Riesige Explosion in iranischer Raketenbasis tötet ranghohen General

Eine massive Explosion auf einer iranischen Militärbasis am Samstag tötete Generalmajor Hassan Moghaddam und 16 Soldaten der iranischen Revolutionsgarden. Während Teheran die Explosion als Unfall abtat, sind bereits Hinweise aufgetaucht, dass es sich um einen Sabotageakt des israelischen Geheimdienst Mossad handeln könnte.

Moghaddam, der in China und Nordkorea ausgebildet wurde, galt im Iran als der Architekt für das Programm ballistischer Flugkörper. Auf der Alghadir Basis, auf der sich die Explosion ereignete, sind Irans Shehab-3 Raketen, die Israel erreichen können, stationiert. Die Explosion war so stark, dass sie noch in 40 Kilometer Entfernung in Teheran zu hören war.

Wie es für Israel typisch ist, hat es die Verantwortung für die Explosion weder bestätigt noch dementiert. Die israelischen Medien wiesen jedoch auf die mögliche Verwicklung des Mossad hin. Die Zeitung Yediot Aharonot berichtete, dass “einige Erwägungen” darauf hinwiesen, dass die Explosion “das Ergebnis einer militärischen Operation sei, die auf nachrichtendienstlichen Informationen beruht”.

Während er nichts zugab, deutete der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak verklausuliert an, dass es weitere Sabotageakte geben werde. “Ich weiß nichts über das Ausmaß der Explosion. Aber es wäre wünschenswert, wenn solche öfter vorkämen”, sagte er am Sonntag.

Ein Insider westlicher Geheimdienste sagte dem Time Magazin: “Glauben Sie den Iranern nicht, dass es ein Unfall war.” Der Mitarbeiter bestand darauf, dass der Mossad für die Explosion, die Teil einer laufenden verdeckten Kampagne gegen das Nuklear- und Raketenprogramm Irans sei, verantwortlich ist. “Es gibt noch mehr Kugeln im Magazin” sagte der Beamte.

Es gibt Hinweise, dass das iranische Regime nicht an seine eigene Erklärung glaubt. Die britische Zeitung The Guardian berichtete am Montag über die Äußerungen eines ehemaligen Direktors einer staatlichen iranischen Organisation: “Ich glaube, dass die Explosion vom Samstag Teil des verdeckten Krieges gegen den Iran ist, der von Israel geführt wird.” Er fuhr fort und beschuldigte den Mossad, für eine ähnliche Explosion in einer Militärbasis in der Nähe der Stadt Khorramabad im Oktober 2010 verantwortlich zu sein.

Vor der jüngsten Explosion gab es weitere Morde und Sabotageakte, die allgemein dem israelischen Geheimdienst, möglicherweise gemeinsam mit seinen amerikanischen Kollegen handelnd, zugeschrieben werden. Dazu gehören die Ermordung von drei iranischen Atomwissenschaftlern in den vergangenen zwei Jahren und ein gescheiterter Versuch, einen nuklearen Spitzenbeamten im November 2010 zu töten.

Darüber hinaus wird angenommen, dass Israel und die USA für den Computer-Virus Stuxnet verantwortlich sind, der die Zentrifugen in der iranischen Urananreicherungsanlage in Natanz infizierte und beschädigte. Iranische Beamte berichteten nun über einen Duqu Virus. Der Software-Firma Symantec zufolge hat er starke Ähnlichkeiten mit dem Stuxnet Virus.

Die Explosion am Samstag ereignete sich zeitgleich mit Forderungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, der nach der Veröffentlichung des neuesten Berichts der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) letzte Woche ein hartes Vorgehen gegen das iranische Atomprogramm verlangte. Unter dem Druck der USA und Israel enthielt der Bericht einen umstrittenen Anhang, der angeblich zeigt, dass im Iran Projekte laufen, die mit dem Bau einer Atomwaffe zusammenhängen.

In einer Sendung am Sonntag forderte Netanjahu, dass die Welt “Irans Wettrennen, die Bombe zu bauen, stoppen [muss], bevor es zu spät ist”. In Bemerkungen vor dem Kabinett, die in die Medien gelangten, behauptete er, dass der IAEA-Bericht nur enthalte, was beweisbar sei, und fügte hinzu, dass “es noch viele andere Dinge gibt, von denen wir wissen.” In Wirklichkeit beruhte der IAEA Anhang weitgehend auf Geheimdienstinformationen, die von den USA, Israel und den europäischen Mächten geliefert worden waren und die sich hauptsächlich auf Projekte bezogen, die vor fast einem Jahrzehnt beendet worden waren.

Die israelischen Medien berichten, dass Netanjahu und Verteidigungsminister Barak in den letzten Wochen auf eine Zustimmung des Kabinetts für israelische Luftangriffe auf iranische Atomanlagen gedrängt haben. Die Debatte in der israelischen Presse fiel mit dem Test einer israelischen Rakete durch die israelische Luftwaffe auf einem NATO-Stützpunkt auf Sardinien für Langstrecken-Missionen zusammen.

In diesem Zusammenhang erhält die mögliche israelische Beteiligung an der Explosion vom Samstag einen bedrohlichen Aspekt. Die internationalen Medien spekulieren über israelische verdeckte Operationen im Iran, als ob sie normal und legitim seien, aber es sind kriegerische Handlungen. Wenn der Iran ähnlicher Handlungen beschuldigt würde, würden die Medien von Verurteilungen und Forderungen nach Vergeltungsmaßnahmen überquellen. Man braucht sich nur die kriegerische Reaktion auf die dubiosen amerikanischen Vorwürfe im letzten Monat zu erinnern, der Iran hätte geplant, den saudischen Botschafter in den Vereinigten Staaten zu töten.

Die Tötung eines hochgestellten iranischen Generals wird wahrscheinlich zu keiner großen Behinderung des Raketenprogramms des Landes führen. Eine wahrscheinlichere Erklärung ist, dass das Attentat im Rahmen einer Kampagne geplant wurde, die Teheran zu Vergeltungsmaßnahmen reizen soll. Solche Vergeltungsmaßnahmen würden sofort benutzt werden, um ein Klima der Angst und Feindseligkeit zu schaffen, und die Rechtfertigung für eine rasche Eskalation der Konfrontation mit dem Iran zu fabrizieren.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben sowohl Russland als auch China ihren Widerstand gegen weitere Sanktionen gegen den Iran erklärt. Während die europäischen Mächte, darunter Frankreich und Großbritannien, für härtere wirtschaftliche Maßnahmen sind, haben die europäischen Mächte eine sofortige Unterstützung für Militärschläge ausgeschlossen. Es ist gut möglich, dass die israelischen Führer versuchen, eine iranische Reaktion zu provozieren, die benutzt werden könnte, um vereinte internationale Maßnahmen gegen Teheran voranzutreiben.

In einem Blog mit dem Titel “Israel und der Iran: Verdeckte Kriegsführung erhöht auch das Risiko von Vergeltungsmaßnahmen und einem Flächenbrand,” schlug Time Journalist Tony Karon vor: “Der Iran hat sich bis jetzt mit Vergeltungsmaßnahmen für verdeckte Aktionen gegen das Atomprogramm zurückgehalten, weil er spürte, dass diese in Wahrheit das Ziel verfolgten, iranische Vergeltungsaktionen zu provozieren, die wiederum als Vorwand für einen ausgewachsenen militärischen Angriff auf den Iran und seine Atomanlagen dienen würden, zu provozieren.”

Der Druck auf US-Präsident Barack Obama, aggressive Maßnahmen gegen den Iran zu unternehmen, wächst, auch von seinen republikanischen Rivalen im Kampf um die Präsidentschaft. In einer Debatte am Samstag nannte der republikanische Spitzenkandidat Mitt Romney den Iran „das größte außenpolitische Versagen“ Obamas. Er erklärte, er sei bereit, gegen den Iran militärisch vorzugehen und sagte: “Wenn wir Barack Obama wieder wählen, wird der Iran Atomwaffen haben. Wenn Sie Mitt Romney wählen, wird der Iran keine Atomwaffe haben.”

Bei dem Versuch, Romney zu übertrumpfen, sagte der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, dass er “ein Maximum an verdeckten Operationen” führen würde, “darunter das Ausschalten ihrer Wissenschaftler, die Zerstörung ihrer Systeme, alles verdeckt und alles abstreitbar”. Er implizierte, dass solche kriminellen Aktivitäten bereits angelaufen seien, und forderte die USA auf, mit Israel zu koordinieren, um die Auswirkungen auf den Iran zu erhöhen.

Mit einer ähnlichen Absicht argumentierte ein Leitartikel im Wall Street Journal letzten Freitag, dass “die [Obama] Administration nun vor der schwierigen Wahl zwischen einem Militärschlag und vergleichbaren Maßnahmen steht.” Die Zeitung ließ keinen Zweifel daran, wo sie steht: “Kein US-Präsident sollte seinem Nachfolger eine Katastrophe zurücklassen, wie ein nuklearer Iran es wäre.”

In Wirklichkeit ist die Entwicklung hin zu einem rücksichtslosen, neuen Krieg gegen den Iran nicht auf das Atomprogramm seiner Regierung zurückzuführen, sondern wird von US-Ambitionen getrieben, die Vorherrschaft über die energiereichen Regionen Zentralasiens und des Nahen Osten zu erlangen. Auch wenn Obama jetzt erst einmal weitere Sanktionen gegen den Iran fordert, hat er militärische Aktionen nicht ausgeschlossen und damit ein weiteres Mal das Mantra wiederholt, dass “alle Optionen auf dem Tisch liegen”.

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