Keine Fabrikschließung bei Caterpillar! Arbeiter müssen sich gegen Lohnkürzungen zusammenschließen!

Der weltgrößte Baumaschinenhersteller Caterpillar wird seine Triebwagenfabrik im kanadischen London (Provinz Ontario) schließen. Die Entscheidung ist ein weiteres Beispiel für die Härte, mit der Großkonzerne gegen die arbeitende Bevölkerung vorgehen. Sie macht deutlich, wie notwendig es ist, dass sich Arbeiter in aller Welt zusammenschließen und gemeinsam gegen den Abbau von Arbeitsplätzen und die Entrechtung der Belegschaften kämpfen.  

Am Neujahrstag sperrte Caterpillars Tochtergesellschaft Electro-Motive Diesel (EMD) 465 Arbeiter aus ihrem Londoner Werk aus. Sie hatten sich geweigert,  massive Vertragszugeständnisse hinzunehmen und einer 55prozentigen Lohnkürzung zuzustimmen, die den Stundenlohn auf 16 Dollar (11,80 Euro) zurückschrauben sollte. Der Konzern verlangte auch die Aussetzung der Renten.

Vor zehn Tagen teilte Caterpillar mit, dass der Konzern im Jahr 2011 einen Rekordprofit von 4,9 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat. Am vergangenen Freitag kündigte das Management an, dass sie die Aussperrung in London in eine Firmenschließung überführen werde. Diese Schließung wird die Stadt London im Südwesten der kanadischen Provinz Ontario schwer treffen. Die offizielle Arbeitslosigkeit liegt dort bereits bei fast zehn Prozent.

Es wird damit gerechnet, dass Caterpillar die Triebwagenherstellung des Londoner Werks nach Muncie im US-Bundesstaat Indiana verlegt, wo den Arbeitern nur noch 12,50 Dollar pro Stunde gezahlt werden. Am Samstag nahmen tausende arbeitslose Arbeiter an einer „Job-Messe“ in Muncie teil. Ein anderer möglicher Standort ist der Vorzeigebetrieb der EMD in Le Grange im Bundesstaat Illinois. Hier hat die Gewerkschaft United Auto Workers mitgeholfen, eine Reihe von Vertragszugeständnissen durchzusetzen, die die Löhne nahezu auf das Niveau senken, das Caterpillar in London einführen wollte.

Die Gewerkschaft der kanadischen Autoarbeiter (CAW), Tarifpartner der Londoner EMD-Arbeiter, hat die Betriebsschließung in London widerspruchslos akzeptiert. Am Dienstag hat sie mit dem Management Gespräche über einen Sozialplan aufgenommen.

Die Londoner Arbeiter sollten die Wahl zwischen Verarmung durch Lohnsenkung oder Verarmung durch Arbeitslosigkeit, vor die sie Caterpillar mit Unterstützung der Gewerkschaften stellt, rundheraus ablehnen. Sie sollten das Werk besetzen und an alle Arbeiter in den USA und in Kanada appellieren, sie im Kampf gegen jegliche Konzessionen zu unterstützen und sämtliche Arbeitsplätze zu verteidigen.

Eine solche Aktion würde zweifellos massiven Rückhalt finden. Caterpillars Vorgehen hat Arbeiter auf beiden Seiten der kanadisch-amerikanischen Grenze erzürnt. Eine immer größere Anzahl von Arbeitern erkennt, dass ein Erfolg der Konzernleitung  andere Unternehmen ermutigen wird, ihre Belegschaften in ähnlicher Weise zu erpressen.

Wenn eine Gegenoffensive der Arbeiter allerdings Erfolg haben soll, muss sie sich auf eine nüchterne Einschätzung der Lage stützen, vor der die Arbeiterklasse in Nordamerika und in der gesamten Welt steht.

Der Lebensstandard von Arbeitern wird derzeit in aller Welt angegriffen. Die Großkonzerne nutzen die globale Wirtschaftskrise schamlos aus und drohen überall mit Arbeitslosigkeit, um Lohnzugeständnisse zu erpressen und Zusatzleistungen abzubauen. Dass die Gewerkschaften die Waffe des Streiks praktisch aufgegeben haben, hat die Arbeitgeber ermutigt, seit einiger Zeit mit Aussperrungen in die Offensive zu gehen.  

Am selben Tag, als Caterpillar die Triebwagen-Arbeiter in London ausgesperrt hat, hat Rio Tinto Alcan in seinem Schmelzwerk in Alma in der kanadischen Provinz Quebec 750 Arbeiter ausgesperrt. Sie hatten  den Plan der Betriebsleitung abgelehnt, mehr Zeitarbeiter einzustellen und ihnen nur die Hälfte des regulären Lohns zu zahlen. Cooper Tire, ein weiterer internationaler Großkonzern, hat in seinem Werk in Finley im US-Bundesstaat Ohio seit Ende November mehr als eintausend Arbeiter ausgesperrt, weil sie sich gegen die Einführung eines lohnsenkenden Stücklohnsystems wehren.  

Die Gewerkschaften sind angesichts dieses Angriffs auf die Arbeiterklasse nicht einfach hilflos. Diese national orientierten, pro-kapitalistischen Organisationen handeln ganz offen als Komplizen der Kapitalisten.

Seit drei Jahrzehnten haben die Gewerkschaften Zugeständnisse und Produktivitätssteigerungen im Namen der „Rettung von Arbeitsplätzen“ durchgesetzt. Sie haben bei der Restrukturierung von Konzernen und der Vernichtung von Millionen von Arbeitsplätzen in den USA und in Kanada mitgewirkt. Sie haben jeden gemeinsamen Kampf kanadischer und amerikanischer Arbeiter systematisch sabotiert.

Wenn es Caterpillar jetzt gelingt, die Arbeiter in Illinois gegen ihre Kollegen in Kanada auszuspielen und so den Lebensstandard aller Arbeiter zu senken, dann ist das das direkte Ergebnis der Unterdrückung des Klassenkampfes und der Förderung eines bösartigen Nationalismus durch die Gewerkschaften.

Die US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) unterstützt ganz offen die Politik der Obama-Regierung, deren Ziel es ist, Arbeitsplätze in die USA zurückzuholen und die sich dabei auf die Verarmung amerikanischer Arbeiter durch gewerkschaftlich mitgetragene Lohnkürzungen und die Abwertung des US-Dollar stützt.

Die Politik der kanadischen Autoarbeitergewerkschaft (CAW) ist nicht besser. Sie hat bei der Restrukturierung der Autoindustrie und ihrer Umwandlung in eine lukrative Profitquelle für Investoren eine entscheidende Rolle gespielt. 2009 hat sie nach der Insolvenz von General Motors und Chrysler zusammen mit der Obama-Administration und Kanadas konservativer Regierung  neue Verträge eingeführt, die den Stundenlohn auf 19 Dollar (14,30 Euro) die Stunde gesenkt haben.

Die kanadische Gewerkschaft hat nie erwogen, sich Caterpillars Erpressung durch die Mobilisierung der amerikanischen Caterpillar-Beschäftigten für einen gemeinsamen Kampf zu widersetzen. Dass sie die Schließung des Werks in London so schnell hingenommen hat, zeigt, dass sie die Diktatur der Kapitalisten über das sozioökonomische Leben und die Unterordnung der grundlegendsten Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung unter die Profite einiger Weniger auch weiterhin unterstützt.  

Um Arbeitsplätze und Löhne zu verteidigen und einen Kampf zu führen, der den internationalen Großkonzernen die ganze Stärke der internationalen Arbeiterklasse entgegenstellt, müssen die Arbeiter in allen Ländern organisatorisch und politisch mit den Gewerkschaften brechen. Es sollten Basiskomitees geschaffen werden, die sich den Gewerkschaften entgegen stellen, Arbeiter international vereinigen und militante Arbeitskämpfe wie Betriebsbesetzungen und Streiks organisieren. Sie müssen jegliche Zugeständnisse und jeglichen Arbeitsplatzabbau ablehnen und eine unabhängige politische Bewegung der Arbeiterklasse zum Kampf für den Sozialismus entwickeln.  

Die Großkonzerne und ihre Regierungen verlangen, dass die Arbeiter durch Lohnverzicht und den Abbau von sozialen und öffentlichen Dienstleistungen für die kapitalistische Krise bezahlen. Die Arbeiter sollten ihnen ein Programm entgegenstellen, das die Wirtschaft durch die Errichtung von Arbeiterregierungen radikal reorganisiert, internationale Unternehmen und Banken in öffentliches Eigentum überführt und sie unter die Kontrolle der Arbeiterklasse stellt.

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