichen Bedingungen in Sri Lanka aufbrachte.“ In einer Besprechung des Films Pavuru Valalu (Innere Mauern) des Filmemachers Prasanna Vithanage schrieb sie: „Pavuru Valalu zeigt die geistige Agonie, die Männern und Frauen gleichermaßen, in kapitalistischen Gesellschaften im Allgemeinen und in unterentwickelten kapitalistischen Ländern im Besonderen durch bestehende soziale und familiäre Ordnungen aufgezwungen wird.“

Piyaseeli hatte ihre Rezension mit einer Passage geschlossen, die Leo Trotzki 1940 wenige Wochen vor seiner Ermordung geschrieben hatte. „Natascha (Nadeshda) ist eben aus dem Hof ans Fenster gekommen und hat es geöffnet, damit die frische Luft besser in mein Zimmer kommt. Ich kann den leuchtend grünen Streifen Gras neben der Mauer sehen, auch den klaren blauen Himmel über der Mauer, überall scheint die Sonne. Das Leben ist wunderschön. Mögen die kommenden Generationen es von allem Üblen, von Unterdrückung und Gewalt befreien und es in aller Fülle genießen.“

Levin erklärte dazu: „Diese Worte sind…eine starker Ausdruck der Haltung, die Genossin Piyaseelis Leben und Werk bestimmte.“

Teilnehmer an der Bestattung Teilnehmer an der Bestattung

 

Wije Dias verlas die Beileidsbriefe von Ulrich Rippert und Peter Schwarz namens der Partei für Soziale Gleichheit (PSG) von Deutschland, von Chris Marsden von der SEP in Großbritannien und von Keith Jones, der für die kanadische SEP kondolierte.

Athiyan überbrachte die Beileidsbekundungen der IKVI-Genossen und Unterstützer aus Frankreich. „Es ist überaus traurig, eine besonders wichtige und brillante Genossin in einem historisch entscheidenden Moment zu verlieren. Dass wir heute hier sind, verdanken wir dem machtvollen politischen und theoretischen Kampf den Piyaseeli und andere Genossen der RCL in den 1960er Jahren geführt haben“, sagte er.

“Wir gehen in eine entscheidende und wichtige Periode, in der wir riesige politische und theoretische Arbeit zu leisten haben. Unter diesen Umständen ist das Ableben von Genossin Piyaseeli ein großer Verlust für uns. Wir setzen den Kampf in den Reihen des IKVI fort.“

Auch Professorin Sarath Wijesuriya vom Singhalesischen Institut der Universität Colombo sprach zu den Versammelten. Sie war Studentin für singhalesische Literatur bei Piyaseeli und erinnerte sich an sie als Persönlichkeit: „Von allen Universitätsdozenten übte sie den größten und bedeutendsten Einfluss aus… Als Lernende verstanden wir, dass ihr umfassendes Wissen aus einem Literaturstudium auf der Grundlage ihrer politischen Ideologie resultierte. Uns war allen klar, dass ihre politische Haltung bei ihrer Arbeit als entwickelte Literaturkritikerin von großem Nutzen war.“

Kapila Fernando, der Leiter der International Students for Social Equality (ISSE) in Sri Lanka, hob den theoretischen Kampf Piyaseelis für den Marxismus hervor, während die Mehrheit der akademischen Lehrer die kapitalistische Ideologie verbreite. „Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verteidigte Piyaseeli das Programm und die Perspektive des Sozialismus gegen die reaktionäre Propaganda, dass der Sozialismus tot sei.“

Fernando ging auf den Kampf für den Aufbau der ISSE in Sri Lanka ein und sagte: “Viele Studenten, die wir trafen, sagten, sie hätten durch das Studium der Arbeiten Piyaseelis gelernt, die Welt materialistisch zu sehen”

K. Ratnayake, Mitglied des Politischen Komitees der SEP sprach im Namen der Partei und hielt die abschließende Rede „Heute nehmen wir physisch von einer Genossin Abschied, die ihr Leben ihrer Arbeit als marxistische Literaturkritikerin und als standfeste Kämpferin für das Programm der sozialistischen Weltrevolution widmete. Ihre Gedanken jedoch überdauern“

Ratnayake zitierte einen Zeitungsartikel, in dem Piyaseeli als “eiserne Frau” beschrieben wurde. So wurde sie charakterisiert, weil sie für ihre trotzkistischen Prinzipien kompromisslos kämpfte. Ihre große Stärke lag in der materialistischen Auseinandersetzung mit idealistischen Ideologien, auch mit dem Einfluss des Buddhismus in Kunst und Literatur.“

Er sagte, ihr Tod falle in die Zeit einer weltweiten kapitalistischen Krise und eines drohenden Weltkriegs. Wenn die Arbeiterklasse in die revolutionären Kämpe eintritt, dann brauche sie das Programm der sozialistischen Revolution und die Partei, für die Piyaseeli einen lebenslangen Kampf geführt hat.

Die Beisetzung wurde mit dem Singen der Internationale beendet.

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Uli Rippert und Peter Schwarz schickten im Namen er Mitglieder der Partei für Soziale Gleichheit (PSG) in Deutschland folgende Botschaft:

Lieber Wije,

liebe Genossen von der SEP,

Mit Bestürzung und großem Kummer haben wir gerade vom plötzlichen Tod Eurer Mitstreiterin Piyaseeli erfahren. Piyaseelis Tod nimmt unserer internationalen Partei ein langjähriges Mitglieds und eine treue Unterstützerin der sozialistischen Perspektiven unserer Bewegung.

Unser Beileid und unser Mitgefühl wollen wir besonders Dir, Genosse Wije und Deiner Familie aussprechen. Du hast nicht nur eine wichtige politische Weggefährtin verloren, sondern auch Deine geliebte Partnerin über viele Jahre und Mutter Deines Sohnes, die viele Jahrzehnte verlässlich an Deiner Seite stand. Wir nehmen an Deiner Trauer teil und versichern dich in dieser schwierigen Zeit unserer Freundschaft und Zuneigung.

Genossin Piyaseeli verkörperte das Beste einer Generation, die die notwendigen politischen Schlussfolgerungen aus dem Verrat der LSSP zog und die Prinzipien des wahren Trotzkismus verteidigte. Später spielte sie durch ihre Bücher, Übersetzungen und Artikel eine wichtige Rolle in der Ausbildung und Erziehung einer neuen Generation von Marxisten

Ihr viel zu früher Tod ist äußerst schmerzlich, ihr Leben war vorbildlich und wird auch in Zukunft viele junge Genossen beflügeln. Wir werden das Andenken an Piyaseeli in unserer internationalen Partei hochhalten. In unserem Gedächtnis wird sie fortleben.

An diesem Tag tiefer Trauer sprechen wir Dir, Genosse Wije, unser tief empfundenes Beileid und unsere besten und freundschaftlichen Wünsche aus.

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